Was macht immer wieder Laune? Richtig - Hemmungsloses Rasen! Ohne jegliche Rücksicht auf Verluste, Passanten oder andere Verkehrsteilnehmer. Was im richtigen Leben allerdings schwerwiegende Folgen haben kann, sorgt im Videospiel maximal für ein kaputtes Joypad (welches im Frust an die Wand geschmissen wurde). Einer dieser so genannten Spaß trifft Frust Vertreter ist der zweite Teil zu Flat-Out, der dieser Tage auf dem hiesigen Markt erschien. Wir haben uns die Redneck-Raserei einmal genauer zu Gemüte geführt und klären auf, ob das Spiel ein würdiger Nachfolger oder nur ein schlechter Aufguss ist.
Rampage
Das Spielprinzip von Flat Out 2 ist so simpel wie im Vorgänger: Rennen fahren und nach Möglichkeit gewinnen. Nur so kommt man im Karrieremodus voran und kann später in eine andere Klasse aufsteigen. Von diesen Klassen gibt es übrigens insgesamt vier, wobei nur drei auf verschiedene Autotypen setzen. Anfangs werdet ihr euch nur eine zerdellte alte Mühle leisten können, später aber, startet ihr den Motor eines High-End Sportboliden. Neben dem Aussehen der Karossen, ändern sich auch der Schwierigkeitsgrad der Events und die Fahreigenschaften der Fahrzeuge. Schunkeln die Kisten zu Beginn noch recht gemütlich über die Kurse, geht es in den späteren Rennklassen weitaus schneller zur Sache. Ein zweites Burnout Revenge erwartet euch dennoch nicht. Das liegt vor allem an dem weitaus realistischeren Handling der Autos. Gewagte Fahrmanöver wie in den Criterion Rennern lassen sich hier trotz Nitro nämlich nicht bewerkstelligen, vielmehr muss man stets darauf achten, die Fahrzeuge bei hohen Geschwindigkeiten und Sprüngen überhaupt in der Spur zu behalten. „Mitschuld“ trägt daran sicherlich auch die zerstörbare Umgebung. Runde um Runde liegt nämlich mehr Gerümpel auf der Straße, dass euch zwar nicht mehr so leicht zum Abheben bringt, wie es noch im Vorgänger der Fall war, aber euch trotzdem schnell aus der Bahn haut. Insofern kann euch selbst auf der letzten Zielgeraden eine kleine Unebenheit auf der Strecke den Sieg kosten, denn die Computergegner hängen einem immer am Heck. Richtige Vorsprünge lassen sich nur in den ersten Rennen herausfahren, ab der Hälfte des Spieles hat man jedoch kräftig zu tun, damit man an der Spitze bleibt. Besonders schleierhaft ist mir, wieso ausgerechnet fast immer das schwächste und kleinste Auto die besten Rundenzeiten fährt. Zwar verspricht das umfangreiches Tuningsystem Abhilfe, aber nach meinen Erfahrungen muss ich sagen: Spart euere Credits. Tuning bringt nämlich in Flat Out 2 absolut gar nichts. Weder habe ich merkbare Verbesserungen im Fahrmodell gespürt, noch in Beschleunigung oder Endgeschwindigkeit. Kauft euch stattdessen lieber ein neues Auto und lernt dieses richtig zu beherrschen.
Stone Skipping
Für Abwechslung vom harten Rennfahrer Alltag sorgen wieder ein paar Minigames, wobei der Großteil der Spiele in meinen Augen aber nur wenig Spaß verbreiten kann. Gerade beim Stone Skipping (man muss einen Dummy über das Wasser schleudern und für jeden Aufschlag gibt es Punkte) oder beim Dart (Dummy ersetzt in dem Fall den Dartpfeil) kommt eher Frust auf, denn um diese Games zu gewinnen, muss man immer Bestergebnisse erzielen. Nur ist das nicht so einfach, da es schwierig ist, den richtigen Abschusswinkel herauszufinden. Dementsprechend braucht man viel Zeit und Übung, bis man diese Sachen meistern kann. Minigames sollten diesen Aufwand, wie ich finde, jedoch nicht voraussetzen. Zum Glück gibt es aber auch noch den Destruction Bowl, in dessen Arenen man wie zu guten alten Destruction Derby (PS1) Zeiten einfach die Gegner zerlegen muss. Für besonders imposante Manöver gibt es extra viele Punkte und wer zuletzt noch übrig ist bzw. die meisten Punkte besitzt, gewinnt das Derby. Einfach nur genial! Ansonsten halten sich Neuerungen jedoch stark in Grenzen. Das am meisten erwartete Feature, nämlich der Onlinemodus, ist in der europäischen Fassung nicht enthalten. Dabei hätten gerade Mehrspielerschlachten dem Titel zu weitaus größerer Beachtung verholfen. So wird man das Gefühl jedoch nicht los, dass die Entwickler zu wenig getan haben, um das Spielgeschehen vorwärts zu bringen.
