Wie auch in den Generationen zuvor, ist die Anzahl der Tennisspiele mal wieder rar gesät. Nachdem der Release von Virtua Tennis 3 bereits 1.5 Jahre zurückliegt, beschäftigen wir uns in unserem neuesten Test mit dem 3. Teil der Top Spin Reihe. Ob das Spiel eine gelungene Alternative zu Sega's Kult-Sim ist oder doch nur ein Schlag ins Leere erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.
Spiel
Das Hauptaugenmerk liegt bei Top Spin 3 wieder einmal auf dem obligatorischen Karrieremodus. Bevor man diesen jedoch starten kann, wird man zunächst dazu aufgefordert einen eigenen Charakter zu erstellen. Dies erledigt man im Spieler-Editor, wo man seine kreativen Ideen aufgrund der überraschend umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten freien Lauf lassen kann. Hat man sich schließlich einen neuen Spieler erstellt, wird man im Karrieremodus ohne weiteres ins eiskalte Wasser geworfen. Was mich zu Beginn hat Stutzen lassen, war die Tatsache, dass der Modus überraschend geradlinig verläuft. Statt einer Oberwelt, wo man sich für einzelne Turniere entscheiden könnte, gibt es nur eine lieblose Aneinanderreihung von einzelnen Wettbewerben. Selbst Trainingseinheiten oder Minispiele sucht man vergeblich. Obwohl ich nur ungern mit Vermutungen um mich schmeiße, werde ich einfach nicht den Gedanken los, dass hier nur halbherzig entwickelt wurde. Immerhin beinhaltet der Modus noch so etwas, wie ein Entwicklungssystem, da man nach jedem gewonnen Spiel eine gewisse Menge Erfahrungspunkte bekommt, die man im Charaktermenü für das Aufwerten von einzelnen Skills verwenden kann. Während man seine Laufbahn zunächst noch in den unteren Regionen der Tennislandschaft beginnt, steigt man nach und nach in die Riege der Profis auf. Bis es jedoch soweit ist, vergeht eine gewisse Zeit. Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, dass ich in Sachen Karriere einfach mehr erwartet habe. Zum Beispiel mehr Entscheidungsfreiheit, sowie einige spaßige Minispiele, die vom sterilen Ablauf hätten ablenken können.
Ansonsten erwartet euch neben den standardmäßigen Turnieren und Schaukämpfen noch ein recht umfangreicher Onlinemodus, wo man die Wahl zwischen dem World Tour Modus, sowie einem standardmäßigen Ranglisten-Match hat. Interessant ist vor allem Ersteres, da man hier mit seinem zuvor erstellen Charakter gegen Gegner aus der ganzen Welt spielen kann. Die im World Tour gewonnen Erfahrungspunkte kann man im Übrigen auch für die Aufwertung der Spielereigenschaften benutzen, wodurch die Motivation auf einem dauerhaft hohen Level bleibt. Wer aber keine Lust hat auf seinen eigenen Spieler zurückzugreifen, kann im Ranglisten-Modus auch einen von insgesamt 40 Profis auswählen. Übrigens: Tennis-As Rafael Nadal gibt es nur in der PS3 Fassung von Top Spin 3. Zu guter Letzt gilt es noch zu erwähnen, dass der Onlinemodus meist lagfrei von statten lief. Lediglich die geringe Anzahl an verfügbaren Gegnern hinterließ einen etwas faden Beigeschmack.
Satz
Während die letzten Spiele der Top Spin Reihe meist auf unkomplizierte Tennis-Action gesetzt haben, sieht das Ganze beim dritten Teil etwas anders aus. So hat man sich bei 2K Games dafür entschieden Top Spin 3 komplett auf Realismus zu trimmen. Leider ist der Spielspaß dabei etwas auf der Strecke geblieben. Dies liegt vor allem daran, dass das Gameplay relativ träge ausgefallen ist. Obwohl Tennis meiner Meinung nach ein durchaus rasanter Sport ist, wirkt das Spielgeschehen ungewohnt langsam. Dies liegt unter anderem am neuen Schlagsystem. Statt den Ball nämlich zum richtigen Zeitpunkt zu treffen, muss man seine Entscheidung bereits kurz vorher getroffen haben. Unglücklicherweise sorgt das System dafür, dass man scheinbar sicher geglaubte Bälle dann doch nicht mehr erreicht, da man vielleicht etwas zu spät auf die jeweilige Taste gedrückt hat. Wie auch in den Teilen zuvor benutzt man für das Ausführen der verschiedenen Schläge die vier Symboltasten des Dual Shock 3 Controllers. Gesteuert wird entweder mit den digitalen Richtungstasten oder dem Analogstick. Darüber hinaus kann man jederzeit auf die so genannten Powerschläge zurückgreifen, die man in Verbindung mit einer Symboltaste, sowie den R2 Trigger aktiviert. Das Problem besteht jedoch darin, dass diese Schläge exaktes Timing voraussetzen und deswegen nur selten den gewünschten Erfolg bringen. Deutlich gelungener hingegen ist die Stressanzeige ausgefallen, die dem Spiel eine gewisse Unberechenbarkeit vermittelt. Befindet man sich zum Beispiel vor einem entscheidenden Ballwechsel steigt der Puls in den roten Bereich, was unter anderem dafür sorgen kann, dass ein Schlag urplötzlich im Aus landet. Alles in allem muss man jedoch sagen, dass das Gameplay nicht jedermanns Sache ist. Wer aber genug Zeit mit sich bringt, wird nach einer längeren Phase der Eingewöhnung sicherlich seinen Spaß haben.
Sieg?
Wenn bei Top Spin 3 etwas überzeugen kann, ist es allen voran die Technik. So fallen vor allem die beeindruckend detaillierten Spielermodelle ins Auge, die wirklich das Prädikat „Next Gen" verdient haben. Aber auch die Animationen wirken bis auf wenige Ausnahmen absolut flüssig und natürlich. Ebenso gelungen sind aber auch die originalgetreuen Tennisplätze, die 1:1 von der Profi-Tour übernommen wurden. Lediglich die Zuschauer wirken, wie so oft etwas hässlich und fehl am Platz. Ansonsten bleibt nur noch anzumerken, dass es absolut keine Slowdowns und Ruckler gibt.
SCHREI!
Die akustische Seite von Top Spin 3 überzeugt vor allem dank des gelungenen Soundtracks, welcher mit reichlich bekannten Lizenzsongs bestückt wurde. Unter anderem mit Tracks von Jamiroquai, Franz Ferdinand und Calvin Harris. Während der Spiele hingegen herrscht meist gespannte Stille, die entweder vom lauten Stöhnen der Sportler unterbrochen wird oder vom gebannten Publikum, welches ab und zu einige „Ahs" und „Ohs" von sich gibt. Moderatoren sucht man leider vergeblich.
FAZIT:
Obwohl ich mich lange mit Top Spin 3 beschäftigt habe, wollte der Funke zu keinem Zeitpunkt überspringen. Allen voran wegen dem zu trägen Gameplay, welches nur Spaß macht, wenn man sich wirklich darauf einlässt. Wer also auf kurzweilige und schnelle Tennisaction steht, sollte lieber zu Virtua Tenis 3 greifen. Wer aber lieber online zocken möchte und nichts gegen komplexe Steuerungsmechanismen hat, sollte Top Spin 3 auf jeden Fall eine Chance geben. Einen direkten Kauf kann ich jedoch nur bedingt empfehlen.
[Review verfasst von Dimi]
Pluspunkte:
- Nette Optik
- Lizenzierte Stadien und Spieler
- Toller Onlinemodus...
Minuspunkte:
- ...wo nur wenige Spieler zu finden sind
- Träges Gameplay
- Enttäuschender Karrieremodus