Neben „Resident Evil" gibt es sicherlich nur eine Serie deren Spiele den Titel „Horror-Spiel" auch wirklich verdienen. Die Rede ist natürlich von der „Silent Hill"-Serie, deren Spiele sich nämlich nicht durch stumpfe Brutalität auszeichnen. Sie leben vielmehr von der Furcht des Spielers und dem ständigen psychischen Druck durch dessen ständige Bedrohung. Vor allem die Musik aus der Feder von Akira Yamaoka trägt immer wieder zu dieser einmaligen Atmosphäre bei und führt den Spieler öfter bis an den Rand eines Herzstillstandes. Leider erlebte die Serie mit „Silent Hill: The Room" ihren vorläufigen Tiefpunkt. Mit „Silent Hill: Origins" für die PSP machten die Entwickler wieder einen ersten Schritt in die richtige Richtung (siehe OnPSX Review) und möchten mit „Silent Hill: Homecoming" nun im wahrsten Sinne des Wortes wieder zurück zu den Wurzeln der Serie und an die Erfolge der ersten Spiele anknüpfen. Um wieder auf die Erfolgsschiene zu wechseln, hat Konami einige drastische Veränderungen im Vorfeld getätigt. So steckt hinter dem neusten „Silent Hill"-Titel nicht mehr das Entwicklerteam Silent, sondern der Entwickler Double Helix, der unter anderem „Der goldene Kompass" und „Der Da Vinci Code" geschaffen hat, welche nicht gerade als Meilensteine ihrer Genres gelten. Ob Konamis Entscheidung richtig war oder der Serie endgültig das Genick gebrochen hat, erfahrt ihr in unserem Review!
Krankenhäuser sind nicht immer gut
In „Silent Hill: Homecoming" schlüpft der Spieler in die Haut des 22-Jährigen Kriegsveteranen Alex Shepherd, der sich gerade in einem Militärkrankenhaus befindet, um sich von einer Kriegsverletzung zu erholen. Leider wird das mit der Erholung nichts, da Alex festgekettet auf einer Liege von einem stummen Arzt durch die Krankenhausflure geschoben wird und mit ansehen muss, wie andere Patienten auf schlimmste Art und Weise zu Tode gefoltert werden. Irgendwann erreicht er einen OP-ähnlichen Raum in dem er alleine zurückgelassen wird. Die Tatsache, dass der eben aus dem Raum gegangene Arzt von einem riesigen Schwert niedergestochen wird, treibt den Spieler dazu schneller auf die Knöpfe zu drücken, um sich von den Fesseln zu befreien. Nichts wie weg! Während der ersten Schritte durch das mysteriöse Krankenhaus begegnet Alex seinem jüngeren Bruder Josh, der etwas verstört wirkt. Plötzlich findet sich Alex in seiner Heimatstadt Shepherd's Glen wieder und merkt, dass sich seit seinem letzten Besuch verändert hat. Neben seinem Bruder und seinem Vater sind hunderte weitere Leute spurlos verschwunden. Alles ist von einem mysteriösen dichten Nebel umgeben. Auffällig ist natürlich, dass Silent Hill nicht mehr Schauplatz des Geschehens ist. Aber keine Sorge, schon bald verschlägt es Alex auch dahin und langsam aber sicher fügt sich das Puzzle der Verbindung zwischen den beiden Städten, des spurlosen Verschwindens der Einwohner und des geheimen Ordens zusammen. Was so imposant begonnen hat, flacht im Mittelteil leider gehörig ab und findet erst gegen Ende wieder zur anfänglichen Spannungskurve zurück.
Mehr Action, bitte!
In Sachen Gameplay haben die Entwickler von Double Helix versucht sich an den erfolgreichen Vorgängern zu orientieren. Während das ganzen Spiels hat man die Kontrolle über Alex, der auf der Suche nach dem verschwunden Teil seiner Familie ist. Den großen Teil des Spiels befindet sich der Spieler in irgendwelchen Gebäuden und muss sich dort den fiesen Ausgeburten der Hölle stellen. Während man bei Silent viel mehr Wert auf das Erkunden der Gebiete und das Lösen der fordernden Rätsel gelegt hat, hat sich Double Helix vermehrt auf die Action konzentriert. Der Spielablauf ist insgesamt wesentlich linearer gestaltet und Rätsel, die ihren Namen auch wirklich verdienen, sind leider nur noch extrem rar. Erst gegen Ende des Spiels ändert sich das Verhältnis von Kämpfen zu Rätseln und der Spieler muss seinen Grips gebrauchen. Die angsteinflößende Parallelwelt darf natürlich auch in Homecoming nicht fehlen. Anders als in Origins betritt Alex diese aber plötzlich ohne Vorwarnung und ohne dass der Spieler etwas dagegen tun kann. In der Parallelwelt ändert sich die ganze Umgebung. Alles besteht aus Metall und wirkt verrostet und teilweise blutverschmiert.
Noch mehr Action!
Die größte Innovation stellt wohl das Kampfsystem dar. Die Protagonisten aus den Vorgängern waren allesamt ganz normale verletzliche Menschen. Alex hingegen ist ein Kriegsveteran, der es natürlich hervorragend versteht zu kämpfen. Er beherrscht leichte und schwere Angriffe und kann sogar ausweichen und kontern. Das verleiht den Kämpfen zwar wesentlich mehr Dynamik, ist der Spielatmosphäre selber aber weniger zutragend. In früheren Teilen hat sich der Spieler noch vor den Gegnern gefürchtet. Hat der Spieler einmal das Kampfsystem verinnerlicht, ist Alex seinen Gegnern haushoch überlegen, was der Atmosphäre nicht wirklich zuträglich ist. Das erklärt wahrscheinlich auch, warum es so wenige Schockmomente im Spiel gibt. Mangels Abwechslung in den Reihen der Gegner kann sich der Spieler auch schnell auf verschiedene Gegner einstellen und mit der passenden Taktik reagieren. Was die Spielzeit anbelangt, ist diese mit circa zehn Stunden relativ lang ausgefallen und nach einmaligem Durchspielen ist noch lange nicht die Luft raus. Mit Fünf unterschiedlichen Enden und zahlreichen freischaltbaren Extras, wie neuen Kostümen oder Waffen, haben die Entwickler für genügend Langzeitmotivation gesorgt.
Technik vom anderen Stern
Ein großer Pluspunkt der Vorgänger war die bedruckende Atmosphäre, die zu einem großen Teil durch Grafik und vor allem durch Musik erzeugt wurde. Hier schwächelt „Silent Hill: Homecoming" etwas. Anders ist nicht zu erklären, dass die Texturen bis auf wenige Ausnahmen ausnahmslos schlecht aufgelöst sind. Außerdem hat das Spiel auch noch mit Aliasing bei den Schatten und häufigen Slowdowns zu kämpfen, welche den Spielspaß insgesamt deutlich trüben. Immerhin kann die Musik noch etwas der Atmosphäre retten. Diese ist wieder mal von Akira Yamaoka komponiert worden. Fans der Serie dürften auch das ein oder andere Stück wiedererkennen, was in diesem Fall aber kaum negativ aufgefasst werden kann. Leider trübte zumindest bei mir ein weiterer Fehler im Spiel die Atmosphäre. Das Spiel hatte nämlich hin und wieder mit Soundaussetzern zu kämpfen und ein „Silent Hill"-Teil ohne Musik ist einfach kein „Silent Hill". Weiterhin hat man sich auch bei der Lokalisierung auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die Sprachausgabe auf Englisch passt ins Geschehen, leider erscheinen Untertitel teilweise zu früh oder zu spät und manche Stellen und Infotexte sind einfach gar nicht übersetzt worden.
Deutschland-Problematik
Noch ein paar Worte zur deutschen Fassung. Wie nicht anders zu erwarten war, wurde „Silent Hill: Homecoming" extra für den deutschen Markt geschnitten. Somit kann man nun keine Finisher gegen menschliche Gegner ausführen und einige Szenen wurden etwas entschärft. Allerdings wurden nur ein paar Kamerawinkel verändert, sodass man nicht mehr alles erkennen kann. Die Schnitte fallen also eher marginal aus und stören das Spielgeschehen keinesfalls, da menschliche Gegner an einer Hand abgezählt werden können und die Kamerawinkel das Geschehen insgesamt nicht wirklich entschärfen.
FAZIT:
Mit neuem Entwicklerstudio und gravierenden Änderungen im Gameplay hat Konami hoch gepokert und sich leider verzockt. Der grandiose Einstieg lässt zwar auf gutes hoffen, doch der nach Beginn trottet die Story nahezu nur noch vor sich her. Erst gegen Ende und damit leider zu spät nimmt die Story wieder Fahrt auf. Viele Spieler werden vorher aus Langeweile wahrscheinlich abschalten. Erschwerend kommt noch die technische Umsetzung hinzu, welche alles andere als glücklich ausgefallen ist. Schwache Grafik, Slowdowns und Soundaussetzer wirken wie absolute Stimmungskiller. „Silent Hill: Homecoming" ist damit nur etwas für hartgesottene Fans. Alle anderen greifen besser zu Teil ein und zwei der Reihe oder „Origins". Mit diesem Spiel hat Konami wieder zwei Schritte zurück gemacht, anstatt weiter voranzuschreiten.
[ Review verfasst von crack-king ]
Pluspunkte:
- Neues dynamischeres Kampfsystem
- Altbekannte Parallelwelt
- Silent Hill
Minuspunkte:
- Technisch bestenfalls zweitklassig
- Zu viel Action
- Fehlende Atmosphäre