Spider-Man, Hulk, Blade, Wolverine, The Punisher - alles Comichelden, wohlgemerkt Marvel Comichelden, die bereits ein eigenes Videospiel spendiert bekommen haben. Bei der konkurrierenden DC Riege sieht es dagegen etwas düsterer aus, denn bis auf Superman, Catwoman und Batman können keine weiteren Helden ihr eigenes Videospiel vorweisen. Das soll sich nun dank Eidos ändern. Die heuerten nämlich die erfahrenen Action RPG Spezialisten von den Snowblind Studios (ua. Baldurs Gate: Dark Alliance und Champions of Norrath) an, um den alteingesessenen Superhelden ein modernes und vor allem spaßiges Abenteuer zu spendieren. Wir haben uns die PS2 Version vorgenommen und verraten, ob das Spiel auch superheldenmäßig Spaß macht, oder gar teuflisch schlecht ist.
Die Welt am Abgrund
Die Story ist schnell erzählt. Während ein mysteriöserer Meteorit in der Nähe der bekannten Stadt Metropolis abstürzt, fangen in einem geheimen Labor militärische Roboter zu rebellieren an. Von ihrer Mondbasis aus beobachtet die Liga der Gerechten das daraus entstehende Chaos und wie sollte es auch anders sein, schreitet beherzt ein. Danach geht alles recht schnell und schnell stellt sich heraus, wer hinter dem Ganzen steckt. Besonders wertvoll ist die Geschichte zwar nicht, aber sie verrichtet ihren Zweck (nicht zuletzt dank der brauchbaren Zwischensequenzen) und verbindet die einzelnen Levels halbwegs plausibel miteinander. Außerdem ist sogar die eine oder andere Wendung enthalten. Nichts großartiges, aber immer noch besser als die haarsträubenden Sachen in den ähnlichen X-Men Legends Spielen.
Build to Spill
Eine erste positive Besonderheit des Spieles ist, dass ihr praktisch vor jedem Auftrag euer Team selbst zusammenstellen könnt. Wollt ihr lieber mit Wonder Woman, oder dem Mann aus Stahl spielen? Bis auf ein paar Einschränkungen (besonders am Anfang) könnt ihr selbst entscheiden, mit wem ihr in die Schlacht ziehen wollt. Natürlich solltet ihr darauf achten, nach Möglichkeit ein optimales Team zusammenzustellen - sprich zwei Helden/in, die sich gegenseitig mit ihren Superkräften ergänzen. Ansonsten könntet ihr in haarigen Situationen schnell das Zeitliche segnen. Wobei - wie in den ähnlich gelagerten Fantasyschnetzeleien, dürft ihr einen gefallenen Kameraden an jedem Checkpoint jederzeit wiederbeleben. Zudem regenerieren sich auch die Lebenskräfte der Superhelden nach einer kurzen Wartezeit automatisch. Wem das aber immer noch zu langsam von statten geht, der kann mit Hilfe der zahlreichen Power-Ups diverse Fertigkeiten seiner Helden hochleveln. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr lieber den Röntgenblick verbessert, oder die Regenerationsfähigkeit (Anmerkung der Redaktion: Kann Superman denn nicht nur durch Kryptonit verletzt werden?), letzten Endes kommt es nämlich auf eure Spielvorlieben an. Sogar untereinander tauschen, könnt ihr diese Verstärker. Wie in jedem anderen Action Rollenspiel üblich wird aber wohl in erster Linie die Regenerationskraft aufgelevelt werden, denn wie die Magie in anderen Spielen, sind auch die Superkräfte eher zweitrangig. Pure Muskelkraft hilft euch nämlich auch hier in jeder Situation weiter! Allerdings war das auch zu erwarten, insofern ist das nicht weiter tragisch. Denn Eigenständigkeit bezieht das Spiel nach wie vor von den außergewöhnlichen Charakteren und den Möglichkeiten, mit der Spielumgebung zu interagieren. So kann Superman beispielsweise Bäume ausreißen und Autos hochheben, um sie als Waffe gegen die Schergen zu schleudern. Green Latern kann dagegen fliegen und überwindet so größere Strecken in Null Komma nix. In meinen Augen wurden die Vorzüge jedes Charakters ganz gut eingefangen, so dass sich jeder Held/in ein wenig anders spielt. Das ist jedoch auch bitter nötig, denn die abenteuerliche Reise führt euch nicht nur in die Tiefen des Weltraums, sondern auch zu allerlei garstigen Oberbossen, die erst einmal bezwungen werden müssen.
Zwei wie Pech und Schwefel
Justice League Heroes versteht sich in erster Linie als kooperatives Multiplayerspiel für zwei Personen. Zwar kann man auch ohne größere Probleme solo gegen die Bösewichte antreten (der Computer übernimmt dann den zweiten Superhelden), aber deutlich mehr Spaß macht der Titel mit einem menschlichen Partner. Das hat in erster Linie zwei Gründe: Zum einen gibt es bei den Bosskämpfen ein paar Stellen, an denen die Künstliche Intelligenz des Computer-Kameraden aussetzt (meistens in kritischen Situationen) und zum Zweiten unterstützt der KI Kollege den Spieler nicht immer ausreichend mit seinen Spezialfähigkeiten. Es mag vielleicht eine Desigenrentscheidung gewesen sein, um den Spieler den Löwenanteil der Klopperei zu überlassen, aber letzten Endes fragt man sich dann doch, wieso man mit zwei Superhelden ins Gefecht zieht, wenn nur einer wirklich mit seinen Superkräften aufräumt. Einen dritten Punkt könnte man auch noch aufführen, wenn man das Aufleveln berücksichtigt. Spielt man nämlich alleine, steckt man die ganzen Power-Ups zu allererst in seinen Charakter und der Computer Kumpan wird eher sekundär bestückt. Das führt zwangsläufig nicht nur zu unterschiedlichen Kräfteverhältnissen, sondern lässt auch ein wenig den Eifer und den Wettbewerb beim Hamstern der Items vermissen.
Auf dem Mars ist die Erde rot
Das die berühmte Snowblind Engine (Champions of Norrath) auch in Justice League Heroes zum Einsatz kommt, sieht man nicht unbedingt auf den ersten Blick. Erst später lässt der Titel seine (Grafik)Muskeln spielen und bietet hübsche, fantasievolle Landschaften. In Zusammenhang mit den vielen, teils bombastischen, Effekten ergibt sich ein schnörkelloses Grafikbild, dass durch viele kleine Details, wie dem wehenden Umhang von Superman, abgerundet wird. Über die meiste Zeit hinweg läuft das Spielgeschehen zudem äußerst flüssig und geht nur bei einem großen Gegner/Effekte Overkill in die Knie. Wirklich unspielbar wird das Abenteuer jedoch niemals. Leider können die Musikuntermalung und die Sprachausgabe bei einer solchen tollen Technik nicht mithalten. Während der Soundtrack mit seinen elektronischen Klängen zwar stets präsent ist, hält er sich für meinen Geschmack zu sehr im Hintergrund auf, um wirklich für Anspannung beim Spielen zu sorgen. Im Gegensatz zur deutschen Sprachausgabe, die durch die Bank hinweg mittelmäßig ist und mit wenigen Samples nervt. Besonders der Sprecher von Batman hört sich wie eine absolute Schlaftablette an. Aber auch das Umschalten auf die englische Sprachausgabe (indem man im Systemmenü der PS2 die Sprache ändert) bringt keine Abhilfe, denn selbst die englischen Sprecher (darunter sogar einige B-Movie Schauspieler) klingen allesamt unsäglich schlecht.
FAZIT:
Nach anfänglicher Skepsis, muss ich sagen, dass mich das Spiel doch noch in seinen Bann ziehen konnte. Der Mix aus bewährtem "Champions of Norrath" Gameplay und den hinzugekommenen Fähigkeiten der Superhelden ist vollends gelungen und verleiht dem Titel eine eigene Identität. Lediglich der knappe Umfang schlägt aufs Gemüt, denn nach gut sechs Stunden sehen geübte Spieler bereits den Abspann. Davon aber abgesehen, ist der Titel für Hack & Slay Fans durchaus sein Geld wert.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
Minuspunkte: