Eingefleischte Spielefans werden die Comicabenteuer von Gabe und Tycho auf www.pennyarcade.com mit Sicherheit kennen. Nehmen die beiden Künstler Jerry Holkins und Mike Krahulik in ihren Strips doch immer wieder die Spieleindustrie kräftig aufs Korn. Insofern war ich im Vorfeld doch ein wenig auf das erste virtuelle Abenteuer der beiden Comicfiguren gespannt und nachdem das Spiel im amerikanischen PSN Store veröffentlicht wurde, habe ich mich sogleich ans Joypad gesetzt und will euch nun verraten, ob sich ein Kauf lohnt.
Roboter, die goldenen Zwanziger und mysteriöse Götter
Die Story beginnt mit einem riesigen Roboter, der ungebremst durch New Arcadia des Jahres 1922 walzt. Ihm zum Opfer fällt auch das Haus des Spielers, der daraufhin obdachlos wird und sich deshalb auf die Suche nach dem Schuldigen begibt. Irgendwie muss er den Schaden ja bezahlen! Während man also einer Spur der Verwüstung folgt, trifft man kurze Zeit später auf die beiden Detektive für übersinnliche Sachen Tycho Brahe und Johnathan Gabriel, die ebenfalls dieser Sache nachgehen. Kurzerhand vereint man seine Kräfte und marschiert als Trio durch die verschiedenen Bezirke von New Arcadia, immer darauf aus, neue Hinweise auf den Übeltäter zu finden. Dabei bekommt man Hilfe von Anne Clark, der technisch begabten Nichte von Gabriel, die außerdem noch für das Aufrüsten der Waffen verantwortlich ist und sich äußerst gut mit Robotern auskennt.
Insgesamt darf man in Episode 1 drei Areale besuchen. Und das öfters als man denkt, denn obwohl das Spielgeschehen recht linear aufgebaut ist, kommt man - aufgrund der Adventureelemente - nicht umher, nochmals in bekannte Gebiete zurückzukehren. Eine praktische Karte erleichtert jedoch das Springen zwischen den Abschnitten und Zufallskämpfe gibt es zum Glück auch keine, denn man sieht mögliche Schergen bereits im Vorfeld. Ganz ohne Kämpfe kann man das Abenteuer dann aber doch nicht bewältigen, vielmals ist das Besiegen eines Gegners nämlich der Bestandteil einer Aufgabe.
Penny Fantasy
Das Kampfsystem erinnert enfernt an das Active-Time-Battlesystem diverser „Final Fantasy" Spiele. Im Endeffekt bedeutet das, dass die Kämpfe fast in Echtzeit ablaufen. Zumindest sieht es ganz danach aus, da zu jeder Zeit irgendetwas etwas passiert: Gegner greifen an und die Aktionen der Spielfiguren laden sich gleichzeitig auf und warten auf ihren Einsatz. Dabei gibt es drei Stufen, die ich mal „Items einsetzen", „Standardangriff" und „Spezialangriff" nennen will. Ist eine Aktion aufgeladen, kann man diese auch mit ein paar Tasten aktivieren. Allerdings sollte man aufpassen, dass nicht gerade ein Gegner seine Attacke startet, da man sonst nicht mehr Blocken kann. Und zumindest später erleichtert eine erfolgreiche Verteidigung das Spielgeschehen ungemein. Die Spezialangriffe erfordern übrigens auch ein wenig Geschick vom Spieler, da sich kleine Minispiele dahinter verstecken. Alles in Allem fallen die Kämpfe recht unterhaltsam aus, wobei es mir jedoch manchmal etwas zu hektisch wurde - besonders bei Statusveränderungen, bei denen man die passenden Heilgegenstände erst umständlich im Inventar auswählen muss. Für jeden Kampf gibt es zudem Erfahrungspunkte, welche die Werte des Trios verbessern. Bei Stufe 15 ist in dieser Episode allerdings Schluss!
Die Rätsel sind dagegen relativ einfach gehalten und sollten niemandem das Hirn zermatern. Meistens ergeben sich die Lösungen aus dem Kontext heraus. Nur manchmal liegt das Vorankommen in den Dialogen, die im klassischen Multiple-Choice Stil gehalten sind. Neben der Köpfchenarbeit kann man gegen Ende auch noch sein Geschick bei einigen Jahrmarktsspielchen auf die Probe stellen, wobei das Ballonschießen etwas missraten ist, da man das rote Fadenkreuz auf dem ebenfalls kontrastreichen Untergrund kaum sieht. Ansonsten könnte man nur noch dem Endkampf etwas Langatmigkeit vorwerfen, denn im Gegensatz zu den restlichen Kämpfen dauert es hier doch eine Weile, bis man gewinnt.
PS2 oder PS3?
Zuerst einmal, der visuelle Stil ist ähnlich wie in den Comics gehalten und durchaus charmant. Besonders gut zum Tragen kommt das bei den tollen Zwischensequenzen. Weniger gelungen sind dagegen die Umgebungen, die zwar in Cell-Shading Optik daherkommen, aber bestenfalls PS2 Niveau erreichen. Auch unverständlich, die ruckelige Framerate sowie die Ladepausen beim Wechseln der Abschnitte. Soundtechnisch gibt's dagegen nichts zu bemäkeln. Die Stimmen sind quasi perfekt gewählt und die Musik passt auch gut zum Setting. Allerdings sollte man über einwandfreie Englischkenntnisse verfügen, denn die Dialoge benutzen zahlreiche Wortwendungen, die man in der Schule nicht kennen lernt. Aber auch sonst entgehen einem wohlmöglich diverse Pointen. Da das Spiel irgendwann auch in Europa erscheinen soll, lohnt es sich vielleicht, doch noch etwas länger abzuwarten. Das Spiel unterstützt sogar Trophäen, wobei diese nicht gerade zahlreich ausfallen und auch nicht gerade einfach zu erlangen sind. Wenigstens kann man zu jeder Zeit abspeichern, was den Trophyjägern dann doch entgegen kommen sollte.
FAZIT:
Ich bin kein Freund von Episodenspielen. Warum? Weil man immer nur kleine Häppchen von einem großen Ganzen präsentiert bekommt und es auch keine Sicherheit dafür gibt, das man auch das Ende erlebt. Insofern verhält es sich ähnlich wie bei TV-Serien, die auch mir nichts dir nicht abgesetzt werden, wenn die Einschaltquote nicht stimmt. Aber um auf das Spiel zurückzukommen, es macht schon Spaß mit Gabe und Tycho durch New-Arcadia zu streunen und vor allem die sehr guten (und witzigen) Dialoge zu lesen. Das Kampfsystem mag zwar nichts Besonderes sein, erledigt seinen Job dennoch gut und die zahlreichen Adventure-Einlagen sorgen für Abwechslung. Schade nur, das nach knapp sechs Stunden Schluss ist und es nur wenig Grund gibt, das Abenteuer nochmals von vorn zu beginnen. Was bleibt, ist ein Trailer für Episode 2, die irgendwann in den nächsten Wochen erscheinen soll...
[ Review verfasst von .ram ]
PS: Im US-PSN Store kostet Episode 01 knapp unter $15, für eine zukünftige europäische Fassung gibt es noch keine Preisempfehlung.