In bisherigen Tom Clancy Spielen ging es stets darum, als Einzelkämpfer oder Mitglied eines Teams gegen Terroristen oder Verbrecherstaaten vorzugehen. Zum ersten Mal ändert sich diese Vorgehensweise nun und der Spieler übernimmt nicht mehr das Kommando über eine Spezialeinheit, sondern gleich über eine ganze Armee. Zugegeben, dass ist in EndWar auch bitter nötig, denn mit Lagerhallen stürmen und Gebäuden infiltrieren kommt man hier nicht weit, schließlich ist soeben der 3. Weltkrieg ausgebrochen. Die USA, Russland und Europa liefern sich eine erbitterte Schlacht um die Zukunft der Erde und man selbst ist mittendrin. Ob Tom Clancy auch in Strategiespielen überzeugen kann, erfahrt Ihr in diesem Review.
Controller oder Headset?
Zu Beginn spielt man eine Art Tutorial, in welchem zum einen die Vorgeschichte erzählt und zum anderen die Steuerung erklärt wird. Und hier hat EndWar auch gleich eine Besonderheit zu bieten, denn man kann das komplette Spiel mit Sprachsteuerung spielen. Das ganze funktioniert über einzelne Wörter, die zu einem Befehl zusammengebastelt werden. Beispiel: Einheit 1 - Angriff - Zero. Die Bedeutung ist hier recht klar: Die Einheit 1 soll das Ziel Zero angreifen. Diese Art der Steuerung funktioniert auch wirklich gut, ich muss aber gestehen, dass ich doch lieber mit dem Controller gespielt habe als mit dem Headset. Auch damit geht die Steuerung schnell und einfach von der Hand. Eine Besonderheit bei EndWar ist auch, dass man das Schlachtfeld nicht wie üblich aus der Vogelperspektive sieht, sondern sich die Kamera immer an den Einheiten orientiert. Sprich, hat man seine Panzer ausgewählt, ist die Kamera direkt bei den Panzern. Man kann sie zwar auch drehen und wenden, kommt allerdings nie weit von der Einheit weg. Das sorgt zwar einerseits für ein tolles „mittendrin" Gefühl, kann aber manchmal auch zu Übersichtsproblemen führen, da es einfach schwer ist, von seinen Truppen am Boden aus irgendwelche Operationen am anderen Ende des Schlachtfeldes zu koordinieren. Es gibt zwar teilweise auch eine Übersichtskarte und man hat ein Radar, allerdings bin ich damit nur bedingt zu Recht gekommen. Meine Methode war schließlich, einfach die Kamera bei meinen Hubschraubern zu lassen, von dort hat man eine gute Übersicht und kann das Geschehen prima lenken. Ist das Tutorial durchgespielt, muss man sich für eine der drei Fraktionen entscheiden und zieht dann auf einer großen Weltkarte in den Krieg. Hier sieht man, welche Gebiete von wem gehalten werden und wo es zu Kämpfen kommen kann. Es stehen stets mehrere Missionen zur Auswahl, man kann aber nicht operieren wo es einem gerade gefällt.
Panzer - Hubschrauber - Infantrie
Vor Beginn einer Mission gibt es ein kurzes Briefing und man kann seine Starttruppen wählen. Die eigentlichen Missionen unterteilen sich dann in drei Modi: Angriff, Verteidigung und Übernahme. Bei Angriff geht es schlicht darum, sämtliche gegnerischen Einheiten zu vernichten. Bei Verteidigung muss man die eigenen Uplinks verteidigen und bei Übernahmen gilt es alle Uplinks auf der Karte einzunehmen. Uplinks sind sozusagen die Kontrollpunkte in EndWar, die es zu besetzen und zu halten gilt. Hat man ein Uplinks erobert, kann man damit auch bestimmte Spezialaktionen wie Luft- oder Laserangriff frei schalten. Zudem gibt es für jeden eigenen Uplink eine Verstärkungslieferung, also neue Truppen für eure Armee. Erobert werden können diese Punkte übrigens nur von der Infanterie. Insgesamt bietet EndWar folgende Truppen: Infanterie, Panzer, Panzerspähwagen, Artillerie, Hubschrauber und Kommandofahrzeuge. Alle Fraktionen haben die gleichen Einheiten, sie unterscheiden sich lediglich durch ein paar individuelle Besonderheiten. Die Kämpfe laufen nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip ab: Panzer ist stärker als Panzerspähwagen, Panzerspähwagen ist stärker als Hubschrauber, Hubschrauber ist stärker als Panzer. Hat man genug Panzer, kann man damit natürlich auch Hubschrauber vom Himmel holen, aber das grundlegende Schlachtmodell funktioniert wie eben erläutert. Die Kämpfe an sich machen wirklich Spaß, durch die tolle Grafik ist das Schlachtgeschehen sehr intensiv und auch an Abwechslung mangelt es nicht. Seien es verschneite Landschaften, weite grüne Flächen, sandige Wüsten oder die Häuserschluchten einer Großstadt, die Kämpfe in EndWar finden an so ziemlich allen denkbaren Orten statt. Und da die Umgebung auch in ziemlich großem Umfang zerstörbar ist, hat man aus einer schönen grünen Idylle mit netten Landhäusern ruckzuck eine brennende Hölle mit qualmenden Ruinen gemacht.
Erfolgreiche Schlachten erlauben auch die Aufrüstung der Truppen. Hierzu gibt es eine Kaserne, wo alle Truppengattungen mit neuen Waffen, Features oder Verteidigungsoptionen ausgestattet werden können. Die Veränderungen machen sich auch visuell bemerkbar, bekommen die Hubschrauber beispielsweise neue Raketenwerfern, sieht man diese im Spiel dann auch. Doch natürlich, nicht alles in EndWar ist perfekt und so gibt es auch hier diverse Sachen, die stören oder einfach undurchdacht sind. Startet man eine Kampagne, werden in den ersten Missionen (die KEIN Tutorial mehr sind) ständig irgendwelche unnötigen Hilfstexte eingeblendet. An sich ja kein Problem, leider lassen sich diese aber nicht wegklicken und hängen mitten im Bild und machen jede Übersicht so ziemlich zunichte. Erst nach einer bestimmten Zeit verschwinden sie gnädigerweise wieder, bis das nächste kommt. Auch laufen die Schlachten, trotz der drei verschiedenen Modi, alle recht ähnlich ab und meistens sind eh alle Gegner besiegt, bevor ein anderer Fall eintritt. Zudem sind sie meist viel zu kurz, mehr als 10 Minuten braucht man selten für eine Mission. Auch die KI der eigenen Truppen hat manchmal kurze Aussetzer und ein Angriffsbefehl muss zweimal gegeben werden, damit er befolgt wird. Keine große Sache, aber gibt man den Befehl und kümmert sich dann nicht mehr um die Einheit, kann es ein böses Erwachen geben, wenn man feststellen muss, dass der Feind irgendwo durchbricht, wo eigentlich diese Einheit hätte längst angreifen sollen. Ein grafischer Bug ist mir bei den Panzern der USA noch aufgefallen: Beim Fahren drehen sich ihre Ketten nicht, sie rutschen einfach so über das Gelände. Bei den Panzern der Russen und der Europäer drehen sich die Ketten wie es sein soll. Der größte „Patzer" des Spiels ist aber die Story: Wird sie anfangs im Tutorial noch ganz nett erzählt, erfährt man während des Spielens so gut wie gar nichts mehr davon und plötzlich, wenn man sich noch mitten im Spiel wähnt, ist es aus. Man hat gewonnen, man sieht seine Soldaten vor eine im Wind wehenden Flagge und das war`s. Hier hätte man, gerade auch von einem Tom Clancy Spiel, ein wenig mehr Mühe erwarten können.
720p Strategie
Kommen wir noch zur Technik des Spiels: Abgesehen von ein paar Rucklern scrollt man stets butterweich über die Landschaften, alle Einheiten sind ausnahmslos sehr detailliert dargestellt und die Karten an sich sehen ebenfalls prima aus. Scharfe Texturen, hohe Weitsicht, animiertes Wasser und viele Effekte machen EndWar zu einem optischen Augenschmaus. Auch der Sound kann überzeugen, ist man bei beispielsweise bei einer Panzereinheit und kommt ins Gefecht, donnert der Subwoofer ordentlich los und lässt jeden Schuss auch durch`s heimische Wohnzimmer knallen. Die deutsche Synchronisation geht soweit in Ordnung, auch wenn die Sprecher teilweise etwas unmotiviert wirken.
Neben dem Einzelspieler hat EndWar auch noch einen Multiplayer-Modus zu bieten, der im Grunde ähnlich wie die Singleplayer-Missionen abläuft. Da menschliche Gegner aber deutlich cleverer sind als die normalen KI-Konkurrenten, können sich solche Schlachten wesentlich mehr in die Länge ziehen. Nett ist auch die Idee hinter dem „Dritten Weltkrieg-Modus": Man kämpft wie normal, am Ende einer bestimmten Zeit wird aber geschaut, welche Fraktion auf welcher Karte am häufigsten gesiegt hat und dieser wird dann das Gebiet zugeschlagen und die nächste Runde beginnt. Es läuft also quasi ein dauernder Kampf um die Vorherrschaft auf der virtuellen Welt, an der sich alle Spieler weltweit beteiligen können. Probleme sind mir beim Multiplayer-Modus keine großen aufgefallen, ab und zu gibt es ein paar Lags oder ruckelt manchmal etwas mehr, aber nichts wirklich Gravierendes.
FAZIT:
EndWar ist ein typisches Tom Clancy Spiel. Militär über alles, das ganze in eine tolle Grafik verpackt und natürlich die nicht zu vergessende Portion Patriotismus. Auch das Gameplay ist gelungen, allerdings drückt die miese und plötzlich endende Story das ganze doch deutlich nach unten. Wer Strategiespiele mag, sollte sich EndWar auf jeden Fall mal anschauen und auch die Möglichkeiten der Sprachsteuerung sind für den ein oder anderen sicher eine nette Idee. Mir hat das Spiel gefallen, es gibt allerdings durchaus noch Verbesserungspotential.
[ Review verfasst von Pry ]
Pluspunkte:
- Tolle Grafik
- Gute Steuerung (Sprachkommandos)
- Globaler Multiplayermodus
Minuspunkte:
- Miese Story
- Nervige Hilfstexteinblendungen
- Manchmal kurze KI-Aussetzer