Kurz bevor die PlayStation 3 erscheint, schicken die verschiedenen Spielehersteller noch einmal eine ganze Reihe hochkarätiger Titel für die PlayStation 2 ins Rennen um die Gunst der Zocker. Neben God of War II, Kingdom Hearts II, Final Fantasy XII und Yakuza erscheint mit Ace Combat: The Belkan War auch ein neuer Ableger der berühmten Ace Combat Serie von Namco. Ich habe mich für euch (wie schon beim Vorgänger) in den Pilotensitz begeben, um euch einen Überblick über den Titel und dessen Gameplay zu verschaffen. Meine Erlebnisse könnt ihr im folgenden Review nachlesen.
Der Belka Krieg
Die Geschichte von Ace Combat: The Balkan War handelt fünfzehn Jahre vor den Ereignissen in Ace Combat 5. Veteranen werden deshalb schon ein wenig mit den Hintergründen vertraut sein, da der belkanische Krieg zum Teil auch zu den Spannungen im fünften Teil 5 beitrug. Anders als in den Vorgängern schlüpft ihr jedoch in „The Belkan War“ nicht mehr in die Rolle eines patriotischen Piloten, der für sein Vaterland kämpft, sondern legt die Bomberjacke eines Söldners an, der von dem kleinen Land Ustio angeheuert wurde. Ustio, einst eine belkanische Provinz, lebt seit einigen Jahren in Unabhängigkeit und ist deshalb auch eines der ersten Ziele der Aggressoren aus Belka. Mit eurem Söldnerkollegen Solo Wing Pixy zieht ihr gegen einen übermächtig erscheinenden Feind in die Schlacht und es liegt an euch, zu verhindern, dass Ustio komplett überrannt wird. Gott sei dank ist die Geschichte jedoch nicht so flach, wie es sich jetzt anhört. Anstatt sich nämlich auf den typischen „Gut gegen Böse“ Konflikt zu konzentrieren, rücken die Schicksale der Piloten und des Spielcharakters in den Vordergrund. Aus Sicht eines Journalisten werden die Geschehnisse rekapituliert und in persönlichen Reports und Videosequenzen aufbereitet. Sogar ehemalige gegnerische Piloten kommen in einigen Interviews zu Wort. So erfährt der Spieler nicht nur einiges über seine Spielfigur, sondern auch über die Schrecken des Krieges. Denn eines sollte von vorne rein feststehen: Gewinner gibt es in solchen schlimmen Zeiten nie. Mir persönlich hat die Art und Wiese, wie sich die Story weiterentwickelt, sehr gut gefallen. Gewissermaßen sind sogar Parallelen zur Geschichte von Ace Combat 4 auszumachen, wobei sich Namco dieses Mal stärker auf die Piloten, die Ässer der Lüfte, im Allgemeinen konzentriert und nicht nur auf eine Heldenfigur.
Ritter der Lüfte
Kämpfte man in den vorangegangenen Ace Combat Titeln fast immer nur gegen gesichtslose Piloten, bekommen die Gegner in „The Belkan War“ endlich Persönlichkeiten spendiert. Zwar existiert auch weiterhin normales „Kanonenfutter“, aber ab und an trefft ihr auf „Aces“, berühmte Piloten und Geschwader, die euch zu Duellen herausfordern. Diese speziellen Luftkämpfe erfordern weitaus mehr Geschick vom Spieler, als ein normaler Luftkampf gegen einen Piloten der gegnerischen Armee. Aber gerade das macht den Reiz vom neuen Ace Combat aus. Diese so genannten Dogfights verleihen dem ganzen Spielgeschehen einiges an zusätzlicher Substanz und sorgen für feuchte Hände am Joypad. Die Befriedigung ist nach einem Abschuss dementsprechend groß, schließlich erwartet euch nicht nur ein neues Flugzeug (dass allerdings erst gekauft werden muss), sondern auch neue Lackierungen und Infos über die gegnerischen Piloten. Trotzdem wäre meiner Meinung nach mehr drin gewesen. So wird man zwar als Demon-Lord in der Luft gefürchtet, aber eine eigene Staffel mit eigener Lackierung darf man dennoch nicht aufbauen. Außerdem fehlt dem Titel auch eine richtige Nemesis, ein Erzfeind, gegen den man immer wieder antreten muss. Aber das sind in meinen Augen eher kleine Makel, die sich nicht allzu gravierend auf den Spielspaß auswirken. Übrigens, richtig gehend genial ist der letzte Kampf inszeniert. Das Duell erinnert nämlich stark an mittelalterliche Lanzenturniere, bei denen sich zwei Ritter auf Pferden mit gesenkten Lanzen gegenüberstehen und dann aufeinander zugaloppieren. Frei nach dem Motto: Es kann nur einen geben!
