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Rainbow Six: Vegas 2

22. Juni 2008

Was wäre Ubisoft ohne Tom Clancy? Die Versoftungen der Storys des US-Krimi-Schriftstellers gehören zu den besseren Titeln im Line-Up des EA-Konkurrenten. Seltsamerweise aber nicht wegen der ausgefeilten Story sondern eher wegen der unterhaltsamen Action. Rainbow Six Vegas 2 verändert sich im Vergleich zum Vorgänger kaum und bietet gewohnt gute Schusswechsel mit einer Brise Taktik – Spaß macht’s, trotz fehlender Neuerungen, nach wie vor.

Tom wer?

Puh, steht da nicht ein Schriftsteller mit seinem Namen Pate? Also entweder hilft er nicht wirklich mit oder die Programmierer setzen seine Ideen nicht besonders toll um. Abgesehen davon, dass es mal wieder nur ein typisches 0815-Terroristen-Szenario gibt ist das bisschen Handlung, was im Spiel vorhanden ist, miserabel präsentiert. Die Idee den Spieler die komplette Story ohne aufwendige Zwischensequenzen sondern nur durch das Headset im Ohr miterleben zu lassen ist zwar sicher realistisch, aber auch ziemlich langweilig. Ganz besonders ärgerlich ist dabei die schlecht abgemischte Sprachausgabe; in vielen Fällen versteht man einfach nur die Hälfte von dem, was man ins Ohr geflüstert bekommt. Irgendwann eilt man nur noch planlos von einem Ort zum nächsten und beschäftigt sich mit dem, was Rainbow Six wirklich ausmacht – das Ballern.

Never change a Winning Team

Da Rainbow Six Vegas unbestritten eines der besseren Tom Clancy Spiele der letzten Jahre war wundert es wenig, dass Ubisoft an der Neuauflage nur Detailverbesserungen vorgenommen hat. Das Gameplay ist im Großen und Ganzen unverändert. Zusammen mit zwei Team-Kollegen kämpft man sich beispielsweise durch einen Schrottplatz in Vegas, ein Casino, einen verlassenen Bahnhof oder ein Theater. Als Anführer der Gruppe könnt ihr euren beiden Kollegen vorschreiben, was sie als nächstes zu tun haben. Entweder still und heimlich mit dem Schalldämpfer auf der Waffe den Raum stürmen und säubern oder mit brachialer Waffengewalt einen ganzen Abschnitt zerlegen. Die Action wurde dabei sehr gut umgesetzt. Die Waffen fühlen sich glaubhaft an, das Zielen geht fast genauso flüssig wie beim Genre-König Call of Duty 4 und es gibt reichlich Gegner, die sich euch in den Weg stellen. Auch das Cover-System, bei dem ihr euch hinter Gegenstände kauern könnt um aus der Deckung zu schießen, funktioniert tadellos.

Trotz aller taktischen Möglichkeiten auf dem Papier – Rainbow Six Vegas ist im Kern ein sehr linearer Shooter mit viel Action, in dem ihr Gegner-Welle nach Gegner-Welle niedermetzelt. Die richtige Taktik beschränkt sich dabei meistens nur darauf, die Kollegen, wie es sich für einen ordentlichen Anführer gehört, als erstes in die Gefahrenzone zu schicken um auszuloten, wo die Gegner stehen. Man selbst gibt praktischerweise von hinten etwas Feuerschutz. Sollte es einen eurer Kollegen erwischen, kann er durch eine einfache Spritze wieder zum Leben erweckt werden. Nur wenn ihr selbst drauf geht, heißt es „Game Over“. Da bietet es sich natürlich an, seine Kumpels als Kanonenfutter zu missbrauchen. Dafür ist die KI euer Mitstreiter wenigstens gelungen, so dass sie euch im Kampf durchaus eine große Hilfe sind.

Sehr schmerzhaft wird es allerdings dann, wenn man in einer Mission komplett auf sich alleine gestellt ist. Da es nur wenige Treffer braucht bis man ins Gras beißt, bedeutet jeder Gegner, der euch zuerst sieht, schon fast automatisch den tot. Einige Abschnitte müssen so oft wiederholt werden, bis man wirklich genau weiß wo welcher Gegner steht. Frust pur. Im Großen und Ganzen ist der Schwierigkeitsgrad aber recht moderat gehalten und es gibt ausreichend Checkpoints, an denen man schnell wieder ins Spiel einsteigen kann, sollte es einen doch mal erwischen.

Viel Auswahl für Mehrspieler-Partien

Freunde von gepflegten Online-Kämpfen werden an Rainbow Six Vegas 2 sicherlich ihre Freude haben. In punkto Auswahl gibt es kaum was zu meckern, denn sowohl im Koop- als auch im Versus-Modus werden genug Spielmodi geboten. Sogar der Story-Modus lässt sich komplett mit einem Kumpel spielen, sowohl online als auch per Split-Screen. Der zweite Spieler kann dabei jederzeit ins Spiel eintreten. Wer nach dem Story-Modus noch mehr Koop-Action erleben will, dem stehen spezielle Szenarien zur Auswahl in denen ihr feindliche Gebiete komplett von Terroristen säubern müsst. Wer sich lieber mit anderen fetzt als freundschaftlich Seite an Seite zu kämpfen kommt aber auch nicht zu kurz. Dabei sind neben den zahlreichen Spielmodi aus den Vorgängern sogar noch zwei weitere Duellarten hinzugekommen. Bei „Team-Anführer“ muss der Anführer vom Team sicher an einen Abholpunkt geleitet werden, bei „Zerstörung“ gilt es eine Bombe zu platzieren oder, je nachdem auf welcher Seite ihr spielt, die Bombe zu entschärfen. Leider gibt es beim Online-Spielen noch ein paar Probleme – die Spielauswahl, besonders bei den Koop-Spielen, ist recht klein und schafft man es dann doch auf einen Server, hat man häufiger mehr mit den Lags als mit dem Gegner zu kämpfen. Ob Ubisoft hier noch Startprobleme hat oder die Lags dauerhaft bestehen bleiben, wird die Zukunft zeigen. Deutlich besser funktioniert das neue Level-System. Egal ob Singleplayer oder Multiplayer, Story oder Koop, für alles was man macht wird man mit Punkten belohnt. Spielt man also viel und erfolgreich steigt man Rang um Rang auf und schaltet neue Ausrüstungsgegenstände frei. Der selbst erstelle Charakter lässt sich anschließend auch optisch tunen, so dass man dem Spiel eine gewisse persönliche Note verleihen kann.

Grafik und Sound

Grafisch ist Rainbow Six Vegas 2 zwar unspektakulär, aber weitgehend solide. Die Engine läuft fast immer flüssig, die Charaktermodelle und Waffenmodelle sind schön ausmodelliert und es gibt ein paar recht nette Explosions- und Lighting-Effekte. Insgesamt könnte der Detailgrad aber deutlich höher sein, das Spiel ist gerade in den Innenräumen etwas leer und grafisch altbacken. Da hätte Ubisoft noch etwas mehr Aufwand investieren dürfen. Beim Sound gefallen die wuchtigen Waffengeräusche und die gezielt eingesetzte Musik, während die häufig zu leise abgemischte und eher durchschnittliche deutsche Sprachausgabe negativ auffällt. Auch die sich häufig wiederholenden Sprüche und Schmerzensschreie der Gegner sowie der eigenen Kollegen sind auf die Dauer etwas anstrengend für den Gehörgang.

FAZIT:

Ganz ehrlich: Auch wenn Rainbow Six Vegas 2 fast durchgehend unterhaltsam ist und Laune macht, man wird das Gefühl nicht los, dass eine Menge Potential verschenkt wurde. Das Setting ist interessant und mal was anderes, der taktische Einschlag bietet etwas Abwechslung zum gewöhnlichen 0815-Shooter und die Schusswechsel sind sehr gut inszeniert. Trotzdem wurde alles etwas halbherzig umgesetzt – die Taktik-Komponente spielt keine so große Rolle, wie man es sich wünschen würde, grafisch hat die Unreal Engine 3 eigentlich deutlich mehr drauf und die Story geht dank schlechter Präsentation total unter. Trotzdem stimmt die Basis und wer auf Rainbow Six steht oder einfach mal wieder Bock auf einen ordentlichen Ego-Shooter hat, ohne zu großen Anspruch an Grafik und Story zu stellen, der wird mit Rainbow Six Vegas 2 einige unterhaltsame Stunden verbringen.

[ Review verfasst von Seph ]

ACHTUNG: Die deutsche Version des Spiels ist geschnitten! Neben Bluteffekten und Ragdoll Physiken bei Leichen wurde das ACES Belohnungssystem, durch das man neue Waffen frei schalten kann, weitestgehend abgeschafft. Stattdessen hat man von Anfang an Zugriff auf alle Waffen. Das nimmt zwar einen Motivationsfaktor weg, verschafft einem bei Online-Spielen aber den Vorteil von Anfang an mit den besten Waffen unterwegs zu sein. Eure Entscheidung.

Pluspunkte: