Alle Jahre wieder erfreut uns EA mit diversen Funsport- bzw. Arcade-Titel, die vor allem die Casuals unter uns ansprechen sollen. Während man dies bis zum Release von FIFA Street 3 noch unter dem Label EA Big erledigt hat, laufen die aktuellen Spiele ab sofort unter der Marke EA Freestyle. Das erste Produkt, was aus dieser Umstrukturierung entstanden ist, ist der Boxtitel FaceBreaker. Ob das Game unseren knallharten Bewertungskritierien standhalten kann oder doch nur ein Schlag ins Leere ist, erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.
Ring Frei!
Ohne großes TamTam geht es nach dem Starten des Spiels direkt ins schlichte Hauptmenü, wo man die Wahl aus insgesamt vier verschiedenen Modi hat. Neben dem standardmäßigen Schaukampf, wo es im Grunde um nichts geht liegt, das Hauptaugenmerk auf dem so genannten „Schlag Dich Durch" Wettbewerb. Bevor man jedoch ins Turnier einsteigt, wird man zunächst dazu aufgefordert einen Schwierigkeitsgrad (Wild, Grausam und Unmöglich), sowie einen Boxer zu wählen. Neben den bereits vorhandenen Charakteren, hat man in der „Boxer-Werkstatt" aber auch die Möglichkeit einen eigenen Kämpfer zu erstellen. Interessant ist vor allem der PlayStation Eye Support mit dem man sein eigenes Gesicht als virtuelles Abbild ins Spiel integrieren kann. Unglücklicherweise wollte mein Bild selbst nach mehreren Versuchen nicht angenommen werden, wodurch ich schlussendlich dazu gezwungen wurde auf eines der bereits vorhandenen Muster zurückzugreifen. Diese kann man jedoch dank der vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten komplett nach Belieben verändern bzw. verunstalten. Darüber hinaus kann man selbige dank der Upload-Funktion jederzeit auf den EA Server hochladen und der Menge zur Verfügung stellen. Das Gleiche geht aber andersherum. So kann man sich beispielsweise im Editor eine Liste mit den am meisten heruntergeladenen Charakteren anschauen bzw. auf die Festplatte kopieren. Zu den beliebtesten Figuren gehörten zum Zeitpunkt des Reviews unter anderem der Joker, Chuck Norris und Hitler...
Hat man sich schließlich für einen Kämpfer entschieden, geht es im „Schlag dich Durch" Modus um die sprichwörtliche Wurst. Unglücklicherweise ist der Modus alles andere, als umfangreich oder spannend ausgefallen, wodurch die Motivation schnell auf der Strecke bleibt. So hat man lediglich die Auswahl aus vier Gürteln, die jeweils ein Turnier repräsentieren. Bevor man jedoch zum amtierenden Gürtelträger kommt, muss man zunächst diverse Vorkämpfe gewinnen. Leider war's das aber auch schon - Minispiele oder gar ein Erfahrungssystem sucht man vergeblich. Wer aber ganz viel Langeweile hat, kann das gleiche Prozedere mit allen 12 Boxern wiederholen - Aber gleich eines vorweg: Besser wird der Modus dadurch auch nicht. Damit das Spiel aber nicht im Handumdrehen in der Ecke landet, gibt es immerhin noch zwei Multiplayer-Modi, die überraschenderweise sogar ein wenig Spaß machen. Da wäre zum einem der chaotische Royal Rumble Modus, wo man mit bis zu 6 Leuten gleichzeitig antreten kann, sowie der umfangreiche Onlinemodus, wo es nicht nur in Schaukämpfen rund geht, sondern auch in ganzen Ligen, falls man eine betreten kann. Das lustigste Feature ist jedoch der Online-Trophäenraum, wo die Gesichter eurer geschlagenen Gegner verewigt werden. Und wie auch bei den meisten anderen EA Games läuft der Multiplayermodus absolut lagfrei von statten ab. Dennoch hätte es dem Game nicht schlecht gestanden, wenn es hier und da noch ein paar weitere Spielvariationen gegeben hätte.
Auf die Fresse
Wie man sich denken kann, geht es bei FaceBreaker weniger um taktische Meisterleistungen, als um das bloße Draufschlagen. So hat man unter anderem ein simples Kontrollschema, was wie folgt aussieht: Während man seinen Boxer mit dem Analogstick durch den Ring tänzeln lässt, benutzt man die Viereck-Taste für hohe Schläge und den X-Button für tiefe Schläge. Wie gehabt, kann man natürlich beide Schlagarten zu knallharten Kombos kombinieren. Richtig interessant wird das Gameplay jedoch mit dem Einsatz der Breaker. So hat man am linken unteren Bildschirmrand eine kleine Leiste platziert, welche sich je nach Schlaganzahl stetig auflädt: Je voller die Leiste, desto stärker werden die Breaker. Diese aktiviert man anschließend mit einem Betätigen der Dreieckstaste. So gibt es insgesamt 5 verschiedene Breaker auf die man zurückgreifen kann. Den Anfang macht der Haybreaker, den man ohne großartige Kombos benutzen kann. Hat eure Breaker-Leiste den zweiten Level erreicht, kann man zum Bonebreaker ansetzen. Anschließend folgt der Groundbreaker, wo es dann schon etwas komplexer wird. Hier muss man nämlich sobald der Schriftzug „Schlag nochmal zu" erscheint seine letzte Aktion wiederholen, damit der Breaker auch wirklich ausgeführt wird. Das höchste aller Gefühle ist jedoch der FaceBreaker, den man bei einer vollen Breaker-Leiste auspacken kann. Gelingt es euch diesen fatalen Schlag zu landen, ist der Kampf sofort beendet. Ansonsten besteht das Ziel darin die Energieleiste des Kontrahenten innerhalb von drei Runden so schnell, wie möglich auf 0 zu bekommen oder ihn 3 Mal auf den Boden zu hauen. Das Problem besteht jedoch darin, dass der Schwierigkeitsgrad viel zu hoch angesetzt wurde. Und obwohl jeder Gegner eine spezielle Schwäche hat (die man im Übrigen im Handbuch nachlesen kann), ist es einfach viel zu schwer durch die gnadenlose Offensive eures Kontrahenten zu kommen. Während die ersten Kämpfe zwar noch machbar sind, fragt man sich nach und nach, was die Entwickler zu diesem unbalancierten Kampfsystem geritten hat.
Das schöne blaue Auge
In Sachen Grafik konnte mich das Spiel nur bedingt überzeugen. Allen voran wegen den lahmen Charakteren, die wirklich jeglichen Charme und Wiedererkennungswert vermissen lassen. Stattdessen bekommt man einen Stereotyp nach dem Nächsten vorgesetzt, was auch nicht gerade für den Ideenreichtum der Entwickler spricht. Glücklicherweise gibt es ja noch den zufriedenstellenden Editor, der dem Trauerspiel wenigstens ein bisschen Abhilfe leisten kann. Ein weiteres Manko sind die belanglosen Schauplätze, die auch nicht gerade zur Creme de la Creme der aktuellen Generation gehören. Weitaus gelungener sind hingegen die deformierbaren Gesichter ausgefallen. Umso länger man nämlich auf seinen Rivalen einschlägt, desto extremer verformt sich dessen Gesicht - Ein nettes, wenn auch nicht weltbewegendes Feature.
Die Glocken läuten hören
Wie man es inzwischen nicht anders von EA gewohnt ist, zeichnet sich der Soundtrack vor allem durch eine Hülle und Fülle an lizensierten Songs aus. Darunter auch Tracks von The Hives, Wolfmother (natürlich mit dem Song Woman) und Fujiya & Miyagi. Wer also nichts gegen einen munteren Mix aus Indie, Rock und Alernative hat, sollte durchaus zufrieden gestellt werden. Weitaus schlimmer hingegen sind die miserablen Synchronstimmen ausgefallen, die man vor lauter Peinlichkeit am Liebsten ausschalten würde.
FAZIT:
Obwohl FaceBreaker in der Theorie vieles richtig macht, kann das fertige Resultat nur geringfügig überzeugen. Dies liegt vor allem am dürftigen Singleplayermodus, welcher nicht nur recht schwer ist, sondern auch noch relativ überschaubar. Lediglich der gute Onlinemodus, sowie der brauchbare Editor konnten bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Wer also unbedingt prügeln möchte, sollte entweder auf Fight Night Round 4 warten oder auf das deutlich bessere Soul Calibur IV zurückgreifen.
[Review verfasst von Dimi]
Pluspunkte:
- Deformierbare Gesichter
- Toller Editor
- Gelungener Onlinemodus
Minuspunkte:
- Magerer Singleplayermodus
- Überraschend schwer
- Durchschnittliche Präsentation