Wenn man mal ehrlich ist, dann war 2008 eine reine Katastrophe für PSP-Besitzer. Die guten Spiele konnte man an einer Hand abzählen und der Handheld verstaubte die meiste Zeit in irgendeiner Ecke. Doch für das Jahr 2009 versprach Sony Besserung, denn die bislang angekündigten Titel klingen bereits recht viel versprechend. Einer dieser Titel ist Rock Band: Unplugged! Ob das Gameplay auch ohne die eigentlichen Instrumente funktioniert, erfahrt ihr in unserem Review.
Auch ohne Instrumente gut?
Bei den Rock Band-Spielen für PS3 & Co bekommt man noch allerlei Plastikinstrumente mitgeliefert, um somit echtes Rock-Feeling aufkommen zu lassen. Darauf muss die PSP-Version leider gänzlich verzichten, weshalb sich sicherlich die Frage stellt, wie das Problem auf der PSP gelöst wurde. So musste die Zahl der Notenspuren von fünf auf vier gestrichen werden. Die „links"-, „hoch"-, Dreieck- und Quadrat-Tasten stellen dabei die vier Notenspuren von links nach rechts dar. Für die Gitarrenparts entfällt auch das Schlagen der Saiten bei der PSP Version. Dafür kann man in einem Lied alle Instrumente spielen. Das funktioniert so, dass ihr mit den Schultertasten durch die Instrumente springen könnt, was ein wichtiges Element im Spiel ist. Die Songs sind in so genannte Sequenzen unterteilt. Eine Sequenz läuft jeweils in auf einem Instrument während einiger weniger Takte ab. Spielt man die Noten eine Sequenz perfekt, erhöht sich der Punkte-Multiplikator und das Instrument spielt eine Weile von alleine weiter. Währenddessen kann man also zum Nächsten springen und eine weitere Sequenz abschließen. Dabei kann man sich aber nicht unendlich viel Zeit lassen, da besonders in höheren Schwierigkeitsgraden die Abstände zwischen den Sequenzen immer kürzer werden und man sich somit sputen muss, falls man die Kombo nicht unterbrechen möchte. Dabei kann es aber schon mal passieren, dass man den Überblick verliert, da das Gameplay mit den Tasten bei weitem nicht so intuitiv funktioniert, wie mit den Plastikinstrumenten. Bis man sich daran halbwegs gewöhnt hat, vergehen zahlreiche Stunden. Aber selbst dann ist man nicht vor Fehlern gefeit, die einem nun mal in der Verwirrung passieren können. Besonders häufig dürfte es einem beim Wechseln von einfachen Noten zu Akkorden passieren, da das gleichzeitige Drücken von zwei Tasten schon etwas mehr Koordination abverlangt. Zudem geht durch das vereinfachte Spielprinzip auch irgendwie der eigentliche Reiz des Spiels verloren. Da man beim großen Bruder von Rock Band: Unplugged tatsächlich ein „Instrument" in der Hand hat, kommt hier auch ein richtiges Spielgefühl auf. Das fehlt bei der PSP-Version leider komplett, da sich alle Instrumente nur direkt auf dem Handheld spielen lassen und das Spielgefühl somit auch komplett identisch ist.
Drei Akkorde
Kommen wir nun zum Inhalt. Wie nicht anders zu erwarten, gibt es auch bei Rock Band: Unplugged die Möglichkeit Songs zu trainieren oder sich einfach nur schnell ein Lied auszuwählen, um dann den Saal zu rocken. Den Hauptteil des Spiels macht dennoch der Tour-Modus aus, indem man sich seine eigene Band zusammenstellt und diese dann an die Spitze des Rock-Olymp führt. Der Spieler hat die Möglichkeit sich eine Vier-Mann-Combo zusammenzustellen und diese nach Belieben zu verändern. Leider sind die Auswahlmöglichkeiten beim Aussehen doch arg begrenzt. Ist die Einheitsbrei-Band komplett, geht man mit ihr auf Tour, indem man sich eine Stadt aussucht und dort Gig für Gig spielt. Dabei werden mit der Zeit immer mehr Städte und Gigs und sogar kleinere Konzerte frei geschaltet, auf denen man mehrere Songs hintereinander absolvieren muss. Da die Herausforderung mehrere Lieder hintereinander zu spielen größer ist, als die eines Ein-Lied-Gigs, sahnt man natürlich mehr Punkte ab als sonst. Für jeden Gig und jedes Konzert erhält man etwas Geld, Fans und Sterne. Diese verhelfen einem dann beispielsweise zu einem Tourbus oder besseren Angestellten. Während euch zu Beginn noch die eigene Mutter betreut, stellt ihr später professionelle Mitarbeiter ein, die mehr Fans anlocken oder Gigs in bestimmten Regionen ermöglichen. Eigentlich ist der Tour-Modus wirklich spaßig, bis auf die Tatsache, dass einiges an Zeit vergeht, bis man neue Songs und Gigs frei gespielt hat. Somit ist man häufig damit beschäftigt die gleichen Lieder immer und immer wieder in anderen Städten zu spielen. Die zu spielenden Songs werden vom Spiel vorgegeben. Hier wären weniger Gigs und dafür mehr Abwechslung bei den Liedern sicherlich nicht schlecht gewesen.
Neben dem großen Tour-Modus verstecken sich entgegen aller Logik im Menüpunkt „Extras" noch zwei weitere Spielmodi, welche das Spielprinzip minimal verändern. Zum einen spielt man die Songs ohne jegliche Aufteilung in Sequenzen, was bedeutet, dass die Instrumentenauswahl dem Spieler überlassen ist. Im anderen Modus ist der Spieler während des ganzen Songs auf ein Instrument beschränkt. Leider fehlen sowohl Online- als auch Adhoc-Funktionen komplett, wodurch ein weiterer wichtiger Aspekt der anderen Rock Band-Spiele auf der Strecke bleibt - das „Wir-Gefühl". Alleine machten diese Spiele zwar auch Spaß, aber wenn man sich zu viert einfindet, um eine kleine Rock-Session einzulegen, war der Spielspaß nicht mehr vergleichbar. Genau dieser wichtige Teil fehlt bei der PSP Version.
ROCK Band?
Ein Musikspiel à la Rock Band steht und fällt natürlich mit der Songauswahl. Hier könnten manche Fans der Serie enttäuscht werden. Denn beim Titel ROCK Band erwarte zumindest ich auch den kompromisslosen Rock. Leider ist der nur mit der Lupe zu finden, denn Bands mit hartem Sound, wie Metallica, Iron Maiden, Disturbed, fehlen komplett. Dafür wird man mit seichten Songs von den Foo Fighters oder 3 Doors Down berieselt, was aber auch Geschmackssache ist. Immerhin dürfte man so einiges wiedererkennen, was früher mal aktuell war. Wem die Auswahl aber nicht gefällt, der kann sich auch im Musik-Store mit neuem Material eindecken. Hier ist die Auswahl momentan zwar noch etwas spärlich, aber das wird sich mit der Zeit ändern. Dumm nur, dass Besitzer der PS3-Version ihre Songs neu kaufen müssen.
Hier die komplette Set-List des Spiels auf einen Blick:
2000s
- AFI - "Miss Murder"
- All-American Rejects - "Move Along"
- Audioslave - "Gasoline"
- Black Tide - "Show Me the Way"
- Freezepop - "Less Talk More Rokk"
- Jimmy Eat World - "The Middle"
- The Killers - "Mr. Brightside"
- Lacuna Coil - "Our Truth"
- Lamb of God - "Laid to Rest"
- Modest Mouse - "Float On"
- Queens of the Stone Age - "3's and 7's"
- System of a Down - "Chop Suey!"
- Tenacious D - "Rock Your Socks"
1990s
- 3 Doors Down - "Kryptonite"
- Alice in Chains - "Would?"
- Blink 182 - "What's My Age Again"
- Foo Fighters - "Everlong"
- Judas Priest - "Painkiller"
- Lit - "My Own Worst Enemy"
- Lush - "De-Luxe"
- Mighty Mighty Bosstones - "Where'd You Go?"
- Nine Inch Nails - "The Perfect Drug"
- Nirvana - "Drain You"
- The Offspring - "Come Out and Play (Keep ‘em Separated)"
- Pearl Jam - "Alive"
- Smashing Pumpkins - "Today"
- Social Distortion - "I Was Wrong"
- Soundgarden - "Spoonman"
- Weezer - "Buddy Holly"
1980s
- Billy Idol - "White Wedding Part 1″
- Bon Jovi - "Livin' on a Prayer"
- Dead Kennedys - "Holiday in Cambodia"
- Motörhead - "Ace of Spades"
- The Police - "Message in a Bottle"
- Siouxsie & the Banshees - "The Killing Jar"
1970s
- Boston - "More Than a Feeling"
- Jackson 5 - "ABC"
- Jethro Tull - "Aqualung"
- Kansas - "Carry on Wayward Son
- Rush - "The Trees"
1960s
- The Who - "Pinball Wizard"
Zweckmäßige Grafik
Besser kann man die grafische Gestaltung von Rock Band: Unplugged nicht beschreiben. Mit dem Aufwand der visuellen Darstellung wird die PSP sicherlich nicht an ihre Grenzen getrieben. Was allerdings zu verschmerzen ist, da der Focus sowieso die meiste Zeit auf die Noten gerichtet ist. Trotzdem kann das Spiel mit dem ein oder anderen netten Effekt aufwarten.
Kopfhörer sind ein Muss!
Die Qualität der Lieder im Spiel ist durchweg grandios und kann ohne Abstriche mit der der großen Brüder mithalten. Der Gebrauch von Kopfhörern zum Spielen ist jedoch ein absolutes Muss. Einerseits ist der Sound auf diese weise eine ganze Ecke besser, andererseits werden die Mitmenschen in der Umgebung nicht von der Musik gestört und man selbst kann sich völlig auf die Songs konzentrieren.
FAZIT:
EA hat versucht, das komplexe Gameplay der Rock Band-Spiele auf den kompakten Handheld zu portieren und ich kann durchaus sagen, dass es ihnen gelungen ist. Das Spiel hat jedoch etwas von seinem Reiz verloren. Ohne Instrumente und das Wir-Gefühl, ist das Konzept nur noch halb so viel Wert. Zudem ist die Songliste stark vom eigenen Geschmack abhängig. Ansonsten lädt das Spiel immer wieder zu einer kurzen Runde ein und ist für Busfahrten optimal, da die Song in der Regel drei bis vier Minuten dauern.
[ Review verfasst von crack-king ]
Pluspunkte:
- Gameplay funktioniert auch auf PSP
- Gute Soundqualität der Musik
- Viele Lieder...
Minuspunkte:
- ...welche aber recht einseitig ausfallen
- Kein Multiplayermodus
- Verschiedene Instrumente spielen sich gleich