Mit dem von Kuju Entertainment entwickelten Titel "Pilot Academy", veröffentlicht Rising Star Games die nunmehr zweite Flugsimulation für die PSP. Anders als in Namcos Kampfjetsimulation setzt ihr euch in "Pilot Academy" nicht nur hinter das Steuer von hochmodernen Jägern, sondern könnt auch im Cockpit einer Passagiermaschine, oder eines andere zivilen Flugzeuges Platz nehmen. Dabei haben die Entwickler extrem auf Realismus geachtet. Was das genau bedeutet und wie sich das im Spiel bemerkbar macht, erfahrt ihr in unserem neuesten Review.
Flieger, grüß mir die Sonne
Zunächst einmal stehen euch in "Pilot Academy" drei Spielmodi (Lektionen, Missionen, Herausforderungen) zur Verfügung. Um einen optimalen Start ins Pilotenleben zu erwischen, solltet ihr zunächst die Lektionen erledigen. In dieser Art Tutorial wird euch beigebracht, wie ihr das Flugzeug startet, landet und natürlich, wie ihr es fliegt. Leider besteht dieser Modus lediglich aus abgewandelten und verkürzten Missionen. Die eigentliche Steuerung wird dabei nur unzureichend erklärt. Beispiel gefällig? Zwar erfährt man, dass man das Flugzeug nun beschleunigen soll, wie man das aber anstellt, sprich welche Tasten man dazu betätigen muss, wird nicht verraten. Um das herauszufinden, bleibt euch nichts anderes übrig, als das Handbuch zu konsultieren, oder es durch stures Probieren herauszufinden. Wobei Letzteres jedoch die deutlich umständlichere Variante ist. Habt ihr schließlich die Flugschule gemeistert, könnt ihr in die erste richtige Mission starten. Dort erwarten euch sowohl zivile, als auch militärische Aufgaben. Während man bei den zivilen Einsätzen zum Beispiel eine voll besetzte Passagiermaschine sicher durch einen Hurrikan lenken und auf dem nächst besten Flugplatz landen muss, geht es bei den militärischen Missionen um Aufklären und Abschießen von feindlichen Flugzeugen. Insgesamt bietet das Spiel rund zwanzig durchweg abwechslungsreiche und sehr anspruchsvolle Einsätze. Das mag sich im ersten Moment zwar nicht gerade "prall" anhören, aber da einzelne Missionen zum Teil mehr als dreißig Minuten in Anspruch nehmen können, reicht der Spielumfang vollkommen aus. Solltet ihr dennoch alle Aufträge irgendwann einmal abgeschlossen haben, dann warten noch zwölf zusätzliche Herausforderungen auf euch. Hier gilt es, das gesamte erspielte Können unter Beweis zu stellen, um zum Beispiel einen Spießroutenlauf, oder eine Verfolgung quer durch einen Canyon zu euren Gunsten zu entscheiden.
Aller Anfang ist schwer
Der Einstieg in das Spiel gestaltet sich schwerer, als man denkt. Denn "Pilot Academy" entpuppt sich wirklich als knallharte Simulation. Selbst wenn ihr das Tutorial gemeistert haben solltet, werden die ersten Aufträge mit Sicherheit in die Hose gehen. Daran "schuld" ist neben der komplexen und sehr empfindlichen Steuerung vor allem das unbarmherzige Zeitlimit, das gnadenlos gegen euch arbeitet. Weiterhin ist es nicht ganz ohne, alle Vorgaben zu erfüllen, denn nur wenn ihr die Aufträge mit 100 % abschließt, bekommt ihr Auszeichnungen, mit denen ihr später diverse Belohnungen frei schalten könnt. Und das gestaltet sich, wie bereits gesagt, alles andere als einfach. Vor allem die Steuerung ist eine harte Nuss, die es zu knacken gilt. Es bedarf nämlich einiger Zeit, bis man die Mechanismen verinnerlicht hat und die Missionen ohne großes Herumgegeigel erledigen kann. Etwas ärgerlich ist dabei, dass es weder Start- noch Landehilfen gibt. So kann es nämlich durchaus passieren, dass ihr eine Aufgabe perfekt meistert, dann aber die Landung im wahrsten Sinne des Wortes in den Sand setzt und den Level noch einmal komplett neu starten dürft. Irgendwelche Checkpoints gibt es nämlich während der Missionen nicht! Gerade Genre-Neulingen oder ungeduldigen Naturen dürfte das ziemlicher sauer aufstoßen, denn einige Missionen sind nun eben Mal etwas umfangreicher. Dadurch ist der Frustfaktor leider ziemlich hoch. Bringt ihr jedoch die geforderte Geduld, dann bekommt ihr eine ausgezeichnete Flugsimulation geboten. Denn gerade die abwechslungsreichen Missionen sorgen für langen Spielspaß. Auf das Flugverhalten der einzelnen Maschinen wurde, wie nicht anders zu erwarten, viel Wert gelegt. So steuert sich ein großer Airbus deutlich behäbiger und landet sich um ein vielfaches schwerer, als eine Propellermaschine oder ein flotter Kampfjet. Navigiert werden die Fluggeräte ausschließlich über den Analognub der PSP. Die gewünschte Flughöhe bestimmt ihr ebenfalls mit seiner Hilfe. Doch gerade hier ist Vorsicht geboten. Vor allem bei der Landung reicht es, den Analognub einen Millimeter zu weit oder allgemein zu hektisch zu bewegen und das Flugzeug fängt an, unaufhaltsam gen Boden zu trudeln. Aber das ist noch nicht alles: Fliegt ihr während einer Mission unruhig und korrigiert die Richtung zu schnell, sinkt die Zufriedenheit der Passagiere und eure Auszeichnung geht flöten. Steuert ihr den Flieger dagegen zu langsam durch die Wolken, kommt ihr mit dem knappen Zeitlimit in Konflikt. Den Mittelweg zu finden, ist zwar überaus schwierig, dafür jedoch besonders belohnend.
Economy Klasse
Die Grafik ist ein zweischneidiges Schwert. Zu Beginn überrascht das Spiel äußerst positiv: Die Weitsicht ist phänomenal und teilweise malerische Landstriche mit Stränden, Riffen und bewaldeten Bergen warten ohne jegliches Pop-Up auf den Piloten. Lediglich ein leichter Nebelschweif ist in der Ferne am Himmel zu sehen. Doch schnell wird klar, warum das Spiel so flüssig läuft. Es gibt nämlich kaum Objekte, die ins Spiel ploppen könnten. Hier und da steht mal ein Hochhaus, ein Baum oder ein Zielobjekt in der Gegend herum, aber das war es dann auch schon. Nur die Flughäfen wurden mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet. So erwarten den Spieler dort andere Flugzeuge, Gebäude, Fahrzeuge und vieles mehr. Immerhin hat man sich bei den Flugzeugen mehr Mühe gegeben. Steuerklappen schwenken auf und ab, Jets hinterlassen einen Kondensstreifen und schöne Texturen gibt es obendrauf. Man könnte sogar meinen, dass die Maschinen keinen Deut schlechter als bei der Konkurrenz (Ace Combat) aussehen. Einzig bei den langen Ladezeiten merkt man, dass man kein Spiel aus dem Hause Namco vor sich hat. Diese hätten nämlich in Anbetracht des simulationslastigen Spielprinzips ruhig etwas kürzer ausfallen können.
Beim Sound gibt es dagegen kaum etwas zu bemängeln. Die Hintergrundmusik ist zwar nicht besonders abwechslungsreich, stört aber zu keiner Zeit. Bemerkenswert sind hingegen die Motorengeräusche der Maschinen, sowie die Funksprüche, welche fast schon Heimkonsolen-Feeling vermitteln. Benutzt man zudem ein gutes Headset, fühlt man sich schon fast im virtuellen Cockpit heimisch. Schließlich können die Funksprüche, dem hohen Realismusgrad entsprechend, viel zur Atmosphäre beisteuern und werden sogar verzerrt übertragen. Über die mittelmäßigen PSP-Lautsprecher kommt die Akustik natürlich nicht ganz so gut rüber, aber wie gesagt, einfach ein Headset anschließen.
FAZIT:
Ganz ehrlich, ich habe von "Pilot Academy" nicht viel erwartet und das Spiel bereits im Vorfeld als mittelmäßigen Nischentitel eingestuft. Aber mittlerweile, obwohl ich nach zig Flugstunden immer noch Probleme mit der extrem empfindlichen Steuerung habe, ist "Pilot Academy" für mich einer der Überraschungstitel für die PSP geworden. Vor allem die unscheinbare Verpackung mit der simplen Aufmachung rückt den Titel ins falsche Licht. Das entspricht nämlich nicht der Qualität des Gameplays. Wenn ihr genug Zeit aufbringen könnt und euch in das Spiel vertieft, dann bekommt ihr eine sehr abwechslungsreiche, fordernde und vor allem realistische Flugsimulation geboten. Und das ist nichts Alltägliches – besonders auf einem Handheld!
[Review verfasst von Redzora]
Kommentar von .ram
"Pilot Academy" war schon seit langer Zeit auf meinem Radar, um genau zu sein, sogar seid der Ankündigung! Als das Testmuster später bei mir eintraf, war die Enttäuschung jedoch groß. Nicht, dass das Spiel schlecht sei - nein ganz im Gegenteil - es ist sogar ziemlich gut... wenn es nicht auf der PSP erschienen wäre. Der fitzelige Handheld ist einfach die falsche Plattform für ein Spiel, dass viel Zeit beansprucht und eine filigrane Steuerung verlangt. Für Beides ist zum Beispiel die PlayStation 2 weitaus besser geeignet. Mit dem ungenauen Analognub ist es in meinen Augen zudem unmöglich, die Maschinen präzise zu steuern und die langen Ladezeiten schrecken dann auch noch von mehrmaligen Neustarts ab. Somit sollten nur extrem geduldige Zocker zu "Pilot Academy" greifen, denn ohne innere Ruhe und Ausgelassenheit kann man bei diesem Spiel schnell die Nerven verlieren. Schade, aber die Entwickler haben schlichtweg die falsche Plattform für das Spiel ausgewählt.
Pluspunkte:
Sehr abwechslungsreich
Realistisches Gameplay
Sehr gute Soundkulisse
Minuspunkte:
Übersensible Steuerung
Hoher Frustfaktor
Lange Ladezeiten