Bevor ich mit der Rezension von FIFA 07 beginne, möchte ich noch einmal die letzten Titel der Serie kurz Revue passieren lassen: Während sich FIFA 05 (genauso wie der Champions League Ableger) nur als durchschnittlicher Kicker entpuppte, sollte FIFA 06 vor allem beim Gameplay eine Trendwende herbeiführen. Dies gelang dem Spiel, sowie dem Weltmeisterschaftsableger, allerdings mehr schlecht als recht. Statt das Gameplay sinnvoll zu verbessern, lag das Hauptaugenmerk der Kanadier nach wie vor auf dem Perfektionieren der Lizenzpakete, sowie der Präsentation. Trotzdem kommt man nicht umhin, zu erwähnen, dass auf diesem Gebiet den Entwicklern niemand etwas vormacht. Aber alle Lizenzen helfen nicht, solange die FIFA Kicker immer noch eine Liga unter der Konkurrenz aus Japan (Konamis Pro Evolution Soccer Serie) spielen. Ob EA den spielerischen Rückstand mit dem neuesten Ableger endlich aufholen kann, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Review.
Der gefühlte 100. Teil
Nach dem eher unscheinbaren Intro landet man ohne großes Trara im schlichten, aber dennoch nett anzusehenden Hauptmenü des Spiels. Dort stehen unzählige Spielmodi zur Auswahl. Den Anfang macht jedoch, wie immer, der so genannte "Anstoßmodus", wo man ohne Einstellungen direkt in ein Spiel hinein katapultiert wird. Wer gerade kurz angebunden ist und nicht viel Zeit aufbringen kann, bekommt hier den knackigsten Modus serviert. Als nächstes folgt die erste große Neuerung des Spiels. Die Rede ist von der "Interaktiven Liga". Dabei handelt es sich um eine Spielvariante, die in dieser Form in bisher noch keinem anderen Videospiel zu sehen war. Erstmalig könnt ihr nämlich die Geschichte eures Lieblingsvereins neu schreiben bzw. selbst erspielen und das nicht nur offline, sondern sogar via Internet! Der Spielplan der Interaktiven Liga orientiert sich dabei an den Originaldaten der größten europäischen Fußballligen. Damit sollte ein gewisser Grad an Realismus gegeben sein. Damit ihr eine Vorstellung davon bekommt, wie genial das Ganze ist, will ich euch das einmal an einem Beispiel zeigen:
Spielt beispielsweise Bayern München in der realen Bundesliga gegen Werder Bremen, könnt ihr das Duell später online nachspielen. Diejenige Mannschaft, die bei den Partien die meisten Siege erringt, bekommt letztendlich die heiß ersehnten drei Punkte für die Tabelle gut geschrieben. Aber keine Panik: Die Auswahl beschränkt sich nicht nur auf die großen Mannschaften. So können selbst FIFA erfahrene Fans der Aachener Alemania schnell an die Tabellenspitze gelangen, sofern sie regelmäßig online gewinnen. Alles in allem ist die Interaktive Liga ein toller Fan Support seitens EA. Bleibt nur zu hoffen, dass die Kanadier auch in Zukunft an diesem durchaus gelungenen Modus festhalten werden. Da sich dieser Wettbewerb jedoch nur auf die Wochenenden beschränkt (abgesehen von den englischen Spielen), gibt es auch noch einen normalen Onlinemodus, bei dem ihr jederzeit gegen Spieler aus der ganzen Welt antreten könnt.
Und was ist mit den Offline-Spielern?
Abseits des Internets gibt es allerdings auch genügend zu erleben. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem grandiosen Managermodus, der euch in Sachen Vereinsführung quasi freie Hand lässt. Bevor man jedoch richtig loslegen kann, muss man sich zunächst einen eigenen Charakter formen. Diesen könnt ihr aus unzähligen Vorgaben zusammenstellen. Nachdem das erledigt ist, geht es an die Mannschaftsauswahl. Dabei stehen sämtliche Ligen des Spiels zur Verfügung. Interessant ist dabei die Tatsache, dass ihr es gleich zu Beginn mit der Presse zu tun bekommt. Diese zweifelt nämlich erst einmal kategorisch eure Fähigkeiten an. Dabei nehmen sich die verschiedenen Blätter, wie der Kicker in Deutschland, oder die Corriere dello Sport in Italien im Übrigen nichts - es liegt ganz alleine an eurem Geschick, die Journalisten vom Gegenteil zu überzeugen. Doch um aus dem Vollen greifen zu können und euren Verein an die Spitze zu führen, braucht ihr gute Spieler und diese bekommt man nur, wenn man über ausreichend finanzielle Mittel verfügt. Dazu müsst ihr logischerweise geeignete Sponsoren finden und die wiederum überzeugt ihr nur, durch gute sportliche Leistungen. Ist die finanzielle Zukunft eures Vereins gesichert, könnt ihr euch in aller Ruhe dem Team-Management widmen. Dazu zählen unter anderem, dass Einstellen von weiterem Personal, das Verpflichten von neuen Talenten und natürlich das Wohlwollen des Vorstandes. Dieser meldet sich nämlich gerne via Email, um die neuesten Entscheidungen und Ereignisse zu kommentieren. Für die Spieldarstellung stehen übrigens drei Varianten zur Verfügung. So könnt ihr das Match entweder selbst in die Hand nehmen, oder einfach vom Computer simulieren lassen. Beim Simulieren besteht zudem die Auswahl zwischen einer virtuellen Simulation, wo ihr euch das Spiel im Stile einer TV Übertragung anschauen könnt und einer Schnellsimulation, wo das Ergebnis direkt angezeigt wird. Letztendlich kann ich nur sagen, dass der Karrieremodus in der jetzigen Form eine praktisch perfekte Symbiose zwischen dem normalen Saison- und dem Managermodus darstellt. Davon kann sich Konami ruhig einmal eine kräftige Scheibe abschneiden und das meine ich vollkommen ernst!
Was bietet die Saison?
Neben dem umfangreichen Managermodus stehen auch noch diverse andere Modi zur Verfügung. Zu den Interessantesten gehören auf jeden Fall die Herausforderungen, die viele in ähnlicher Form auch schon von der PSP Variante kennen dürften. Hier gilt es, bestimmte Vorrausetzungen erfüllen, um Geld einzunehmen. Beispiel gefällig? So müsst ihr mit einem in der 85. Minute eingewechselten Spieler, noch ein Tor erzielen. Gelingt es euch, diese Herausforderung zu erfüllen, könnt ihr das gewonnene Geld im spielinternen Fanshop für diverse Extras (Fußbälle, Trikots, Spezialteams uvm.) ausgeben. Darüber hinaus erwartet euch auch noch, die aus dem Vorgänger bekannte, FIFA Lounge, wo ihr Duelle mit Freunden statistisch aufzeichnen lassen könnt. Ansonsten gibt es natürlich noch die standardmäßigen Turniere, sowie den dazugehörigen Editor. Neu ist dagegen die PSP Link Funktion, die es euch erlaubt den Managermodus der PS2 Version auf der PSP weiterzuspielen. Ein Feature, das durchaus Sinn macht, wenn man beide Versionen sein Eigen nennt.
Tolles Zusammenspiel
Wie bereits der Vorgänger bietet auch FIFA 07 insgesamt zwei verschiedene Steuerungsvarianten an. Während es zum einen die klassische FIFA Steuerung gibt, beinhaltet das Spiel auch noch die Tastenkonfiguration der Pro Evolution Soccer Reihe. Somit kann jeder Spieler entscheiden, auf welche Weise er spielen möchte. Beim Gameplay haben auch ein wichtige paar Verbesserungen Einzug gehalten. So wirkt vor allem die Ballphysik nicht mehr ganz so ballonartig, wie noch in den vergangenen Jahren und das Pass- bzw. Schusssystem wurde stark zum Positiven überarbeitet. Alles in allem kann EA mit den vielen kleinen Verbesserungen einen wichtigen Schritt in Richtung Pro Evolution Soccer Spielbarkeit machen. Nichtsdestotrotz kann das Gameplay immer noch nicht ganz mit der Referenz mithalten. Zum einen liegt das daran, dass sich immer noch zu viele Spielzüge ähneln, während bei Pro Evolution Soccer fast kein Tor dem Anderen gleicht und zum anderen besitzt die optimierte Ballphysik immer noch ihre Macken. Vor allem die etwas zu hohe Geschwindigkeit fällt da negativ ins Auge. Bleibt zu hoffen, dass EA diese Mängel beim nächsten Titel noch einmal überarbeitet.
Lizenzen, Lizenzen, Lizenzen...
Auf diesem Gebiet ist die FIFA Serie nach wie vor absoluter Spitzenreiter. FIFA 07 beinhaltet nicht nur 27 Ligen aus 20 Ländern (zum Teil auch die 2. und 3. Ligen), sondern auch noch über 500 Mannschaften samt Originaltrikots und Spieler. Darunter sind auch an die 40 Nationalmannschaften. Insgesamt ein mehr als eindrucksvolles Paket, dass nur ein paar Mannschaften (wie WM Teilnehmer Japan) vermissen lässt.
Grafik + Sound
In Sachen Grafik und Präsentation setzt EA Sports wieder einmal Maßstäbe. Angefangen bei den stylischen Menüs, die euch als Hintergrundbild stets einen anderen Schnappschuss aus dem Fußball Metier zeigen, über die detailgetreu nach gebauten Stadien (unter anderem Allianz Arena und das neue Wembley Stadion in London), bis hin zu den perfekt modellierten Spielern. Hinsichtlich der Atmosphäre ist FIFA 07 definitiv über jeden Zweifel und jede Konkurrenz erhaben. Sogar die Animationen der Spieler haben sich im Vergleich zum Vorgänger noch einmal verbessert. Einziger Wermutstropfen sind die seltenen Ruckler, die das Spielgeschehen von Zeit zu Zeit trüben. Muss denn das sein? Beim Sound fährt EA, wie nicht anders gewöhnt, wieder alle Geschütze auf. Neben den tollen Moderatoren, deren Kommentare stets optimal zum Spielgeschehen passen, beinhaltet FIFA 07 auch noch ein umfangreiches Repertoire an unterschiedlichen Lizenzsongs. Dabei reicht die Palette von typischen Brit Pop, über Rock, bis hin zu afrikanischen Klängen. Die Musik wirkt nie fehl am Platz und besticht durch eine tolle Auswahl an Künstlern und Titeln. Lediglich die einzelnen Aussetzer beim Ton, zeugen von einer weit weniger guten Qualitätskontrolle, weshalb auch ein Punkt bei der Soundwertung abgezogen wird.
FAZIT:
Mit kleinen Schritten nähert sich EA Sports langsam aber sich der Genrespitze. So haben die Jungs und Mädels aus Kanada endlich eingesehen, dass "Verbesserungen", wie die "Off The Ball" Steuerung nicht wirklich zum Spielspaß und zum Realismus beitragen. Stattdessen konzentrierten sich die Entwickler stärker darauf, dass Spielerlebnis noch fesselnder und atmosphärischer zu machen, was ihnen auch äußerst gut gelungen ist. Beim Gameplay gibt es zwar nach wie vor noch ein paar Unzulänglichkeiten, aber der Vorsprung des bekannten Konami Kickers wird immer kleiner. Somit stellt FIFA 07 den bislang ausgereiftesten Ableger der Serie da, was nicht zuletzt an den unzähligen motivierenden Spielmodi und der opulenten Optik liegt.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
1A Optik
Viele Modi
Interaktive Liga
Minuspunkte: