Nachdem die ersten beiden „Guitar Hero“ Spiele bei Kritikern und Händlern gleichermaßen abräumen konnten, war es nur eine Frage der Zeit, bis Activision einen Nachfolger auf den Markt wirft. Doch halt - „Guitar Hero: Rock the 80s“ ist nicht der offizielle dritte Teil. Vielmehr handelt es sich um ein dazwischen geschobenes Spiel. Oder sollte ich viel lieber überteuertes Add-On sagen? Denn wie sich nach ausführlichem Testen herausstellt, ist das Spiel nicht das Geld wert, dass der Publisher dafür verlangt. Wieso und weshalb erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen.
Back to the 80’s
Freut man sich anfangs noch über das schöne Introvideo, welches themenbedingt schön kitschig wirkt, macht sich in den darauf folgenden Menüs erste Ernüchterung breit. Hier bekommt man genau das gleiche wie in „Guitar Hero II“ geboten. Zwar sind ein paar Farben anders, aber richtiges Achtziger Jahre Flair kann nicht entstehen. Aber auch bei der Charakterauswahl liegen Freud und Leid ebenfalls nah beieinander. So kommen die Charaktere zwar im schrulligen Achtzigerlook inklusiver verbotener Klamotten und toupierten Frisuren daher, doch leider sind alle schon aus den Vorgängern bekannt und nebenbei ist deren Zahl auch noch mächtig geschrumpft. Nicht mehr als sieben Saitenhexer (inkl. versteckten Charakter) werden geboten. Schweinerei! Mit gemischten Gefühlen klicke ich mich weiter und muss feststellen, dass alle Arenen ebenfalls schon aus den Vorgängern bekannt sind und nur mit ein paar optischen Farbklecksen und schrillen Beleuchtungen an die neue Thematik angepasst wurden. Auch die Zusatzgitarren und Lackierungen kennt man fast alle und neue Songs sucht man im Shop genauso vergebens, wie sonstiges Bonusmaterial. Nebenbei sei erwähnt, dass wohl nur unser Gitarrist in den Achtzigern verweilt, denn alle anderen Bandmitglieder haben den gleichen Look wie in „Guitar Hero II“. Wirklich ins Zeug hat sich bei dem Spiel also niemand, aber vielleicht kann ja wenigstens die Musik überzeugen, schließlich ist die „Guitar Hero“ Reihe in erster Linie ja auch eine Musikspielserie. Beherzt spiele ich mich durch die ersten vier Songs…
Keine Top of the Pops
…na ja, irgendwie habe ich mir das etwas anderes vorgestellt. Zwar gibt es keine weichgespülten Balladen, aber für meinen Geschmack geht es einfach viel zu selten zur Sache und wenn, dann meistens nur während eines Gitarrensolos. Brachiale Riffs, pompöses Schlagzeug oder typische Stadionrockgesänge sind viel zu selten. Löbliche Ausnahmen wie „Holy Diver“ von Dio, oder „Ballroom Blitz“ von Krokus tauchen viel zu wenig auf und selbst die Punk Fraktion ist mit den Dead Kennedys („Police Truck“) total unterbesetzt. Zudem hat dieses „Guitar Hero“ Spiel das gleiche Problem wie Teil 2. Zwar finden sich jede Menge erstklassiger Bands auf der Scheibe, aber nicht immer erstklassige Songs. Traurig ist auch, dass viele bekannte Bands erst gar nicht den Weg auf die DVD gefunden haben. Man erinnere sich nur an die rockigen Anfänge eines Bon Jovi, oder an Songs von Queen, AC/DC und Metallica! Vom knallenden Bay Area Thrash Metal von Bands wie Testament, Slayer oder Megadeth fehlt auch jede Spur, obwohl dieses Genre in den goldenen Achtzigern seine Hochzeiten hatte. Wenigstens hat es Anthrax auf die Platte geschafft. Aber das ist eindeutig zu wenig, hier wäre jedenfalls mehr drin gewesen! Zudem fällt auf, dass das Spiel leichter geworden ist. Hatte ich früher schon am Ende im normalen Schwierigkeitsgrad zu kämpfen, spielte ich mich in „Guitar Hero: Rock the 80s“ ohne Probleme mit 5 Sternen zum letzten Song. Das mag aber auch an der an der Titelauswahl liegen, da viele Songs eben nicht sonderlich anspruchsvoll sind und mit langen Pausen und öden Riffs aufwarten (z.B. „Radar Love“ von White Lion). Umso weiter man in der Karriere vorankommt, umso besser wird jedoch das Zusammenspiel von Musik und Notenfolge. Richtigen Spaß macht das Spiel trotzdem erst im schweren Schwierigkeitsgrad, wo auch Songs wie „(Bang Your Head) Metal Health“ (Quiet Riot) oder die poppigeren Stücke ala „I Ran (So Far Away)“ (Flock of Seagulls) und „Heat of the Moment“ (Asia) fordernd sind.
Hier nun die komplette Trackliste von „Guitar Hero: Rock the 80s“ (die mit * gekennzeichneten Songs sind Zugaben):
Opening Licks:
(Bang Your Head) Metal Health bekannt durch Quiet Riot
We Got The Beat bekannt durch The Go Go's
I Ran (So Far Away) bekannt durch Flock of Seagulls
Balls to the Wall bekannt durch Accept
18 and Life bekannt durch Skid Row*
Amp Warmers
No One Like You bekannt durch Scorpions
Shakin' bekannt durch Eddie Money
Heat of the Moment bekannt durch Asia
Radar Love bekannt durch White Lion
Because, It's Midnite bekannt durch Limozeen*
String Snappers:
Holy Diver bekannt durch Dio
Turning Japanese bekannt durch The Vapors
Hold On Loosely bekannt durch .38 Special
The Warrior bekannt durch Scandal
I Wanna Rock bekannt durch Twisted Sister*
Return of the Shred:
What I Like About You bekannt durch The Romantics
Synchronicity II bekannt durch The Police
Ballroom Blitz bekannt durch Krokus
Only a Lad bekannt durch Oingo Boingo
Round And Round bekannt durch Ratt*
Relentless Riffs:
Ain't Nothin But a Good Time bekannt durch Poison
Lonely is the Night bekannt durch Billy Squier
Bathroom Wall bekannt durch Faster Pussycat
Los Angeles bekannt durch X
Wrathchild bekannt durch Iron Maiden*
Furious Fretwork:
Electric Eye bekannt durch Judas Priest
Police Truck bekannt durch Dead Kennedys
Seventeen bekannt durch Winger
Caught in a Mosh bekannt durch Anthrax
Play With Me bekannt durch Extreme*
Grafisch kommt der Titel, wie sein Vorgänger, recht ansprechend daher. Dieses Niveau zu halten, war jedoch auch nicht wirklich schwer, denn es gibt ja die gleichen Bühnen und Animationen wie im Vorgänger zu bestaunen. Lediglich der höher aufgelöste Progressive Modus ist neu. Der sorgt im Gegenzug für ein halbwegs befriedigendes Bild auf einem HDTV. Soundtechnisch orientiert sich „Guitar Hero: Rock the 80s“ ebenfalls an seinem Vorgänger und kann mit einem lebendigen Publikum genauso aufwarten, wie mit einer recht ordentlichen Einspielung der Coversongs. Allerdings geht der Gesang im Gitarrengewirr ziemlich unter, was mich immer etwas störte. Der Multiplayermodus wurde ebenfalls komplett aus dem zweiten Teil übernommen. Man kann also gegeneinander um die Wette shreddern, oder sich zusammentun und gemeinsam spielen. Dabei übernimmt der eine die Leadgitarre, während der andere die Bass Spur nachzupft.
FAZIT:
Es ist richtig traurig, was sich Harmonix hier geleistet hat. Das ganze Spiel wirkt einfach nur dahingeschludert und es fällt sofort auf, dass Entwickler und Publisher mit dem Titel nur einen schnellen Euro verdienen wollten. In „Guitar Hero: Rock the 80s“ steckt weder Liebe zum Detail noch eine großartige Songauswahl. Das es zudem nur magere 30 Tracks (bei Guitar Hero II waren es noch 62!) in das fertige Spiel geschafft haben und dennoch Vollpreis verlangt wird, ist der Gipfel der Frechheit. Wer unbedingt Nachschub braucht und es nicht mehr bis Teil 3 oder „Rock Band“ aushält, soll meinetwegen einen Blick riskieren. Alle anderen dürfen diesen Ausverkauf aber getrost links liegen lassen.
[ Review verfasst von Shagy ]
Pluspunkte:
Minuspunkte: