Im Jahr 1998 erschien mit Metal Gear Solid eines der wohl revolutionärsten Spiele auf Sonys PlayStation Konsole. Schließlich handelte es sich hierbei um das erste kinoreif inszenierte Stealth-Action Videospiel, das später sogar ein komplett neues Genre begründete. Bislang galt nämlich in den meisten Actionspielen nur die Devise, so viele Gegner wie nur möglich umzulegen. Konamis Epos legte dagegen das Hauptaugenmerk ganz klar auf lautloses Shleichen und Unentdeckt bleiben. Zwar gab es bereits auch vorher einige Spiele, die versucht haben, einen ähnlichen Weg zu gehen, doch erst Metal Gear Solid gelang es, das packende Stealth Gameplay mit einer hollywoodreifen Story zu einem spannenden Thriller zu vermischen. Der Rest ist Geschichte.
Doch Moment?!
Metal Gear Solid: Digital Graphic Novel ist beileibe kein Remake des Originals, sondern vielmehr die Umsetzung eben jenes Spieles als interaktives Comic. Statt altbekannter Polygonfiguren erwarten euch nämlich gezeichnete Charaktere, die sich in, teilweise sogar animierten, Panels fortbewegen und euch in die Geschichte von Snake und Shadow Moses einführen. Die Aufmachung erinnert dabei ein wenig an den PS2 Shooter XIII, der ja bei den Zwischensequenzen einen ähnlichen Weg einschlug. Deswegen dürft ihr euch auch in der Metal Gear Solid: Digital Graphic Novel bei Explosionen und Schüssen auf das obligatorische „Booooom“ und „Peng“ einstellen. Bevor ich jedoch auf die einzelnen Features der digitalen Novelle eingehe, möchte ich euch noch einmal kurz ins Gedächtnis rufen, um was es denn bei Metal Gear Solid überhaupt ging.
It's easy to forget what a sin is in the middle of a battlefield
Wir schreiben das Jahr 2005: Mitglieder der Sondereinheit Fox-Hound und Soldaten der nächsten Generation haben im Rahmen einer Militärübung die Kontrolle über eine Atomentsorgungsanlage in der Nähe des Fox Archipels in Alaska übernommen. Sie fordern innerhalb von 18 Stunden ein Lösegeld von 1 Milliarde Dollar, sowie die sterblichen Überreste des größten Soldaten aller Zeiten, Big Boss! Sollten die Forderungen nicht erfüllt werden, drohen die Terroristen mit dem Zünden einer Atombombe. Und hier kommt erstmalig Solid Snake ins Spiel. Der Held von Sansibar wird nach Jahren der Stille aus dem Ruhestand geholt und via Ein-Mann Sonder-U-Boot nach Shadow Moses geschickt. Er hat zwei Ziele: Zum einen soll er die beiden Firmenchefs Kenneth Baker und Donald Anderson aus den Fängen der Kidnapper befreien und zum anderen soll er überprüfen, ob die Terroristen tatsächlich in der Lage sind, eine Atombombe zu zünden. Sollte dies der Fall sein, muss er auch das verhindern. Was sich zugegebenermaßen auf den ersten Blick nach einer stupiden Actionstory a la Michael Bay anhört, entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einem wahren Epos. Angefangen bei dem Erscheinen des neuartigen Kampfroboters Metal Gear Rex, bis hin zu der Tatsache, dass es sich bei dem Terroristenführer um Solid Snakes eigenen Bruder handelt. Mehr möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten. Aber eines sollte klar sein, die hier genannten Informationen stellen nur die Spitze eines gewaltigen Eisberges dar.
Only a fool trusts his life to a weapon
Metal Gear Solid: Digital Graphic Novel bietet dem Spieler insgesamt drei Modi an. Den Anfang macht der VR-Simulationsmodus, in dem ihr eigentlich nur die Geschichte mitverfolgt und die Hintergründe über den Shadow Moses Vorfall erfahrt (dabei könnt ihr entscheiden, ob ihr selber durch die Seiten blättern wollt, oder ob ihr das automatisch geschehen lassen wollt). Etwas interessanter wird es beim Einsatz des mentalen Suchmodus, der im unmittelbaren Zusammenhang mit dem dritten Modus steht, dem Simulationsmodus für Erinnerungsbildung. Doch gehen wir das Ganze Schritt für Schritt an: Ihr könnt in jedem Bild mit Hilfe der Vierecktaste in den so genannten mentalen Suchmodus wechseln und das Bild nach einzelnen Erinnerungsstücke untersuchen. Dies erledigt ihr mit einem speziellen Cursor, der sich anfängt zu drehen, sobald ihr auf eines dieser Stücke trefft. Gesteuert wird der Cursor im Übrigen mit dem analogen PSP Knubbel, dessen Bedienung leider etwas schwammig geraten ist. Gelingt es euch schließlich eines dieser Teilchen zu finden, könnt ihr es mit Hilfe der X-Taste einsammeln. Doch was wird nun genau mit diesen Elementen gemacht? Die Antwort darauf findet ihr im Simulationsmodus. Hier könnt ihr die einzelnen Stücke miteinander verbinden, um zusätzliche Details zur Story zu erfahren (zum Beispiel Rückblenden oder ähnliches). Alles in allem handelt es sich hierbei um einen netten, aber auch sehr aufwendigen Zeitvertreib. Bis ihr nämlich alle Teile gefunden und zusammengefügt habt, vergehen mit Sicherheit einige Stunden.
We're not tools of the government, or anyone else
Hinlänglich der Optik kann man nur schwer eine richtig objektive Bewertung abgeben. Schließlich hängt bei solchen Sachen vieles vom individuellen Geschmack des Lesers/Spielers ab. So zeichnen sich Ashley Wood`s Motive vor allem durch ihre enorme Sterilität und dem nur selten vorhanden Detailreichtum aus. Manchen gefällt es, manchen nicht. Ich persönlich fand den Look jedenfalls ziemlich stylisch und durchaus passend. Gleiches gilt im Übrigen auch für den hervorragenden Soundtrack, der sich stark an dem Original OST des ersten Teils orientiert. Eine Synchronisation oder englische Sprachausgabe gibt es im Übrigen nicht. Das wäre allerdings auch bei der Bezeichnung „Novel“ auch irgendwie fehl am Platz gewesen.
FAZIT:
Nach der „Silent Hill Experience“ veröffentlicht Konami nun schon die zweite digitale Novelle auf dem Markt. Man darf gespannt sein, ob auch weitere Entwickler diesem Trend folgen werden. Denn eines ist sicher: Das Prinzip funktioniert! Hatte die „Silent Hill Experience“ noch mit einigen Lokalisierungsprobleme (Untertitel statt deutsche Sprechblasen) und einer eher drögen Aufbereitung zu kämpfen, so schöpft die Metal Gear Solid: Digital Graphic Novel bei Beidem aus dem Vollen. Der coole Look, die komplette Eindeutschung, die vielen grafischen Spielereien und die Zusatzfeatures machen die UMD zu einem Muss für Solid Snake Fans. Lediglich der etwas zu hohe Preis von knappen 20 Euro sorgt für einige Abstriche in der B-Note. Ein Zehner hätte doch auch gereicht, oder Konami?
[ Review verfasst von Dimi ]
Kommentar von .ram:
Ehrlich gesagt, ich war von der „Silent Hill Experiance“ UMD ziemlich enttäuscht gewesen. Die billige Übersetzung und Lokalisierung, die eher schlechte Benutzerführung und die miese Soundqualität der Songs machten mich extrem skeptisch gegenüber der zweiten digitalen Konami Novelle. Doch zum Glück haben sich die Japaner bei Metal Gear Solid weitaus mehr Mühe gegeben und das Ganze zu dem gemacht, was eigentlich schon die Silent Hill UMD hätte werden sollen – einem atmosphärischen audio-visuellen Erlebnis. Schade nur, dass man dafür gleich doppelt so viel auf den Tisch legen muss, 20 € sind für meinen Geschmack nämlich etwas zu viel für das Gebotene.
Pluspunkte:
Minuspunkte: