Wir alle kennen Schach. Ein Spiel mit einfachen, schnell zu lernenden Regeln, aber dennoch durch seine unendlichen taktischen Möglichkeiten schwer zu meistern. Greed Corp ist genauso: Leicht zu lernen, schwer zu meistern – und optisch auch ansprechender als Schach.
Die gute Gier
Im steampunkigen, aber im Spiel nicht weiter beschriebenen Mistbound-Universum kämpfen vier Parteien um Ressourcen und Vorherrschaft: Das Kartell, das Imperium, die Piraten und die Gesetzlosen. Auf riesigen Hexagonsäulen in den Wolken bekriegen sie sich und hinterlassen dabei eine Schneise der Verwüstung, denn die Ausbeutung lässt eine Säule nach der anderen in die Tiefe stürzen. Meistens ist nicht die Frage, wer seine Gegner vernichtet, sondern wer übrig bleibt und nicht den Boden unter den Füßen verliert. Die Story ist leider die Texttafeln nicht wert, auf der sie zu trocken präsentiert wird. Aber das tut dem Spielspaß glücklicherweise keinen Abbruch.
Simple Regeln, komplexer Spaß
Das Arsenal von Greed Corp ist überschaubar. Eine Waffenfabrik, um mechartige Schreiter zu bauen. Eine Kanone samt separat zu kaufender Munition, mit der ich andere Schreiter beschießen und auch Säulen zum Einsturz bringen kann. Ein sündhaft teurer Transportflieger, wenn es keine Landverbindung gibt. Und als fast wichtigstes Element den Buddler, der mir Geld einbringt und angrenzende Felder nach und nach abträgt. Die Kämpfe sind so einfach wie möglich gehalten, nämlich im 1:1-Verhältnis. Damit ich meinen Gegner nicht einfach mit einer Horde Schreiter überrennen kann, sind immer nur 16 Einheiten auf einem Feld erlaubt. Die Säulen haben verschiedene Höhenstufen, die bestimmen, wie viel Geld daraus geerntet werden kann, bevor sie zusammenfallen. Grenzen mehrere einsturzgefährdete Felder aneinander, kann ein Kanonenschuss oder gezielter Raubbau alle maroden Säulen in einer Kettenreaktion in die Tiefe reißen, was vielfältige taktische Möglichkeiten eröffnet. Doch bei aller Planung darf der Timer nicht vergessen werden, der mit 60 Sekunden manchmal knapp bemessen ist und sich leider nicht ausschalten lässt.
Nach nur wenigen Runden ist das Spielfeld meistens schon zur Hälfte nicht mehr da und der Stellungskampf beginnt. Spätestens jetzt ist geschickte Planung nötig, um nicht doch noch von der wirklich clever agierenden KI kassiert zu werden. Dabei benutzt sie keine Mogeleien, sondern handelt immer fair. Vor allem der höchste der drei Schwierigkeitsstufen stellt eine große Herausforderung dar. Doch bevor wir uns ins Getümmel stürzen dürfen, steht das Tutorial auf dem Plan. Leider verfehlt es komplett seinen Zweck und verwirrt mehr als es erklärt. Der erste richtige Level verschafft durch Ausprobieren mehr Klarheit, auch wenn das die eine oder andere Niederlage bedeutet. Wer in der vierundzwanzig Missionen umfassenden Kampagne alle Karten für den freien Gefechts- und Online-Modus erspielt und alle Fraktionen kennen gelernt hat, kann sich entweder lokal gegen drei weitere Freunde (sogar mit nur einem Controller) und gegen die KI oder online austoben.
Charmante Zerstörer
Greed Corp hat einen ganz charmanten Grafikstil, der trotz der aktuellen Problematik der durch Gier verursachten Umweltzerstörung eine humorige Atmosphäre schafft. Dazu kommen noch liebevolle Animationen, auch wenn es davon ein paar mehr hätte geben dürfen. Leider wird nur 720p geboten, obwohl auf dem Bildschirm nie wirklich viel los ist und 1080p möglich gewesen wäre. Die musikalische Untermalung besteht aus heiterem Jazz und Swing mit Ohrwurmqualitäten und liegt sehr angenehm im Ohr. Eigene Musik über XMB wäre ebenfalls eine nette Option gewesen, doch es geht auch ohne. Zudem hat das Matchmaking für Online-Gefechte gerne mal Aussetzer oder es ist online einfach nichts los, ein Blick in die Ranglisten legt allerdings etwas anderes nahe. Wenn ein Gefecht erstmal über die schnell und einfach zu bedienende Optionsmaske gefunden wurde, läuft alles butterweich und ohne Lags.
FAZIT:
Greed Corp bereichert ein einfaches und bekanntes Spielprinzip durch zerstörbare Schlachtfelder und die Möglichkeit, Ressourcengewinnung gleichzeitig auch als Waffe einzusetzen und schafft so eine strategische Tiefe mit vielen Möglichkeiten. Die schwache Kampagnenstory und das vermurkste Tutorial sind zwar ärgerlich, können den Spaß am Spiel jedoch nicht trüben – vor allem online. Die bisher nicht so üppig bedachten Rundenstrategen dürfen hier bedenkenlos zugreifen.
[ Review verfasst von Sanguinis ]