Altbewährtes
Während der Luftkampfaspekt ordentlich überholt und etwas interessanter gestaltet wurde, wirkt das eigentliche Missionsdesign weiterhin altbacken. Versteht mich bitte nicht falsch, Neulinge werden definitiv ihren Spaß haben, aber für Zocker, die sich bereits durch die vorherigen Spiele gekämpft haben, wird zu wenig Neues geboten. Beispiele gefällig? So gibt es wieder einmal eine Mission, bei der ihr in einer unterirdischen Basis Nuklearraketen entschärfen müsst (gab es schon in Ace Combat 4), der typische Fjord Level ist auch wieder mit dabei (bereits in Ace Combat 2 gewesen) und einen Megabomber müsst ihr auch vom Himmel holen (Ace Combat 5 läst grüßen). Zudem wünsche ich mir schon seit langem, dass die weiterhin viel zu seltenen und dazu noch optionalen Start-, Tank- und Landemanöver endlich komplett integriert werden und fester Bestandteil einer jeden Mission sind. Wenigstens hat Namco aber an der Künstlichen Intelligenz eures Partners, sowie der Gegner geschraubt, so dass man mittlerweile schon etwas mehr Erfahrung benötigt, um die Missionen erfolgreich abzuschließen. Nicht ganz zu Ende gedacht wurde jedoch die Idee mit den drei Bewertungsgraden. Je nachdem wie ihr euch in einer Mission verhaltet, bekommt ihr am Ende einen Rang zugewiesen. Diese Ränke schlüsseln sich wie folgt auf: Der Söldner nimmt natürlich jedes Zusatzziel mit, der Soldat erfüllt in erster Linie seinen Auftrag und der Ritter kümmert sich nur um die Primärziele und hilft seinen Wingmen. Bei bestimmten Missionen beeinflusst übrigens euer Verhalten die Aussagen der abgeschossenen gegnerischen Piloten in den darauf folgenden Interviews.. Um also alle Varianten zu sehen, müsst ihr das Spiel mindestens dreimal durchspielen. Das gilt übrigens auch für Sammler von Flugzeugen, Orden und Abschüssen. Um alles zu ergattern, kommt ihr nicht umhin, Ace Combat: The Belkan War mehrmals auf verschiedenen Schwierigkeitsgraden durchzuspielen. Klar erhöht das natürlich den Wiederspielwert, aber in diesem Fall hat es Namco schlichtweg übertrieben.
Pilotentraum
Wie immer gelingt der Steuerung ein guter Spagat zwischen Arcade und Simulation. Während ihr mit dem linken Analogstick das Flugzeug lenkt, dient der rechte Stick lediglich zum freien Umschauen. Schub gegeben wird über die R1 Taste, während L1 zum Abbremsen dient. Optional kann man auch über die R2/L2 Tasten schnellere Wendungen vollführen, was allerdings nur beim Abschütteln von Raketen nützlich ist. Ansonsten habt ihr zwei Hauptwaffen an Bord (Maschinengewehr und Raketen) und noch eine Zusatzwaffe (Luft/Luft Zielsuchraketen, Bodenraketen usw.) Der Raketenvorrat ist wie eh und je unrealistisch hoch (90-99 Stück je nach Flugzeugtyp) und das Maschinengewehr in meinen Augen relativ sinnfrei, da man nur selten die Chance hat, einem Gegner so nahe, um ihm gezielt ein paar Salven zu verpassen. Die Raketen erfassen übrigens ihr Ziel automatisch. Dabei fiel mir jedoch auf, dass Sekundärziele bei der Zielerfassung die gleiche Behandlung zuteil wird, wie den wichtigeren Primärzielen. Das kann ab und an etwas nerven, beeinträchtigt die Bedienbarkeit aber nur minimal.
Ace Combat 5.1
Technisch hat sich gegenüber dem, bereits visuell imposanten, Vorgänger nicht viel getan. Die Flugzeuge sehen noch ein wenig detaillierter aus, die Wettereffekte wurden weiter verbessert und die Bodentexturen sind jetzt noch ein bisschen realistischer. Ansonsten haben die Japaner weiter an den Wolken gearbeitet (die mittlerweile einfach nur gigantisch gut aussehen), an den Explosionen und an den Rauchschwaden (die ebenfalls noch einen Tick bombastischer wirken). Wirklich neu sind hingegen die Abtriebsanimationen an den Flügeln der Maschinen. Dadurch wird noch stärker verdeutlicht, mit welchen Geschwindigkeiten die Jets durch die Luft fliegen. Die nach wie vor stabile Framerate von 50 Bildern pro Sekunde wurde zum Glück nicht berührt und sorgt weiterhin für ein exzellentes Fluggefühl. Musikalisch gefällt mir „The Belkan War“ übrigens deutlich besser als der Vorgänger. Das liegt vor allem an den exotischen Klängen, die vornehmlich an Mexiko und Spanien erinnern. Gemixt mit epischer Klassik und elektronischer Rockmusik ergibt sich ein hörenswerter Cocktail, der sich nicht nur an die Missionsgegebenheiten anpasst, sondern auch die packende Atmosphäre noch ein kräftiges Stück unterstützt. Die Sprachausgabe ist dagegen weiterhin nur auf Englisch zu hören, was sich nach wie vor negativ auf das Chatting während der Missionen auswirkt. Oftmals verpasst man nämlich wichtige Storyelemente, nur weil man sich auf das Spielgeschehen konzentriert und nicht auf die eingeblendeten deutschen Untertitel. Immerhin hat Namco aber die Frequentierung des Funkverkehrs reduziert, was nicht nur den Ohren gut tut, sondern auch der Übersicht. Witzigerweise sind die Interview Videos mit echten Schauspielern gedreht worden, was dem ganzen einen authentischeren Touch verleiht, obwohl mancher Darsteller über den Amateurstatus wohl nie hinauskommen wird.
Ace Vs Ace
Nachdem der Multiplayermodus aus dem Vorgänger gänzlich entfernt wurde, hält er in „The Belkan War“ wieder Einzug ins Spielgeschehen. Im Splitscreen könnt ihr mit euren frei geschalteten Maschinen gegen einen Freund antreten und luftige Duelle austragen. Leider existiert nach wie vor kein Onlinemodus, der es euch erlauben würde, sich mit Spielern aus der ganzen Welt zu messen. Gerade bei dem Spiel bestimmenden Thema über „Aces“ und Duelle hätte ein umfangreicher Mehrspielermodus via Internet wirklich Sinn gemacht und ist definitiv etwas, dass spätestens bei der nächsten Episode auf der PS3 vorhanden sein sollte.
FAZIT:
Als Fan der Reihe freute ich mich natürlich auch auf den neuen Teil und nach mehrmaligen Durchspielen kann ich reinen Gewissens behaupten, dass auch „The Belkan War“ ein würdiges Ace Combat Spiel ist. Die Fixierung auf den Duell Aspekt hat dem Serie äußerst gut getan und mit der extravaganteren Erzählweise der Hintergrundgeschichte, der verbesserten KI und der schönen Grafik gibt es auch genügend weitere Pluspunkte. Lediglich die kurze Spieldauer, ein nach wie vor fehlender Onlinemodus und das teilweise angestaubte Missionsdesign drücken etwas auf die Wertung. Allerdings sind das wiederum auch die Gründe, weswegen sich der neueste Ace Combat Titel nicht wirklich von seinem Vorgänger absetzen kann und sozusagen auf hohem Niveau stagniert. Fans der Vorgänger werden dennoch ihren Spaß haben und sind auch mit „The Belkan War“ gut bedient. Für eine mit Sicherheit kommende PS3 Version wünsche ich mir aber die oben genannten Mängel endlich beseitigt.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
Minuspunkte:
...allerdings nach wie vor kein Onlinemodus
Missionsdesign teilweise bekannt und angestaubt
Nur Englische Sprachausgabe