Der dunkle Herrscher ist zurück. Naja, nicht so ganz, aber fast. In Overlord II schlüpft ihr nämlich in die Rolle des Sohnes des einstigen Overlords, der auch…Overlord heißt. Das ist nur konsequent, denn er ist nicht minder böse und quasi ein Klon seines Erzeugers. Aus der Unterwelt steigt er empor um einmal mehr seine finsteren kleinen Schergen in der Menschen- und Märchenwelt brandschatzen, plündern und zerstören zu lassen.
Mein Gebieter!
Der Overlord mag zwar groß, böse und stark sein, die eigentlichen Hauptdarsteller des Spiels sind aber seine kleinen Weggefährten. Nicht nur, dass sich das Gameplay hauptsächlich um die kleinen Viecher dreht, auch der Charme des Spiels geht maßgeblich von diesen seltsam hässlich niedlichen Kreaturen aus. Wie auch im Vorgänger bietet das Spiel eine Menge Humor der erfreulicherweise wieder durch und durch schwarz ist. Wer also ein Problem damit hat virtuell ein paar kleine Robbenbabies um die Ecke zu bringen, sollte lieber gar nicht erst weiterlesen. Die abgedrehten Zwischensequenzen und die coolen Schergensprüche sind der größte Pluspunkt von Overlord II. Wer damit nichts anfangen kann, wird an dem Spiel nicht viel Freude haben.
Farbenvielfalt
Schergen sind nicht gleich Schergen. Insgesamt vier verschiedene Rassen dürft ihr auf eurem Feldzug gegen das Gute auf das Schlachtfeld schicken. Am Anfang stehen euch „die Braunen“ zur Verfügung deren Stärke der Nahkampf ist und die mit ihren kleinen Keulen kräftig austeilen. „Rote“ sind eure Fernkämpfer, werfen mit Vorliebe Feuerbälle und können als einzige auch durch lodernde Brände wandern. Eure grünen Schergen dagegen sind ziemlich hinterlistig und greifen am liebsten aus dem Verborgenen an. Habt ihr sie auf dem Schlachtfeld platziert werden sie unsichtbar, bis der Feind erscheint. Dann schlagen sie eiskalt hinzu. Last but not least helfen euch die „Blauen“ weiter, da sie als einzige durch Wasser laufen können. Eine Neuerung gegenüber dem Vorgänger sind die Reittiere, die eure Schergen nun nutzen können. So hüpfen eure Braunen beispielsweise gerne mal ein paar Wölfen auf den Rücken, während es sich die Grünen auf ekligen Spinnen bequem machen. Leider wurde die Chance vertan daraus auch wirklich spannende und neue Spielideen zu kreieren.
Kommen in einem Level weitere Schergen zu eurer Armee hinzu, ist das folgende Leveldesign entsprechend an die neuen Einheiten angepasst. Das Spiel wird dabei aber nie sonderlich komplex und abgesehen von einigen Stellen im Level, die beispielsweise nur eine spezielle Schergenrasse erreichen kann, könntet ihr auch nur eure Braunen in den Kampf schicken. Leider ist besonders das Leveldesign viel zu selten gut durchdacht. Grundsätzlich schwankt man zwischen zwei Extremen – entweder ihr wisst sofort was Sache ist und werdet mit ein paar banalen Rätseln oder Geschicklichkeitseinlagen konfrontiert oder ihr habt absolut keinen Plan, was als nächstes zu tun ist. Letzteres kommt leider viel zu häufig vor und stört den Spielfluss enorm. Das generelle Weltdesign ist zwar recht hübsch und vor allem abwechslungsreich, allerdings ist der Spielablauf viel zu unspektakulär und monoton. Das Spiel plätschert die meiste Zeit vor sich hin und wirkliche Highlights fehlen. Der Strategieteil kommt dabei generell zu kurz, während die Möglichkeit selbst in den Kampf einzugreifen dank unpräziser Steuerung auch nicht wirklich prickelnd ist. Wenigstens die Jäger und Sammler unter den Spielern kommen auf ihre Kosten. Sammelt ihr genug Gold und Schätze könnt ihr eure Schergen aufwerten, neue Waffen und Rüstungen kaufen und euer Schloss ausbauen, damit sich eure Mätressen auch schön wohlfühlen.
Böses Geruckel
Es muss wohl die böse Aura des Overlords gewesen sein, die die Entwickler daran gehindert hat, die massiven Framerateprobleme des ersten Teils in den Griff zu bekommen. Anders kann man nicht erklären, dass das Spiel trotz angemessener Entwicklungszeit grafisch nicht verbessert wurde, dafür aber nach wie vor fast konstant vor sich hin ruckelt. Dass das der Spielbarkeit überhaupt nicht zu Gute kommt, leuchtet ein. Durch die geringe Framerate fühlt sich das Spiel sehr schwerfällig an und die Kontrolle über den Overlord und seine Schergen ist hakelig. Das Design der Welten ist wiederum sehr gut geworden und bietet viel Abwechslung. Gemeinsam mit euren Schergen stapft ihr durch dicken Schnee, kämpft euch durch dichten Dschungel oder entspannt am Sandstrand in der Sonne. Auch der orchestrale Soundtrack ist sehr gut geworden und die witzige, deutsche Synchronisation verdient ein Extralob.
FAZIT:
Overlord war seinerzeit ein Überraschungs-Hit für mich. Der Humor war genial und das Gameplay frisch und neu. Klar, da hat es der zweite Teil automatisch schwieriger, denn der schöne neue Glanz ist schon mal ab. Aber trotzdem: Overlord II ist einfach nicht besser geworden. Die Pointen sitzen nicht so gut wie im Vorgänger, das Gameplay wurde weitgehend nur beibehalten, dem Leveldesign fehlt der Witz und die technischen Mängel sind eine Zumutung. Hinzu kommen zahlreiche Bugs wie beispielsweise Schergen, die durch die Luft laufen oder sich plötzlich gar nicht mehr bewegen wollen. Overlord II ist kein schlechtes Spiel, aber eben auch nicht wirklich gut. Und in Anbetracht des tollen Vorgängers eine kleine Enttäuschung.
[ Review verfasst von Seph ]
Pluspunkte:
- Schwarzer Humor
- Guter Soundtrack und witzige Synchronisation
- "Gebieter-Gameplay"
Minuspunkte:
- Ruckel, Ruckel, Ruckel...Ruckel
- Spieler weiß of nicht, was zu tun ist
- Langweiliges Leveldesign