Nachdem FIFA 09 DER Sporthit des letzten Jahres war, lagen die Erwartungen an den neuesten Teil der bekannten Fußballserie natürlich unermesslich hoch. Ist es EA wirklich gelungen das fast perfekte Spiel noch zu verbessern und die wenigen Fehler des Vorgängers auszumerzen, oder hat man eine gute Basis durch zu viel falsche Detailarbeit wieder zunichte gemacht?
FIFA 9.5 oder FIFA 10?
FIFA 10 ist ein Fußballspiel; dementsprechend geht es darum, wie 22 Kicker einem Ball hinter herlaufen, um ihn so oft wie möglich im gegnerischen Tor zu versenken. Was natürlich uns natürlich brennend interessiert ist die Frage, ob EA es erneut geschafft hat die altbekannte Formel neu umzusetzen! In diesem Jahr lautet das Motto „360°" - Während man in den vergangenen Iterationen die Spieler nur in acht Richtungen laufen lassen konnte, kann man sein virtuelles Pendant nun in alle Bahnen lenken! Das erlaubt zum Beispiel noch präziseres Dribbeln und Schießen. Doch das war es schon mit den Verbesserungen! Meiner Meinung nach hat man einige Gameplay-Elemente sogar noch verhunzt! Die miserablen Torhüter lassen manchen Ball durchflutschen und agieren beim Herausgehen ungewohnt dumm. Sobald der gegnerische Spieler nämlich allein aufs Tor läuft, verlässt der Keeper wie von Zauberhand geleitet seinen Kasten, wodurch der Stürmer ihn ganz locker überlupfen kann. Obwohl man laut Handbuch durch zweimaliges Betätigen der Dreickstaste seinen Keeper angeblich auf der Linie stehen lassen kann, ist dies im Spiel nicht möglich. Ein weiteres Manko sind die zu starken Abwehrreihen, die es selbst einem Messi oder Ribery ziemlich schwer machen durchzukommen. Ähnlich schlimm sind auch die vielen Pfosten- oder Lattentreffer, die nur bedingt realistisch wirken. So sind zwei bis drei Aluminiumtreffer pro Spiel durchaus keine Seltenheit. Was mich an der FIFA-Reihe nach wie vor am meisten stört, ist die Ballphysik, die oftmals ihren eigenen Willen hat. So enden Rückpässe beispielsweise viel zu oft als lächerliche Kullerbälle, die ohne Probleme vom Gegner erobert werden können. Aber auch Torschüsse und Flanken zeigen recht häufig merkwürdige Flugbahnen, die mehr gescriptet, als realistisch wirken. Dennoch: FIFA 10macht Spaß! Das Gameplay ist zwar alles andere, als fehlerfrei, aber wer sich lang genug mit dem Spiel auseinandersetzt, wird schnell die passenden Taktiken finden, um mit den jeweiligen Situationen zurecht zu kommen.
Modi en Masse
Die größte Stärke des Spiels ist natürlich die mächtige FIFA Lizenz, die nicht nur hunderte von Mannschaften mit sich beinhaltet, sondern auch die dazugehörigen Liga- und Pokalwettbewerbe. Aber auch abseits dieser Modi gibt es jede Menge zu erleben. Da wäre zum einem der altbekannte „Be A Pro"-Modus, in dem es darum geht einen einzigen Spieler durch insgesamt vier Saisons zu leiten. Hier hat man entweder die Möglichkeit einen bereits bekannten Kicker zu steuern oder auf den neuen „Virtual Pro" zurückgreifen, den man unter dem gleichnamigen Punkt erstellen kann. Dabei handelt es sich um eine Spielfigur, die nicht nur im „Be A Pro"-Modus einsetzbar ist, sondern auch in den Liga- beziehungsweise Pokalwettbewerben, sowie online bei der 10 vs. 10 Pro Club Championship, in der auch andere Zocker mit ihren eigens erstellten Kickern teilnehmen können. Das spannende am „Virtual Pro" ist auch die Tatsache, dass er mit jedem bestrittenen Spiel nicht nur neue Bewegungen freischaltet, sondern auch zusätzliche Erfahrungspunkte gewinnt, die ihm nach und nach immer besser machen. Und wer sich schon immer mal inmitten des Profifußballs sehen wollte, kann mit Hilfe der „Game Face"-Funktion sein Gesicht vom PC aus direkt in das Spiel hinzufügen und seinem jeweiligen „Virtual Pro" aufsetzen. Unglücklicherweise lässt sich das „Game Face" nach einmaliger Verwendung nicht mehr löschen, sondern lediglich neu herunterladen. Dementsprechend wird euch die Visage nicht nur offline begegnen, sondern auch online, wo es ab dem Moment des Speicherns die ganze Zeit eingeblendet wird. Die letzte große Neuerung von FIFA 10 ist die Möglichkeit erstmalig eigene Standardvarianten herzustellen. Ein recht cooles Feature, welches aber wohl nur absolute Hardcore-Cracks interessieren wird. Ansonsten war es das auch schon in Sachen Innovation. Etablierte FIFA-Spieler dürfen sich also auf ein Wiedersehen mit den allseits beliebten Manager und Lounge Modi freuen, die man noch all zu gut von den vorherigen Teilen kennt.
Den Abschluss macht wie immer der Online-Modus, der bis auf die „Pro Club"-Championship genau das gleiche Programm bietet, wie in den Jahren zuvor: Online-Teamwork, Liga-Support und klassische Mann gegen Mann Duelle. Was die Performance angeht, habe ich im Laufe des Tests, sowohl gute, als auch schlechte Erfahrungen gemacht. So kam es beispielsweise öfters zu rätselhaften Disconnects, welche rein gar nichts mit meiner Internetverbindung zu tun hatten, sondern nur mit der EA Soccer World. Funktionierte die Online-Anbindung jedoch mal, liefen die meisten Spiele nahezu lagfrei.
Grafik
Nicht nur die Auswahl der Modi leidet unter der berühmt-berüchtigten EA Stagnation, auch die Optik präsentiert sich alles andere als frisch. Natürlich sieht das Spiel nach wie vor recht gut aus, aber im Grunde benutzt EA seit Jahren die selbe Engine. Es wird mal wieder Zeit für einen Sprung nach vorne! Woran man jedoch recht fleißig gewerkelt hat, sind die Animationen, die inzwischen so flüssig wie noch nie zuvor wirken. Ein weiterer Punkt an dem EA noch weiter arbeiten muss, ist die Häufigkeit mit der manche Animationen auftreten: So ist es doch etwas nervig, wenn der Schiri innerhalb der 90 Minuten drei oder vier Mal den Ball berührt und demzufolge mehrmals das Spiel manipuliert. Immerhin gibt es im Gegensatz zu früheren Iterationen weder Slowdowns noch Ruckler. Trotz allem : Im Vergleich zu Pro Evolution Soccer 2010 wirken die Spielermodelle inzwischen etwas altbacken und unrealistisch. Genau so, wie die Menüstruktur, die ebenfalls eine Frischzellenkur verdient hätte.
Sound
Neben einem standardmäßigen Lizenzsoundtrack, der inzwischen zum guten Ton bei den Sportspielen von EA gehört, gibt es natürlich auch die altbekannten TV-Moderationen, die im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig überarbeitet wurden. Darüber hinaus fiel mir während des Tests immer wieder auf, dass das Kommentatorenteam auf das Spiel bezogen nicht nur falsche Aussagen machte, sondern auch manchmal (genau so wie die Anfeuerungsrufe des Publikums) ins Stocken gerieten. Ein Bug, den man in der Form bislang noch nicht gesehen bzw. gehört hat.
FAZIT:
FIFA 10 bietet nicht nur ein umfangreiches Lizenzpaket, sondern auch jede Menge Modi. Unglücklicherweise kennt man die meisten bereits aus den letzten Jahren. Hinzu kommen nervige Gameplay-Tweaks, die vor allem ambitionierte Online-Spieler schnell ein Dorn im Auge sein werden. Wer jedoch auf gar keinen Fall auf die aktuelle Lizenz verzichten möchte, bekommt eine solide Fußballsimulation, die sowohl Neueinsteiger, als auch erfahrenen Spieler unterhalten kann. Ich persönlich hätte mir jedoch ein wenig mehr Veränderung gewünscht...
[ Review verfasst von Dimi ]
crack-king meint:
Ich muss zugeben, dass Fifa 10 für mich das erste Fifa seit mehreren Jahren ist. Und im ersten Moment dachte ich mir nur: "Wow!" Doch schon nach knapp zwei Wochen verflog der erste Glanz fast komplett. Zahlreiche Bugs, die immer noch nicht behoben sind, eine dumme KI und viel verschenktes Potenzial verderben einem den Spaß. So hängt sich das Spiel reihenweise auf, wenn man zwei Controller angeschlossen hat, nachdem man eine Be a Pro Saison gestartet hat. Des weiteren macht es keinen weltbewegenden Unterschied ob man gegen Barcelona oder den 1. FC Köln spielt. Wirklichen Zauberfußball, wie man es vom FC Barcelona kennt, kriegt man nie geboten. Immer nur den langsamen Spielaufbau, der vor allem beim Be a Pro Modus nervt. Man selbst will schnell nach vorne spielen und die KI scheint während des Spielaufbaus Kaffee zu trinken. Dies ist einfach nervig und auch langweilig. Wo ich schon vom Be a Pro Modus so viel spreche, kann man auch gleich sagen, dass hier so viel Potenzial verschenkt wurde, dass es fast schon weh tut. Warum kann ich sofort beim FC Barcelona anfangen und komme nach etwa 4 Wochen direkt in die erste Mannschaft und die Nationalmannschaft ruft da auch schon längst nach einem, obwohl man bislang vielleicht nur stabile Leistungen gezeigt hat? Pro Evolution Soccer 09 hat es da schon besser gemacht, indem man sich erst zu seinem Lieblingsverein hocharbeiten musste und vieles besser und auch realistischer angegangen wurde. Insgesamt ist Fifa schlicht und einfach zu simpel ausgefallen. Man wollte vieles erledigen und hat dabei aber nichts perfektioniert. Seien es die Spielmodi oder die Ballphysik, welche in manchen Situationen fast schon lächerlich wirkt. Nach kurzer Zeit macht das Spiel also nur noch gegen Kollegen oder Online Spaß und wer auf so etwas eigentlich keine Lust hat, sollte vielleicht lieber auf das neueste Update der Pro Evolution Soccer Serie warten.
Pluspunkte:
- Umfangreiche FIFA Lizenz
- Lagfreies Onlinegaming
- Toller Soundtrack
Minuspunkte:
- Kein grafischer Fortschritt
- Wenige Modi wurden recycelt
- Nervige Gameplay-Tweaks