Anfang der 90er Jahre dachte noch keiner an FIFA oder International Superstar Soccer. Da standen ganz andere Fußballspiele im Mittelpunkt des Geschehens. So bestimmten vor allem die Kick Off und Sensible Soccer Serien den Markt. Und da man zu der Zeit noch gar nicht an Realismus denken konnte, bestachen die Spiele meist durch ihr einfaches und unkompliziertes Gameplay. Aber ist das heute auch noch möglich? Wenn es nach den Entwicklern von Codemasters geht, dann ja. So erschien anlässlich der Weltmeisterschaft ein Remake des berühmten Retro-Kickers Sensible Soccer. Ob der Plan der Briten aufging, dass kurzweilige Gameplay von Sensible Soccer wieder salonfähig zu machen, erfahrt in unserem kompromisslosen Test.
Low Budget Simulation
Bereits das qualitativ nicht gerade überragende Intro lässt vermuten, dass wir es hier nicht mit einer Grafikbombe zu tun bekommen. So bekommt der Spieler lediglich einen zwei Minuten langen Zusammenschnitt aus diversen Spielszenen vorgesetzt. Interessant ist jedoch die Tatsache, dass man neben einigen packenden Torraumszenen auch teilweise richtig sinnlose Ausschnitte vorgesetzt bekommt, bei denen man sich eigentlich nur fragen kann, warum die jetzt gezeigt werden. Dementsprechend wird man den Gedanken nicht mehr los, dass hier nur halbherzig gearbeitet wurde. Ähnlich schlicht wie das Intro präsentiert sich auch das anschließende Hauptmenü. Hier kann man den Entwicklern jedoch noch zu Gute halten, dass sie sich am Look der Vorgänger orientieren wollten.
Langzeitmotivation?
In Sachen Modi bietet euch Sensible Soccer ein durchaus akzeptables Repertoire. Angefangen mit dem standardmäßigen Freundschaftsspielmodus reicht die Auswahl bis hin zu diversen anderen Wettbewerben. Bei Letzterem habt ihr im Übrigen die Auswahl zwischen unzähligen nationalen Ligen, sowie internationalen Herausforderungen (WM). Wie ihr jedoch schnell merken werdet, besitzt das Spiel keine Lizenzen, wodurch die einzelnen Spielernamen natürlich etwas anders klingen, als die der echten Kicker. An dieser Stelle kommt jedoch der umfangreiche Editor ins Spiel, mit dem ihr alle Vereine und Spieler nochmals bearbeiten könnt. Wer also starke Nerven hat und die nötige Zeit besitzt, kann hier alles auf den aktuellsten Stand der Dinge bringen.
Create your own team
Zu den interessanten Seiten des Spiels gehört ohne Frage die Möglichkeit sein eigenes Team aufzubauen. Was das Ganze jedoch erst reizvoll macht, ist die Möglichkeit, eure Mannschaft peu a peu zu verbessern. Mit erfolgreichen Spielen gewinnt ihr nämlich nicht nur Punkte für die Tabelle hinzu, sondern auch Erfahrung für die Spieler. Cool wäre allerdings gewesen, wenn man mit seinem eigenen Team online gegen andere Duellanten antreten könnte. Stattdessen gibt es jedoch nur einen mittelprächtigen Offline Multiplayermodus, der nicht wirklich begeistern kann. Umso tragischer ist das, wenn man bedenkt, wie viel Spaß die alten Teile im Mehrspielermodus gemacht haben. Doch wo liegt das Übel nun wirklich begraben? Die Antwort ist schnell gefunden: im Gameplay!
Flasche leer!
Natürlich wäre es jetzt falsch, Sensible Soccer 2006 mit Spielen, wie Pro Evolution Soccer 5 oder FIFA 06 zu vergleichen. Schließlich liegt die Priorität ganz klar auf dem Arcade Faktor. Doch selbst für einen Funkicker macht das Gameplay alles andere als eine gute Figur. Das liegt allem voran daran, dass der Spielablauf recht eintönig gehalten wurde. Immer wieder lauft ihr nach dem gleichen Schema übers Spielfeld und hofft am Ende das nötige Glück beim Torabschluss zu haben. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Defensive: Entweder knallt der Gegner den Ball gnadenlos ins Netz, oder schießt selbst 2m vorm Tor noch vorbei. Ein wenig mehr Intelligenz hätte dem Computergegner wahrlich nicht geschadet. Wie die KI ist auch die Steuerung simpel gehalten, was natürlich die Einfachheit des Titels zusätzlich unterstreicht. Gesteuert wird nur mit dem linken Analogstick, diesen benutzt ihr dann auch um den Ball beim Torschuss (der mit der Kreistaste aktiviert wird) anzudrehen. Die Kreistaste wird allerdings auch für das Flanken genutzt, was die Sache unnötig umständlich werden lässt. Hier sticht sich ganz klar die Tastenbelegung mit der Spielbarkeit, eine andere Taste wäre sinnvoller gewesen. Darüber hinaus bleibt noch zu sagen, dass die Ballphysik ziemlich verkorkst ist. So landen selbst lockere Einwürfe oder Abstöße öfters beim Gegner, als beim eigenen Mitspieler. Spaß kommt da nur selten auf. Bedenkt man die Tatsache, dass wir inzwischen im Jahr 2006 leben, erwartet man schon ein wenig mehr Action in einem solchen Titel. Spiele wie Segas Soccer Slam haben ja gezeigt, wie es gehen kann.
Grafik + Sound von 1992?
Die Sensible Soccer Serie gehörte nie zu den grafisch beeindruckenden Spielen. Gleiches gilt auch für das 2006er Remake. Trotzdem sollte man an dieser Stelle nicht all zu streng mit den Entwicklern umgehen, da man sich einfach nur an den eigenen Wurzeln orientiert hat. So erlebt ihr das Geschehen die ganze Zeit aus der klassischen Vogelperspektive. Was jedoch komplett neu gestaltet wurde, ist die Art der Grafik. So erwartet euch nämlich dass erste Sensible Soccer in Comicgrafik. Zwar ist die alles andere als detailliert, aber das wird hier auch nicht gefordert. Immerhin bleibt das Spiel stets ruckelfrei und ist von Slowdowns verschont. Alles andere wäre aber auch bei der Optik eine Zumutung gewesen. Lediglich die zu lang geratenen Ladezeiten, sowie die lahme Menüführung fallen da negativ ins Auge. In Sachen Sound könnte man dagegen denken, die Entwickler hätten die letzten 14 Jahre komplett verschlafen. Angefangen bei dem nicht vorhandenen Kommentar bis hin zu den eintönigen Stadiongeräuschen, die mit Sicherheit noch aus der Zeit des ersten Sensible Soccer Teils stammen, enttäuscht die Akustik auf ganzer Linie. Lediglich der coole Introsong weiß zu gefallen.
FAZIT:
Die Jungs und Mädels von Codemasters sind gar nicht mal so dumm, denn die Idee, welche hinter dem Spiel steckt, ist alles andere als schlecht: Man nehme die berühmten Sensible Soccer Marke; entwickelt für wenig Geld ein rasantes Arcadespiel und veröffentlicht es pünktlich zur Weltmeisterschaft. Leider scheint das Ganze jedoch nur in der Theorie funktioniert zu haben. Denn in der Praxis sieht es ein wenig anders aus: Erstens macht das Spiel fast gar keinen Spaß und zweitens gibt es für das gleiche Geld bereits deutlich bessere Alternativen. Also liebe Fußballfreunde: Finger weg von Sensible Soccer 2006.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
Solide Comicgrafik
Keine Ruckler
Günstiger Preis
Minuspunkte: