Kennt noch einer das Videospiel Giants für die PlayStation 2? In dem Titel steuert man eine von drei Fraktionen, darunter der Riese Kabuto und die grünen Marsmännchen, die um die Kontrolle eines fernen Planeten kämpfen. Jede Rasse spielt sich dabei komplett anders, aber der Titel wartete nicht nur mit frischen Gameplay Ideen auf, sondern bot auch eine abgespacete Optik. Das Entwicklungsstudio, welches hinter Giants steht, hat vor einigen Wochen ein neues Spiel – exklusiv für die PSP – auf den amerikanischen Markt gebracht. Wir zeigen euch, ob das originelle Spielkonzept von Infected auch auf lange Sicht überzeugen kann.
Jingle bells, Jingle bells, Jingle all the way
Was für eine Katastrophe! Genau zur Vorweihnachtszeit bricht mitten in New York eine neue Epidemie aus. Urplötzlich verwandeln sich vormals harmlose Fußgänger in gierige Zombies, die wiederum andere Passanten anfallen und infizieren. Zur Bekämpfung der Seuche existiert kein Heilmittel. Doch Officer Stevens, in dessen Rolle der Spieler schlüpft, ist immun gegen das Virus und wird dazu berufen, fortan Gegenmaßnahmen zu leiten.
Kill all the white people
Das Ziel des Spiels ist simpel und deswegen auch schnell erklärt: Bringt einfach alle Infizierten um! „Hauptwaffe“ dafür ist euer eigenes immunes Blut, dass ihr via „Viral Gun“ in der Gegend verspritzen könnt. Um den Infizierten aber eine Ladung davon verpassen zu können, müssen sie erst einmal angeschossen werden und ihre komplette Lebensenergie verlieren. Für diese Aufgabe stehen wiederum konventionelle Waffen zur Verfügung. Neben Pistole, Shotgun und Maschinengewehr, erwartet euch später sogar eine Bazooka und eine Kettensäge. Damit das Spielgeschehen jedoch nicht zum simplen Gemetzel verkommt, sorgt ein ausgeklügeltes Combosystem für Punktewahn. Schießt ihr beispielsweise mehrere Infizierte ab, verbindet sich deren „Blutfluß“ miteinander und ihr könnt auf einen Schlag gleich mehrere Zombies mit einer Ladung aus der Viral Gun neutralisieren. Für hohe Kombinationen gibt es nicht nur viele Punkte und Multiplikatoren, sondern auch neue Waffen und versteckte Kostüme/Charaktere. Die dadurch gesammelten Punkte werden am Ende einer Mission (von denen es knapp über dreißig gibt) mit harter Währung verrechnet. Mit den Moneten lassen sich daraufhin Charakterattribute und Waffen aufrüsten bzw. kann man auch neue Tötungsinstrumente dazukaufen. Klingt soweit eigentlich alles recht spaßig, wenn da nicht die Missionen wären. Diese unterteilen sich nämlich nur in drei Kategorien: „Kill’em All“, „Helipad“ und „Defender“. Bei den „Kill’em All“ Aufträgen geht es darum, wie der Name schon suggeriert, alle Infizierten zu töten. Die „Helipad“ Aufträge stellen derweil das Retten der Überlebenden in den Vordergrund und erst danach geht man auch hier nach dem „Kill’em All“ Prinzip vor und legt alle Infizierten um. Beim Spielen wurde mir allerdings schnell klar, dass diese Missionsart nicht wirklich durchdachte wurde. Man muss als erstes durch die Straßen rennen, um alle nicht infizierten Menschen einzusammeln. Diese lädt man dann schnellstmöglich bei den Helistationen ab und fängt erst jetzt damit an, die Infizierten abzuschlachten. Zögert man anfangs zu lange und hält sich damit auf, die Infizierten gleich umzulegen, verwandeln die restlichen Zombies nämlich die Überlebenden in der Zwischenzeit zu Ihresgleichen. Man wird also gezwungen erst einmal alle Zivilisten einzusammeln. Taktik oder Strategie sind nie gefragt. Dadurch hätte man sich den ganzen Rettungsaspekt gänzlich sparen können und die Missionen gleich als „Kill’ em All“ Aufträge deklarieren können. Die letzte Variante verlangt da schon etwas mehr Fingerspitzengefühl. In den „Defender“ Einsätzen müsst ihr eine Gruppe Polizisten oder Zivilisten vor den Infizierten schützen. Gar nicht so leicht, wenn die Zombies von allen Seiten und in mehreren Bezirken gleichzeitig angreifen. Zwar läuft auch hier alles im Grunde darauf hinaus, alle Infizierten zu töten, aber das Beschützen der Menschen steht definitiv im Vordergrund. Kurzfristig machen die Aufträge dank des einfachen Gameplays Spaß, doch schon nach einiger Zeit stellt sich eine große Monotonie ein. Bosskämpfe oder Geschicklichkeitseinlagen gibt es nicht. Nicht einmal sonderlich viele Einsatzgebiete in Manhatten existieren. Immer und immer wieder muss man durch die gleichen drei Kulissen rennen. Abwechslung sucht man vergebens und das drückt natürlich auf den Spielspaß.
All my friends are dead
Ursprünglich war Infected als reines Multiplayerspiel konzipiert wurden. Vor dem Spielstart kreiert man seinen eigenen Avatar, der im Ad-hoc/Onlinemodus als Virenträger herhalten muss. In einem Multiplayerspiel muss man nun versuchen, die Bevölkerung mit dem eigenen Virus zu infizieren und mit einer Überzahl an Infizierten den Gegner zu töten. Sogar an eine Weltkarte haben die Entwickler gedacht, wo man sieht, wo sich ein anderer Virenträger aufhält. Leider hört sich das nur auf dem Papier gut an, fehlt es dem Konzept in der Wirklichkeit doch an Optionen und Taktik, um auch über einen längeren Zeitraum fesseln zu können. Schließlich läuft auch hier alles auf das „Kill’ em All“ Prinzip hinaus. Der Fakt, das man alle seine Modifikationen aus der Einzelspielerkampange übernehmen darf, sorgt zudem für Balancing Probleme und auch die eher ruppige Steuerung ist nicht unbedingt ein Spaßgarant. Während das automatische Zielsystem beispielsweise noch gute Dienste leistet, ist es einfach eine Qual, die Spielfigur zu drehen. Besonders wenn die Infizierten hinter einem her rennen. Warum die Entwickler gerade diese wichtige Bewegung so vergeigt haben, ist mir schleierhaft. In einem Deathmatch ist es nicht nur wichtig zu „strafen“, sondern man muss sich auch schnell drehen können. Einzig, eine Taste existiert, mit deren Hilfe man sich im Nu komplett umdrehen kann, doch das hilft meistens wenig und erschwert eigentlich noch zusätzlich die Orientierung.
Blutbad
Technisch macht Infected einen guten Eindruck. Die Hintergrundgrafik sieht bübsch aus, es werden viele Infizierte gleichzeitig auf dem Schirm dargestellt, es gibt zahlreiche Effekte und die Ladezeiten sind angenehm kurz. Anderseits gibt es kaum Variation bei den Gegnern, starke Ruckler bei zuviel Action und hässliche Animationen der Spielfigur (Man schaut dieser immer über die Schulter). Erwähnenswert sind noch die Zwischensequenzen, die manchmal zum totlachen komisch sind. Überhaupt spielt Humor (der von der schwarzen Sorte) eine große Rolle in Infected. Die englischen Sprecher bringen diesen besonders in den Missionsbriefings gekonnt zur Geltung. Musikalisch wird die Gore-Action dagegen passenderweise mit lizenziertem Nu-Metal (Slipknot, Chimaira, Ill Nino usw.) untermalt. Findige Naturen schalten zudem im Laufe des Abenteuers alle Bandmitglieder von Slipknot frei.
FAZIT:
Während die Grundidee hinter Infected richtig begeistern kann, ist die Ausführung doch äußerst ernüchternd geraten. Der Singleplayermodus bietet dem Spieler einfach zu wenig Abwechslung, um ihn dauerhaft vor die PSP zu locken und im Multiplayermodus vermisse ich spielerische Tiefe, welche durch zusätzliche Optionen und einer größeren Auswahl erreicht hätte werden können. Was bleibt ist ein Metzelspiel, das durch bitterbösen Humor und literweise Blut zumindest kurzfristig Spaß macht, auf Dauer aber kaum motivieren kann. Von Infected hatte ich mir persönlich eindeutig mehr versprochen.
[ Review verfasst von .ram ]
PS: Eine Europaversion ist bislang übrigens noch nicht angekündigt und ich bezweifle, wenn Infected hierher kommt, das es in der Form auch in Deutschland auf dem Markt erscheint.
Wir danken www.us-games.de für die Bereitstellung des Testmusters.
Pluspunkte:
-
Blut, Blut, Blut
-
Witzig
-
Onlinemodus
Minuspunkte: