Hirn-Training gibt’s jetzt auch auf der PSP. Während Nintendo dank „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“ weltweit Erfolge feiert und ordentlich an den Ladenkassen absahnt, versucht jetzt auch Midway auf den „Brain-Train“ aufzuspringen und veröffentlicht mit „Hot Brain“ einen neuen Gehirntrainer für die tragbare Playstation. Statt „Wie alt ist dein Gehirn?“ heißt es hier „Wie heiß wird dein Gehirn?“ Was den Titel noch so alles unterscheidet bzw. auszeichnet, erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen. Viel Spaß beim lesen.
Gute Präsentation
Wer „Gehirn-Jogging“ für den Nintendo DS kennt, wird sofort von der flotten Präsentation von „Hot Brain“ überrascht sein. Während „Gehirn-Jogging“ ziemlich bieder rüberkommt, kann „Hot Brain“ mit vielen witzigen Videosequenzen aufwarten, die dank des kauzigen Prof. Dr. Brain (Respekt für die kreative Namensfindung!) recht unterhaltsam sind. Beim ersten Spielstart bekommt man zudem erklärt, was es denn genau mit der Hirnwärme auf sich hat, wie sie sich messen lässt und welche Rolle sie überhaupt spielt. Auch vor jeder einzelnen Übung bekommt man kurze Videos zu sehen, in denen Dr. Brain etwas erörtert, oder einfach nur einen komischen Spruch ablässt. Dummerweise nutzen sich diese Videos recht schnell ab und spätestens nach dem dritten Mal klickt man sie einfach weg. Was bleibt sind jedoch die Ladezeiten, welche für ein schnelles Spiel für Zwischendurch nicht gerade vorteilhaft sind.
Kopfnüsse
Ähnlich wie bei „Gehirn-Jogging“ hat man die Auswahl zwischen einzelnen Übungen, sozusagen eine Art Trainingsmodus, und einem täglichen Test, der die Gehirntemperatur misst und aufzeichnet. In diesem Test muss man jeweils fünf Aufgaben aus den Bereichen Logik, Gedächtnis, Mathe, Sprache und Konzentration lösen. Die Ergebnisse werden dann anschließend in einem Kalender vermerkt. Während man bei „Gehirn-Jogging“ auf dem DS die meisten Übungen mit der Stimme oder dem Touchpen bewältigen darf, setzt „Hot Brain“ lediglich auf die vier Symboltasten der PSP. Jedem dieser Knöpfe wird bei den Übungen eine Antwortmöglichkeit zugeordnet, so dass man jeweils immer die richtige Taste mit der richtigen Antwort drücken muss. Das klingt zwar nicht besonders spannend (ist es auch im Endeffekt nicht), funktioniert aber dafür weitaus verlässlicher als die Sprach- und Worterkennung des DS Gehirn-Trainers. Viele Tests in „Hot Brain“ kann man zudem auch in richtigen Intelligenz-Tests wieder finden. Bei den Formerkennungsaufgaben muss man beispielsweise Aufschlüsseln, aus welchen geometrischen Einzelteilen sich eine Form zusammensetzt. Nicht alle Aufgaben sind aber derart anspruchsvoll: Bei den Sprachaufgaben reicht es zum Teil schon aus, ein falsch geschriebenes Wort zu finden und anzuwählen. Lässt man sich dagegen in Mathe prüfen, darf man Zahlen der Reihenfolge nach sortieren - richtig schwierig wird das aber erst, wenn man eine Mathe Aufgabe lösen muss, um überhaupt die gesuchte Zahl zu erkennen. Nach mehreren Spielstunden muss ich jedoch zugeben, dass viele Aufgaben zwar gut umgesetzt wurden, aber sich zu häufig wiederholen bzw. gleichen. Die Anzahl der Testaufgaben hätte definitiv höher ausfallen müssen, um langfristig zu binden und die Motivation oben zu halten.
Zeit wartet auf Niemanden
Alle Übungen bei „Hot Brain“ müssen innerhalb eines Zeitlimits bewältigt werden. Umso schneller man in diesem Limit vorwärts kommt, desto schwieriger werden die Aufgaben und das Spielergehirn wird stärker beansprucht – oder besser gesagt, heißer. Laut dem Professor ist das ja eine gute Sache, denn umso konzentrierter man vorgeht, desto mehr wird auch die Denkfähigkeit des jeweiligen Partizipanten angeregt. Die Tests auf Zeit sind jedoch eine zweischneidige Sache: Es sind zum Teil wirklich komplexe und schwierige Aufgaben dabei, die das Gehirn tatsächlich zum Glühen bringen, aber zumindest im täglichen Test muss man erst immer die einfachen Aufgabenstellungen bewältigen, bevor man dann die härteren Aufgaben lösen darf. Das bedeutet: Die ersten 40 Sekunden schlafen einem die Füße ein, während man sich mit Mathe-Aufgaben auf Grundschulniveau abgibt und in den letzten 20 Sekunden bekommt man eine Kopfnuss nach der anderen vorgesetzt. Auf Dauer kann das schon ganz schön nerven, denn eine leichte Aufgabe wird auch beim zwanzigsten Mal nicht schwerer. Das Problem kann zwar umgangen werden, indem man die Übungen direkt auf dem gewünschten Schwierigkeitsgrad auswählt, allerdings verzichtet man dann auch auf die Statistik, die dauerhaft festhält, wie und wo und ob man sich in den Übungen verbessern konnte. Insofern erscheint der ganze Spielaufbau etwas undurchdacht und für dauerhaftes Gehirn-Training fehlen dank dieses Fauxpas die Übersicht und letztendlich auch die Motivation.
Im Multiplayermodus kann man sich übrigens mit bis zu drei Freunden den Aufgaben des Spiels stellen, oder kooperativ versuchen bessere Ergebnisse zu erzielen. Zwar hat das Spiel dann immer noch die gleichen Schwächen, allerdings ist das Knobeln mit Freunden doch eine Ecke witziger.
FAZIT:
„Hot Brain“ ist wirklich nur etwas für Gehirn-Jogging-Fanaten. Für die kann das Spiel zwar durchaus seinen Zweck erfüllen, denn alle Übungen sind einzeln und auf höheren Schwierigkeitsgraden auswählbar, aber selbst diese Denkakrobaten werden zwangsläufig gelangweilt sein. Denn – wie gesagt - Verbesserungen kann man in dem Einzelanwählmodus nicht nachvollziehen. Im direkten Vergleich zu „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“ fehlt auch noch die Interaktionen via Touchscreen und Mikrofon, welche das Nintendo-Spiel deutlich lebendiger und abwechslungsreicher gestalten. Am Ende bleibt somit ein Videospiel, das zwar nicht direkt schlecht ist, aber auch keine großen Akzente setzen kann, ergo – verzichtbar.
[ Review verfasst von Sephi-Roth ]
Pluspunkte:
- Nette Präsentation
- Gute Bedienung
- Geringer Neupreis
Minuspunkte:
- Aufbau nicht ganz durchdacht
- Ladezeiten dank Zwischensequenzen
- Auf Dauer zu monoton