Previews  Reviews     PS5  PSVR2  PS4  PSVR  PS3  Vita  PSP  PS2  Hardware  Specials 
DRIVER: Parallel Lines
3. Mai 2006

Wie in meinem Kommentar zum OnPSX Test von DRIV3R nachzulesen ist, bin ich kein besonders großer Fan des dritten Driver Spieles. Das hat verschiedene Gründe, zum einen fand ich die Schießeinlagen zu Fuß unausgegoren und dementsprechend fehl am Platz und zum anderen waren mir viel zu viele Missionen nach dem Trial & Error Prinzip gestrickt. Somit war und ist DRIV3R ein ziemlich frustrierendes Erlebnis und nach meiner Meinung kein Highlight in der Geschichte von Entwickler Reflections. Insofern hatte ich auch keine allzu hohen Ansprüche, als ich die Vollversion des neuesten Driver Spieles in mein PS2-Laufwerk legte. Warum das Spiel meines Erachtens noch mehr abgebaut hat und schon bedrohlich Richtung Mittelmaß abrutscht, erfahrt ihr in meiner ausführlichen Rezension.

2 Handlungen = 1 Spiel

Der Ansatz von „Parallel Lines“ ist gar nicht mal so schlecht. In zwei verschiedenen Jahrzehnten erlebt man die tragische Geschichte von The Kid, einem so genannten Wheelman (Fahrer). Der erste Teil spielt dabei in den 70igern, als The Kid noch ein junger Bursche ist und denkt, er wäre der Coolste in ganz New York. Wie sich später herausstellen wird, hätte er vielleicht doch nicht jedem trauen sollen, der ihm über den Weg läuft. Der zweite Teil handelt dann 30 Jahre später. The Kid (mittlerweile nicht mehr so jung) hat endlich seine Knaststrafe abgesessen und sinnt auf Rache an denen, die ihn damals hintergangen haben. Das sollte eigentlich ausreichend Stoff für eine spannende Geschichte hergeben, aber trotzdem ist es Reflections nicht gelungen, den Storyverlauf packend zu inszenieren. Die ganze Story wirkt sehr vorhersehbar und ist für meinen Geschmack auch etwas zu übertrieben dargestellt. Die knappen 30 Jahre, die The Kid beispielsweise im Knast sitzt, müssten ihn 2006 viel älter erscheinen lassen, als wie er im Spiel wirklich dargestellt wird. Zudem muss ich sagen, dass The Kid in den 70igern nicht gerade wie ein toller Hecht aussieht, sondern eher wie eine Luftpumpe wirkt. Im direkten Vergleich war Tanner`s Charakter weitaus glaubhafter und kam besonders im dritten Teil härter und kompromissloser rüber.

Back to Driving

Immerhin hat man sich im neuesten Driver Spiel wieder mehr auf das Wesentliche, nämlich das Fahren, konzentriert und lässt die Ballereinlagen weitestgehend außen vor. Das die „On-Foot“ Missionen trotzdem nicht komplett aus dem Spiel verschwunden sind, liegt vor allem an der gewachsenen Anbiederung an Grand Theft Auto und Co. Schließlich hat man für „Parallel Lines“ ganz New York (sogar zweimal – 1976er und 2006er Version) nachgebildet. In dem städtischen Moloch kann man nach Herzenslust rumrasen und zahlreiche optionale Minispiele absolvieren. Dummerweise finden sich in der offenen Welt auch zahlreiche Probleme, die das Spielgeschehen in Driver teilweise sogar stark beeinträchtigen. Da wären zum Beispiel die extrem langen Fahrzeiten, bis man bei einem Missionsstartpunkt erreicht. Es kann doch nicht sein, dass die Garagenverstecke (in denen ihr speichern könnt, euer Auto wechselt bzw. modifiziert und Lebensenergie tankt) allesamt in den Außenbezirken von New York liegen. Lediglich eine Wohnung in Manhatten wird euch später zum aufmunitionieren, speichern und Energie auffüllen, zugestanden. Autos kann man da nicht verstauen oder wechseln. Kein Wunder also, dass die ewige Fahrerei mit der Zeit ziemlich ätzend wird. Eine nicht geringe Mitschuld tragen daran übrigens auch die Gesetzeshüter, die selbst den kleinsten Verstoß gnadenlos ahnden. Wer nicht wirklich vorschriftsmäßig durch die Stadt zuckelt, bei jeder Ampel hält, keine Spurwechsel vornimmt und vor allem keine Unfälle baut, der fährt zwar sicher, braucht dafür aber von A nach B mindestens eine halbe Stunde. Ist man ein ungeduldiger Mensch, so wie ich, der gerne das Gaspedal durchdrückt, kann man quasi immer damit rechnen, dass man sich auf einer Strecke mit der Polizei mehrere Verfolgungsjagden liefern wird. Im Grunde wäre das aber noch nicht einmal so problematisch, wenn man die Cops auch wieder leicht abschütteln könnte. Aber die Gesetzeshüter erweisen sich als äußerst zäh, machen selten Fahrfehler, crashen ungestüm in den Spieler hinein und schießen nach einer Weile mit Shotguns auf euch. Der Fahndungslevel steigt dadurch schnell ins Unermessliche und man wird gezwungen, ein neues Auto zu klauen. Dabei muss man jedoch aufpassen, nicht wieder von der Polizei erwischt zu werden, sonst besitzt das neue Fahrzeug den gleichen Fahndungslevel, wie das Alte. Schlimmer noch, sieht euch die Polizei zu Fuß, steigt euer persönlicher Fahndungslevel. Die Cops erkennen euch dadurch sogar in neuen Autos. Wenig spielspaßfördernd ist zudem die Tatsache, dass die Garagen keinen Unterschlupf gewähren, wenn euch etliche Gesetzeshüter am Hinterteil hängen. Das mag vielleicht noch irgendwo realistisch sein, aber nervt extrem.

Immerhin wurden die Missionen zum großen Teil fairer gestaltet und mit Checkpoints versehen. Das man dem Spieler nichts bahnbrechend Neues präsentiert, ist dagegen etwas enttäuschend. Viele Missionsarten hat man so oder in ähnlicher Form bereits in den Vorgängern gesehen (Angst einflößen, Drogenfahrt). Nur wenige Aufträge wissen mit Einfallsreichtum und Finesse zu gefallen. Persönliches Highlight war für mich die Entführung des Kolumbianers, die nicht nur toll in Szene gesetzt wurde, sondern bei der man sich auch wahrhaftig als „Wheelman“ fühlt. Zwischendurch müsst ihr übrigens immer wieder zu Fuß los und den ein oder anderen Ballerauftrag erledigen. Dabei hätte man annehmen sollen, dass die Entwickler aus dem Vorgänger gelernt hätten, aber Fehlanzeige! Das neue Zielsystem hört sich nur in der Theorie gut an, in der Praxis versagt die Zielautomatik komplett und lässt den Spielspaß schnell abflauen. Beispiele gefällig? Oftmals werden Passanten anvisiert, obwohl ein böser Bube genau vor euch steht. Bei mehreren möglichen Zielen entscheidet das System sich immer für das unwichtiger. Das gleiche gilt übrigens auch für das Schießen aus dem Auto, dass nur manuell in der Egoperspektive durchführbar ist. Überzeugend ist allerdings nach wie vor das Fahrmodell der verschiedenen Autos. So lenkt sich ein Muscle Car wesentlich anders, als ein 2006er Sportwagen. Nur bei den Motorrädern versagten die Entwickler wieder vollends. Die zweirädrigen Maschinen steuern sich immer noch träge und unrealistisch. Bootsfahrten gibt es keine mehr – dafür darf man sich im Verlauf des Geschehens zweimal hinter ein MG klemmen. Das ist aber alles schon bekannt, denn so was gab es bereits in DRIV3R.

Jobs – Money – Cars

Damit die riesige Metropole nicht so trostlos erscheint, wie zum Beispiel Los Angeles in True Crime: Streets of LA, hat man einige Nebenaufträge eingebaut. Diese zusätzlichen Missionen sind kein Muss, bessern aber euer Bargeld auf und belohnen euch mit Bonusautos. Die Auswahl reicht dabei von Rennveranstaltungen, über Abschleppdienste, bis hin zu illegalen Untergrund-Rennen durch die Stadt. Es warten jedoch auch versteckte Aufträge, wie Taxi-Fahrten, Verfolgungsjagden mit Fluchtautos usw. auf euch. Diese Minijobs werten das Spielgeschehen ordentlich auf und lassen die Umgebung interaktiver erscheinen. Zudem sind in ganz New York 50 Sterne versteckt (jeweils in jedem Jahrzehnt), die es zu entdecken gibt. Mit Hilfe dieser Objekte schaltet ihr neue Waffen frei. Leider hat es der vorher angekündigte Multiplayermodus letztendlich doch nicht mehr in das Spiel geschafft. Macht aber nichts, denn in den überfüllten Straßen des Big Apple gestalten sich Rennen sowieso extrem schwierig. Etwas weniger Verkehr (insbesondere bei Kreuzungen) wäre definitiv wünschenswert gewesen. Ein cooles, wenn auch sehr nutzloses Feature ist das Auftunen von Fahrzeugen. Alle Vehikel, die ihr in der Garage geparkt habt, dürft ihr optisch und technisch aufmotzen. Die Palette reicht dabei von Motor und Bremsupgrades, über kugelsichere Reifen, bis hin zu verschiedenen Bodykits. Das coole dabei ist, wirklich jedes Fahrzeug kann getunt werden, selbst Mülltransporter oder Panzer! Trotzdem ist das Feature relativ nutzlos, da ihr (wie oben schon erwähnt), dank der nervigen Polizei öfters das Fahrzeug wechseln müsst bzw. diese Methode einfach den leichteren Weg darstellt, die Polizei wieder abzuschütteln.

Summer in the City

Einen wirklichen Schritt nach vorn, stellt die Technik von Driver: Parallel Lines nicht da. Es gibt zwar ausreichend Verbesserungen, aber die halten sich mit den zahlreichen neuen Mängeln die Waage. Dementsprechend nehmen sich DRIV3R und Driver: Parallel Lines im Endeffekt nicht viel zu einander. Auf den folgenden Zeilen widme ich mich einigen Aspekten der Technik etwas detaillierter, damit ihr euch einen besseren Überblick verschaffen könnt.

Framerate:

Definitiv besser geworden. Man muss zwar auch noch in „Parallel Lines“ mit Rucklern rechnen, sobald auf dem Bildschirm richtig was los ist, aber dafür läuft das Spiel sonst immer mit 30fps ausreichend flüssig.

Fahrzeugmodelle:

Der Punkt geht an den Vorgänger. Nicht nur hinsichtlich des Designs, sondern auch in Sachen Modellierung, haben die Fahrzeuge im neuen Teil deutlich abgebaut. Die Karossen sehen einfach ein ganzes Stück schlechter aus. Was mir persönlich noch missfiel, ist die fehlende Anlehnung an reale Vorbilder. Zwar kann man hier und da noch erkennen, von welchem Fahrzeug das virtuelle Modell inspiriert wurde, aber den Großteil machen reine Fantasiemodelle aus.

 

Texturen und Animationen:

Unentschieden würde ich mal sagen. DRIV3R bietet eindeutig die besseren Texturen, aber da „Parallel Lines“ weitaus mehr Details, Fahrzeuge und eine größere Umgebung darstellt, nimmt man die matschigeren Wandtapeten noch gern in kauf. Wenig getan hat sich dagegen bei den Animationen der Figuren. The Kid bewegt sich so dermaßen steif, das man meinen könnte, er habe einen Stock im Hintern stecken. Die mangelnde Intelligenz der Passanten, die sich bereitwillig überfahren lassen, anstatt zur Seite zu springen, stößt mir auch noch sauer auf.

Auch wenn Driver: Parallel Lines bei der Technik keinen wirklichen Sprung nach vorne verzeichnen kann, bedeutet das allerdings nicht, dass die Grafik hässlich oder gar schlecht wäre. Vielmehr bietet der neueste Teil eine große Stadt in zwei verschiedenen Jahrzehnten, eine Fülle an Details, fließenden Übergang zwischen Tag und Nacht und sehr, sehr viele Autos auf den Straßen. Der ärgerlichste Punkt bei der Grafik, ist jedoch der verkorkste Bildmodus. Ich habe nichts gegen 16:9 Unterstützung, so was spielt in der nächsten Generation immerhin eine wichtige Rolle, aber bei den aktuellen PS2 Spielen will ich zumindest einen vernünftigen Vollbildmodus im 4:3 Format. Was wird mir jedoch bei „Parallel Lines“ geboten? Entweder spielt man das Spiel mit fetten schwarzen Balken oben und unten im Breitbildmodus, oder man muss mit einem gezoomten Widescreen Bild auskommen, das zu allem Überfluss auch noch stark gequetscht ist. Dadurch wirken nicht nur die Anzeigen verzerrt, sondern auch die Autos, Menschen und Zwischensequenzen. Wer keinen 16:9 Fernseher sein eigen nennt, lebt entweder damit, die Hälfte im Spiel nicht zu erkennen (wie zum Beispiel die Cops auf dem Radar), oder man nimmt die Verzerrung in kauf und sieht somit alles. Ich habe mich letztlich immer wieder für das unpromoptionale 4:3 Bild entschieden, da man dort schlichtweg mehr erkennen konnte und das Fahren sich dadurch wesentlich angenehmer gestaltete.

The Sound of the 70s

Wenn ein Spiel in den Siebzigern handelt, braucht es natürlich den passenden Soundtrack. Und genau den bietet Driver: Parallel Lines. Eine Vielzahl an großartigen Musikstücken aus dieser Zeit sorgt in Verbindung mit der angenehmen Farbpalette, in die sich die Großstadt zu dieser Zeit kleidete, für das richtige Flair. Im krassen Gegensatz steht dazu die 2006er Episode, die mit blauen, kühlen Farben einen modernen, aber nüchternen Eindruck hinterlässt. Dazu gibt es einen Mix aus modernem Post-Rock, Hip-Hop und elektronische Musik, der aber im Vergleich zu den Klassikern aus den 70igern doch etwas abfällt. Radiosender gibt es übrigens keine, vielmehr wird immer ein neues Lied angespielt, sobald ihr in ein neues Auto einsteigt. Das nervt auf Dauer, da man gerne ein paar Songs auch zu Ende hören möchte, dank der Polizei jedoch dazu gezwungen wird, das Fahrzeug öfters zu wechseln. Die englische Sprachausgabe passt vorzüglich und die Charaktere kommen authentisch rüber. Nur die deutsche Version hinkt dagegen wie bei DRIV3R hinterher. Der Großteil der Sprecher macht zwar noch einen halbwegs passablen Job, aber gerade der Hauptcharakter spricht wie eine Trantüte und wirkt dadurch sehr amateurhaft.

FAZIT:

Eigentlich hatte ich gehofft, dass man die zahlreichen Probleme des Vorgängers konsequenter ausmerzen würde. Aber vieles, was mich bei DRIV3R nervte, finde ich auch im neuesten Teil der Serie wieder. Egal ob das nun die verkorkste Motorradphysik, die ausgelutschten Missionen, oder die nach wie vor misslungenen Ballersequenzen sind - all das plagte bereits den Vorgänger. Dazu gesellen sich noch die viel zu pingeligen Gesetzeshüter, weshalb das Spielgeschehen oftmals in purer Frustration ausartet. Ironischerweise kam es mir manchmal so vor, als ob das Autofahren in Grand Theft Auto mehr Spaß machen würde. Deshalb kann mein Rat nur wie folgt lauten: Leiht euch das Spiel vorher aus der Videothek aus und testet selber an, ob euch „Parallel Lines“ zusagt. Ich persönlich empfand das Spielgeschehen jedenfalls nicht sonderlich berauschend.

[ Review verfasst von .ram ]

PS: Der beliebter Director Modus, bei dem ihr eure eigenen Stunts aufzeichnen konntet, fiel der Schere zum Opfer. Nun ist es nur noch möglich sich per Slow-Motion Taste das aktuelle Geschehen anzuschauen.

Pluspunkte:

  • New York frei befahrbar
  • Nebenmissionen
  • Checkpoints in den Missionen

Minuspunkte:

  • Director-Modus rausgeflogen
  • Kein richtiges 4:3
  • Zu aggressive Polizei


Infos zum Spiel
NameDRIVER: Parallel Lines
SystemPlayStation 2
PublisherATARI
EntwicklerReflections Interactive
GenreAction
USKab 16 Jahren
Preis49,99 €
Release
 16.03.2006
 14.03.2006
Spielerzahl1
SpracheDeutsch
Englisch
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
60HzNein
Vollbild 50HzNein
PAL BalkenNein
Speicherbedarf148 KB
Progressive ScanNein
Dolby ProLogic IIJa
EyeToyNein
Mehr...

vergrössern
vergrössern
vergrössern
vergrössern
vergrössern

Screenshot Galerie
DRIVER: Parallel Lines
Gameplay
7.0
Atmosphäre
7.0
Grafik
8.0
Sound
8.0
Singleplayer
7.0
 

Impressum - Team - Cookie-Policy - Datenschutzerklärung

Alle Produkttitel | Herstellernamen | Warenzeichen | Grafiken und damit verbundene Abbildungen sind Warenzeichen und/oder urheberrechtlich geschütztes Material ihrer jeweiligen Inhaber.
All referenced company names, characters and trademarks are registered trademarks or copyrights of their respective owners.

Copyright © 2011 chrizel
Powered by KooBI 2.2 © 2004
dream4