onpsx - Medal of Honor: Heroes

Medal of Honor: Heroes

2. Januar 2007

Da Medal of Honor inzwischen eigentlich schon auf jeder Plattform zuhause ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Ableger der Serie auch auf PSP kommt. Mit Medal of Honor: Heroes ist es nun auch soweit und ihr dürft auch unterwegs in den Krieg gegen die deutsche Wehrmacht ziehen. Wie alle Medal of Honor Spiele ist auch Heroes ein Ego-Shooter, was natürlich umso gespannter auf die PSP-Umsetzung schauen läßt, hat doch Sonys kleinste Konsole nicht unbedingt den Ruf, für solcherart Genres sonderlich geeignet zu sein. Und um es gleich vorwegzunehmen: EA hat sehr vieles richtiges gemacht... leider dann aber auch einiges wieder ziemlich falsch. Aber lest selber, was der Krieg in der Hosentasche zu bieten hat.

Ehrenmedallie

Um die Story brauchen wir uns nicht wirklich kümmern, sie ist prinzipiell in jedem Medal of Hnor gleich: Kämpfe als alliierter Soldat gegen die Deutschen und gewinne. Bei Heroes ist die einzige Besonderheit, dass man beim Durchspielen der Kampage verschiedene Helden der anderen Medal of Honor Spiele freischalten tut, was aber dem Spiel an sich nicht wirklich was bringt. Die Kampage spielt in drei Ländern, zuerst kämpft man in Italien, dann in Holland und zum Schluß in Belgien zur Zeit der Ardennenoffensive. Und die drei Schauplätze spiegeln auch ziemlich genau das wieder, was man beim Spielen so denkt: Anfangs hat man das Gefühl, halt einen stinknormalen PSP Ego-Shooter vor sich zu haben, mit der ganz normalen PSP-Steuerung für dieses Genre (hierzu muß auch noch gesagt werden, dass noch zwei alternative Steuerungsvarianten zur Auswahl stehen). Nach einer Weile merkt man, dass EA diese Steuerung (und auch die anderen beiden) aber wirklich gut umgesetzt hat und sie sich sehr gut spielt und auch exaktes Zielen möglich ist. Der Höhepunkt des Spiels ist dann in Holland, welches durch sehr schöne Missionen zu begeistern weiß und einen schnell in Jubel verfallen läßt. Zu diesem Zeitpunkt war ich gedanklich schon bei einer 8+ Wertung für Heroes, da es sich wirklich von allen Ego-Shooter, die ich bisher auf PSP gespielt habe, am besten spielt. Denn dann kamen die verschneiten Level in Belgien und ein schönes Beispiel, wie man ein Spiel doch noch nach unten ziehen kann.

Ok, im Grunde spielt es sich noch genauso. Alliierter Soldat gegen viele deutsche Soldaten. Habe ich gesagt „viele“? Das stimmt so nicht ganz. Eher: Sehr viele. Oder noch besser: Unendlich viele. Wo die herkommen? Nun, dass Deutsche Reich hatte damals die unschätzbar wertvolle Erfindung der Teleportation gemacht. Sie konnten also an belieben Punkten von irgendwoher beliebig viele Soldaten auf´s Schlachtfeld teleportieren. Und das letzte Drittel eines Spieles wäre doch langweilig, wenn man eine an sich sehr gute und auf das Leveldesign abgestimmte Steuerung nicht ein wenig an die Grenzen bringen kann, indem man dem Spieler einfach mit immer neuen Wellen an Soldaten angreift, dass ganze dann ein bisschen hektisch gestaltet und sich freut, wenn er schon wieder gestorben ist. Und genau da liegt der Haken. Das ganze Spiel war bis eben zum letzten Drittel schön ausbalanciert (jedenfalls kam es mir so vor). Sicher, auch da kamen die deutschen Soldaten nicht mit der Bahn zum Schlachtfeld, aber es war doch vom Design und der Anzahl immer so gemacht, dass keine Hektik ausbrach (auch bei einer sehr guten Ego-Shooter Steuerung leider auf PSP dann ein Krampf), dass man es sehr gut spielen konnte. Und genau das hört zum Schluß eben auf: Das bisher sehr gute Leveldesign bleibt noch erhalten, wird aber durch die Anzahl der Gegner ziemlich außer Kraft gesetzt, es artet dann einfach viel zu oft in eine einzige wilde, planlose Ballerei aus, bei welcher der Spieler sehr oft den Kürzeren zieht. Und das ist wirklich schade, konnte das Spiel doch bis dahin absolut überzeugen. Ich will jetzt kein Abgesang anstimmen, letzten Endes bleibt Heroes immer noch ein prima Spiel mit der bisher besten Ego-Shooter Steuerung auf PSP, aber es hätte eben ohne diesen Fauxpas zum Ende nochmal ein ganzes Stück besser sein können und der Frustfaktor steigt in Belgien ziemlich rapide in die Höhe.

Medal of PSP?

Nun will ich nocheinmal einen kurzen Blick auf die Steuerung werfen. Der Unterschied zu vielen anderen Steuerung ist, dass sie an entscheidenden Stellen verfeinert wurde. Wenn man bsp. sich umschaut, ist sie die erste halbe Sekunde etwas träger und langsamer, was einem beim Zielen sehr zu gute kommt. Erst wenn man dann weiter auf dem Button bleibt, erhöht sich die Geschwindigkeit (welche man übrigens ebenfalls nochmal manuel in den Optionen jusitieren kann). Die Umsetzung der Button-Befehle erfolgt sehr genau, man kann über Kimme und Korn also wirklich exakt zielen und auch problemlos bsp. Headshots vornehmen. Eine andere feine Sache ist die automatische Blickjustierung. Was auf großen Konsolen aufgrund der Analog-Sticks eher stören würde, ist hier recht praktisch. Wenn man läuft und dabei nach oben oder unten sieht, geht der Blick nach ein paar Sekunden automatisch in die Horizontale zurück, was im Übrigen auch der ideale Schußwinkel für Gegner auf gleicher Höhe ist. Man muß hier also nich dauernd selbst nachjustieren (auch diese Option läßt sich ausschalten). Ich habe eine Weile ohne und eine Weile mit gespielt und muß sagen, mit spielt es sich einfach bequemer. Alles in allem muß ich also sagen, hier hat sich EA wirklich Gedanken gemacht und nicht einfach nur einen Ego-Shooter auf PSP geklatscht!

So, nun zu den Gegnern: Hier gibt es Licht und Schatten. Die deutschen Soldaten, übrigens euer einziger Feind, irgendwelche Sonderformen gibt es nicht, verhalten sich manchmal recht intelligent, werfen Granaten zurück, versuchen euch einzukreisen und gehen in Deckung, rennen aber oft genug auch einfach hirnfrei euch direkt vor den Lauf. Manchmal gibt es schöne Gefechte, meistens ist es aber eher ein Spatzenschießen, mit dem Unterschied, dass die Spatzen zurückschießen und recht zahlreich sind. Ihr habt meist auch KI-Kollegen dabei, welche bis zu einem gewissen Punkt auch ganz ok agieren, meist aber früher oder später das Zeitliche segnen. Ich denke aber mal, zu viel mehr sind sie auch gar nicht gedacht, denn ohne sie wäre das Spiel wohl nahezu unmöglich zu schaffen. Befehle geben etc. könnt ihr ihnen übrigens nicht.

Grafisch hat EA das Spiel sehr schön auf PSP gebracht. Detailierte Umgebungen (die allerdings etwas an recht matschigen Texturen leiden), schöne Effekte, nette Waffenmodelle, keinerlei Nebel und eine fast immer absolut flüssige Framerate bringen den Krieg gut rüber. Die Animationen der Soldaten sind dagegen etwas hölzern und wirken nicht wirklich natürlich. Die Sounduntermalung ist ebenfalls gelungen, die Waffen hören sich (soweit möglich auf PSP) recht authentisch an (bis auf die Thomson, die kommt in den PS2-Versionen doch irgendwie druckvoller rüber) und auch die Hintergrundmelodie passt sich dem Geschehen an.

Auch Multiplayermäßig hat das Spiele einiges zu bieten, zumindest auf dem Papier, da ich es nicht testen konnte. Mit bis zu 8 Leuten über Ad-Hoc und online kann man sich gar mit bis zu 32 Spielern auf dem Schlachtfeld messen.

FAZIT:

Medal of Honor: Heroes ist an sich ein guter Ego-Shooter. Wer die Teile auf PSone, PS2 und Co. gemocht hat, wird auch hieran seine Freude finden. Nichtsdestotrotz finde ich es umso bedauernswerter, dass das letzte Drittel so schwer gemacht wurde, denn wenn man das vierte oder fünfte mal hintereinander in den Gegnerwellen stirbt, vergeht einem auch die größte Motivation. Ich kann den Titel daher leider nicht einfach uneingeschränkt empfehlen, sondern einfach nur sagen, wie es ist und jeder soll dann für sich entscheiden, ob er damit leben kann oder erstmal doch die recht zahlreiche Konkurrenz einem prüfenden Blick unterzieht.

[ Review verfasst von Pry ]

Pluspunkte: