Bei der Flut an Denk- und Gedächtnisspielen, die seit dem Nintendo DS-Debüt von Herrn Kawashima erschienen sind, könnte man glatt meinen, die Gamer haben dringend ein bisschen Gehirnjogging nötig und werden immer dümmer. Stimmt so allerdings nicht ganz, denn Spiele, die unsere Hirnzellen auf Vordermann bringen, liegen seit geraumer Zeit einfach nur schwer im Trend. Nachdem sich einige Dritthersteller mit solchen Titeln auf der PSP versucht haben, betritt nun Sony die Bühne. Und im Gepäck hat der Hersteller seine bekannte „Buzz!"-Reihe. Immerhin stehen die PS2 und PS3 Spiele für lustigen Ratespaß und mit etwas Feintuning sollte das Konzept in leicht abgewandelter Form auch auf der tragbaren PlayStation funktionieren.
„Wenn ich mit Ihnen fertig bin, brauchen Sie einen größeren Schädel!"
Im Vergleich zu den großen Brüdern auf den stationären Konsolen hat sich einiges am Spielinhalt getan. 5000 Fragen gibt es nicht mehr, dafür gibt es verschiedene Übungen, die in etlichen Kombinationen die grauen Zellen fordern. Die Ulknudeln von Mitspielern, die man aus den anderen „Buzz!"-Episoden kennt, sind leider nicht mehr direkt dabei. Ihre Gesichter sieht man nur noch ab und zu auf einem Puzzle-Stück. Auch als Avatar kann man sie sich nicht mehr aussuchen, denn für eines der vier erstellbaren Profile muss der Name reichen. Teilen kann man „Buzz!" dann trotzdem wunderbar. Bereits zu Beginn des Spiels bittet euch Buzz, der charmante Moderator/ Professor, der wie ein Kanadier aus „South Park" aussieht, darum, einen ersten Test zu absolvieren. Vier zufällig ausgewählte Aufgaben werden festgelegt, die als erste Lernhürde dienen. Anschließend wird anhand des Ergebnisses jeder Aufgabe eine digitale Lernkurve erstellt. Jede absolvierte Übung wird mit Kilo-Joule (Joule die physikalische Einheit für die Energie) angegeben. Aus dem ausgewiesenen Wert wird wiederum abgeleitet, welches Haushalts- oder Gartengerät man mit der eigenen Hirnleistung zum Laufen bringen könnte. Technische Geräte als Maßstab für die Qualität der eignen Grütze? Ziemlich ungewohnt, aber auch ziemlich unterhaltsam. Dass die ersten Ergebnisse ernüchternd ausfallen, liegt auch daran, dass man mit den Aufgaben noch nicht vertraut ist. Also nicht schmollen, wenn euch attestiert wird, dass eure 852 Kilo-Joule (mein erstes Ergebnis) lediglich dazu reichen, einen Handventilator zu betreiben. Das maximal zu erreichende Ergebnis einer Aufgabe ist 500 kJ, so dass man bei perfekter und rasend schneller Beantwortung der Fragen auf 2000 kJ kommen kann. Für ein solch ein Prachtergebnis muss man aber mit jeder Aufgabe „per du" sein und darf seinen Daumen nie auf den falschen Button drücken. Dass es keine Möglichkeit gibt, die Tests zu pausieren, ohne sie gleich abzubrechen, gibt Punktabzug. Was also, wenn man gerade eine gute Runde erwischt hat und es plötzlich an der Tür klingelt oder man in den Bus steigt und den Fahrschein bezahlen muss?
Hirnschmalz
Die vier Kategorien, aus denen der Test zusammengestellt wird, heißen Beobachtung, Gedächtnis, Analyse und Berechnung. Jede davon ist wiederum in vier Minispiele aufgeteilt, die da wären:
Beobachtung:
- Pärchenwahl (Finde die Pärchen)
- Passform (Zu welchem Gegenstand gehört der Umriss)
- Verbindungsstück (Finde den passenden Dominostein)
- Farbenpuzzle (Welches Stück ist dem Block entnommen)
Gedächtnis:
- Kartenrätsel (Welche Karte fehlt)
- Puzzleteile (Merke dir das Puzzleteil)
- Schnellzähler (Zähle oder schätze schnell die Menge)
- Tonfolge (Merke dir die Reihenfolge der Geräusche)
Analyse:
- Pfadfinder (Welcher Weg führt zum Ziel)
- Tauziehen (Welches Fahrzeug hat mehr Kraft)
- Formenzähler (Zähle die Formen)
- Kreuz & Quer (Welcher Bildausschnitt fehlt)
Berechnung:
- Mehrheit (Welcher Gegensand kommt häufiger vor)
- Abrechnung (Welche Mengen ergeben das angezeigte Bild)
- Tintenklecks (Welche Zahl oder welcher Rechenoperator wird vom Fleck verdeckt)
- Portionenraten (Wie viele Pizza- oder Kuchenstücke sind noch übrig)
Diese 16 Spielchen sorgen für vielfältige Raterunden, ähneln sich teils aber recht stark. So hat man unterm Strich ein breit gefächertes Spektrum an Aufgaben, bei denen dann doch alles nur auf Gucken, Rechnen und Merken hinausläuft. Neben dem Menüpunkt „Test" gibt es noch den Menüpunkt „Training", in dem man sich so lange an den Spielen versuchen kann, bis man die Obergrenze von 500 kJ erreicht hat. Auch hier wird praktischerweise eine Lernkurve angezeigt, die eure Resultate aufzeichnet und Auskunft darüber gibt, ob euer Hirn auf Basketballgröße wächst oder doch eher auf Rosinengröße schrumpft. Um auch alle 3 Stufen von leicht bis schwer testen zu können, muss die magische Hürde der 250 Kilo-Joule überschritten werden, die anschließend mit einem Bronze-Stern belohnt wird. Besonders helle Köpfe werden mit Silber und Gold belohnt. Doch aufgepasst: Bereits eine falsche Antwort lässt den Score rapide sinken. Nach dem man erfolgreich verschiedene Bedingungen erfüllt hat, stehen Herausforderungen bereit, die Aufgaben-Marathons und Spiele auf Zeit frei schalten. Zusammen mit dem Trainings-Modus ergibt sich schließlich Kurzweil und hohe Bus- und Bahn-Tauglichkeit. Auch die ansteigende Geschwindigkeit der Rätsel bei einem erfolgreichen Lauf ist ein Ansporn, sich immer mal wieder zu testen. Mit einer Reihe von richtigen Antworten erhöhen sich das Tempo und der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben, bis es schwer fällt, nicht in Hektik zu verfallen.
Testlabor-Atmosphäre
Zum Glück haben die Entwickler die charmante Aufmachung der anderen „Buzz!"-Spiele beibehalten. Mentor Buzz ist ein sympathischer Bursche und hat erneut eine nette Synchronstimme spendiert bekommen. Er weist euch vor jedem Minispiel ein und kommentiert eure Testergebnisse mit lockeren Sprüchen. Leider ist im Hintergrund stets dasselbe Labor zu sehen und man hätte auch darauf verzichten können, dass Buzz in jedem Menü einen Spruch ablässt. Während der Tests sorgt Musik, die direkt aus „Wer wird Millionär?" stammen könnte, für die nötige Quiz-Atmosphäre. Am besten sollte man mit Kopfhörern spielen, denn dann lässt die Konzentration nicht so schnell nach. Die Aufgaben selbst sind bunt bebildert und sorgen dafür, dass die Stimmung nicht zu steril wirkt. In einem Punkt hängt „Buzz! Das Logik-Quiz" seinem Kollegen Kawashima aber deutlich hinterher und das ist die Bedienung. Die unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten sind auf die vier Symbol-Buttons verteilt, die ihren Dienst prinzipiell gut erfüllen. Irgendwie lässt dieses Bedienungsprinzip die Intuitivität eines Touchscreens vermissen. Immerhin hat man das Bestmögliche aus der Steuerung gemacht. Abseits der Solo-Aufgaben gibt es noch den Mehrspieler-Modus, genannt „Gripsschlacht". Die Aufgaben sind die gleichen wie im Solo-Modus, nur die PSP muss weitergereicht werden. Alternativ vermisst man, dass zwei Leute an einem Handheld sitzen und sich die Aktions- beziehungsweise Steuerkreuztasten teilen. Gerade im Multiplayer-Modus hätte man noch etwas mehr von einem Party-Spiel erwartet. Für besonders gute Ergebnisse winken Wissenschaftspreise, die eher symbolischen als praktischen Nutzen haben.
FAZIT:
Eines muss man dem Spiel lassen, es bietet wirklich Kurzweil und eignet sich gut dafür, auch mal spontan im Unterricht mit dem Banknachbar oder in der Bahn mit Fremden seinen Grips zu testen. Dass mir am Ende eines Tests aber nur gesagt wird, dass mein Gehirn einen Nasenhaartrimmer oder ein RC-Auto betreiben könnte, reicht mir nicht aus. Man hat einfach keine Ahnung, mit was das Maximum von 2000 gleichzusetzen ist. Da finde ich es viel besser, wenn man mir mein geistiges Alter mitteilt, auch wenn ich es vielleicht gar nicht wissen will. Wer sich auch unterwegs fit halten will, kann mal einen Blick riskieren und sich spontan dran probieren. Auf längere zeit gesehen bietet „Buzz!" aber zu wenig, um beständig zu motivieren, denn dazu ist das Spiel etwas zu mager ausgestattet. Nach einer Woche mit dem Spiel konnte ich mich sogar von anfänglichen 852 Kilo-Joule auf sagenhafte 1412 kJ (Ein elektrischer Viehtreiber!!!) steigern. Da bin ich schon ein ganz klein wenig stolz auf meine Hirnzellen. Insgesamt würde ich „Buzz!" aber nicht wirklich als Spiel sehen, sondern eher als Ersatz für das dicke Rätsel-Buch, welches man sonst mit sich rumschleppt. Im Gegensatz zu „Buzz!" bietet mir das Buch noch zusätzlich Sudoku und Kreuzworträtsel. Mir scheint es so, als ginge es hier eher um Ehrgeiz und Ansporn, statt um Spielspaß, was ja nicht unbedingt negativ zu verstehen sein muss.
[ Review verfasst von sirteen ]
Pluspunkte:
- Sympathische Präsentation
- Lernkurven geben Auskunft über Fortschritte
- 16 verschiedene Aufgaben sorgen für Variation bei den Raterunden
Minuspunkte:
- Motiviert wenig
- Multiplayer fällt sehr mager aus
- Gehirnleistungen werden in Joule angegeben - wtf!?