In Japan sind sie Helden - Symbole für Stärke und Gerechtigkeit - ehrfürchtige Krieger. Die Rede ist natürlich von den Samurai. Während dort pro Jahr immer wieder zahlreiche Videospiele zu dem Thema erscheinen, sieht es mit der Akzeptanz der Kämpfer in Europa eher weniger gut aus, schließlich haben wir unsere Ritter und Fantasybarbaren. Das schlägt sich natürlich auch in den Spieleveröffentlichungen nieder. Die Jungs und Mädels von der japanischen „Game Republic“ unter Leitung von „Yoshiaki Okamoto“ (Street Fighter, Devil May Cry etc.) haben jetzt jedoch mit Genji ein PlayStation 2 exklusives Spiel abgeliefert, das nicht nur alle bisher da gewesenen Samurai Spiele in den Schatten stellen soll, sondern auch der westlichen Action Konkurrenz das Fürchten lehren will.
Wir schreiben das Jahr 1159.
Japan liegt im Chaos - der bösartige Taira Clan hat die Macht im Land ergriffen. Um dieses Ziel zu erreichen, vernichteten sie den Clan der Minamoto. In einer brutalen Schlacht starb zudem auch noch Yoshitomo Minamoto, der Anführer des Minamoto Clans. Um den Sieg der Taira zu gewährleisten, setzten die Anführer auf die Hilfe mehrerer Kriegsherren, die wiederum während die Kraft der geheimnisvollen „Amahagane“ nutzten. Die Amahagane sind Edelsteine, die eine magische Kraft besitzen und ihrem Träger unvorstellbare Macht verleihen.
Ihr schlüpft in die Rolle von Yoshitsune Minamoto, dem Sohn von Yoshitomo Minamoto und euer Ziel ist es, die Amahagane zu finden und mit der Hilfe einer der Priesterin Shizuka Gozen die Steine zu einem einzigen, mächtigen Stein zu vereinen, um mit dessen Hilfe Japan von der tyrannischen Herschafft der Taira zu befreien. Nach kurzer Spielzeit werdet ihr auf den Mönch Benkei treffen, einen Mann von zwei Meter Größe, der problemlos mehre Gegner mit seinem riesigen Knüppel zu Boden schlägt. Benkeis größter Wunsch ist es, der Minamoto Koalition wieder an die Macht zu helfen, weswegen er sich Yoshitsune anschließt und euch als zweiter spielbarer Charakter im weiteren Spielablauf zur Verfügung steht.
Gameplay
Wird man bei Genji das erste Mal in einen Kampf verwickelt fühlt man sich direkt an die Onimusha Spiele von Capcom erinnert, denn das gesamte Gameplay wirkt sehr ähnlich und bietet zahlreiche Parallelen. Allerdings konzentriert sich Genji wesentlich stärker auf die Action und lässt Rätsel komplett außen vor. Da die Knobeleinlagen noch nie das wahre in Onimusha waren, ist diese Entscheidung auch nicht zu bedauern. Neben normalen Gegnern werdet ihr auch auf diverse Zwischen- und Endgegner treffen, welche nur mit taktischem Vorgehen zu besiegen sind. Vor den meisten Levelabschnitten entscheidet ihr euch, ob ihr mit dem schnellen und wendigen Yoshitsune oder lieber mit dem langsamen aber kräftigeren Benkei spielen möchtet. Beide eurer Charaktere können ihre Amahagane auf Knopfdruck im Kampf einsetzen. Durch die Kraft der Amahagane verlangsamt sich die Zeit und ihr könnt Gegner mit nur einem Schlag töten. Dieser Effekt ist wirklich schön in Szene gesetzt und bringt eine Menge Abwechslung ins Spiel. Aber Vorsicht, wirklich leicht ist diese Technik nicht zu beherrschen, da Timing eine entscheidende Rolle spielt. Ebenfalls für Abwechslung sorgt die Möglichkeit, die Charaktere aufzuleveln und mit verschiedensten Waffen und Rüstungen auszustatten. Während eurer Streifzüge findet ihr jedoch nicht nur Waffen und Rüstungen, sondern auch diverse Gegenstände die ihr beim Schmied in Spezialwaffen umarbeiten lassen könnt.
Ein großes Lob gibt es an dieser Stelle für das Kampfsystem von Genji, denn es bietet dem Spieler etliche leicht zu erlernende Schwertkampfbewegungen, welche dank Motion-Capturing äußerst geschmeidig in das Spiel integriert wurden. Für die „Bewegungsabläufe“ wurde übrigens der japanischen Schwertmeister „Mitsuhiko Seike“ angeheuert, der bereits bei etlichen Schwertkampffilmen als Berater tätig war. Realistisch sind die Kampfstile dennoch nicht, aber das war auch nicht das Anliegen der Entwickler. Man wollte in erster Linie für eine hervorragende Optik sorgen, was dem Team auch perfekt gelungen ist.
