Weihnachten ist am 24. Dezember, die Spritpreise gehen stets nach oben
und im Radsport wird gedopt: Es gibt nicht viele Dinge, auf die man
sich im Leben verlassen kann, aber diese gehören definitiv dazu.
Genauso verlässlich sind übrigens auch die jährlichen Sport-Updates von
EA – alle zwölf Monate bekommt man aufs Neue aktuelle Spielernamen und
kleine Grafikkorrekturen geboten und wenn man Glück hat, sogar noch
eine sinnvolle Gameplayneuerung. Ob das aktuelle NBA Spiel von EA
Sports auch in dieses Raster fällt, klärt unser neuester Test.
Erzfeinde
Auge um Auge – Zahn um Zahn. Während Konami`s „Pro Evolution Soccer“
die Nemesis der FIFA-Serie darstellt, kommt der direkte Konkurrent zu
„NBA Live 08“ aus dem Hause 2K Sports und hört auf den Namen „NBA 2K8“.
Wie dem japanischen Fußballspiel gelingt es allerdings auch dem 2K
Sports Basketballtitel, die EA Version oftmals auf die hinteren Plätze
zu verweisen. So wie auch in diesem Jahr. Dennoch - ein gutes Spiel ist
„NBA Live 08“ trotzdem geworden und zeigt sich gegenüber dem Vorgänger
sogar in vielen Bereichen stark verbessert.
Bitte entscheiden Sie sich jetzt
Auf dem Startbildschirm angekommen, bieten sich einem die üblichen
Spielmodi: Entweder man springt direkt in ein schnelles Spiel, oder
spult die komplette NBA-Saison inklusive Manager-Pflichten mit dem Team
seiner Wahl ab. Auch das All-Star-Weekend aus dem Vorgänger ist wieder
mit dabei und lädt unter anderem zum Slam-Dunk-Contest ein. Neu
hinzugekommen ist dagegen die Möglichkeit, mit Nationalteams um die
Weltmeisterschaft zu spielen und der „Szenario-Modus“, indem man sich
in zufällig generierten oder selbst erstellten Szenarien kurz vor
Schluss in ein Spiel einklinken kann, um eine drohende Niederlage
abzuwenden. Erfreulicherweise hat EA dieses Jahr auch an einen
umfangreichen Onlinemodus gedacht. Hier kann man sich mit anderen NBA
Fans messen und sogar an richtigen Online-Ligen teilnehmen. Die Spiele
laufen dabei fast ohne Lags ab, wenn gleich man aber das Gefühl nicht
los wird, dass die KI im Hintergrund den führenden Spieler
benachteiligt - liegt man vorne, treffen die eigenen Spieler nämlich
plötzlich weniger gut. Das hält die Matches zwar spannend, lässt den
sportlichen Gedanken aber in den Hintergrund rücken. Hat man sich
schließlich für eine Spielart entschieden, fällt vor allem das
gegenüber dem Vorgänger deutlich verbesserte Gameplay auf. Die Spieler
lassen sich wesentlich direkter und glaubhafter steuern und die
einzelnen Moves, Fakes und Dribblings gehen gut von der Hand. Auch die
Seitenansicht wurde stark verbessert und bietet jetzt mehr Übersicht
als vorher. Insgesamt spielt sich „NBA Live 08“ weniger wie eine
Simulation, sondern eher wie ein Arcadegame, was sich besonders am
hohen Spieltempo zeigt. Das ist jedoch nicht unbedingt ein negativer
Punkt: Schnelle Spielzüge, Fast-Breaks und spektakuläre Dunkings sieht
man sehr häufig in EAs virtuellen Stadien. Die Fähigkeiten der
Superstars wurden übrigens etwas zurückgenommen, dennoch sind Dirk
Nowitzki und Co. erfreulicherweise immer noch an ihrem individuellen
Spielstil erkennbar und drücken, wenn ihre „Signature-Moves“ richtig
eingesetzt werden, den Matches ihren Stempel auf. Ein gelungenes neues
Feature sind übrigens die „Hot-Spots“. Mit einem leichten Druck auf die
L2-Taste lässt man sich anzeigen, wie gut die Mitspieler von der
Position treffen, an der sie auf einen Pass warten. Ist der Boden unter
ihren Füßen rot, dann haben sie eine bevorzugte Wurfposition erreicht,
bei blauem Untergrund wird der Spieler den Ball wahrscheinlich eher
neben den Korb setzen. Das lässt letzten Endes einen wesentlich
effektiveren Spielaufbau zu, da man nun umso heftiger versucht, seine
Mitspieler optimal aufzustellen. Problematisch ist dafür nach wie vor
die Defensive, sowohl die eigene als auch die des Gegners. Obwohl
dieser Aspekt über die Jahre kontinuierlich verbessert wurde, ist es
oftmals immer noch zu einfach, sich mit normalen Dribblings irgendwie
in die Nähe des Korbs zu manövrieren und den Ball zu versenken. Auch
einen Steal zu machen, also dem Gegner den Ball während eines
Dribblings zu stibitzen, ist nicht optimal umgesetzt. Es ist offenbar
dem Zufall überlassen, ob man den Ball in die Finger bekommt, ein Foul
gepfiffen wird, oder einfach gar nichts passiert. Im Vergleich zum
NBA-Alltag pfeift der EA-Schiri die Fouls sowieso etwas zu kleinlich,
was besonders ärgerlich ist, da man in der Defensive, im Vergleich zur
Offensive, nie das Gefühl hat, alles unter Kontrolle zu haben.
Optisch stark verbessert
Technisch wurde „NBA Live 08“ gegenüber dem Vorgänger deutlich
aufgebohrt. Die Spieler sind mittlerweile sehr gut modelliert und sehen
ihren realen Ebenbildern zudem recht ähnlich, was besonders bei den
Superstars positiv auffällt. Zudem glänzt die Haut der Spieler nicht
mehr so unrealistisch und übertrieben wie im Vorgänger, sondern wartet
mit gelungenen Schweißeffekten auf. Weniger schön sind dafür die langen
Ladezeiten und die gelegentlich auftretenden Slowdowns. Auch das
Publikum zeigt sich oftmals recht grob pixelig, was in dem einen oder
anderem Replay etwas störend auffällt, im normalen Spielverlauf aber
nicht weiter sichtbar ist. Bei der Musikuntermalung in den Menüs und
während der Ladepausen handelt es sich EA-typisch um lizenzierte Tracks
aus unterschiedlichen Genres, meistens jedoch aus der Hip-Hop Sparte.
Das mag man, oder eben nicht. Beim Sound kann man fast keine Kritik
finden. Die typischen „Defense! Defense!“ Rufe, wenn das eigene Team in
der Verteidigung steht, oder frenetisches Jubeln bei einem brachialen
Dunking, kommen sehr authentisch rüber und sorgen für Atmosphäre. Zudem
fällt auf, dass die Heimmannschaft vom Publikum deutlich bevorzugt
angefeuert wird, während die gegnerische Mannschaft öfters nur Pfiffe
erntet.
FAZIT:
„NBA Live 08“ ist ein solides Basketball-Spiel mit guter Optik, sowie
schnellem und simplem, nicht immer ganz realistischem, Gameplay. Wem
der umfangreiche Saison-Modus, in dem man sich auf dem Platz und als
Manager beweisen muss, nicht ausreicht, der findet bei den Online-Ligen
sicherlich genügend Langzeitmotivation. Dennoch ist „NBA Live 08“ nicht
uneingeschränkt zu empfehlen, da „NBA 2K8“ einfach in allen Bereichen
noch eine Schippe drauf packt und die Sportart ein wenig besser
einfängt. Wer aber partout zwei Basketball-Spiele braucht, oder mit dem
2K Sports Spiel nichts anzufangen weiß, der macht mit „NBA Live 08“
auch nichts falsch.
[ Review verfasst von Sephi-Roth ]
Pluspunkte:
- Grafik und Sound sorgen für gute NBA-Atmosphäre
- Online-Ligen
- „Hot-Spots“ Feature
Minuspunkte:
- Schiri pfeift zu viele Fouls
- Defensive nicht zu 100% kontrollierbar
- Lange Ladezeiten