Auch in diesem Jahr beglückt uns Sega mit dem offiziellen Spiel zur World Snooker Tour und damit hat sich der japanische Publisher besonders viel vorgenommen, denn man präsentiert uns nicht nur einen müden Aufguss des Vorgängers, sondern ein rundum erneuertes Spiel mit vielen frischen Spielmodi und kleinen Verbesserungen. Zum Beispiel halten dieses Jahr erstmalig die kompletten „World Pool Championchips“ Einzug in die anspruchsvolle Simulation. Ob sich der Kauf gerade deswegen lohnt, erfahrt ihr in unserem Review.
Ne ruhige Kugel schieben
Alle Pool- und Snookerfans werden natürlich sofort begeistert sein. Actionorientierte Zocker sollten sich den Kauf jedoch gut überlegen, denn „World Snooker Championchip 2007“ ist eine beinharte Simulation. Einzig der neue „Trickshot“-Modus lockert das ansonsten recht anspruchsvolle Geschehen etwas auf. Die anderen Spielmodi lassen zwar auch keine Wünsche offen, verlangen vom Spieler ab einiges mehr ab. Insgesamt kann man zwischen fünf verschiedenen Modi auswählen. Für den Anfang steht das Tutorial mit Rat und Tat zu Seite, in dem man mehr zu den einzelnen Variationen wie „8-Ball Pool“ oder „Snooker“ erfährt. Auch die sehr leicht zu erlernende Steuerung bekommt man hier anschaulich vermittelt. Fühlt man sich schließlich bereit, stehen neben einem Mehrspieler- und einem Onlinemodus, noch der „Quick Play“ und die „Championships“ zur Auswahl. In allen Spielmodi gibt es jeweils fünf verschiedene Pool- und Snookervariationen. Entscheidet man sich für die „Championships“, startet man allerdings als No-Name Spieler und muss sich Stück für Stück vorarbeiten, um irgendwann einmal gegen die ganz Großen des Sports anzutreten. Für Siege in Turnieren bekommt man zudem hohe Preisgelder und manchmal auch eine Berechtigung, an einem größeren Turnier teilzunehmen. Mit dem erspielten Geld kann man sich verschiedene neue Kleidungsstücke und Zubehör kaufen, welches man dann wiederum in den Turnieren einsetzen kann. Zum ersten Mal steht übrigens nicht nur „Snooker“, eine Variante mit der wohl nicht alle Spieler etwas anfangen können, im Vordergrund, sondern auch das klassische Kneipenbillard, genannt „Pool“. Und zwar nicht nur als „Quick Play“ Option für Zwischendurch, sondern auch in Form von vollwertigen Turnieren mit Qualifikationen und Meisterschaften. Wem zudem sowohl „Pool“ als auch „Snooker“ zusagt, der kann sich den „Golden Cue“ Turnieren widmen, in denen beide Varianten vertreten sind. Extrem Begabte können sogar „Trickshot“ Meisterschaften spielen. Am Umfang des Spiels gibt es somit wirklich absolut nichts auszusetzen und dank der vielen sinnvollen Ergänzungen dürfte das Spiel auch Besitzer des Vorgängers glücklich machen.
Frustrierend!
Neueinsteiger sollten sich aber auf eine harte Bewährungsprobe gefasst machen. Denn die Künstliche Intelligenz (KI) der Gegner ist derart hoch, dass man in den ersten Partien kein Land sehen dürfte. Ein missglückter Stoß reicht dabei schon aus und euer Gegner zieht euch gnadenlos ab. Eine Option zum Senken des Schwierigkeitsgrades fehlt aber völlig! So bleibt einem nichts anderes übrig, als zu üben, üben und nochmals üben! Es bedarf sehr viel Geduld, sich in das Spiel einzufinden, geschweige denn eine Partie gegen die übermächtigen Gegner zu gewinnen. An der Steuerung liegt das aber definitiv nicht, denn die geht wie gesagt locker von der Hand: Die Stoßrichtung bestimmt man wahlweise mit dem linken Analogstick, oder mit dem Steuerkreuz, wobei letzteres deutlich einfacher und genauer ist, da der Stick sehr empfindlich reagiert. Die Bahn, welche die angespielte Kugel nehmen wird, wird durch gelbe Pfeile kenntlich gemacht. Dadurch kann man die einzelnen Taschen recht gut und unkompliziert anspielen. Mit Hilfe der Dreieckstaste wechselt man zudem in die Vogelperspektive, um den Tisch noch besser im Blick zu haben. Die Stärke des Stoßes reguliert man dagegen entweder mit Hilfe einer entsprechenden Anzeige, oder durch gefühlvolles Zurückziehen des rechten Analogsticks. Drückt man den Stick dann nach vorn, führt die Spielfigur den Stoß aus. Gerade für Anfänger dürfte die erste Variante aber deutlich einfacher sein. „Einfacher“ ist jedoch wieder relativ, da man sich wie gesagt keine Fehler leisten darf. Die Gegner sind schon in den ersten Turnieren unfassbar stark und selbst die unmöglichsten Stöße gelingen den CPU Konkurrenten. Daher sollte man sich im „Tutorial“ und in zahlreichen „Quickplay“ Spielen akribisch auf die erste Saison in den „Championchips“ vorbereiten, sonst hat man nicht den Hauch einer Chance. Das vermiest leider den ansonsten positiven Gesamteindruck, den das Spiel hinterlässt. Ein weiterer Kritikpunkt sind die bisweilen absolut unleserlichen Bildschirmtexte. Weiße Schrift auf sehr hellem Hintergrund ist nicht die allerbeste Wahl, aber wenn die Schrift dann auch noch derart winzig ist wie hier, dann wird das Lesen der Texte extrem anstrengend.
Geniale Physik - schwache Grafik
Auch wenn die Präsentation des Spiels nicht gerade umwerfend ausfällt, kommt man nicht umhin, die Ballphysik als genial zu bezeichnen. Die Kugel rollt absolut realistisch über den Tisch, so dass auch Bandenspiel und Anschneiden problemlos möglich sind. Wenn dann auch noch mehrere Kugeln gleichzeitig über den Tisch rollen und aneinander oder an den Banden abprallen, dürfte selbst der gestandenste Physiker vor Neid erblassen. Das kann man von der Grafik allerdings nicht behaupten. Die Tische sind langweilig gestaltet und besitzen weder großartige Details noch irgendwelche Feinheiten. Generell sind auch die Umgebungen sehr trist gehalten und die Texturen sehen matschig aus und geizen mit Farben. Zudem sucht man Effekte, wie Spiegelungen oder Schatten vergeblich. Lediglich bei den Replays und Nahaufnahmen bekommt man ein paar Augenschmankerl geboten. Leider fällt dabei auch auf, dass das Spiel extrem stark flimmert. Gerade bei den Kamerafahrten zu Beginn eines Matches macht sich dieser Umstand negativ bemerkbar. Für ein Spiel, dass 2007 erschien, ein echtes Armutszeugnis in meinen Augen! Positiv kann man bei der Technik eigentlich nur die flüssigen Animationen der Spieler erwähnen. Ansonsten wäre „World Snooker Championship 2007“ mit dieser Optik auch problemlos auf der PSone machbar gewesen. Höhen und Tiefen findet man auch beim Sound. Die Soundkulisse ist zum Beispiel mit ihren zahlreichen Umgebungsgeräuschen und dem Publikum sehr gut eingefangen worden. Man hört wie Cues umfallen, die Kugeln sich berühren, oder ein Zuschauer hustet. Es hört sich alles real an, bis sich die die beiden nervigen englischen Kommentatoren einschalten. Von ihnen wird wirklich absolut alles mit sich ständig wiederholenden Kommentaren bedacht. Selbst wenn man nur mal kurz überlegt, kommt nach wenigen Sekunden ein dummer Spruch. Besonders die weibliche Stimme zerrt nach einigen Spielminuten extrem an den Nerven und man ist quasi gezwungen, die Sprachausgabe abzuschalten. Das ist jedoch nicht weiter tragisch, da das gesamte Spiel sowieso in Englisch gehalten ist und man sowieso mit englischen Menüs zu tun hat. Sega hat sich nämlich eine Lokalisierung komplett gespart.
FAZIT:
Dieses Spiel fair zu bewerten, ist wirklich nicht leicht. Klar ist es eine Simulation, aber muss deswegen der Schwierigkeitsgrad derart hoch sein? Ich habe lange gebraucht, um mich in das Spiel einzufinden und es hat nochmals einige Zeit gedauert, bis ich erste Erfolge vorweisen konnte. „World Snooker Championship 2007“ verzeiht nämlich absolut keine Fehler! Aber gerade der gewaltige Umfang und die vielen Meisterschaften haben es mir angetan und motivieren dazu, den Titel immer wieder in den Schacht der Konsole zu legen. Nimmt man also die lange Einarbeitungszeit in Kauf, dann kann das Spiel unheimlich Spaß machen. Zudem lädt auch noch der Onlinemodus ein, sich mit menschlichen Gegnern zu messen. Deshalb sollten in erster Linie Freunde des Sports zugreifen, alle anderen dürfen zwar auch ihr Geld investieren, müssen aber mit einem langwierigen Einstieg rechnen.
[Review verfasst von Redzora]
Pluspunkte:
Minuspunkte: