Mit den ausgeflippten Loco Rocos versuchte Sony Japan seinerzeit einen echten System-Seller auf die Beine zu stellen (siehe OnPSX Review). Die bunten Kugelwesen sollten nicht nur mit innovativem Gameplay die Kritiker begeistern, sondern der PSP auch endlich ein Gesicht verleihen. Das hat leider nicht ganz hingehauen. Das Spielprinzip und der Stil des Spiels waren zwar interessant, aber letzten Endes konnte das Spiel nicht gerade viele Zocker zum Kauf animieren. Der zweite Teil soll nun mehr Gewicht auf spielerische Herausforderungen legen. Ob das den Japanern auch gelungen ist, könnt ihr in unserem Review nachlesen.
Jump'n Roll
Wenn man das erste Mal „Loco Roco 2" startet und in einen Level springt ist man versucht die UMD zu kontrollieren, ob man nicht doch versehentlich den ersten Teil eingelegt hat. Auf den ersten Blick hat sich kaum etwas getan - das grundsätzliche Spielprinzip wurde ebenso wie der optische Stil und die (anfängliche) musikalische Untermalung beibehalten. Das besondere an der Steuerung bei Loco Roco ist, dass man nicht direkt den rundlichen Loco-Ball steuert sondern vielmehr den Boden unter ihm. Mit den Schultertasten neigt man die Welt nach links und rechts, so dass der Loco Roco in die entsprechende Richtung rollt. Mit einem Druck auf beide Schultertasten lässt man den bunten Singsack springen. Auf diese Art rollt und springt man exakt wie im ersten Teil durch die Levels. Frisst man rote Pflanzen, wird der Loco Roco größer. Bis zu zwanzig dieser Pflanzen lassen sich in jedem Level finden. Hat man zu viele rote Pflanzen gefuttert, so dass der Loco für einige Passagen zu dick ist, kann man ihn in viele kleine Loco Roco Bälle zerteilen - so kann man auch problemlos in kleine Nischen kommen. Außerdem stellen sich dem Spieler zahlreiche Feinde in den Weg, wie beispielsweise die Mojos, die sich nur zu gerne aus dem großen Loco Roco Ball einen kleinen Loco herausbeißen. Verliert man auch den letzten Loco heißt es „Game Over". Neben den Pflanzen gibt es jede Menge andere Items in den Levels zu finden - mit diesen könnt ihr das „Mui Mui" Haus ausbauen. Mui Muis sind die besten Kumpels der Locos und Mitbewohner auf dem bunten Planeten. Wichtig ist das zwar nicht für den Spielverlauf, aber niedlich ist es allemal. Wer hier alles sehen, entdecken und bauen will, wird sehr lange mit „Loco Roco 2" beschäftigt sein.
Alles schön und gut, denken sich jetzt Kenner des ersten Teils, aber haben die überhaupt was verändert? Ja, haben sie, und zwar das Wichtigste: Das Leveldesign ist um Klassen besser als im Erstling und bietet deutlich mehr Abwechslung. Ob man nun komplett Unterwasser unterwegs ist, einen Level schwebend an einer Pusteblume bewältigt, in große Steine schlüpft und alles platt walzt oder im „Mui Mui" Flugzeug im Stile eines Shmups ein riesiges Luftschiff der boshaften Bui Buis zerlegt - in fast jedem Level gibt es einige kleine neue Kniffe, die man zuvor noch nicht gesehen hat. Das hält das Spielerlebnis trotz des minimalistischen Gameplays frisch und unterhaltsam. Auch die Gesangseinlagen der Loco Rocos, mit denen man in Levels geheime Areale finden kann, wurden überarbeitet. Konnte man im ersten Teil nur zuhören, darf man jetzt mit einem Rhythmus-Minispiel den Takt zum Song angeben. Mit zunehmendem Spielverlauf lernt eure Loco-Bande zusätzliche Fähigkeiten wie Schwimmen oder an Lianen schwingen. Mit diesen Fähigkeiten kann man in alte Level zurückgehen um neue Wege zu finden um so auch den letzten boshaften Mojo oder Bui Bui aus der schönen bunten Loco Roco Welt zu vertreiben. Allerdings ist das nicht notwendig um das Spiel erfolgreich zu beenden.
Präsentation
Wie auch schon beim ersten Teil ist die Präsentation von „Loco Roco 2" in jeder Hinsicht einzigartig. Die schön gezeichnete und bunte Loco Welt ist grafisch sehr gut umgesetzt und das ausgeflippte Charakterdesign ist phantasievoll und spannend. Etwas Vergleichbares findet man sicher nicht. Wie im ersten Teil trällern die Loco Rocos konstant ein Liedchen vor sich hin und machen so die Hintergrundmusik quasi selbst; jeder der Locos, die man im Laufe des Spiels freischaltet, hat dabei eine ganz eigene Gesangsart, Stimmlage und Lied. Auch hier ist also für ausreichend Abwechslung gesorgt. Die Story ist simpel, aber wird in netten Zwischensequenzen präsentiert und gibt dem Spieler einen Grund um die PSP in die Hand zu nehmen und den Locos zu helfen die fiesen Mojo zurückzuschlagen, die einmal mehr versuchen die Herrschaft über die Loco-Welt zu erlangen. „Loco Roco 2" hat ein eigenständiges Design wie man es heutzutage leider nur noch selten findet. Wem der erste Teil schon zu ausgeflippt war, wird auch mit dem recht schrillen zweiten Teil kaum glücklich werden.
FAZIT:
Obwohl „Loco Roco" gute bis sehr gute Wertungen einfahren konnte, konnte mich das Spiel nicht ganz überzeugen, da es zu wenig Abwechslung in Kombination mit einem doch sehr minimalistischen Gameplay geboten hat. Diesen Fehler haben Sonys Japan-Studios kein zweites Mal gemacht. „Loco Roco 2" bietet dem Spieler konstant neue Herausforderungen und ausreichend Abwechslung. Durch die vielen zusätzlichen Inhalte und Geheimnisse werden echte Sammler langfristig bei der Stange gehalten. Aber auch die Spieler, die das Spiel einfach nur durchspielen und nicht auf Item-Jagd gehen, bekommen ein umfangreiches, charmantes und spaßiges „Jump'n Roll" geboten.
[Review verfasst von Seph]
Pluspunkte:
- Witziger Stil
- Viel Abwechslung
- Großer Umfang, viel zu Entdecken
Minuspunkte:
- Gameplay im Kern immer noch minimalistisch
- Manch einem vielleicht zu schrill
- Musik fast gänzlich aus dem Vorgänger übernommen