Sonne, Sommer, Sonnenschein... wer würde bei diesen Temperaturen jetzt nicht gerne an karibischen Stränden lustwandeln, herrlich blaues Meer vor sich haben und den Papageien auf den Palmen zuschauen? Was, dass wäre zu schön? Na, dann schnappt euch doch die PSP-Version von Fluch der Karibik 2 und laßt es mit Jack Sparrow in der Südsee so ordentlich krachen... allerdings: Lest vorher diesen Test, damit ihr wißt, was euch erwartet und ob ihr die Zeit nicht doch sinnvoller am nächstgelegenen Baggersee verbringt...
Mit Fluch der Karibik 2 liefert Buena Vista die Spiel-Umsetzung des aktuellen Kino-Hits mit Johnny Depp auch für die PSP als waschechtes Third-Person Action-Adventure, dass einen manchmal durchaus etwas an Tomb Raider oder noch mehr, Prince of Persia erinnert.
Ihr startet mit Jack in einem dunklen Verließ, aus dem es erstmal zu entkommen gilt. Das gesamte erste Level in diesem Verließ dient dabei quasi als Tutorial und bringt euch die Steuerung und das Kampfsystem näher. Und schon schnell merkt man dabei, dass hier zwar viele nette Ideen im Ansatz vorhanden sind, die Umsetzung allerdings zu wünschen übrig läßt. Das Kampfsystem erscheint auf den ersten Blick frisch und erinnert sogar ein wenig an Sonys Action Kracher „Mark of Kri“ von der PS2... leider sieht es jedoch nach dem zweiten Blick nichtmal mehr halb so gut aus. Das Grundprinzip ist simpel: Bekommt ihr es mit einem Gegner zu tun, erscheint über dessen Kopf der Button, mit dem ihr in attackieren könnt (also X, Viereck oder Kreis, Dreieck ist für Springen etc. reserviert). Ihr geht dann also auf euren Gegner los und drückt so lange diesen Button, bis plötzlich kurzzeitig ein anderer erscheint (also meinetwegen wechselt er von X dann auf Viereck). Nun drückt ihr Viereck und verpasst eurem Feind damit quasi den „Finish-Move“. Soweit so gut. Allerdings ist dieses System nicht nur extrem simpel, es langweilt einen nach ein paar Kämpfen ziemlich, man hat überhaupt keine Möglichkeit, irgendwie taktisch zu kämpfen, denn drückt ihr einen anderen Button als den angezeigten, pariert der Gegner schlichtweg euren Schlag und ist damit quasi nicht zu bezwingen. Was also bleibt ist simpelstes Button-Hämmern, was wirklich einfach nur ermüdend ist. Dazu sind eure Gegner alles andere als schlau, ihren Ovrteil ziehen sie aber meist schlicht aus der Masse. Da Jack keinerlei Option hat, irgendwie zu blocken oder auszuweichen, sind Kämpfe mit mehreren Gegner meist nur ein unübersichtliches Getümmel, aus dem Jack nicht selten als Verlierer hervorgeht... und dann zum letzten Checkpoint zurückgesetzt wird. Auch deren Verteilung ist mehr schlecht als recht und eine Speichermöglichkeit innerhalb eines Levels gibt es erst gar nicht. Hier kann also durchaus sehr schnell mal Frust aufkommen.
Ey Oh und ne Buddle voll Rum
Doch habt ihr euch mit dem Kampfsystem einigermassen angefreundet, bekommt ihr es gleich noch mit der Kamera zu tun, die oft Positionen einnimmt, die euch alles zeigen, nur nicht das Wesentliche. Sie ist glücklicherweise per L- und R-Button frei drehbar, dennoch hätte man auch hier bessere Arbeit leisten können. Auch nervig: Während des Spiels gilt es bestimmte Karten zu sammeln, die ihr benötigt, um eure Gegner zu stellen. Diese Karten sind manchmal allerdings recht gut versteckt, sprich man übersieht schnell mal eine. Wenn ihr nun aber dem Ende des Spiels entgegen marschiert, und euch fehlen Karten für den letzten Gegner... tja, dann heißt es die Levels nochmal auf der Suche nach den fehlenden Karten abzuklappern. Auch kleinere Geschicklichkeitseinlagen halten euch bei Laune und an sich sind sie wirklich nur eine verhältnismäßig geringe Anforderung... wenn die Steuerung nicht so bockig wäre. Zum einen ist das Kollisionverhalten teilweise unter aller Sau (man steht beispielsweise klar und deutlich neben einem Lavabecken, und trotzdem bekommt man plötzlich massiv Gesundheit abgezogen, als wenn man in der Lava stehen würde). Auch Sprungpassagen sind so oft wirkliche Nervensache, bis man Jack richtig positioniert hat, damit er gut rüberkommt. Immerhin bekommt ihr als Gegenstück manchmal ganz gelungene kleinere Rätsel serviert, die das Spiel wenigstens etwas auflockern. Auch mit der Umgebung kann man manchmal interagieren (zum Beispiel hängt über einem Weg ein Netz mit Steinen, durchtrennt man dessen Halteseil, kann man die Steine auf seine Gegner fallen lassen... was aber leider durch das hektische Kampfgewühl nur selten sinnvoll möglich ist).
Das Leveldesing ist also eine Mischung aus Kampf, Geschichklichkeitseinlagen und Rätseln, wobei ersteres leider den höchsten Anteil einnimmt und schnell zum Nervfaktor Nummer 1 wird. Wenn man nun an den Film denkt, könnte man doch wenigstens etwas handfesten Humor erwarten (Daxter von Sony zeigt, wie das auf der PSP möglich ist), aber auch hier Fehlanzeige. Der Charme des Films wird kaum rübergebracht, eigentlich nur dann, wenn kurze Ausschnitte des Films als Sequenz über den Schirm flimmern.
Immerhin gibt es noch einen Mehrspielermodus, der sich komplett vom Einspielermodus unterscheidet und bei dem ihr mit bis zu 3 Kumpels die Kanonen sprechen laßen dürft. Hier steuert ihr nicht Jack Sparrow über Land, sondern ein Schlachtschiff über die Meere. Zwar hatte ich keine menschlichen Gegner zu Hand, aber wenn ihr ein eigenes Spiel erstellt, übernehmen Bots diese Funktion. Bis zu vier alte Schlachtschiffe ziehen nun gegeneinander in den Kampf und versuchen, sich mit allen Mitteln auf den Grund des Meeres zu befördern. Zu Beginn könnt ihr aus mehreren Schiffklassen wählen, ob eher schnell und wenig oder groß und behäbig. Dann sucht ihr euch eine Farbe aus, in der eure Segel gestrichen sind und los geht´s. Das Prinzip dabei ist einfach: Gegner beschissen, entern, versenken, schwimmende Schatzkisten sammeln und mit diversen Extras, die ebenfalls auf dem Wasser treiben, euch das Leben erleichtern. Hier ist die Steuerung recht gut gelöst und mir persönlich macht es fast mehr Spaß, mit eine Galeone über´s Wasser zu pflügen als mit Jack mich durch unfaire Gegnerhorden zu kämpfen.
Karibisches Flair?
Technisch hinterläßt das Spiel auch eher einen gemischten Eindruck. Die Animationen sind hölzern, die Texturen selten scharf und zudem wird das Spiel durch viele Framerateeinbrüche geplagt oder man hat ein leichtes, ständiges Zuckeln. Auch die Sprachausgabe ist eher enttäuschend, freut man sich zuerst, dass es eine deutsche Sprachausgabe gibt, muß man doch schnell feststellen, dass es nicht die Sprecher aus dem Film sind... schwache Leistung. Der normale Sound dagegen ist nicht sonderlich spektakulär, hat jetzt aber auch keine besonderen Ausrutscher zu verzeichnen.
FAZIT:
Tja, was bleibt als Fazit zu sagen. Viele gute Idee, die jedoch nur halbgar umgesetzt wurden, ein Mehrspielermodus der alleine bald mehr Spaß macht als der eigentliche Einzelspielermodus und im Endeffekt ein Spiel, dass in erster Linie vom guten Namen des Films als von seinen eigentlichen Qualitäten lebt. Hartgesottene Fluch der Karibik Fans können durchaus einen Blick riskieren, allen anderen empfehle ich doch eher den Gang ins Kino... oder eben dem nächstgelegenen Baggersee.
[ Review verfasst von Pry ]
Pluspunkte:
- Zwei Spielmodi
- Schöne Zwischensequenzen
- Teilweise interaktive Umgebung
Minuspunkte:
- Schlechte Steuerung
- Langweiliges Kampfsystem
- Oft unfair