Der Future-Racer „WipEout" erlangte schon in den Anfangstagen der PS1 Kultstatus. Zwei weitere Spiele folgten (wenn man die Special Edition dazuzählt, waren es sogar drei), danach kam ein kurzer Auftritt im Hollywood Film „Hackers" und ein brauchbares, aber längst nicht so geniales Spiel für die PlayStation2. Das Comeback der Serie wurde durch die beiden [fast] perfekten PSP Spiele „Pure" und „Pulse" eingeleitet und wird mit dem aktuellen PS3 Ableger fortgesetzt. „WipEout HD" besticht vor allem durch seine exakte Steuerung, der himmlischen Grafik und dem guten Multiplayermodus.
Rennbox
Das Spiel bietet insgesamt acht Rennkampagnen, die jeweils in mehrere Einzel-Events aufgeteilt sind. Die Auswahl reicht dabei von Zeitrennen, normalen Medaillenrennen, über Turniere bis hin zu Zonen-Veranstaltungen. Dabei hat man relativ freie Hand, in welcher Reihenfolge man die Herausforderungen in einer Kampagne angeht. Wichtig ist am Ende nur der Gesamtpunktstand, mit dem man die nächste Liga frei schalten kann. Den Gleiter darf man sich übrigens vor jeder Veranstaltung selbst aussuchen. Fliegt man mit einem Gefährt besonders ausgiebig, werden weitere Lackierungen frei geschaltet. Einzig die Tatsache, dass sich die Gleiter trotz unterschiedlicher Spezifikationen auf der Strecke kaum unterscheiden, macht sich etwas negativ bemerkbar.
Will man in allen Events Goldmedaillen einfahren, sollte man entweder eine perfekte Auge/Hand-Koordination besitzen, oder ausreichend Geschick und Feingefühl mit der Steuerung. Denn spätestens ab der vierten Meisterschaft zieht der Schwierigkeitsgrad rapide an. Will man dann noch Rundenrekorde aufstellen und auf dem Treppchen landen, muss man die optionale Fahrhilfe deaktivieren und die Kurse im Schlaf beherrschen. Denn nur, wenn man die Positionen der Beschleunigungspads auswendig lernt, hat man noch eine Chance gegen die rabiaten Gegner bzw. die unaufhaltsame Uhr. Das mag zwar nicht jedermanns Sache sein, aber letzten Endes wird man dafür mit Siegen und Rekorden belohnt.
Einen speziellen Platz im Renngeschehen nehmen die Zonen-Veranstaltungen ein. Hierbei wird man auf eine virtuelle Version einer Strecke versetzt und muss möglichst lange durchhalten bzw. so viele Zonen wie möglich mitnehmen. Das ist aber gar nicht so leicht, denn man kann nicht bremsen und nur via Luftbremsen minimal manövrieren. Dazu kommt noch, dass man mit der Zeit immer schneller wird. Trotzdem machen diese Events eine Menge Spaß, denn mit dem Ansteigen der Geschwindigkeit wechselt auch der farbliche Anstrich des Kurses. Das sorgt für noch mehr Adrenalin beim Spielen und unterstützt sehr gut die Dynamik der Herausforderungen.
Mehrkampf
Neben dem Einzelspielermodus bietet „WipEout HD" auch noch genügend Futter für heiße Multiplayerduelle. Neben einem Splitscreenmodus für zwei Spieler können sich online sogar acht Piloten miteinander messen. Bis auf die Zonen-Veranstaltungen stehen auch hier alle Spielmodi zur Verfügung. Leider vermisst man aber auch Sachen wie den Eliminator-Modus aus „Pulse". Gerade Online, wenn man gegen andere menschliche Spieler antritt, wären solche härteren Spielmodi nicht verkehrt gewesen. Die Waffen, die man schon in den regulären Rennen aufsammeln kann, hätten sich ja bestens dazu geeignet. Trophäen gibt es im Spiel (offline, wie online) übrigens auch. Ganze achtunddreißig Stück kann man erspielen, wobei einige doch schon ziemlich fordernd sein dürften.
Nichts für Sonntagsfahrer
So schön das Spiel auch ist und so gut es sich auch steuern lässt - ein rundum perfektes Erlebnis konnten die Entwickler dann doch nicht abliefern. Zwei grobe Ärgernisse haben mich (und könnten auch andere) nerven! Nummer 1: Trotz mehrerer Verschiebungen weist „WipeOut HD" immer noch den einen oder anderen Bug auf. Ich selbst kämpfe mit Soundaussetzern auf meiner PAL 60GB Konsole. Zwar treten diese nur beim mitgelieferten Soundtrack auf und nicht bei eigenen MP3s, aber nerven tut diese Sache trotzdem richtig derbe! [Anmerkung der Redaktion: Das wurde mit einem nachgeschobenen Patch mittlerweile behoben] Punkt Zwei ist der unausgeglichene Schwierigkeitsgrad. Gut, Streckenkenntnisse und ein gewisses Gefühl für die Steuerung gehören schon dazu, wenn man die Gleiter geschickt um die Kurven lenken will, aber das einige Events so dermaßen schwer zu bewältigen sind, ist wohl eher ein Fehler im Design. Selbst wenn man den Schwierigkeitsgrad bei den KI-Fahrern herunterregelt, muss man später nahezu fehlerfrei über die Strecken donnern, um vorne mit zufliegen. Auch finde ich es ein wenig schade, dass selbst bei den Zeitveranstaltungen die Bronzemedaille nicht leicht zu erringen ist. Wozu gibt es dann noch Silber und Gold, wenn viele Gelegenheitsspieler schon bei der dritten Medaille scheitern dürften? [Anmerkung der Redaktion: Das wurde mit einem zweiten Update auch behoben, jetzt kann man für alle Events in der Kampagne den Schwierigkeitsgrad einstellen.]
Next-Next-Generation Grafik!
Da soll mir noch mal jemand erzählen, dass Download-Spiele immer wie billige Ramschware aussehen müssen! „WipEout HD" beweist ohne Umschweife das vollkommene Gegenteil und schnappt sich sogar die Grafikkrone. Und das absolut verdient, denn die Optik ist ein richtiges Brett und sieht dennoch total himmlisch aus. Die Strecken sind detailreich gestaltet, voller schöner Farbtöne, strotzen nur so vor Animationen und flutschen mit pfeilschnellen 60fps in 1080p Auflösung über den Bildschirm! Für die passende und zugleich stylische Menüoberfläche, sowie die tolle Screenshot Funktion (mit einer Menge Optionen für Bildbearbeitungen) sacken die Grafiker von Studio Liverpool noch ein paar Extrapunkte ein. Die Musik mit zahlreichen Klängen von bekannten Elektrokünstlern wie Kraftwerk oder Stanton Warriors untermalt das Geschehen passend, aber ein wenig zu kraftlos. Doch das sollte kein Problem sein, denn per Custom-Soundtrack Funktion darf man seine eigenen MP3s ins Spiel einbinden.
FAZIT:
Heiliges Blechle! „WipEout HD" ist genau das, was ich mir unter einer zeitgemäßen Neuinterpretation des Klassikers von 1995 vorgestellt habe. Tolles „Gleiter-Feeling", atemberaubende Grafik, ein pumpender Soundtrack und das alles für einen unschlagbar günstigen Preis. Da nimmt man auch gerne den fordernden Schwierigkeitsgrad in kauf. Das Spiel muss man als PS3 Besitzer gespielt haben!
[ Review verfasst von .ram ]