Exklusivtitel für eine Konsole können entweder ein Segen oder ein Fluch sein - Fähige Entwickler kitzeln brachiale Ergebnisse aus der Hardware, weniger talentierte Programmierer dagegen nur durchschnittliche Spiele. „Haze“ erschien einzig und allein auf der PlayStation 3 und fällt leider Gottes in die letzte Kategorie. Und das obwohl sich mit Free Radical (TimeSplitters Serie) eigentlich recht talentierte Jungs und Mädels hinter dem Spiel verstecken. Warum und wieso „Haze“ dennoch kein Must-Have Videospiel geworden ist, klärt unser ausführlicher Test.
UMmantelT
Die ersten Trailer versprachen eine bombastische Story über Großkonzerne, Gehirnwäsche, Sinnesstimulation und dem Ausbruch aus jenem Teufelskreis. Im Spiel sucht man die aufwändigen CGI- und Realfilmsequenzen jedoch vergebens. Bis auf ein paar selten eingestreute (und wenig spannende) Zwischensequenzen in Spielgrafik wird nicht viel geboten, um den Spieler bei Laune zu halten. Darunter leidet natürlich die Hintergrundstory, die über Shane Carpenter, einem Sergeant der aus heheren Zielen der Mantel Global Industries dient, berichtet. Spätestens als er und sein Team den Anführer der Rebellengruppe „Promised Hand“ gefangen nimmt und sich dieser nicht als das blutrünstige Monster entpuppt, das er laut Mantel Global Industries sein sollte, ändert sich einiges. Plötzlich erwacht Carpenter aus seinem Albtraum und muss feststellen, dass er von vorne bis hinten belogen und missbraucht wurde…
Alle Macht den Drogen
Das wichtigstes Gameplay Features von „Haze“ ist der Nectar. Eine Droge, die sich die Mantel Soldaten injizieren, um widerstandsfähiger zu werden und besser zielen zu können. Im Spiel – vor allem im ersten Kapitel hilft der Nectar dem Spieler auch ziemlich gut. Kurz gespritzt und die bösen Rebellen sind im Dschungel problemlos erkennbar. Bang Bang – und tot sind sie. Dass man dabei aufpassen muss, sich selbst keine Überdosis zu verpassen, macht diesen Aspekt glaubwürdiger. Sollte dieser Fall doch einmal eintreten, verliert man die Kontrolle und es wird auf alles und jeden geballert, inklusive der Kameraden. Später hat man dieses Feature zwar nicht mehr zur Verfügung, kann es aber dennoch zu seinem Vorteil nutzen. In dem man beispielsweise Granaten mit Nectar präpariert oder Nectar-Pfeile gezielt den feindlichen Mantel-Truppen in den Hals jagt. Auch das „Totstellen“ ist eine gute Taktik, denn Mantel Soldaten können weder Blut noch Leichen sehen – Manipulation pur sozusagen.
Davon abgesehen, fällt der Rest des Gameplays recht puristisch aus. Die Levels sind alle streng linear und bieten nur wenige alternative Missionsziele. Die Hauptaufgaben sind meistens: Töte die Schergen und erreiche das Ziel. Zwar versuchen ein paar Fahrzeugsequenzen den Alltag aufzulockern, aber das kann man getrost unter „Gewollt aber nicht gekonnt“ abbuchen. Die Jepps und Quads spielen nur eine untergeordnete Rolle, bringen keine offensichtlichen Vorteile und sind auch noch schlecht zu steuern. Sollte eines davon den Geist aufgeben, wird ein Neues in der näheren Umgebung platziert. Toll! Auch hätten die Briten das Waffenaufsammeln etwas besser in Szene setzen können. Bei jeder neuen Waffe oder Munition muss man zuerst den genauen Ort finden und dann darauf hoffen, dass der Fund am Bildschirm angezeigt wird, damit man diesen auch aufheben kann. Grast man nämlich nicht die Toten ab, wird man bald Munitionsprobleme haben. Zudem finden sich mehrere Bugs im Spielgeschehen wieder, zum Beispiel unsterbliche Gegner oder diverse Grafikfehler (bei dem Typen der überfahren wird, verschwindet die Leiche nach drei Sekunden und das Fahrzeug hängt in der Luft – tolle deutsche Zensur!).
Einen großen Vorteil bietet „Haze“ dennoch und zwar Kooperatives Spielen für bis zu vier Ego-Shooter Freunde. Und zwar nicht nur auf irgendwelchen separaten Mehrspielerkarten, sondern in der kompletten Kampagne und das online sowie offline via Splitscreen. Online darf man zu viert antreten, während offline die Beschränkung bei zwei Zockern liegt. Sollte man mal keinen Partner dabei haben, darf man jederzeit in freie Slots bei laufenden Games einsteigen. Wer sich dagegen typischen Mehrspielrmodis wie Deathmatch hingeben will, kann das natürlich auch tun und zwar mit bis zu fünfzehn weiteren Mitspielern. Auf diesem Gebiet haben jedoch andere Games wie „Call of Duty 4“ definitiv die Nase vorn. Wenn überhaupt, dann ist der Koop-Modus der interessanteste Aspekt im Multiplayerbereich von „Haze“.
Anti-Aliasing x PS2 Texturen = Haze
Die Vorzüge von „Haze” findet man in erster Linie bei dem Anti-Aliasing, das für ein flimmerfreies Spielvergnügen sorgt. Doch die Kantenglättung hat seinen Preis und zwar in Form von Texturen, die oftmals an die gute alte PS2 Zeit erinnern. Hochaufgelöst? Fehlanzeige! Nur selten gelingt es dem Spiel optische Akzente zu setzen, die meisten Szenarien wirken einfach nur trist oder schlichtweg langweilig. Dabei hätte man das Ganze weitaus spektakulärer präsentieren können – insbesondere die Dschungelabschnitte. Wenigstens läuft das Spiel die meiste Zeit über flüssig, wenn auch nur im Singleplayermodus. Spielt man im Splitscreen kooperativ, ist „Haze“ zwar nach wie vor spielbar, aber wird von deutlich mehr Slowdowns und Rucklern geplagt. Die erzwungene Installation am Anfang macht sich auch nicht wirklich positiv bemerkbar, denn Ladezeiten gibt es immer noch, auch wenn die Entwickler versucht haben, diese mit „Zwischensequenzen“ zu überspielen. Dumm wird’s nur, wenn in einer dieser Zwischensequenzen plötzlich der Sound fehlt. Die deutsche Sprachausgabe geht insgesamt in Ordnung, zählt aber sicherlich nicht zu den Glanztaten deutscher Synchronstudios. Insbesondere einige derbe Übersetzungsfehler (Hell Yeah – Hölle Jaaa) fallen negativ auf. Musikalisch kann man trotz oder gerade wegen dem einen Korn Song, der immer und immer wieder eingespielt wird, auch nicht gerade Pluspunkte sammeln. Gleiches gilt im Übrigen auch für die durchschnittlichen Waffensoundeffekte.
FAZIT:
Ist „Haze“ ein schlechtes Spiel? Nein, bei weitem nicht, aber deshalb ist es auch nicht gleich ein guter Titel. Der größte Pluspunkt ist sicherlich der kooperative Onlinemodus für bis zu vier Spieler, aber auch nur, weil es kaum vergleichbare Ego-Shooter mit einem solchen Modus gibt. Denn der Rest ist – sagen wir mal – altbacken. Die Grafik sieht ganz okay aus, das Leveldesign ist unspektakulär und die Gegner KI bestenfalls mittelmäßig und das ist schon hoch gegriffen. Unterm Strich ist „Haze“ nicht der Hypeknaller, auf den die Fans gehofft haben, aber auch nicht unbedingt eine Fehlinvestition, zumindest wenn man gerne kooperativ zusammenspielt.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
- Kooperativer Spielmodus für bis zu vier Spieler
- Nectar Droge bietet Vorteile für Mantel und Rebellen
- 2x Kantenglättung
Minuspunkte:
- Altbackene Grafik und Gameplay
- Fahrzeuglevels sind grausam
- Lässt Spannung vermissen