Über ein Dutzend verschiedene Armored Core Spiele wurden für die diversen PlayStation Plattformen bereits veröffentlicht. Die Serie hat somit nicht nur eine lange Tradition, sondern auch eine treue Fangemeinde. Wir haben uns das aktuelle PlayStation 3 Spiel vorgenommen und verraten euch, ob sich ein Import lohnt und in wieweit sich der Titel von seinen Vorgängern unterschiedet.
Keine Macht den Großkonzernen!
Die Hintergrundgeschichte von „Armored Core 4“ kann man eigentlich vergessen, da sie eh nur Mittel zum Zweck ist und nur unzureichend präsentiert bzw. eingebunden wurde. Es läuft im Endeffekt darauf hinaus, dass sechs große Konzerne die Macht in der Welt übernommen haben und diese nach fragwürdigen Prinzipien regieren. Man selbst schlüpft in die Rolle eines Raven, eines Söldners der für die gefallene Kolonie Anatolia die schmutzige Arbeit erledigt. Wie gesagt, die Story ist weder interessant, noch sonderlich cool in Szene gesetzt und die meiste Zeit wird man wohl die langwierigen Missionsbriefings einfach überspringen.
Enders Time!
Der größte Unterschied zu den Vorgängern besteht in der erhöhten Spielgeschwindigkeit. Trampelten die Mechs in den letzten Titeln noch recht behäbig durch die Landschaften, so erinnert die Action heutzutage eher an Konami`s „Zone of the Enders“ Serie. An sich keine schlechte Entwicklung, aber wirklich flüssig geht die Steuerung deswegen aber trotzdem nicht von der Hand. Das liegt vor allem an der Nutzung jeglicher vorhandener Tasten auf dem Joypad - Eine für jede Waffe, zusätzliches Umschalten der Waffen, Dodgen und Boosten. Zwar kann man sich seine Padbelegung auch selbst zusammenstellen, aber die Anzahl der benötigten Tasten verändert sich nicht. Mag sein, dass die komplexe Steuerung den Simulationsaspekt fördert, aber um ehrlich zu sein, eine simplere und dafür handlichere Steuerung wäre mir definitiv lieber gewesen. Das automatische Zielsystem ist übrigens auch verbesserungswürdig, denn sobald man den jeweiligen Gegner nicht zusätzlich fixiert, schwenkt der Erfassung gleich zum nächst besten Feind. Und das kann auf Dauer ziemlich nerven. Hinsichtlich der Missionen sollte man keine Komplexitätswunder erwarten. Alle Aufträge sind relativ einfach gehalten. Zerstöre diese drei Mechs, lasse die Transporthubschrauber nicht durch das Missionsgebiet fliegen, wehre den folgenden Angriff für fünf Minuten ab und zerstöre riesige Panzerfestungen. Checkpoints gibt es ebenso wenig, wie eine zusammenhängende Kampagne. Die Missionen werden durch die Story lediglich lose mit einander verbunden. Zwischendurch darf man sich seinen Mech aufrüsten und an die bevorstehenden Aufträge anpassen (Spiel ist in Kapitel mit nicht linearen Missionen unterteilt). Hier kommen wir jedoch zu einem der interessantesten Punkte des Spiels. Das Tuning des eisernen Giganten fällt extrem detailliert aus. Man kann ruckzuck die Waffen wechseln, andere Köpfe benutzen, neue Reaktoren einbauen und seinen Mech mit verschiedenen Tarnmustern und Insignien verzieren. Schon alleine in diesem Modus kann man sich Stunden aufhalten! Ein weiteres cooles Feature sind die herunterladbaren Regulations Dateien, welche eine Art Schlüssel für die Spielbalance darstellen. Ist die PS3 mit dem Internet verbunden, sucht das Spiel bei jedem Start nach einer Aktualisierung. Sobald eine Neue erhältlich ist, muss man diese herunterladen, wenn man Online spielen will. Denn ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit, mit bis zu sieben anderen Robo-Jockeys und deren eigens konstruierten Mechs in Arenen anzutreten. Aber Obacht, bei meinen Testspielen hatte ich öfters mit krassen Lags zu kämpfen. Davon abgesehen, erhöht sich durch die halbwegs gelungene Onlineintegrierung der Wiederspielwert jedoch extrem.
Post-Processing Overkill
Respekt! „Armored Core 4“ zeigt eindrucksvoll, wie man durch verschiedene Filtertechniken das Bild nachträglich so bearbeiten kann, dass ein bestimmter Look entsteht. Zum Beispiel wird ein Wüstenlevel bei aufgehender Sonne in ein hellbraunes Licht eingetaucht, wobei zusätzliches Glühen und Hitzeflimmern dem Ganzen den letzten Schliff verpasst. Auf der einen Seite kommt das zwar oftmals der Atmosphäre zu gute und verleiht den Umgebungen einen einzigartigen (und futuristischen) Touch, aber an einigen Stellen haben es die Japaner schlichtweg übertrieben! Dann erkennt man fast gar nichts mehr, oder schlimmer noch, die verschiedenen Post Processing Effekte treiben dem Spieler Tränen in die Augen. Weniger wäre an dieser Stelle oftmals mehr gewesen. Allerdings hätte man dann wohl auch schneller die vielen Schwächen der Grafikengine entdeckt. Viele Levels wirken beispielsweise äußerst karg und bieten nicht gerade viele Details. Explosionskrater verschwinden nach einer gewissen Zeit wieder und die Framerate gerät in unschöner Regelmäßigkeit ins Wanken und das obwohl die Missionsgebiete meistens recht klein ausfallen. Immerhin sehen die Mechs spitzenmäßig aus und warten mit passenden Animationen und Unmengen an Details auf. Zudem wirken Explosionen und Rauchwolken äußerst realitätsnah. Somit bleibt die Optik unterm Strich ein recht zweischneidiges Schwert. Weniger zu beanstanden gibt es dagegen am Sound. Die Musik mit ihren elektronischen Klängen und Bombastmelodien untermalt das Geschehen auf ihre ganz besondere Weise und die wenigen englischen Sprecher machen einen hervorragenden Job.
FAZIT:
Ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, wieso die Serie so lange überlebt hat. Als alter Mech Warrior Pilot kenne ich mich mit Mech-Simulationen aus und „Armored Core 4“ turnt mich noch genauso ab, wie der erste Teil auf der PlayStation 1. Die verkomplizierte Steuerung (drei verschiedene Boostarten – Wer braucht das schon?), die billige Präsentation und die simplen Missionsaufgaben, die sich im späteren Spielverlauf zudem noch wiederholen, weisen das Spiel nicht gerade als Top-Titel aus. Lediglich der umfangreiche Mech-Baukasten und das flexible Regulations-System suchen ihresgleichen. Somit dürfte mit dem neuesten Spiel weiterhin nur die Die-Hard Anhängerschaft der Serie angesprochen werden.
[ Review verfasst von .ram ]
Wir danken www.us-games.de für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Pluspunkte:
- Kostenfreie Updatefiles für Spielbalance
- Effektreiche Grafik
- Onlinematches für bis zu 8 Spieler
Minuspunkte:
- Simple und auf Dauer wenig motivierende Missionen
- Lahme Präsentation
- (Über)Komplizierte Steuerung