„The Godfather“, zu Deutsch „Der Pate“ ist vielleicht einer der besten Filme, die je gedreht wurden. Mit der Ankündigung eines Spieles zu den Vorlagen sorgte Electronic Arts für allerlei Aufregung unter den Film-Fans, welche fürchteten, wieder eine zweitklassige Filmversoftung zu erhalten. Daher die Frage: Schafft es das Spiel, dem hohen Qualitätstandart der Filme gerecht zu werden – oder sollte man es lieber im nächsten Fluss versenken? Wir finden es für euch heraus!
Das Spiel startet mit einer Sequenz, in welcher ihr mitverfolgt, wie eure Eltern bei einem Bombenanschlag auf eine Bäckerei verwundet werden. Eure Mutter überlebt den Anschlag und auch euer Vater ist anfangs noch wohlauf. Doch einige Minuten später durchsieben plötzlich mehrere Schüsse aus einer Tommy Gun seinen Körper. Es war eine verfeindete Familie, die euren Vater hinterrücks ermordete.
Nach dieser Einführungssequenz dürft ihr euch erstmal einen individuellen Charakter erstellen. Mit einem handlichen Editor legt ihr das Aussehen eures Protagonisten fest. Auswahl und Angebot von Kleidung sind anfangs noch stark eingeschränkt, was aber in erster Linie an eurem mageren Portemonnaie liegt. Aber glaubt mir, das wird sich im Handumdrehen ändern, so dass ihr euer virtuelles Ebenbild schnell in „feinen Zwirn“ hüllen könnt. Während ihr euren Charakter erstellt, vergehen in der Story des Spieles neun Jahre. Der kleine Junge, der seinem Vater beim Sterben zusehen musste, ist erwachsen geworden, aber immer noch lodert in ihm das Verlangen nach Rache. Auch Don Corleone weiß, dass der Durst nach Vergeltung noch immer euer Handeln beeinflusst, deshalb macht er euch ein Angebot, das ihr nicht ablehnen könnt. Arbeitet für die Corleone Familie und ihr werdet eure Rache kriegen – gewiss!
"Ich glaube an Amerika. Ich bin in Amerika reich geworden."
Einmal im Spiel angekommen, bemerkt man schnell einige Parallelen zu Rockstar Games erfolgreicher Spieleserie Grand Theft Auto. Der Pate bietet euch eine originalgetreue Nachbildung des alten New Yorks, mitsamt Bürgern, Fahrzeugen, Läden etc. Ihr könnt euch in der Stadt frei bewegen - ob nun zu Fuß oder in einem geklauten Fahrzeug, dass bleibt euch überlassen. Um jedoch an die Spitze der Corleone Familie zu gelangen, müsst ihr dafür sorgen, dass euch die anderen Mitglieder der Familie respektieren. Den meisten Respekt erlangt ihr durch das Erledigen der Hauptmissionen. Dabei haben die Entwickler entschlossen, euch als „Neben-Charakter“ an den wichtigsten Geschehnissen der Filme teilhaben zu lassen. Das ist vor allem deswegen gelungen, da man so die wichtigsten Geschehnisse der Filme aus einer anderen Perspektive erlebt und man so nicht das Gefühl hat, die Filmhandlung einfach nur stur zu wiederholen. Dank abwechslungsreicher Missionen und fair verteilten „Checkpoints“ kommt dabei niemals Frust auf. Lediglich zum Ende des Spieles wirkt alles etwas künstlich gestreckt und der Spaßfaktor fällt leicht ab.
Neben den Hauptmissionen gibt es für euch eigentlich nur noch zwei weitere Möglichkeiten, an Respekt und Geld zu gelangen – Mordaufträge und Erpressung. Das Erpressen „Feature“ ist einer der größten Pluspunkte des Spieles. Überall in der Stadt gibt es nämlich Läden, Restaurants, Bäckereien, Fleischereien, Mode-Geschäfte, Hotels etc. und genau diese gilt es dabei zu übernehmen. Ein Großteil der Läden wird jedoch bereits von einer der vier verfeindeten Familien, die in New York ihr Unwesen treiben, kontrolliert und dementsprechend auch stark bewacht. Bevor ihr also erst einmal bis zum Besitzer des Geschäftes vorgedrungen seid, habt ihr euch bereits mehrerer Wachen erledigt. Seid ihr dann mit dem Ladenbesitzer alleine, gilt es ihn davon zu überzeugen, dass er Schutz braucht. Einige sind schon alleine von dem Massaker, dass ihr mit den Wachen angerichtet habt, so verängstigt, dass sie sofort einwilligen, euch Schutzgeld zu zahlen. Aber es gibt auch Shopbesitzer, die den Ernst der Lage nicht richtig verstanden haben. Jedoch lassen sich auch diese von euch überzeugen – entweder zertrümmert ihr ihren Laden oder prügelt sie windelweich, irgendwann gibt auch der härteste Bursche auf und wird zahlen. Solltet ihr bei euren Übernahmeversuchen mal einen Ladenbesitzer töten, ist das Geschäft bei eurem nächsten Besuch übrigens geschlossen. Wer zudem sicher gehen möchte, dass er keinen Ärger mit der Polizei bekommt, sollte vorher den Polizeichef des Viertels schmieren und et voila, schon sehen die Polisten eine bestimmte zeitlang weg.
"Das ist nicht wie beim Militär, wo du auf 1 Km Entfernung abdrückst, du musst ganz dicht ran und badapeng spritzt Dir sein Gehirn auf deinen schönen neuen Anzug..."
Die Steuerung bietet im Großen und Ganzen gewohnte Kost und geht dementsprechend locker von der Hand. Eine Besonderheit gibt es dennoch: Geschlagen wird mit dem rechten Stick. Das hört sich zwar erstmal komisch an, im Spiel funktioniert diese Technik aber erstaunlich gut. So könnt ihr ohne Probleme Gegner rumschubsen, schlagen oder auch erdrosseln. Bei Schießereien übernimmt der Analogstick dagegen eine andere Funktion. Habt ihr euer Ziel anvisiert, könnt ihr mit dem Stick verschiedene Trefferzonen auswählen. Feuert ihr dem Gegner zum Beispiel in die Kniescheibe, wird er auf der Stelle zusammensacken und ist euch nun hilflos ausgeliefert. Wer jetzt so richtig böse sein möchte, kann sein Opfer in aller Ruhe exekutieren. Da all das auch mit Zivilisten funktioniert und teilweise recht brutal in Szene gesetzt wird, hat das Spiel verdienterweise eine "ab 18" USK Wertung erhalten.
Copy & Paste
Sieht die recht große Stadt noch ziemlich gut und vor allem detailliert aus, versagt die Technik bei diversen Kleinigkeiten. So sind unter anderem die Fahrzeuge, die in der Stadt unterwegs sind, nicht sonderlich hübsch gestaltet. Das fängt schon damit an, dass die Fahrzeuge keine durchsichtigen Scheiben besitzen. Auch fällt einem schnell auf, das die Entwickler wohl keinen allzu großen Wert auf Abwechslung gelegt haben, so kam es mir vor, als ob nur eine Hand voll verschiedener Fahrzeugtypen durch die Stadt fahren. Auch sehen alle Gebäude nahezu gleich aus. Das geht sogar soweit, dass alle Hauptquartiere, sowie Lagerhallen im Spiel einander gleichen, wie ein Ei dem anderen. Sogar die Gegner stehen in diesen Gebäuden immer an den gleichen Stellen. So hat man öfters das Gefühl, alles doppelt und dreifach zu erledigen. Die Spannung, welche man beim Angriff auf die erste Lagerhalle oder das erste Hauptquartier hatte, verfliegt aber spätestens dann, wenn man genau das gleiche zum dritten oder vierten Mal machen soll. Abwechslungsreich nenne ich das jedenfalls nicht!
Im Gegenzug dazu, stehen die detaillierten Charaktere, allen voran die Umsetzungen der Schauspieler aus dem Film. Diese wurden technisch einwandfrei ins Spiel gebracht und man erkennt sofort, welcher Schauspieler den Entwicklern jeweils als Vorbild diente. Zu der recht dichten Atmosphäre des Spieles tragen auch die wirklich guten Synchronsprecher sowie die unterhaltsamen Ingame-Zwischensequenzen bei. Was die musikalische Untermalung angeht, muss man dem Spiel zu gute halten, dass es diverse Stücke aus dem brillanten Soundtrack der Filme ins Spiel geschafft haben. Leider wiederholen sich diese jedoch permanent, was irgendwann anfängt zu nerven. Ein umfangreicherer Soundtrack wäre definitiv wünschenswert gewesen.
FAZIT:
Der Pate ist ein grundsolides Spiel, welches die superbe Atmosphäre der Filme gekonnt einfängt. Allerdings verhindern die vielen kleinen technischen Mängel eine höhere Wertung. Trotzdem - solltet ihr ein Faible für Mafiosi-Filme haben, dürft ihr dennoch unbesorgt zugreifen. Ein besseres Spiel zu diesem Thema gibt es nämlich nicht auf der PlayStation 2.
[ Review verfasst von Flek ]
Pluspunkte:
-
Faire Missionen
-
Gute Synchronisation
-
Trefferzonen
Minuspunkte: