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Virtua Tennis 3

21. August 2007

Zum PS3- Start war Sega der fleißigste Third-Party Entwickler überhaupt. Mit sage und schreibe fünf Titeln buhlte man um die Gunst der Käufer. Einer davon war der dritte Teil der ruhmreichen „Virtua Tennis“-Serie, die bereits einige Jahre auf dem Buckel hat und Millionen von Tennisfans auf der ganzen Welt am Automaten oder als Heimumsetzung begeistern konnte. Nun gilt es, den erworbenen Kultstatus auch auf der neusten Konsolengeneration zu verteidigen. Ob das gelungen ist, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Testbericht.

Aufschlag!

Nachdem man ein neues Profil erstellt hat, wartet das Hauptmenü auf eine Erkundungstour. Zur Auswahl stehen neben dem Karrieremodus, ein Turniermodus im Einzel oder Doppel, ein Freundschaftsspielmodus und zahlreiche Minispiele. Außerdem gibt es noch einen Multiplayermodus, in dem man sich mit bis zu drei weiteren menschlichen Spielern duellieren darf. Allerdings sollte man keine Online-Filzballschlachten erwarten, denn die wurden schlichtweg nicht integriert. Bedenkt man die Möglichkeiten der neuen PlayStation ist das irgendwo ein derbes Armutszeugnis für den einstigen Onlinepionier. Das Kernstück des Spiels ist somit der Karrieremodus. Dafür kreiert man sich einen eigenen Spieler(in) ganz nach seinem Geschmack. Mit diesem darf man nun die Weltrangliste von ganz unten (Platz 300) nach ganz oben klettern. Das dieses Unterfangen nicht ganz einfach ist, wird schnell deutlich. Ohne das passende Training stellen sich nämlich kaum zählbare Erfolge ein. Um sich zu verbessern, nutzt man die zwölf eingebauten Minispiele. Was es für Sachen da zu entdecken gibt, will ich an ein paar Beispielen erklären:

Kegel umstoßen: Statt mit der Hand zu bowlen, versucht man mittels kräftiger Aufschläge, so viele Kegel wie möglich umzustoßen.
Lawine: Man muss den von oben kommenden Tennisbällen auszuweichen und gleichzeitig so viele Früchte wie möglich einsammeln.
Panikballon: Beim Panikballon muss man dagegen die auf der anderen Spielfeldhälfte platzierten Ballons zum Zerplatzen bringen. Damit das Ganze jedoch nicht zu langweilig wird, besitzt jeder Ballon eine spezielle Lenkrichtung, mit der der Ball zurückgeschleudert wird.
Platz-Curling: Im Grunde ist das eine Kopie des Original-Curlings. Statt die Spielgeräte aber mit der Hand zu steuern, schlägt man Tennisbälle auf sie drauf, damit sie sich in Richtung Punktefelder bewegen.
Angriff der Aliens: Dieser Modus ist an den Arcade-Klassiker Space Invaders angelehnt. Die Aufgabe des Spielers besteht darin, die von oben kommenden Tennismaschinen abzuschießen.
Super-Bingo: Der folgende Modus spielt sich eigentlich wie das normale Bingo. Statt jedoch mit der Hand zu schreiben, muss man die Zahlen mit einigen gekonnten Schlägen treffen

Nach jedem erfolgreich absolvierten Minispiel findet eine Aufwertung der Fähigkeiten statt. Basierte das vorangegangene Spiel zum Beispiel eher auf Kraft als auf Genauigkeit, verbessern sich Aufschlag und Vor- und Rückhand. Ging es dagegen um Geschick, erhöhen sich Genauigkeit und Geschwindigkeit. Am ehesten sind diese Upgrades mit den Stufenaufstiegen in Fantasyrollenspielen vergleichbar. Wurde eine Fähigkeit ausreichend trainiert, verbessert sich der Charakter darin um einen Level. Dabei sollte man allerdings beachten, die einzelnen Bereiche gleichmäßig zu trainieren, denn nur so kann man auch alle Möglichkeiten später nutzen. Allerdings geht häufiges Training auch zu lasten der Frische. Deshalb muss man auch unbedingt darauf achten, regelmäßig Ruhepausen einzulegen, um sich nicht komplett zu erschöpfen. Die Ausdauer wirkt sich nämlich auch in den eigentlichen Spielen aus. Sind die ersten Matches noch ziemlich leicht in zwei Sätzen zu gewinnen, zieht der Schwierigkeitsgrad ab Platz 100 deutlich an. Nun benötigt man schon vier Sätze und eine gehörige Portion Geduld, um als Sieger vom Platz zu gehen.

Matchball

Tennisspiele sind eigentlich am Ehesten mit dem über dreißig Jahre alten „Pong“ zu vergleichen. Theoretisch kann man „Virtua Tennis 3“ nämlich nur mit dem Steuerkreuz und der „X“-Taste spielen. Aber nur theoretisch, denn in der Praxis sieht es dann doch ein wenig komplexer aus. Alle Symboltasten sind mit verschiedenen Schlagvarianten belegt, so dass taktisches Vorgehen während eines Spieles nicht zu kurz kommt. So lässt sich ein Gegner, der nahe am Netz steht, mit einem weiten Ball leicht ausspielen, oder aber mit einem kurzen Netzhoppler, wenn er sich am äußeren Rand des Spielfeldes befindet. Die Eingewöhnungszeit ist angenehm kurz. Ohne die Anleitung großartig studieren zu müssen, kann man direkt ins Spiel einsteigen und auch schnell erste Erfolge erzielen. Später kommt man jedoch nicht umhin, sein gesammeltes Wissen einzusetzen, da das Spiel dann schon etwas mehr vom Spieler verlangt. Vom Umfang her ist „Virtua Tennis 3“ allerdings ein zweischneidiges Schwert. Neben dem Karrieremodus (mit allerlei freispielbaren Extras) wird nämlich nicht mehr viel geboten. Zwar gibt es noch diverse lokale Mehrspielermodi und die lustigen Minispiele, aber allein die fehlende Onlineunterstützung dürfte für Spieler, die gerne gegen andere menschliche Zocker antreten, ein Grund sein, sich einen Kauf zweimal zu überlegen. Zum Schluss noch ein Wort zu den Ladezeiten: Die fallen insgesamt recht angenehm aus und stören den Spielfluss kaum. Wem das dennoch nicht genügt, der kann das Spiel auch noch komplett auf die PS3 Festplatte installieren und reduziert dadurch die Ladezeiten auf den Bruchteil einer Sekunde.

Grafik & Sound

Die Grafik ist für PlayStation 3 Verhältnisse gelungen. Gerade in HD sieht das Bild gestochen scharf aus und man kann sogar jeden Grashalm auf dem Court zählen. Im Gegensatz zur PSP-Version sehen die Spieler zudem auch aus der Nähe hervorragend aus. Die Akteure wurden dazu sehr detailreich modelliert und bis auf die etwas misslungene Haarpracht (Die Haare wirken eher wie Perücken und sind Quelle zahlreicher Clipping Fehler.), gibt es nichts weiter zu beanstanden. Sogar die Kleidung schlägt mittlerweile realistisch falten. Gute Nachrichten gibt es ebenfalls bei der Framerate zu berichten. Das Spielgeschehen bleibt zu jeder Zeit absolut flüssig und die nervigen Slowdowns aus der PSP Fassung sind hier nicht vorzufinden. Dimi`s Eindrücke vom Sound muss ich dafür auch hier bestätigen. Die langweiligen und eintönigen Stücke nerven schon nach kurzer Zeit und wiederholen sich zum Überfluss auch noch ständig. Gerade im Menü, wo man sich doch einige Zeit aufhält, greift man daher schnell zur Fernbedienung. Kommentare gibt es auch auf der PS3 nur selten zu hören. Vielleicht sollte sich Sega hier etwas von der Arcade-Herkunft wegbewegen, um die Serie durch einen guten Kommentator ein Stück weiter in Richtung Simulation zu schieben. Schaden würde es jedenfalls nicht und besser als die schreckliche Musik wäre es allemal.

FAZIT:

„Virtua Tennis 3“ ist ohne jeden Zweifel ein gutes Spiel. Aber es konnte mich bei weitem nicht so sehr fesseln wie die beiden Vorgänger. Mir fehlt dazu einfach das Flair einer richtigen Fortsetzung. Kein Online-Modus, kaum spielerische Neuerungen und ein Sound zum Abschalten untermauern diesen Eindruck äußerst treffend. Da hilft es auch nicht, dass die Grafik zur Oberklasse gehört und die Spielbarkeit nach wie vor überzeugend ist. Etwas mehr von Allem hätte Sega schon auffahren dürfen. Schade drum, denn aufgeschoben ist nicht aufgehoben und irgendwann muss sich auch ein „Virtua Tennis“ der Evolution stellen. Um jedoch zum Punkt zu kommen: „Virtua Tennis 3“ ist kein schlechtes Spiel, aber der erhoffte Überflieger ist es auch nicht geworden.

[ Review verfasst von Redzora ]

Pluspunkte: