Gehört ihr auch zu den Menschen, die bei dem Wort „Hexe" immer nur an alte, bucklige Tanten oder kleine hässliche Mädchen namens Bibi denken? Nun, mir ging es nicht anders, zumindest bis ich angefangen habe Bayonetta zu spielen. Doch jetzt weiß ich, Hexen sind verdammt sexy in ihren engen Ledersachen und wenn ihnen die Kraft ausgeht, lutschen sie lasziv an einem Rosen-Lutscher und alles ist wieder gut. Klingt abgedreht? Ja - willkommen in der Welt von Bayonetta! Was das Spiel sonst noch zu bieten hat, klären wir in diesem Import Review.
Dance with Jeanne
Ein großer Bestandteil von Bayonetta ist es das sich die Story über die ganze Spielzeit sehr langsam entwickelt. Weil ich euch nichts vorwegnehmen und spoilern möchte, gibt es an dieser Stelle nur eine kurze Einführung.
Bayonetta spielt in der fiktiven europäischen Stadt „Vigrid". Es gibt zwei herrschende Gruppen, welche miteinander im Streit liegen. Auf der einen Seiten stehen die Umbra Hexen, Anhänger der Dunkelheit. Ihre Feinde sind die Lumin Weisen - Anhänger des Lichtes. Spielcharakterin Bayonetta erwacht nach ca. 500 Jahren aus einem tiefen Schlaf und findet sich an einem ihr fremden Ort wieder. Sie hat keine Erinnerungen daran, was vor 500 Jahren geschehen ist und weiß auch nicht „was" sie ist. Nur eines wird ihr schnell klar, jemand „Höheres" möchte sie am liebsten wieder ganz schnell vom Erdboden verschwinden lassen. So werdet ihr permanent von „Engeln" und anderen Gottesgestalten angegriffen, welche versuchen Bayonetta zu töten. Das alles geschieht in einer Zwischendimension, welche für die normalen Menschen Vigrids nicht zu sehen ist. Ihr selbst seht die Menschen auch nur als Umrisse. Jedoch hat Bayonetta die Kraft zwischen den Welten hin und her zu springen.
Wie bereits erwähnt ist das „Erkunden" der Story ein wesentlicher Bestandteil des Spiels. Und so lernt ihr in Flashbacks und durch viele Dokumente und Sequenzen langsam das ganze Ausmaß der Ereignisse kennen. Im Spielverlauf schließen sich euch noch zwei weitere Charaktere an, welche ebenfalls von großer Bedeutung sind.
God´s Voice
Acht Jahre nach Devil May Cry 1 bringt uns Hideki Kamiya nun Bayonetta. Ein Third Person Action Game der ganz besonderen Art. Eure Aufgabe ist es, die Gegner mit soviel Style und Flair wie nur irgendwie möglich zu vernichten und damit einen möglichst großen Bonus an „Heiligen Ringen" („Halos") einzusammeln. Diese „Heiligen Ringe" dienen als Währung im Spiel um beispielsweise Medizin, Waffen oder andere Items zu kaufen. Damit euch das möglichst gelingt, hat Bayonetta ein ganzes Arsenal an Fähigkeiten auf Lager. Erstmal gibt es sämtliche Standard Moves wie man sie aus anderen Games des Genres kennt: Schlagen, Treten, Springen, Doppelsprung und Co. Aber es geht noch weiter, Bayonetta kann nämlich bis zu vier Waffen gleichzeitig benutzen. Beispielsweise zwei Schrotgewehre in der Hand und zwei Pistolen welche an ihren Stiefeln befestigt sind. Ihr Waffenarsenal kann sich übrigens sehen lassen: Pistolen, Schrotgewehre, ein Katana, eine Peitsche und noch einiges mehr. Weiterhin hat man die Möglichkeit die Waffen der getöteten Gegner aufzuheben und diese zu benutzen. Diese Waffen richten meist einen sehr großen Schaden an, gehen dafür aber bereits nach kurzer Zeit kaputt. Ihr müsst zugeben, dass klingt bisher schon ziemlich beeindruckend und umfangreich, oder? Nun ja, aber das war noch nicht alles! So hat Bayonetta weiterhin die Möglichkeit, sich in verschiedene Tiere zu verwandeln und wieder neue Angriffe und Moves auszuführen. Sie kann sich etwa auf Knopfdruck in einen Raben verwandeln und aus dem Flug Pfeile auf die Gegner schießen. Und da Bayonetta kein sonderlich leichtes Spiel ist (auf dem Modus NORMAL haben geübte Spieler schon zu tun!), gibt es noch die „Hexenzeit". Eine Art Bullet-Time, welche aktiviert wird indem man einem gegnerischen Angriff in letzter Sekunde elegant ausweicht. In Slow-Motion könnt ihr störrischen Gegnern nun den Rest geben. Aber halt, dass war es immer noch nicht! So könnt ihr, nachdem ihr etwas „Hexenkraft" gesammelt habt, kleineren Gegnern mit einer der abgedrehten Folter-Attacken das Licht ausknipsen. Ein Beispiel? Bayonetta zieht eine weibliche Gegnerin mit einer Peitsche an sich heran und setzt sie auf ein hölzernes Folterpferd. Nun peitscht man die Gegnerin mit kräftigem „Button-Smashing" solange aus bis sie platzt (!). Große „Minibosse", Zwischengegner und Endgegner hingehen werden von Bayonettas Haaren erledigt. Moment...WAS???? Ja richtig gelesen! Aus Bayonettas Haaren kann sich ein Großes Monster formen, welches die etwas dickeren Gegner erledigt. Aber auch bei den normalen Moves kann man teilweise auf „Stiefel" aus Haaren und andere Skurilitäten zurückgreifen. Fassen wir also nochmals zusammen. Bayonetta kann:
- Diverse Waffen benutzen und frei kombinieren
- Waffen der Gegner benutzen
- Mehrere Standard Attacken ausführen
- Sich in verschiedene Tiere verwandeln
- Angriffen in Slow-Motion ausweichen
- Kleine Gegner mit "Folterattacken" bearbeiten
- Große Gegner mit einem Monster aus ihren Haaren (...) umbringen
Das beste daran? Alle Combos, Attacken und Co. sind wahlweise komplett auf dem Boden oder in der Luft ausführbar. Und das gilt auch für den Ausweichmove. Wer jetzt denkt, „Junge, Junge, bei der Latte von Möglichkeiten muss die Steuerung aber ein Chaos sein", der irrt. Als Spieler hat man jederzeit das Gefühl alles im Griff zu haben und jongliert gekonnt zwischen allen Möglichkeiten des Spiels hin und her.
Um es kurz zu machen, Bayonettas Gameplay ist GENIAL und über jeden Zweifel erhaben! Die „Sexy Hexi" wischt mit ihren Genre Kollegen Dante, Ryu und Co. nicht nur den Boden auf, sondern tanzt dabei auch noch Lambada und saugt Staub. Es ist wirklich schwer meine Begeisterung für dieses Spiel in Worte zu packen. Eines ist aber klar - Bayonetta ist ein Meisterwerk und ohne Frage eine der besten neuen IPs im Videospielbusiness.
Das unglaublich geniale Gameplay wird nur noch von den noch genialeren Leveln getoppt. Soviel Abwechslung und soviel abgedrehte Ideen habe ich schon sehr lange in keinem Spiel mehr gesehen. Schlachtet man eben noch gigantische fliegende Schiffe ab, hängt man im nächsten Moment kopfüber an einer Decke, nur um sich wenige Augenblicke später auf einem Motorrad auf der Route 666 wieder zu finden, wo man unter explodierenden LKWs durchschlittert und Gegner zu Klump ballert. Das ist atemberaubende und absolut innovative Unterhaltung auf dem höchsten Level der Perfektion. Und wer denkt „ich habe die Demo gespielt ich weiß wovon der da redet", dem sei gesagt, dass die Demo das Erlebnis Bayonetta nicht einmal ankratzt. Das Spiel übertrifft sich von Level zu Level immer wieder auf ein neues.
Wer hat die PS3-Version versau...verzaubert?
Kommen wir zu Technik und somit auch zu dem Punkt, welcher meiner gesamten Euphorie einen großen Dämpfer versetzt. Die PS3-Version von Bayonetta ist bei weitem keine Glanzleistung. Folgende Features sind sozusagen PS3-exklusiv:
- Niedrig aufgelöste Texturen
- Niedrige Framerate mit starken Einbrüchen
- Lange Ladezeiten
- Permanentes Tearing
Nun hat das Spiel das große Glück, das es aufgrund seines super Gameplays diese Makel ganz gut überspielen kann. Zumindest solange bis man in die Verlegenheit kommt, die PS3- und 360-Versionen zu vergleichen. Nun steht natürlich die Frage im Raum „wer ist schuld?". Entweder hat der Entwickler Scheiße gebaut oder Sega, welche für die Portierung der PS3-Version verantwortlich waren. Wirklich ärgerlich finde ich übrigens, dass Sega diese Fehler sehr wohl vor dem Japan-Release bekannt waren. Ihre öffentliche Reaktion darauf war wie folgt: „Ja, wir wissen das die PS3-Version schlechter ist als die XBOX 360-Variante, dennoch wird sich die PS3-Version sehr gut verkaufen und daher ist es für den japanischen Markt egal". Eine bescheuerte Einstellung, aber sie hatten recht, so verkaufte sich in Japan die PS3-Version tatsächlich wesentlich öfters als die 360-Variante. Was aber auch kein Wunder ist, guckt man sich mal die Hardware Verkaufszahlen von Microsofts´weißem Riesen in Japan an.
Für die Veröffentlichung im Westen gelobte man übrigens Besserung, so wolle man mit Sony zusammenarbeiten um die Fehler auszumerzen. Leider scheint es sich hierbei aber auch nur um leere Phrasen gehandelt zu haben, denn überraschender Weise wurde der EU-Release von Januar auf Dezember vorgezogen. Und die „europäische" PS3-Version unterscheidet sich nicht von der japanischen. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, eventuell beglückt Sega irgendwann die PS3-Zocker mit einem Patch. Nötig wäre es! Bei all der Meckerei über die Technik muss ich aber an dieser Stelle noch ein besonders großes Lob für den sehr genialen Soundtrack und die tolle englische Synchronisation aussprechen!
FAZIT:
Bayonetta ist genial und für mich ohne Frage das beste Spiel seines Genres. Ich hätte diesem Titel wirklich gerne unsere 10/10er Wertung geben. Die enttäuschende Portierung der PS3-Version macht das aber unmöglich. Und so bleibt mir nix weiter übrig, als massiv abzuwerten. Aber bitte versteht mich nicht falsch, Bayonetta gehört dennoch zu den TOP Games dieser Generation und sollte in keiner Sammlung fehlen. Denn trotz allem stehen die technischen Probleme doch hinter dem unglaublichen Spielspaß an.
[ Review verfasst von Flek ]
Pluspunkte:
- Geniales Gameplay
- Sexy Hexi - genialer Charakter
- Toller Soundtrack
Minuspunkte:
- Technisch
- Enttäuschende
- PS3 Portierung
Wir danken unserem Partnershop gamesbasement.co.uk für die Bereitstellung des Testmusters