Es ist schon eine traurige Geschichte mit dem Test Drive Franchise. Den Höhepunkt erreichte die Serie nämlich schon mit dem dritten Teil Anfang der Neunziger. Danach ging es rapide bergab, als ein mieses PS1 Spiel nach dem anderen erschien. Mit dem ersten PS2 Test Drive (TD Overdrive) versuchte Entwickler Pitbull Syndicate zwar einigen Boden wieder gut zu machen, aber wirklich überzeugen konnte auch dieser Racer nicht. Mittlerweile hat ATARI die Serie den Eden Studios (V-Rally) übergeben, die im Oktober 2006 ein tolles Next-Gen Test Drive veröffentlichten. Nun ist die PS2 Fassung, die zwar auf dem Original basiert, aber von einem anderen Studio (Melbourne House – u.a. für Transformers verantwortlich) fachmännisch umgesetzt wurde, erhältlich und wir testen, ob sich der Aufwand gelohnt hat und man als PS2 Zocker dieses Spiel besitzen sollte.
Willkommen auf Hawaii
Eine richtige Hintergrundgeschichte gibt es nicht. Im Vorspann sieht man lediglich, wie der Spieler in ein Flugzeug steigt und dann auf dem Flugplatz von Honolulu landet. Mit ausreichend Geld in der Tasche gesegnet, kauft man sich als Nächstes ein neues Auto (Sportwagen versteht sich) und ein Inseldomizil. Ziel ist es nun, zum Rennfahrerkönig von Hawaii aufzusteigen und seinen Fuhrpark expotentiell zu vergrößern. Dazu stehen an die hundert Rennen zur Verfügung, die zudem in fünf verschiedene Klassen unterteilt sind. Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad (vor jedem normalen Rennen möglich), gewinnt man Pokale und Preisgelder. Beendet man dagegen erfolgreich diverse Herausforderungen (Beschleunigungsrennen, Turniere und Radarfallen Rasereien) bekommt man neben Schotter auch noch neue Wagen und Einladungen zu diversen Clubs. Diese Clubs haben sich auf verschiedene Fahrzeuge spezialisiert und man hat es ausschließlich mit professionellen Fahrern zu tun. Am Ende kann man sogar Präsident des jeweiligen Hauses werden. Diese Duelle sind übrigens das Fordernste am ganzen Spiel, da man hier den Schwierigkeitsgrad nicht im Vorfeld festlegen darf. Fahrerisches Können und perfekte Beherrschung des jeweiligen Fahrzeuges sind gefragt. Leider offenbaren sich an dieser Stelle jedoch auch die ersten Schwächen. Zum Beispiel ist die Steuerung (besonders bei hohen Geschwindigkeiten) zu träge bzw. zu ungenau. Das Driften erfordert oftmals einen frühen Lenkeinschlag, man prallt an Masten und Hecken ab und die Gegner fahren meistens unfair (zum Beispiel auf dem Bürgersteig, um nicht mit anderen Fahrzeugen zu kollidieren). Weiterhin sollte man sein Auto bereits getunt haben, da man sonst in den höheren Rennen nicht den Hauch einer Chance hat. Trotzdem macht es Spaß, in „Test Drive: Unlimited“ über die Straßen von Hawaii zu düsen. Zum einen ist die Insel wirklich riesig (rund zwanzig Minuten braucht man, um von Osten nach Westen zu gelangen) und zum anderen fährt man mit hoch gezüchteten Sportwagen im hellen Tageslicht vom Schlage eines Jaguars, Aston Martin, Lamborghini und McLaren. Bei der Schwemme an austauschbaren Tuningracern, die in den letzten Jahren die Konsolen heimsuchten, ist das erfrischend anders.
You drive me...ONLINE
Einen großen Teil seiner Faszination zieht „Test Drive: Unlimited“ aus dem integrierten Onlinedienst. Nicht nur offline lassen sich die knapp 6500 Kilometer Straße beackern, sondern auch online. Dazu trifft man sich in so genannten Drive-Ins, die über die Insel verteilt sind und vereinbart ein Straßenrennen. Der Hoster veranschlagt daraufhin ein Preisgeld und dass Event erscheint auf der Übersichtskarte. Nun können sich die Teilnehmer einloggen und die Motoren heiß laufen lassen. Wenn man so will, bietet Test Drive dadurch ein enormes Potential. Leider sind die Server allesamt recht leergefegt, was auch daran liegen mag, dass der PS2 Onlinedienst niemals richtig durchgestartet ist und die Sache mittlerweile dank der PS3 sowieso unkomplizierter ausfällt.
Beeindruckende Größe
Auch wenn die PS2 Version dem Original nicht das Wasser reichen kann, so haben sich die Australier doch alle Mühe mit der Portierung gegeben. Es gibt bezüglich der Inselgröße zum Beispiel keinerlei Einschränkungen zu verzeichnen und die Framerate hat nur sehr selten mit ein paar "Hick Ups" zu kämpfen. Im Gegenzug dafür ist das Bild jedoch generell etwas kontrastarm und mit einem leichten Blur-Effekt versehen. Die Automodelle sehen dagegen auch auf der 128bit Konsole spitzenmäßig aus, bieten zahlreiche Details (Öffnen / Schließen der Fensterscheiben) und warten sogar mit einem richtigen Fahrer auf. Der absolute Clou sind jedoch die 3D Cockpits, welche eine Art Reminiszenz an die ersten Test Drive Spiele darstellen und dem Ganzen einen individuellen Touch verleihen. Weiterhin gelungen: Die anderen Verkehrsteilnehmer werden in der gleichen grafischen Qualität wie das Spielerfahrzeug dargestellt, es gibt mehrere Tageszeiten, virtuelle Erkundungstouren im Autohaus und sehr kurze Ladezeiten. Das Einzige was man neben ein paar Pop-Ups bemängeln könnte, wäre der Umstand, dass Hawaii zu wenig Abwechslung bietet. Jede Ecke auf der Insel sieht praktisch gleich aus. Vielleicht wäre es ratsamer gewesen, einfach eine Fantasiewelt zu kreieren und dort unterschiedliche Landschaftstypen einzubauen. Der Sound gehört dagegen ohne Vorbehalte zum Besten, was es auf der PS2 zu hören gibt. Egal ob kraftvolle Motorensounds oder eine angenehme Stimme bei der optionalen Navigation, alles klingt einfach angenehm. Sogar der umfangreiche und anpassbare Soundtrack ist spitzenmäßig geworden. Insbesondere die elektronischen Klänge passen wunderbar zum exotischen Flair und überzeugen mit gefühlvollen, wie auch kräftigen Beats.
Unterschiede Xbox360 PS2 Version
Obwohl PlayStation Fans knappe sechs Monate länger auf das Spiel warten mussten, gibt es dennoch gravierende Einschnitte beim Inhalt / Umfang / Grafik zu verzeichnen. Die offensichtlichsten Unterschiede findet man natürlich bei der Optik. Während die Xbox360 Version über gestochen scharfe Texturen verfügt, hoch aufgelöste Automodelle besitzt und sogar richtiges Gras darstellen kann, sieht alles auf der PS2 ein wenig trister und matschiger (Ausnahme Automodelle) aus. Das ist natürlich verständlich, wenn man bedenkt, dass zwischen dem Erscheinen der beiden Konsolen knappe fünf Jahre liegen und die Technik der Xbox360 dementsprechend fortgeschrittener ist. Unentschuldbar ist dagegen das plötzliche Fehlen der Charaktergenerierung, der Motorräder und einigen Automarken wie Ferrari und Maserati. Dazu kommen noch Einschnitte bei den Spielmodi: So vermisst man in der PS2 Version, die Supermodel Taxi Missionen, genauso wie die Autobeschaffungsevents. Die wenigen Neuerungen wie das optimiertere Fahrverhalten, die Wahl des Schwierigkeitsgrades vor jedem normalen Rennen und die Option für Sofort-Rennen können das leider nicht wieder ausgleichen.
FAZIT:
Unterm Strich ist „Test Drive: Unlimited“ auch auf der PS2 ein gutes, aber nicht überragendes Rennspiel. Zum Teil liegt das an den entfernten Features (Supermodel Missionen, Ferraris, Motorräder) und zum Teil an ein paar grundlegenden Problemen, wie dem unausgewogenen Schwierigkeitsgrad, den austauschbaren Strecken und dem langsamen Vorankommen. Für Racing Fans ist „Test Drive: Unlimited“ dennoch kein Fehlkauf, denn trotz aller Kritik gehört der Titel immer noch zu den ambitioniertesten Projekten auf der PS2 und bietet ein automotives Erlebnis, wie es andere Rennspiele nur selten schaffen.
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