PSP-Gamer haben es wirklich nicht leicht. Da hat man dieses leckere Handheld mit zig Funktionen, kann es sogar in Verbindung mit einer ansteckbaren Kamera, einem Mikrofon und selbst Navi-Software verwenden, aber mit hochwertigen Spielen wird man nicht gerade überhäuft. Doch passend zur Sommerflaute bringt Sony wieder eines dieser besonderen Spiele - „echochrome" fasziniert wie „LocoRoco" und „Patapon". Nach dem ersten Blick ist man angefixt, nach dem zweiten sitzt man gespannt vor dem Bildschirm.
Ungeahnte Möglichkeiten
Auf den ersten Blick fragt man sich, was genau „echochrome" überhaupt sein soll. Es sieht absolut schlicht aus - als ob es nur das Grundgerüst für ein noch nicht vollendetes Spiel ist. Weiße Quader in den verschiedensten Variationen, mit schwarz umrandet, ab und zu durch Treppen verbunden und zu einem mehr oder weniger geometrischem Gebilde angeordnet - so lässt sich ein Level aus „echochrome" beschreiben. Doch hinter der schwarz-weißen Fassade steckt ein reinrassiges Knobelspiel. Mithilfe des Analog-Pads der PSP steuert man die Kamera und lässt somit die Grenzen der Realität verschwimmen. Denn wo die kleine schwarze Puppe vorher noch nicht entlang laufen konnte, ist durch den veränderten Blickwinkel ein verlängerter Weg entstanden. Ganz nach dem Prinzip „Was ich nicht sehe, existiert auch nicht" gilt es, die insgesamt mehr als 90 Levels zu bestehen. Ein Loch, Sprungfeld oder eine Lücke verhindert das Weiterkommen der Figur? Kein Problem - einfach die Kamera so drehen, dass das jeweilige Hindernis verdeckt wird und schon kommt man voran. Die fünf verschiedenen Regeln aus der Welt von „echochrome" werden zu Beginn in einem netten Tutorial erklärt und bilden den Grundstein des Gameplays. Gesprungen und gefallen wird stets auf das Objekt, das sich optisch über beziehungsweise unter einem befindet und da wo kein Weg weiterführt, verbindet man augenscheinlich zwei Körper. Was zu Beginn des Spiels noch keine allzu große Herausforderung darstellt, bringt einige Level später euer Hirn zum Qualmen. Immer komplexer werden die Konstruktionen und immer unauffälliger die Lösungswege. Braucht man eine kurze Denkpause, so lässt man die Figur anhalten und sucht des Rätsels Lösung. Dieses Spielprinzip zieht sich durch alle Levels - trotzdem wünscht man sich manchmal einfach mehr Abwechslung, statt mehr Komplexität. Beeilen sollte man sich auch, denn schließlich läuft die Zeit (wenn auch nicht sichtbar) weiter. Als Problem hat sich jedoch die stellenweise unsaubere Kollisionsabfrage herausgestellt: Manchmal verschwindet die schwarze Umrandung der Quader und eigentlich sollte man nun passieren können, doch die Spielfigur läuft einfach nicht hinüber.
Vielfalt ist Trumpf
Jedes der 96 Levels darf man in 3 verschiedenen Modi angehen. In „Solo" muss man die verteilten Echos (starre Schatten) einsammeln, auf die Reihenfolge muss nicht geachtet werden. Bei „Paare" geht es darum, gleichfarbige Echos zueinander zu führen, um so die verschiedenen Schatten solange zu dezimieren, bis nur noch einer übrig bleibt. Wer den Schwierigkeitsgrad noch etwas nach oben schrauben will, der wählt „Andere" und muss versuchen, feindlichen Echos auszuweichen während er die relevanten einsammelt. Fällt so ein Gegner ins Nichts, kommt er allerdings wieder zurück. Und sollte man einen Feind berühren, wird man an den Ort des letzten Echos zurückgesetzt, das feindliche Echo kehrt an seinen ursprünglichen Platz zurück. Für den Knobelspaß zwischendurch eignet sich der Modus „Freistil" wunderbar. Hier bekommt man durch Zufall (und sortiert nach Schwierigkeitsstufe) einen Level vorgesetzt, um schließlich möglichst viele Level in Folge zu meistern. Eignet sich perfekt für eine kleine Partie auf dem Donnerbalken und bringt Kurzweil. Schließlich bleibt noch der Editor. Mithilfe der verschiedenen Bauteile lassen sich mehr oder weniger komplexe Levels bauen, die man an Freunde verschicken kann. Im „Mappe-Modus" lassen sich dann erstellte, oder empfangene Levels sammeln. Eine wahre Freude für Hirn-Sadisten.
Etwas steril, etwas klassisch
Die Optik von „echochrome" ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Keine schicken Texturen, keine feinen Polygon-Figuren. Stattdessen bietet man dem Spieler frei nach dem Prinzip „weniger ist mehr" eine übersichtliche Optik, die ihren Zweck einfach erfüllt und den Blick fürs Wesentliche garantiert. Auch Fans von lizenzierten Soundtracks und bombastischen Orchester-Stücken dürften sich mit den zarten - und ab und zu auch etwas knarzigen - Streichern schwer tun, doch Fakt ist, dass hier einfach eins zum anderen passt. „echochrome" ist also in allen Belangen anders und schafft es trotzdem (oder vielleicht auch deswegen) zu faszinieren - nach wenigen Levels entfaltet sich eine entspannende Wirkung beim Spieler und weil diese auch anhalten soll, versucht man sich an einem Level nach dem anderen.
FAZIT:
Leider muss ich sagen, dass mein Gehirn sich recht schnell überfordert gefühlt hat, weil im fortgeschrittenen Spielverlauf alles so komplex wirkt. Also immer schon ruhig nachdenken und nicht in Hektik verfallen. Dafür kann das Spiel aber nichts... Also sage ich euch: Dieses Spiel ist innovativ und anders! Schon bei der Ankündigung auf der E3 2007 wusste ich, dass da etwas ganz besonderes auf die Spielergemeinde zukommt. Es ist natürlich auch absolute Geschmackssache und trifft mit Sicherheit nicht den Nerv jedes Spielers, doch diejenigen, die sich drauf einlassen, werden ihren Spaß damit haben, denn das Spieldesign erlaubt eine schier endlose Zahl an möglichen Levels. Manche werden vielleicht angewidert sein, weil sie meinen, mit Kunst nicht viel am Hut zu haben, andere wird genau das faszinieren. Ausprobieren heißt hier die Devise. Wer sich nicht so recht sicher ist, lädt sich die Demo aus dem Store; wer jetzt schon überzeugt ist, geht in den Laden, legt 31 Euro auf die Theke und geht dann Hause, um auf Echo-Jagd zu gehen.
[ Review verfasst von sirteen ]
Pluspunkte:
- Endlich versucht mal wieder jemand was Neues!
- Editor hat enormes Potenzial und lässt Bastler-Herzen höher schlagen
- Wiederspielwert durch verschiedene Modi
Minuspunkte:
- Optik und Sound sind Geschmackssache
- Wird später ziemlich kniffelig und schwer überschaubar
- Manchmal funktioniert das Verbinden von Flächen nicht sauber