Malerische Landschaften
Bei der Grafik hat Flat Out 2 gegenüber dem Vorgänger definitiv nochmals zugelegt. Zum einen sehen die Autos ein ganzes Stück besser aus (dank neuer Spiegelungen und höherem Polycount) und zum anderen bieten die Landschaften weitaus mehr Details und auch mehr Abwechslung. Teilweise wirken die Hintergründe sogar wie richtige Landschaftsgemälde. Die Stimmung, zum Beispiel auf dem Flugzeugfriedhof, wurde dank passender Farben perfekt eingefangen, auch wenn es bedeutet, dass man sich bei der Framerate im Gegenzug wieder nur mit 25 Bildern pro Sekunde begnügen muss. Insbesondere dem Geschwindigkeitsgefühl, aber auch der Präzision beim Lenken schadet das ziemlich stark. Bei hohem Tempo ist es beispielsweise nur schwer möglich, sein Auto genau über die holprigen Pisten zu steuern. Viel zu oft, lenkt man zum Beispiel zu stark ein, wodurch das Auto dann zu steil in die Kurve fährt und dann bei der Ausfahrt aus der Kurve driftet. Auch macht die träge Steuerung das Ausmanövrieren von Teilchen, die auf der Straße liegen, fast unmöglich, was euch unter Umständen teuer zu stehen kommen kann. Die Ladezeiten gehen zum Großteil noch in Ordnung, wobei die Menünavigation etwas zu oft unterbrochen wird und etwas Optimierung vermissen lässt. Gut ist dagegen, dass die Entwickler auch an einen 60hz Modus gedacht haben, damit kann man das Spiel im Fullscreen ohne die typischen kleinen PAL Balken genießen. Weniger zu bemängeln gibt es beim Sound, der kraftvoll und in Dolby Pro Logic 2 aus den Boxen hämmert. Garniert wird das laute Spektakel noch mit einem hochkarätigen Soundtrack aus dem Hause Universal, der mit allerlei bekannten Bands, wie Nickelback, Fall Out Boy und Wolfmother aufwarten kann. Einziger Kritikpunkt hier: Es gibt keinen Playlist Editor und einige Titel wie zum Beispiel Megadeth`s Symphony of Destruction sind nur in den Menüs zu hören. Gerade der Song hätte sich prima für die Destruction Bowl Sessions gemacht.
Bist du zu weich, dann kauf die deutsche Version
Wie schon im Vorgänger, gibt es eine Änderung gegenüber der normalen EU Version. Und zwar wurden alle Fahrer wieder durch Crash Test Dummys ersetzt. An und für sich wäre das ja kein großer Beinbruch, wenn man nicht im zweiten Teil gegen richtige Charaktere antreten würde. Während in den Menüs und den Ladebildschirmen euch groß die Gesichter der Konkurrenten präsentiert werden, fahren im Spiel überall nur leblose Puppen mit. Logisch, dass die Atmosphäre darunter ein wenig leidet.
FAZIT:
In vielerlei Hinsicht haben sich die finnischen Entwickler die Kritik am Vorgänger zu Herzen genommen und Flat Out 2 in einigen Punkten konsequent verbessert. Die aktuelle Blechorgie bietet abwechslungsreichere Fahrzeuge, schönere Strecken und eine bessere Einbindung der spielbestimmenden Physik. Allerdings gibt es nach wie vor noch etliche Mängel, die sich in Summe in der Wertung niederschlagen. Zum Beispiel, die teilweise frustrierenden Minispiele, oder das sinnfreie Tuning. Richtig verärgert bin ich jedoch über das kurzfristige Entfernen des Onlinemodus in der PAL Version. Gerade gegen menschliche Spieler hätten Rennen und Destruction Bowls sehr viel Spaß gemacht. Was bleibt, ist ein ruckliger Splitscreen Modus, der nicht mal ansatzweise überzeugen kann. Fans des Vorgängers können zwar immer noch zugreifen, alle anderen sollten aber zumindest vorher antesten, oder zu den in meinen Augen besseren Burnout Spielen (Teil 3 und Revenge) greifen.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
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Hübsche Grafik
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Abwechslungsreiche Autos
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Guter Soundtrack
Minuspunkte: