„Untold Legends: Dark Kingdom“ gehörte zu den ersten offiziell angekündigten Spielen für die PlayStation 3. Während die frühen Screenshots allerdings nicht gerade von Next-Generation Grafik zeugten, wandelte sich die Optik des Spieles in den letzten Monaten beträchtlich. Warum der Titel dennoch kein Aushängeschild für die noch junge Konsole geworden ist, erfahrt ihr in unserem kompromisslosen Test.
Muskulöser Held verkloppt muskulöse Dämonen
Aber von Anfang an: Das Königreich Dureth wurde von dunklen Mächten übernommen, während der Spieler selbst weit entfernt unterwegs war. Wie es sich aber für einen echten Helden gehört, kann man so etwas natürlich nicht einfach so hinnehmen und deswegen macht man sich auf, die bösen Mächte zu besiegen und das Königreich zu befreien. Hört sich nicht gerade spannend an und ist es letztendlich auch nicht. Doch bevor man in den Kampf für Gerechtigkeit und Freiheit zieht, hat man die Qual der Wahl, mit welchem Charakter man gegen die dunklen Schergen antreten möchte. Okay, die Qualen halten sich in Grenzen, denn es stehen eigentlich nur drei verschiedene Charakterklassen zur Verfügung: Da wäre einmal der Krieger, dann die Waldläuferin und zu guter letzt noch der Magier. Alle haben (wie sollte es auch anders sein) ihre individuellen Stärken und Schwächen. Während der Krieger am liebsten ordentlich zuschlägt, setzt die Waldläuferin auf Schnelligkeit und Eleganz und der Magier nutzt kraftvolle Zaubersprüche, um sich die Dämonen vom Leib zu halten. Aber egal wen man am Ende auch auswählt, selbst ein Krieger kann im Spiel Zaubersprüche wirken und ein Magier darf auch mit seinem Zauberstab ordentlich zuschlagen. Somit versprechen die verschiedenen Charakterklassen unterm Strich nicht gerade sonderlich viel Abwechslung.
Arme Helden
Die ersten Minuten des Spiels entpuppen sich als eine Art Tutorial, wo man die wichtigsten Funktionen erklärt bekommt. Da es sich bei „Untold Legends: Dark Kingdom“ um ein Hack`n`Slay einfachster Strickart handelt, fallen diese Funktionen nicht allzu umfangreich aus. Umso eher machen sich also negative Aspekte bemerkbar. So fällt bereits am Anfang auf, dass die Ausrüstungsmöglichkeiten der Spielfigur äußerst beschränkt sind. Wenn man von Spielen wie „Baldur's Gate“ oder „Champions of Norrath“ verwöhnt ist und erwartet, dass alle drei Meter ein neues Item oder eine neue Waffe auf den Spieler wartet, dann wird man bei „Untold Legends“ herb enttäuscht werden. Ausrüstungsorgien, wie man sie in den oben genannten Titeln kennt, gibt es nämlich nicht. Zwar stößt man ab und zu auch in „Untold Legends“ auf Dinge wie neue Stiefel, Waffenröcke und Helme, aber diese sehen fast alle gleich aus und haben optisch keinerlei Auswirkungen auf das Aussehen. Da ist es nicht verwunderlich, wenn sich Missmut breit macht, da solche Detailarmut nicht gerade von einem Next-Generation Spiel zeugt. Aber noch schlimmer ist, dass man keine neuen Waffen im späteren Spielverlauf dazubekommt. Es besteht lediglich die Möglichkeit, mit Hilfe von Runen die aktuelle Waffe zu modifizieren. Der Krieger kann aus seinem Standard-Hammer zum Beispiel verschiedene andere Hämmer, oder Äxte machen. Dinge wie Schilde, Pfeil und Bogen gibt es dagegen nicht und man ist das ganze Abenteuer mehr oder weniger an eine einzige Waffe gebunden. Hack’n’Slay Spiele zählen zwar nicht unbedingt zu den Komplexitätswundern, aber Sony Computer Entertainment hat es doch tatsächlich geschafft, die simplen Standards zu unterbieten.
Master of Buttonsmashing
Die Kämpfe sind ebenfalls nach einfachstem Muster gestrickt. Man hat grundsätzlich zwei normale Angriffsarten zur Verfügung, die man zu verschiedenen Kombos verknüpfen kann. Je nachdem mit welchen Runen man seine Waffe verziert hat, sehen die Angriffe etwas anders aus. Im Kampf selbst läuft es aber nur darauf hinaus, dass man möglichst schnell auf die Knöpfe haut und den Feinden Saures gibt. Taktisches Vorgehen wird nie verlangt. Aber OK, wenn schon das Gameplay nicht das Gelbe vom Ei ist, vielleicht kann ja die Spielwelt überzeugen? Aber auch hier: Fehlanzeige! Das ganze Spiel besteht nur aus dem Verhauen von Gegnermassen, Kämpfen mit der Kamera und dem Lösen von simplen, teilweise langweiligen, Rätseln. Zwar existieren auch noch kleinere Sprungpassagen, aber die sind aufgrund der zickigen Kameraführung und der etwas seltsamen Kollisionsabfrage eher eine Geduldsprobe, als eine Herausforderung. Das Leveldesign zeichnet sich leider auch vor allem durch eine Tatsache aus: Einfachheit. Teilweise könnte man fast meinen, die Entwickler hätten irgendeinen Azubi ans Spiel gesetzt, der innerhalb von acht Stunden etwas basteln durfte. Die Dungeons bestechen nämlich alle durch einen eckigen und simplen Grundaufbau und eine permanent vorhandene Detailarmut. Beispiel gefällig? Alle paar Minuten trifft man auf Zwischengegner, die nie ein Problem (oder eine Herausforderung) darstellen. Überhaupt sind die Gegner nur sehr selten wirklich gefährlich. Meine Spielfigur ist beispielsweise mehr Tode durch die missratene Kameraführung als durch irgendwelche Feinde gestorben. Auch lässt die Vielfalt der dämonischen Horden zu wünschen übrig. Meistens trifft man immer wieder auf die gleichen Gesellen. Die Interaktion mit der Umgebung hält sich erwartungsgemäß ebenfalls in Grenzen. Ein paar Fässer zum hochheben, rumschmeißen oder anzünden und ein paar Kisten zum zerdeppern – mehr gibt es nicht.
Untold – warum nur?
Viele werden sich nun fragen, ob das Spiel auch seine guten Seiten hat. Und ja, die hat es in der Tat, schließlich macht es hier eine gewisse Zeit lang Spaß, sich durch unzählige dämonische Gegnerhorden zu kloppen - besonders mit menschlichen Partnern. Aber damit wir uns nicht falsch verstehen, um dieses grundlegende Spielgefühl auch zu versemmeln, bedarf es aber wirklich eines gänzlich unfähigen Entwicklerhaufens und bei all der Kritik, ganz so schlimm hat sich das Programmierteam dann aber doch nicht geschlagen. Dennoch ist der Titel weit davon entfernt, empfehlenswert zu sein, denn es wird zum Beispiel reichlich Potential durch den mittelmäßigen Onlinemodus verschenkt. Voice Chat gehört bei kooperativen Spielen dieser Art heutzutage zum Standard. Dummerweise hat das noch keiner Sony Online Entertainment verklickert. Wenigstens entschädigt die fade deutsche Synchronisation dafür etwas und bringt den Spieler dank unmotivierter Sprecher immer wieder zum Schmunzeln. Oder war es doch eher zum Stirnrunzeln?
FAZIT:
Mit „Untold Legends: Dark Kingdom“ liefert Sony Online Entertainment ein ziemlich flaches Spielerlebnis ab, welches selbst den einfachsten Hack`n`Slay Ansprüchen kaum gerecht wird. Selbst der Multiplayermodus erweist sich dabei als keine allzu große Hilfe. Es macht zwar grundsätzlich etwas mehr Spaß, gemeinsam mit einem menschlichen Spieler die Welt zu erkunden, aber angesichts der Möglichkeiten die andere Spiele auf diesem Feld bieten, bleibt der Titel weit hinter den Anforderungen zurück. Persönlich bin ich zwar nie davon ausgegangen, dass „Untold Legends: Dark Kingdom“ ein Meilenstein des Genres wird, aber ich hatte auch nicht angenommen, dass der Titel dermaßen mittelmäßig ausfallen würde. Vor dem totalen Wertungsabsturz rettet das Spiel eigentlich nur die Tatsache, dass Metzeln selbst in diesem primitiven Umfeld noch Laune macht. Trotzdem - selbst wenn man auf diese Art von Spiele steht, den vollen Kaufpreis ist der Titel einfach nicht wert. Entweder man leiht sich das Spiel aus der Videothek aus, oder man wartet, bis „Untold Legends: Dark Kingdoms“ in der Grabbelkiste des lokalen Kaufhause zu finden ist.
[ Review verfasst von Pry ]
Pluspunkte:
- Brauchbare Grafik
- Einfach Steuerung
- Metzeln macht selbst in der simplen Art irgendwie Spaß
Minuspunkte:
- Schlechte Kameraführung
- Ödes Leveldesign
- Miese deutsche Synchronisation