Als das Spiel in Japan unter dem Namen OZ angekündigt wurde, war die Freude bei Actionfans in aller Welt groß. Immerhin stand hinter dem Titel das berühmte Suikoden III Team. Wie in aller Welt sollte da etwas schief gehen? Zudem ließ sich dank des kryptischen Titels vermuten, dass der Actionslasher eine alternative Version von dem berühmten Märchen „Der Zauberer von OZ„ erzählen würde. Doch weit gefehlt, OZ steht nämlich „nur“ für Over-Zenith, eine Gruppe von Elitekämpfern, die im Auftrag der Götter agieren. Um etwaige Verbindungen zu der berühmten Geschichte komplett zu vermeiden, entschied sich Konami das Spiel für den westlichen Markt umzubenennen und verpasste dem Titel den „tollen“ Namen „The Sword of Etheria“.
The Gods give Rock`n`roll to you
Zumindest in diesem Spiel stimmt das nicht. Vielmehr sind es die Götter, die den Menschen schaden, sie terrorisieren und damit ihren eigenen Untergang heraufbeschwören. Aber ich will nicht um den heißen Brei herumreden, sondern gleich zum Punkt kommen. Die Story ist mies und dafür gibt es keine Entschuldigung. Wie viele Male mussten wir in asiatischen Spielen in der Rolle des großen Bruders (Fiel) die kleine Schwester (Dorothy) retten? Wenn ihr mich fragt, viel zu oft! Das Fiel auf seiner Reise wertvolle Verbündete kennen lernt (Leon und Almira) und hinter die Geheimnisse der Götter kommt, dürfte folglich niemanden verwundern. Alles wirkt so dermaßen abgedroschen und uninspiriert, dass man das Gefühl nicht loswird, das gleiche Abenteuer bereits hundertmal zuvor erlebt zu haben. Wenn wenigstens die Präsentation stimmen würde, aber selbst hier versagt das Spiel gänzlich. Nur selten gibt es ein paar aufwendige Zwischensequenzen, das meiste beschränkt sich auf öde Gespräche der Marke: „Fiel?“ „Ja!“ „Fiel, wohin willst du gehen?“ „Nach Nordosten!“ und ein paar langweilige Ingame Sequenzen. Zum weiterspielen animiert das jedenfalls nicht. Selbst das Ende ist vorhersehbar und wirkt unheimlich vertraut.
Chain of Attack
Wenn ihr euch tatsächlich mit Sword of Etheria auseinandersetzen wollt, dann sollte euch klar sein, dass ihr das ausgefallene Kampfsystem perfekt beherrschen müsst, um das Spiel erfolgreich zu beenden. Ein kleines Tutorial wird euch zwar anfangs noch etwas behilflich sein, um jedoch später weiter zu kommen, müsst ihr eure Schläge sekundengenau timen können. Aber wie funktioniert das Kampfsystem eigentlich? Grundsätzlich gibt es nur eine Angriffstaste, die ihr so schnell wie möglich und so oft hintereinander drücken solltet, damit ihr eine Komboattacke starten könnt. Dadurch wird der Gegner für kurze Zeit bewusstlos geschlagen. Visualisiert wird das durch eine Reihe von sich drehenden Sternen über dem Haupt des Monsters. Nun müsst ihr den Gegner zu einem eurer Partner kicken (was allerdings nicht immer auf Anhieb klappt), indem ihr zuerst nach unten schlagt und dann nach oben haut. Der CPU Kämpfer wird jetzt (sofern er freie Sicht hat) zu dem fliegenden Schergen hinstürmen und ihn weiter mit Schlägen bombardieren. Kurz danach schmeißt er ihn zum zweiten CPU Kämpfer (wird übrigens immer per Sprachausgabe angekündigt), welcher wiederum auch ein paar Schläge austeilt. Danach fliegt das Monster wieder zu euch zurück und ihr seid an der Reihe. Die Schwierigkeit besteht jetzt darin, den Gegner sofort zu treffen, somit weiter zu beharken und dann wieder zu einem CPU Partner zu schleudern. Im Kampf mit mehreren Feinden ist das nämlich ziemlich schwierig. Angriffe gehen daneben, oder ein Monster trifft euch und ihr stürzt zu Boden. Sollte es euch trotzdem gelingen, beginnt der Ringeltanz von neuem. Am ehesten ist das mit einer Runde Wasserball oder Beach Volleyball vergleichbar. Ein Spieler bewegt den „Ball“ weiter zum nächsten Spieler, der wiederum den „Ball“ zu einem anderen Mitstreiter schlägt. Das System bringt euch insgesamt zwei Vorteile: Zum einen lassen sich so auch größere Gegner schnell und effizient töten und zum anderen baut sich eine zusätzliche Energieleiste für Spezialangriffe auf. In bis zu drei Stufen könnt ihr, sobald der Balken eine Stufe mehr als die Hälfte gefüllt hat, mit euren beiden Mitstreitern kraftvolle Superattacken vom Stapel lassen, die den Gegnern ordentlich Energie abziehen. Insbesondere bei den Bosskämpfen ist dieser Spezialangriff ein wichtiger Bestandteil zum Sieg. Das Kampfsystem ist insgesamt recht innovativ geraten und bei einzelnen Gegnern zudem gut anzuwenden (sofern man das System verinnerlicht hat), aber sobald sich mehrere Monster auf dem Schirm tummeln, wird es ungemein schwer, die Attacken genau zu timen. Immerhin wird die Übersicht schlechter, die Framerate knickt oftmals ein und man muss auch noch aufpassen, von den übrigen Bösewichtern nicht getroffen zu werden.
Over Zenith
Für jeden absolvierten Level gibt es eine Punktbewertung, die euch zeigt, wie gut oder schlecht ihr gewesen seid. Ab der Hälfte des Spieles könnt ihr die einzelnen Abschnitte zudem wiederholen, um euch zu verbessern und höhere Ränge zu erspielen. Allerdings bleibt noch die Frage zu klären, wer sich das Gemetzel freiwillig noch ein zweites Mal antut. Schließlich ist das Gameplay trotz des unkonventionellen Kampfsystems nicht gerade prickelnd und wiederholt sich viel zu oft. Rätsel oder abwechslungsreiche Aufgaben sind quasi nicht vorhanden. Die meiste Zeit über lautet euer Befehl: Töte sie alle! Wer sich dennoch dazu berufen fühlt, das Spiel auf jedem erdenklichen Schwierigkeitsgrad mit jedem Charakter durchzuspielen, wird mit sehr viel Bonusmaterial belohnt. Die Auswahl reicht dabei von neuen Spielfiguren, über verschiedene Outfits, bis hin zu Bonuslevels.
Rengoku?
Ich mag ausgefallene Grafikstile und beim Anschauen des Einführungsvideos von The Sword of Etheria hegte ich die Hoffnung, dass das Spiel den dort gezeigten Pinselstrich Stil weiterführen wird. Aber dem ist nicht so, stattdessen wartet man in den seltenen Zwischensequenzen mit einem düsteren Cell-Shadingstil auf und bietet im eigentlichen Spiel nur einen stinknormalen, einfachen Polygonlook. Ganz große Klasse - es kommt mir so vor, als ob gleich drei Leute die Zügel bei der künstlerischen Ausrichtung des Spiels in der Hand hielten. Die einzelnen Elemente wirken nämlich einfach zu verschieden, um zusammenzupassen und um ehrlich zu sein, vermisse ich auch eine klare optische Linie, die sich durch das Spiel zieht. Trotzdem versinkt der Titel nicht ganz in der visuellen Belanglosigkeit, denn einige der Endgegner und die Designs der Rüstungen wissen durchaus zu gefallen, auch wenn sie stark an einen Titel aus gleichem Hause erinnern (Rengoku: Tower of Purgatory). Regelrecht hässlich wirken dagegen die uninspirierten Levels, die später nur noch eintönige Höhlen und noch eintönigere... Höhlen bieten. Details oder ausgefallene Architektur sucht man komplett vergebens! Dazu gesellen sich noch die zahlreichen Framerateprobleme, die den Titel immer wieder plagen. Während unser Heldentrio beispielsweise in den engen Gängen schnell und flüssig (60fps) vorwärts kommt, sinkt die Bildrate in großen Räumen mit vielen Gegnern auf nur noch 30 Bilder pro Sekunde ab. Damit könnte man aber immer noch leben, wären da nicht die oft auftretenden Slowdowns, die ein präzises Ausführen der Kombos fast unmöglich machen. Zu Beanstanden ist außerdem noch die übertrieben pingelige Kollisionsabfrage, die immer wieder zu Ungunsten des Spielers entscheidet und dadurch auf Dauer ziemlich nervt. Musikalisch wird euch, wie so oft bei japanischen Spielen, ein Mix aus Rock, Pop und Klassik geboten, der zwar nicht unbedingt schlecht ist, aber auch keine Akzente setzen kann. Richtig übel ist dafür die Sprachausgabe geraten. Neben den mittelmäßigen englischen Sprechern, die nur über wenig Charisma verfügen, fällt besonders die deutsche Lokalisierung negativ auf. Welcher Trottel ist denn bei Konami auf die Idee gekommen, die Hälfte des Spieles in Deutsch zu synchronisieren und die andere Hälfte (Zwischensequenzen) in englischer Sprache zu belassen? Während ihr also spielt, labert das Trio in miesem Deutsch, sobald ihr jedoch zum Zuschauen verdammt seid, reden die Charaktere in Englisch. So ein durcheinander macht selbst den letzten funken Atmosphäre zu Nichte. Wenigstens hat Konami eine Option eingebaut, die euch erlaubt, das Spiel auch komplett in Englisch zu spielen. Alles in Allem weckt die Anpassung allerdings schlimme Erinnerungen an die vergeigte Lokalisierung in Metal Gear Solid (PS1).
FAZIT:
Auf welche Zielgruppe soll das Spiel denn abzielen? Ich kann mir nicht einmal vorstellen, dass in Japan besonders viele Spieler an dem Titel interessiert waren und im Westen sollten es noch mal ein paar weniger sein. Mehr oder minder hat man nämlich schon alles bei anderen Spielen gesehen und das zumeist in besserer Ausführung. Klar, das Kampfsystem ist ziemlich einzigartig, aber die starke Fixierung auf die Kombos lässt alternatives Kämpfen quasi gar nicht zu. Besonders bei den Bosskämpfen bekommt man das zu spüren. Was mich persönlich noch gestört hat, war die uninspirierte Geschichte, die vielen visuellen Stile, die nie richtig passen taten und die extrem langweilige Levelgestaltung. Somit werden nur Hardcore Actionfans ein bisschen Freude an dem Spiel haben. Alle anderen sollten einen großen Bogen um den Titel machen.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
Minuspunkte: