Wow – wenn das mal kein „altes“ Spiel ist. Pünktlich zum Launch der PlayStation 2 demonstrierte Ridge Racer V damals, wie Next-Gen Rennspiele auszusehen haben. Nun nicht ganz, denn dem Titel fehlte es an mehr als einer Ecke an Umfang und Optionen. Was aber noch nerviger war, ist die fehlende PAL Anpassung. Fette schwarze PAL Balken zieren den oberen und unteren Rand des Bildschirms. So hatte sich niemand die nächste Konsolengeneration vorgestellt. Und um ehrlich zu sein, diese dicken Balken waren es auch, die mich bislang immer davon abhielten, Geld in den Namco Renner zu investieren. Tragisch, wenn man bedenkt, dass ich die Ridge Racer Reihe doch liebe...
Welcome to Ridge City FM
Vorbei scheinen die Zeiten zu sein, wo es ein geniales Rendervideo zum Start gab. Die Einleitung zum fünften Ridge Racer Spiel ist alles andere als hübsch und wartet mit einem virtuellen Model auf, dass Reiko Nagase (Ridge Racer Type 4) nicht das Wasser reichen kann. Aber das sollte nicht die einzige Enttäuschung bleiben. Nach der Armada von Fahrzeugen in Ridge Racer Type 4 und der charmanten Idee mit den verschiedenen Rennställen, holt euch Ridge Racer V wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Hier wird pures, reines Arcaderacing geboten, ohne großen Schnickschnack oder riesigem Umfang. Das ist ja schön und wäre 1995 sicherlich auch ein absoluter Hit gewesen (Ridge Racer 1 bot ja quasi nur eine Strecke), aber irgendwie haben alle Spieler nach dem vierten Teil etwas mehr erwartet. Bekommen haben sie dagegen nur sieben Strecken und eine handvoll Fahrzeuge. Gut, es gibt so etwas wie ein rudimentäres Tuning, bei dem man die Farben, das Design und die Felgen wechseln kann, aber das war es dann auch schon. Genauso schlicht präsentiert sich übrigens auch die Modiauswahl. Neben dem Freeplay Modus (bei dem man nach Herzenslust ein Fahrzeug testen kann), gibt es noch Time Attack (hier fährt man gegen die Uhr) und den Grand Prix Modus. Letzterer bietet neben dem Standard GP aber auch nur ein paar weitere Herausforderungen. Bevor man dort allerdings teilnehmen kann, muss man sich erst einmal einen Rennschlitten aussuchen.
Rivelta, Himmel, Denver
Anfangs stehen sechs Autos zur freien Auswahl. Unterteilt sind diese in zwei Kategorien: Drift und Grip a drei Klassen (Easy, Normal, Extrem). Ridge Racer Veteranen wählen natürlich sofort die Drift Variante, schließlich erlauben nur diese Klassen ein gekonntes driften um die Kurven, ohne vom Gas gehen zu müssen. Grip ist dagegen eher für Leute gedacht, die vor einer Kurve bremsen müssen und dann gezielt und ohne jemals die Kontrolle über das Gefährt zu verlieren, um die Kurve schlittern. Bemerkenswert ist, dass man trotz Analogunterstützung immer noch am Besten kommt, wenn man die Boliden digital via Digitalkreuz über den Asphalt steuert. Das ist einfach viel präziser und direkter, als über den Analogstick. Aber was sage ich, die richtigen Cracks haben sowieso ein Neg-con oder Jog-con Pad, mit dem sich das Spiel eh besser steuert, als mit einem normalen Joypad. Größte Herausforderung für den Spieler sind in den späteren Cups, aber nicht die KI Fahrer (die ziemlich hirnlos ihre Runden drehen und sobald man sie überholt, für immer hinten bleiben), sondern die PS stärkeren Wagen und damit verbunden die höhere Geschwindigkeit. Plötzlich fahren sich die Kurse ganz anders und man muss die Kurven differenzierter nehmen. Da man bei jedem Rennen vom letzten Platz aus startet, ist das Überholen der Gegner übrigens kein Zuckerschlecken, was vor allem daran liegt, dass die KI Fahrzeuge immer einen Boost bekommen, sobald man sie auch nur ein bisschen anrempelt. Fairerweise profitiert davon auch der Spieler, aber da die anderen Fahrer niemals riskante Fahrmanöver wagen, sind diese Fälle eher selten. An Strecken selbst gibt es wie gesagt gerade einmal sieben Kurse, die allesamt in Ridge City angesiedelt sind. Fans der Serie werden sich an den Megakurs aus dem ersten Teil erinnern und ähnlich sind auch die neuen Strecken angeordnet. Man wird somit immer wieder durch Passagen fahren, die auch in anderen Kursen integriert sind. Rennstrecken aus den anderen Ridge Racer Spielen gibt es übrigens nicht, was ein wenig schade ist. Dafür kann man jedoch fast jede Strecke bei Tag, am Abend und in der Nacht fahren. Insbesondere die dunklen Varianten sind ziemlich fordernd, da es keine riesigen Leuchtpfeile gibt, welche die nächste Kurve anzeigen. Außerdem kommt in späteren Rennen noch erschwerend hinzu, dass es so genannte Sudden Death Zusatzregeln gibt, was nichts anderes als Checkpoints und Zeitlimits bedeutet. Ihr müsst also nicht nur alle Gegner überholen, sondern auch noch in der Zeit bleiben. Immerhin muss man (zumindest am Anfang) nicht unbedingt den ersten Platz in den Meisterschaften (jeweils vier Rennen) belegen, um weiterzukommen. Solltet ihr dennoch erster werden, dürft ihr Gegner gezielt im Time Attack herausfordern und deren Rundenzeit unterbieten. Wenn man das darauf folgende Duell gewinnt, winkt als Belohnung ein neues Auto. Ihr solltet übrigens wirklich lernen, mit eurem Wagen umzugehen, da es nicht möglich ist, das Fahrzeug später zu wechseln, es sei denn, ihr habt bereits mit anderen Autos die Meisterschaften auch gewonnen. Zu zweit könnt ihr natürlich auch ein Duell wagen, aber macht euch auf einige böse Überraschungen gefasst. Nicht nur, dass ein krasser Nebel auf den Strecken herrscht, man darf zudem nur noch in der Stoßstangenperspektive fahren und es gibt keine KI Gegner mehr. Wenigstens haben die Entwickler eine Option für den 2Player Boost im Spiel gelassen.
Technik von Über-Über-Morgen
Zumindest das verspricht uns der Packungstext auf der Rückseite der Spielhülle: Spiegelndes Glas, Special Effekte, hochwertige Automodelle, Lichteffekte wie sie bis dato noch nie zu sehen waren und so weiter und so fort. Versetzt man sich nun in die damalige Zeit zurück, als das Spiel auf den Markt kam, so muss man sagen, dass es schon einen gewaltigen technischen Sprung von der 32bit zur 128bit Generation gab. Nicht nur das Ridge Racer V optisch jeden PS1 Racer in die Tasche steckt, das Spiel wartet auch mit realistisch aussehenden Wagenmodellen auf, verwöhnt das Auge mit einer stylischen Menüführung, bietet ausreichend Hintergrunddetails (zum Beispiel vorbeischwebende Flugzeuge und Hochbahnen) und besitzt eine felsenfeste 50fps Bildwiederholrate. Gerade an letzterem knabbern heutzutage immer mehr Rennspiele, sehr zum Ärger der Profis. Leider ist nicht alles Eitel Sonnenschein und es existieren mehr als genug Probleme. Angefangen bei den hässlichen PAL Balken: Diese zeugen nicht gerade von technischem Fortschritt! Weitere Mängel finden sich in dem fehlenden Anti-Aliasing, welches für grobe Pixelkanten sorgt, die wiederum ein recht heftiges Flimmern verursachen. Das wenige Pop-Up in der Ferne und ein paar grobe Texturen lassen sich dagegen noch recht gut verschmerzen. Zum Schluss noch eine Notiz am Rande, Ridge Racer V erschien hierzulande nur auf einer normalen CD und rackert deswegen ganz schön laut im DVD Laufwerk der PS2 rum.
Musikalisch kann das fünfte Ridge Racer nicht komplett überzeugen. Es gibt zwar einige Songs auf dem elektronisch angehauchten Soundtrack (Zum Beispiel: Samurai Rocket), die perfekt zum Autofahren geeignet sind und wiederum existieren Tracks (Boom Boom Satellites), die einfach nur nerven. Vergleicht man die Musik direkt mit dem Vorgänger, liegt die Akustik von Ridge Racer V einige Meilen hinter den bekannten Liedern (Burning Rubber, Ridge Racer) zurück. Nervig ist auch der Ansager, der jedes Rennen kommentieren muss. Dessen Stimme erinnert an einen 14 jährigen, der gerade sein erstes Moped bekommen hat. Ergo, das ist nichts Gutes! Ausschalten kann man das Geschwafel zu allem Überfluss auch nicht.
FAZIT:
Da wir und gerade wieder an der Schwelle zur nächsten Konsolengeneration befinden, ist es sicherlich interessant zu sehen, welchen Sprung die Spiele beim letzten Mal gemacht haben. Als Starttitel der PS2 zeigt Ridge Racer V zwar Grafiken, die auf der PS1 niemals erreichbar gewesen wären, aber das eigentliche Gameplay ist sogar als Rückschritt gegenüber dem Vorgänger zu bewerten. Wenig Umfang und noch weniger Weiterentwicklung beim Spielkonzept sind nicht gerade Sachen, mit denen man für eine neue teure Konsole bewerben sollte. Trotz all dieser Unkenrufe (und trotz der miesen PAL Anpassung) macht Ridge Racer V Spaß. Wer auf locker leichtes Arcadegameplay steht, sollte somit selbst heutzutage noch einen Blick auf den Titel werfen. Schließlich bekommt ihr kurzweiliges und trotzdem forderndes Gameplay bei fast keinem anderen Rennspiel mehr geboten.
[ Review verfasst von .ram ]
PS: Die Bewertung orientiert sich natürlich an der Zeit, als der Titel auf den Markt kam. Eine Abwertung kassierte das Spiel lediglich in der Grafik- und Spielspaßwertung für die vergeigte PAL „Anpassung“.
Pluspunkte:
Minuspunkte:
PAL Balken
Grafikflimmern
Umfangsarm