Doch leider gibt es für all die positiven Aspekte des Spieles auch einen ordentlichen Spielspaßdämpfer - die Spielzeit. Diese fällt mit gerade mal sechs Stunden nämlich recht mickrig aus. Der verhältnismäßig niedrige Schwierigkeitsgrad trägt seinen Teil auch noch dazu bei. Hat man das Spiel einmal beendet, darf man sich zwar noch an allerlei Extras (Zwischensequenzen, Musikplayer, usw.) erfreuen und das Spiel auf einem anderen Schwierigkeitsgrad mit oder ohne aufgelevelten Helden noch einmal durchspielen, aber ein fader Beigeschmack bleibt trotzdem. Sechs Stunden für 60 € sind und bleiben für meinen Geschmack zu wenig Unterhaltung für das Geld.
„Zeit der Kirschblüte“
Nun kommen wir zur Grafik – diese ist leider ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite wird man mit wunderschönen Landschaften und landestypischer Architektur verwöhnt, so wie man es auf der PS2 wohl noch niemals zuvor gesehen hat. Auf der anderen Seite leidet das Spiel leider unter einigen niedrig aufgelösten Texturen und einem verhältnismäßig starkem Kantenflimmern. Selten lagen der „Aha“ und der „Och nee“ Effekt so nah beieinander, wie bei diesem Spiel. Jedoch gibt es noch einige andere Pluspunkte: So wird man während des Spieles mit wunderschönen Rendersequenzen verwöhnt und auch die weiter oben bereits angesprochenen „weichen“ Bewegungsabläufe der Charaktere sind ein wahrer Augenschmaus. Selbst die etwas „starre“ Kamera macht ihren Dienst recht gut, so dass ihr eigentlich immer alles im Blick haben solltet. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Framerate (60fps), die allerdings an einigen Stellen etwas einbricht, im Endeffekt das rasante Gameplay doch immer noch unterstützt. Was das Level-Design angeht, wurde ganze Arbeit geleistet. Die Landschaften sind abwechslungsreich gestaltet und lassen niemals Langeweile aufkommen. Kämpft ihr euch gerade noch durch einen wunderschönen Wald, seid ihr wenig später in riesigen Tempelanlagen unterwegs. Im späteren Spielverlauf findet ihr euch auch noch in einer märchenhaften Winterlandschaft wieder. Während dem Spielen kann es deswegen schon einmal vorkommen, das man an schönen Orten einfach stehen bleibt und sich in aller Ruhe an der schönen Landschaft erfreut.
„Alte Trommeln – satter Sound“
Bei der Musikuntermahlung dreht Genji richtig auf. Der satte Sound zieht den Spieler unverzüglich in seinen Bann und lässt ihn bis zum Spielende nicht mehr los. Die Musikuntermalung passt sich immer der aktuellen Situation im Spiel an, so erkennt ihr beispielsweise, nahende Gegner schon an der etwas hektischeren Musik. Aber nicht nur die Musikuntermahlung ist genial und absolut passend, sondern auch die Sprachausgabe. Die Sprecher wirken allesamt sehr motiviert und realistisch. Wer es übrigens gerne so authentisch wie möglich haben möchte, darf sich an der original japanischen Tonspur erfreuen. Dazu wählt man vor Spielbeginn aus, ob man lieber die englische oder doch die japanische Sprachausgabe hören will. Was die Untertitel angeht, hat man die Wahl zwischen Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Doch warum muss ich diese Auswahl vor jedem Spielstart treffen? Das kann auf Dauer schon etwas nervig werden – sinnvoller wäre es gewesen, diese Einstellung mit auf der Memorycard zu speichern. Das I-Tüpfelchen stellt übrigens die Dolby Pro Logic II Unterstützung da.
FAZIT:
Genji hat mich trotz einiger Grafikschwächen voll und ganz überzeugt. Die Atmosphäre, welche durch Musik, Leveldesign und Gameplay erschaffen wird, ist schlichtweg brillant. Sollte Genji 2 (welches bereits für die PlayStation 3 angekündigt ist) optisch noch „sauberer“ werden und an Umfang gewinnen, dann erwartet uns ein wahres Meisterwerk. Für Genji 1 gilt solange: Wer mit der kurzen Spielzeit leben kann (frei nach dem Motto: Lieber sechs Stunden Unterhaltung vom Feinsten, als 20 Stunden Langeweile), sollte zugreifen – es lohnt sich.
[ Review verfasst von Flek ]
Pluspunkte:
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Tolles Ambiente
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Schönes Kampfsystem
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Sehr gute Präsentation
Minuspunkte: