„Beyond Good & Evil" ist ein Spiel, das ich schon auf dem Gamecube gespielt habe. Was liegt da also näher als es auch noch einmal auf der PS2 zu spielen, nachdem ich darum gebeten wurde. Es braucht jetzt auch überhaupt niemanden zu wundern, dass dieses Review hier und da in einem kleinen Vergleich zwischen beiden Versionen ausartet. Doch nur so lässt sich die PS2-Version wirklich bewerten.
Faszination pur
Gleich nach dem Start wird man unweigerlich ins Geschehen gezogen. Als Fotoreporterin Jade muss man sich gleich einem Angriff der DomZ erwehren, die ihren friedlichen Heimatplaneten Hillys mit Meteoren bombardieren. Nur zu blöd, dass der schützende Energieschild um ihr Domizil, einem Leuchtturm, dank fehlender Credits vom Stromversorger Optima abgeschaltet wurde. Und wie so oft, wenn man Hilfe benötigt, ist niemand da. Die für die Bekämpfung zuständige Alpha-Abteilung kommt selbstverständlich zu spät. Somit muss Jade alle Bewohner ihres Leuchtturms mit tatkräftiger Unterstützung ihres Onkels Pey`j selbst beschützen. In diesem ersten Kampf lernt man mit der Kampfsteuerung umzugehen. Nachdem Jade die Situation geklärt hat, taucht die Alpha-Abteilung auf und brüstet sich vor den Medien mit dem erfolgreich abgewehrten Angriff der DomZ. Viel bekommt Jade davon aber nicht mehr mit, da sie erst einmal in Ohnmacht fällt. Nach dem Erwachen wird sie wieder mit den alltäglichen Problemen konfrontiert, zum Beispiel ihrem chronischen Geldmangel. Ihr elektronischer, lateinamerikanischer Begleiter Sekundo (ein Universalgerät zum Scannen, E-Mails empfangen, Fotoalbum und vieles mehr) weiß allerdings eine Lösung und schon geht es los. Als Fotoreporterin soll Jade alle Spezies auf Hillys fotografieren. Ausgehend von diesem Auftrag beginnt ihr großes Abenteuer...
Die Welt Hillys besteht hauptsächlich aus Wasser und ein paar Inseln. Das vom Spieler zu erkundende Areal ist durch eine Energiebarriere beschränkt. Neben der Stadt gibt es trotz der Barriere eine Menge zu erkunden, gerade in Hinsicht auf Jade`s ersten Auftrag. An jeder Ecke kann man neue Spezies entdecken. Befindet sich Jade nicht gerade in der Stadt und ist zu Fuß unterwegs, fährt sie mit dem Hovercraft über Wasser und Land. In der Mammagoo-Werkstatt gibt es für den Spielfortschritt benötigte Hovercraft-Upgrades. Bezahlt wird allerdings nicht mit den Credits, die der Fotoauftrag abwirft, sondern mit Perlen. Diese gibt es im Spielablauf genau so viel, wie man benötigt, um ein Upgrades zu kaufen. Wer Hillys genauer absucht, wird aber noch eine Menge mehr Perlen finden können. Und wer das Spiel dann noch wirklich schnell beendet, alle Perlen findet und alle Spezies fotografisch festgehalten hat, kann nach Beendigung des Spieles die letzte M-Disk (Nr. 13) bekommen. Die enthält ein Minispiel, das man schon in der Acuda-Bar spielen musste, um an eine Perle zu kommen. Erforderlich ist dafür allerdings ein Zugang zum Internet, um auf der entsprechenden Website vorbeizusurfen und den, am Spielende ausgegebenen, Code einzutippen. Die erworbenen Credits stehen Jade für Health und nützliche Upgrades zur Verfügung. So gibt es einen Scanner für Perlen, einen für neue Spezies und einen für M-Disk-Terminals. An diesen Terminals kann man sowohl speichern wie auch alle erhaltenen M-Disks lesen.
Als Ausrüstung steht unserer Heldin nicht sonderlich viel zu Verfügung. Eine Kamera, weil sie ja schließlich Fotoreporterin ist, ein Stab für den Nahkampf und ein Disk-Werfer. Zusätzlich gibt es noch Health-Items, damit Jade einem nicht immer wegstirbt. Soweit man es auch als Ausrüstung bezeichnen will, stehen ihr Kampfgefährten zur Verfügung (in Summe zwei), die selbständig agieren, aber für Rätsel zu Aktionen aufgefordert werden können. Recht überschaubar, doch völlig ausreichend.
Steuerung
Die Steuerung von Jade gestaltet sich extrem einfach. Neben der Statusanzeige wird permanent ein kontextsensitives Controllerschema eingeblendet. Als Haupttaste fungiert X. Deren wechselnde Funktion wird je nach Objekt oder Person angezeigt. Mit Dreieck lässt sich der Kampfgefährte zu Teamaktionen auffordern. Pey`j vollführt da eine erstklassige Arschbombe. Das macht sich nicht nur im Kampf recht gut, sondern ist für diverse Rätsel unerlässlich. Mit der Kreistaste kann man Gegenstände verwenden, die sich über das Steuerkreuz durchschalten lassen. Die Kamera wird mit R1 aktiviert. Gerannt wird mit R2, geschlichen wird mit L1 oder L2. Mittels Starttaste gelangt man ins Menü. Das war die grundlegende Steuerung. Der rechte Analogstick dient zur Steuerung der Kamera, die im Gesamteindruck überzeugen kann und kein ständiges Nachjustieren benötigt. Im Kampf gibt es noch kleinere Unterschiede in der Steuerung von Jade. Mit X führt Jade Angriffe aus. Hält man dagegen X gedrückt, lädt sie einen Wirbelangriff auf, der auch Gegner trifft, die man mit einem normalen Angriff nicht erreicht. Blocken kann unsere Heldin nicht. Da hilft nur ausweichen, indem man Quadrat drückt. Jade`s Fernangriff gestaltet sich schon etwas komplizierter. Ohne die Kamera funktioniert der nicht. Problem: man kann sich währenddessen nicht bewegen. Richtig überrascht hat mich, die völlig identische Steuerung von Gamecube- und PS2-Version. In beiden Versionen ideal. Die künstliche Intelligenz des Kampfgefährten ist exzellent. In extrem seltenen Fällen muss man dem Kampfgefährten zu Hilfe eilen. Ich habe aber eher den Eindruck, dass die Entwickler das als kleine Schwierigkeit absichtlich eingebaut haben. Pey`j meldet sich nämlich zu Wort, wenn er zu stark bedrängt wird. Weiterhin glänzt er mit einem sparsamen Umgang mit Health-Items.
Sound
Die akustische Untermalung von „Beyond Good & Evil" ist überzeugend. Sowohl Dialoge wie Sprecher liegen auf hohem Niveau. Nur schade, dass alle Multiple-Choice-Dialoge ohne Sprachausgabe auskommen müssen. Dafür bekommt man in den Kämpfen ständig, mitunter sehr witzige Kommentare von Pey`j zu hören. Musikalisch bleibt „Beyond Good & Evil" im Rahmen, leistet sich keine Schwächen, noch ragt es sonderlich aus der Masse heraus. In der Stadt wird man von allen Ecken mit Propaganda beschallt. Besonders sei da der Song in der Acuda-Bar erwähnt.
Grafik
Optisch ist „Beyond Good & Evil" ein Grafik-Brett vor dem Herrn. Erstklassige Effekte gepaart mit eigenwilligem Charakterdesign ergeben einen einmaligen Grafikstil. Der Wasser- und Spiegelungseffekt der PS2-Version sucht seinesgleichen. Da muss sich der Gamecube klar geschlagen geben. Darüber hinaus sind beide Versionen identisch. Die Levels sind wunderbar gestaltet, die Kanten geglättet. Leider geht es nicht ohne ein großes ABER. Die PS2-Version ruckelt permanent. Nicht so die Gamecube-Version, die läuft flüssig. Schnell bewegende Objekte rucken förmlich über den Bildschirm. Ganz nachvollziehbar ist der Unterschied für mich nicht. Auf jeden Fall verzichte ich da lieber auf den genialen Wassereffekt und genieße ruckelfreies Vergnügen. Aktiviert man die Kamera um ein Foto zu schießen oder um mit dem Disk-Werfer ein Ziel anzuvisieren, geht die Framerate für eine knappe Sekunde total in den Keller. Gerade diese eine Sekunde erweist sich oft als wichtig. Beim Waffeneinsatz hat man generell keine Zeit übrig und bei Fotos kommt man mit dem „Klick“ so schon immer einen Sekundenbruchteil zu spät. Das Timing erfordert somit noch mehr Mühe als auf dem Gamecube. Neben den Homo Sapiens gibt es alle erdenklichen Tierarten als„menschliche“ Charaktere. Schwein, Walross, Fuchs und viele mehr. Den Entwicklern ist da ein sensationell gutes Charakterdesign gelungen. Zusätzlich sind Jade`s Gesichtsanimation hervorragend ausgearbeitet. Ach ja - das Spiel läuft übrigens nicht im Vollbild. Aber keine Bange, die schwarzen Streifen oben und unten sind keine PAL Balken, sondern dienen dazu, die filmartige Atmosphäre zu fördern.
Gameplay
Neben dem geradlinigen Handlungsverlauf kann man einige Nebenaufgaben erfüllen. Zumeist dienen diese dazu, den Vorrat an Perlen aufzustocken. So gibt es mehrere Grotten, in denen Schmuggler lauern und einem Geld stehlen, das man sich in einer wilden Verfolgungsjagd zurückerobern muss. An allen Ecken gibt es Tiere zu fotografieren. Außer Kämpfen und Fotografieren hat Jade jede Menge Rätsel zu lösen, an Gegnern vorbei zu schleichen oder vor Verfolgern wegzulaufen. Gerade das Letztere kommt nur ein einziges Mal vor, macht aber unheimlich viel Spaß. Neben der Grafik ist das Gameplay ein großer Pluspunkt von „Beyond Good & Evil". Die beiden Versionen unterscheiden sich ansonsten noch in Kleinigkeiten. Aufgrund der begrenzten Speicherkapazität der Gamecube Mini-DVD fehlen da das Bonusmaterial und ein paar Sprachen. Das Bonusmaterial ist allerdings kein sonderlicher Kaufgrund. So toll ist es nämlich nicht.
FAZIT:
„Beyond Good & Evil" wäre ein rundum gelungenes Spiel, wenn da nicht die vergleichsweise schlechte Grafikperformance wäre. Hat man die Wahl zwischen Gamecube und PS2, sollte man ganz klar dem Gamecube den Vorzug geben auch wenn der Wassereffekt schlechter aussieht und Bonusmaterial fehlt. Zocker, die nur auf eine PS2 zurückgreifen können, sollten sich dieses „Action-Adventure“ (die Bezeichnung trifft am ehesten) trotzdem nicht entgehen lassen. Zwanzig Euro auf der Pyramide sind auf jeden Fall gerechtfertigt. Belohnt wird man mit einem ausgezeichneten Action-Erlebnis, das Lust auf einen etwaigen Nachfolger macht. Vielleicht gibt es den auch irgendwann...
[ Review verfasst von Justicer ]
PS: Laut der offiziellen PlayStation PS3 Abwärtskompatibilitätsseite soll „Beyond Good & Evil" ohne Probleme auch auf der PlayStation 3 laufen.
Pluspunkte:
- Faszinierende Spielwelt
- Sehr gute Sprachausgabe
- Figuranimationen
Minuspunkte:
- Ruckelige Grafik
- Zu kurz
- Kampfsystem mit ein paar Schwächen