A Long Way To Go
Anfangs wurde das Spiel exklusiv für die PlayStation 2 angekündigt. Danach drangen einige Zeit keine Neuigkeiten mehr an die Oberfläche, bis das Spiel Ende 2001 nun auf einmal nur noch für Microsoft`s Xbox erscheinen sollte. Mitten im Jahre 2002 entschied man sich plötzlich bei Namco doch noch für eine PlayStation 2 - Version und so kamen beide Varianten von Dead to Rights gleichzeitig im November 2002 auf den US-Markt. Doch damit nicht genug, als das Spiel im Frühjahr 2003 in Europa erschien, wurden auf einmal nur die Xbox Fans bedient. Erst im Herbst 2003 fasste Electronic Arts sich ein Herz und veröffentlichte die PlayStation 2 – Fassung... leider aber nicht in Deutschland.
So, jetzt habt ihr einen Überblick, welchen beschwerlichen Weg das Spiel bestreiten musste. Um eines vorweg zu nehmen, die PlayStation 2 Variante sieht schlechter aus als das Xbox Pendant, ist aber in der PAL-Version, die spielerisch am ausgereiftesten. Die einzelnen Unterschiede erfahrt ihr weiter unten.
John Woo Hong Kong Style
Das Spiel startet mit einem fein gerenderten Intro, in dem Jack Slate (unser Held und Protagonist des Spieles) mit Hilfe seines treuen Begleiters Shadow eine Bibliothek von fiesen Gangstern säubert. Das alles natürlich übertrieben und unrealistisch – dennoch atemberaubend dargestellt - wie eben in diversen Hong Kong Actionstreifen. Wie so oft beginnt auch in Dead to Rights die Geschichte ganz einfach. Eines Nachts ist Jack mit Shadow im Streifenwagen durch Grant City (die Phantasie-Stadt im Spiel) unterwegs, als im Polizeifunk ein Hilferuf eingeht. Polizisten sind in China Town unter Beschuss. Jack gibt also Gas und erreicht den Ort des Geschehens.
Zeit für ein kleines Tutorial, denn im ersten Level wird der Spieler behutsam in die komplexe, aber überschaubare Steuerung eingeführt. Jack kann nämlich eine ganze Palette von Aktionen ausführen. Während die Bewegungen per Analogstick abgefragt werden, zielt man mit der „R1“ Taste und feuert mit der „X“ Taste. Nun kann Jack aber auch manuell zielen, Gegenstände in die Luft werfen und dann darauf feuern, in bester „Max Payne“ Manier in Zeitlupe nach vorne springen und feuern, Gegner im Faustkampf besiegen, Bösewichter entwaffnen, seinen Hund Shadow auf die Gangster hetzen (inkl. dem Erbeuten der Waffe) und Jack kann zudem noch die Feinde als „menschliche“ Schutzschilde missbrauchen. Keine Gnade kennt Slate zudem mit Leuten, die er einmal im Würgegriff hat, wie in „The Getaway“ gibt es nur einen Kopfschuss als Möglichkeit, den Gangster wieder der „Freiheit“ zu übergeben. Ihr seht also, es geht nicht gerade sanft in Dead to Rights zu. Blutige Straßenkämpfe und Feuergefechte stehen auf der Tagesordnung. Dabei funktioniert das Zielsystem überraschend gut und setzt nur manchmal in engen Räumen oder bei Gegnern, die von mehreren Seiten angreifen, aus. Zudem kann man problemlos die Ziele durchschalten und wechseln.
Im weiteren Verlauf des Spieles verschlägt es Jack sogar auf den elektrischen Stuhl und er macht sich auf die Suche nach den Übeltätern, die ihn dahin bringen wollten. Die Geschichte wird in Spielegrafik und in Rendersequenzen weitererzählt und sorgt dabei für genügend Motivation um weiter zu spielen. Überhaupt ist das Spiel recht abwechslungsreich geraten. Nicht nur die einzelnen Aufträge spielen sich erfrischend (z.B. muss man einmal Zigaretten im Gefängnis besorgen oder Feuerschutz mit Hilfe eines Geschützes aus dem Helikopter geben), auch noch nette Minigames, die auf fleißiges Tastendrücken hinauslaufen, darf der Spieler im Verlauf des Abenteuers bewältigen. Die Palette reicht dabei von Tanznummern über Armdrücken bis hin zu Bomben entschärfen. Bravo, so hält man den Spieler bei der Stange. Ab und an trifft Jack Slate zudem auf Endgegner, die dann dem Spieler eine gewisse Taktik abverlangen.
Gestaffelt ist das Spiel dabei in 3 Schwierigkeitsgrade, die dann moderat im Spielverlauf anziehen. Auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad findet man immer genug „Erste Hilfe“ Kästen und auch die Gegner ziehen einem nicht übermäßig viel Lebensenergie bei Treffern ab. Anders sieht es da schon bei „Normal“ oder „Super Cop“ aus. Gerade letzterer verwandelt das Spiel in ein richtig, hartes Action Fest. Ein/zwei unfaire Stellen natürlich nicht ausgeschlossen.
The Downside
Das bei Dead to Rights nicht alles so schön und unterhaltsam ist wie das Gameplay sollte ein Blick auf die Grafikwertung klar machen. Denn die Grafik ist der Schwachpunkt des Spieles und ich meine damit wirklich DER Schwachpunkt. Während die Xbox Fassung noch mit halbwegs hochauflösenden Texturen und einer gewissen Schärfe daher kam, ist bei der PlayStation 2 Variante davon nicht mehr viel übrig geblieben. Es kommt einem regelrecht vor, als ob Namco das Spiel einfach heruntergerechnet hat. Das bedeutet: matschige Texturen, eine niedrigere Auflösung (Low-Res) und fette Pixelkanten. Wie durch ein Wunder flimmert das Spiel jedoch nicht – lediglich die Pixelkanten wabbern noch vor sich hin. Aber das ist noch nicht alles, die Polygon-Modelle der Figuren könnten glatt aus einem mittelmäßigen PSOne Spiel stammen (insbesondere das asiatische Mädel Eve ist an Hässlichkeit kaum zu überbieten). Zudem treten bei voller Action auf dem Bildschirm ein paar kleine Ruckler auf und etwas Tearing ist auch an ein paar Stellen im Spiel auszumachen. Positiv dagegen sind die kurzen Ladezeiten und der ein oder andere nette Effekt. Auch für ein PAL-Vollbild hat der Hersteller gesorgt, jedoch ruckeln die Rendersequenzen dank fehlender PAL-Konvertierung fürchterlich. Insgesamt sieht Dead to Rights wie ein besseres PSOne Spiel aus – selbst Ende 2002 war schon wesentlich mehr (viel mehr) aus der PS2-Hardware heraus zu holen.
Akustisch ist das Spiel durchaus gelungen, die englischen Sprecher passen perfekt und verleihen den Charakteren durch verschiedene Akzente Glaubwürdigkeit. Jack klingt z.B. genau so wie man sich einen raubeinigen Cop vorstellt. Schade ist, dass es trotzdem ab und an mal ein paar Soundknackser gibt. Aus musikalischer Hinsicht wäre allerdings mehr machbar gewesen. Zwar passt die Musik recht gut und verhält sich meistens unauffällig im Hintergrund, aber es gibt Abschnitte wo eine musikalische Untermalung gänzlich fehlt. Englische Untertitel sind in dem Spiel (bei englischer Spracheinstellung) nicht vorhanden, mit normalen Englischkenntnissen sollten die meisten Gespräche dennoch verständlich sein.
PAL vs NTSC
Wie in der Einleitung schon beschrieben, ist die PlayStation 2 Fassung von Dead to Rights die spielerisch ausgereifteste Version. Folgende Verbesserungen gegenüber den anderen Versionen (inkl. der PAL-Xbox-Version) wurden vorgenommen.
- die Gegner wurden abgeschwächt
- insgesamt gibt es nun 3 Schwierigkeitsgrade
- invertiertes Zielen möglich
- verbessertes Zielsystem, mit dem man nun (per rechtem Analogstick) Ziele wechseln kann
- Entwaffnungstechniken wurden überarbeitet (nun braucht man pro Level nur noch zweimal einen Gegner entwaffnen um neue Techniken zu bekommen – das lohnt sich, denn später bricht man den Angreifern die Knochen gleich mit)
Durch die mannigfaltigen, positiven Änderungen ist das PAL-Dead to Rights auf PS2 um einiges besser (und leichter) zu spielen als noch in der Originalversion.
Als besonderes Bonbon darf man sich nach dem Durchspielen die Renderfilme einzeln anschauen und sich an den Minigames in aller Ruhe versuchen. Zudem kann man dann die Kapitel einzeln anwählen. Die ungefähre Spielzeit liegt bei 8-10 Stunden, abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad. Gespeichert werden darf jederzeit, die Rücksetzpunkte sind dennoch vorgegeben. Meistens kommt man jedoch zurecht.
FAZIT:
Dead to Rights ist eines der Spiele, die trotz der erbärmlichen Technik eine Menge Spaß machen. Die Minigames und die recht abwechslungsreichen Missionen in Verknüpfung mit der netten Story haben mich bei der Stange gehalten. Allerdings sollten geneigte Interessenten beachten, dass vorsichtiges Vorgehen oder Schleichen nicht belohnt wird. Hier regiert gnadenlose Action. Leute mit moralischen Problemen (immerhin nietet Cop Slate die Gegner zu Hunderten nieder) sollten deswegen großen Abstand zum Spiel halten.
Pluspunkte:
- Hong Kong Action Kino Flair
- Gute Steuerung
- Abwechslung durch Minigames
Minuspunkte:
- die Grafik
- die Grafik
- die Grafik