Ich stehe dazu. Als die PS3 damals mit dem Preis von 599€ angekündigt wurde, war für mich eins klar. Diesen völlig überteuerten Preis werde ich nicht unterstützen und investiere lieber in die Wii, welche günstiger war und mir mit dem neuen Spielkonzept frischer erschien. Aber wisst ihr was? Zum Glück konnten mich zwei Spieleankündigungen beeinflussen und so kaufte ich die PS3 doch noch und zwar schon kurz nach dem Release in Deutschland. Ihr wollt wissen, welche Spiele das waren? Nunja, die Rede ist von Eight Days und White Knight Chronicles. Ersteres wurde mittlerweile leider gecanceled, aber letzteres ist seit kurzem nun endlich auch hierzulande erhältlich und mein eigener Hype ist schier unermesslich, da ich von der ersten Sekunde vom Setting, der Geschichte und dem Entwicklerstudio angetan war. Level 5 hat mich bislang nun wirklich nie enttäuscht. Wer jetzt also wissen möchte, ob das Spiel mich in seinen Bann ziehen konnte oder ich mit einer herben Enttäuschung sitzen gelassen werde, sollte unser Review lesen!
Mario, die Prinzessin ist entführt worden!
Eines vorneweg: Mario ist natürlich NICHT Teil des Spiels, aber gewisse Ähnlichkeiten zu der Geschichte so mancher Mario Spiele ist schon vorhanden. Bevor das Spiel und die Geschichte losgeht, muss man sich aber einen eigenen Charakter erstellen. Hier hat man alle Zeit der Welt und eine unglaubliche Anzahl an Möglichkeiten, um sein Alter Ego zu kreieren. Hat man dies getan, geht es auch schon los. Die Geschichte dreht sich aber nicht um euch, sondern um Leonard, einen jungen Erwachsenen aus dem Königreich Balandor. Regiert wird es vom König und zu Ehren seiner Tochter, Cisna, wird ein großes Bankett abgehalten. Leider trübt eine Tatsache die Feierlichkeiten – Die Prinzessin hat seit ihrer Kindheit kein Wort mehr gesprochen, da sie mit Ansehen musste, wie ihre Mutter von einem feindlichen Königreich getötet wurde. Und gerade dieses Königreich soll aus Gründen des Friedens bei dem Fest anwesend sein. Ihr, also Leonard und euer Charakter, seid aber erstmal damit beschäftigt Wein aus einem Dorf für das Fest zu holen und gabelt dabei noch einen weiteren Charakter auf. Kaum zurück und im Schloss angekommen, passiert schon das Unglück. Die Feier wird vom Angriff einer mysteriösen Gruppe, der Magi, unterbrochen, welche sich als Zirkustruppe verkleidet, eingeschlichen hat. Ihr werdet also mitten in das Geschehen hineingezogen und helft der Prinzessin auf der Flucht, welche mittlerweile wieder spricht, nachdem auch ihr Vater ermordet wurde. Auf der Flucht gelangt ihr in den Keller des Schlosses und findet das Arkanum des weißen Ritters. Eine riesige Ritterrüstung, welche niemand zu Benutzen wusste. Aber wie das Schicksal es so will, ist gerade Leonard der Auserwählte und kann den weißen Rittern nutzen. Leider hilft das alles nichts, denn die Magi können die Prinzessin entführen und nun ist es eure Aufgabe diese zu retten. Dabei schickt euch eure Reise durch die ganze Welt von White Knight Chronicles und spinnt die Geschichte durchaus interessant weiter. Aber macht euch schonmal darauf gefasst, dass euch die Prinzessin mehrmals vor eurer Nase wieder entführt wird. Insgesamt gesehen hätte man aber durchaus noch mehr daraus machen können, da erst in den letzten Stunden die Geschichte wirklich an Fahrt gewinnt und man einige gewisse Beziehung zu den Charakteren aufbaut. Denn anfangs wirken manche noch etwas blass und ausdruckslos. Weiterer dicker Minuspunkt ist der eigene Charakter, welcher quasi im gesamten Spielverlauf keine Rolle spielt. In allen Zwischensequenzen steht er im Hintergrund und sagt kein einziges Wort. Erst im Online-Modus kommt er zum Einsatz, welcher aber an anderer Stelle ausführlicher beschrieben wird. Jedenfalls hätte man sich für den eigenen Charakter eine andere Vorgehensweise überlegen müssen, denn so wirkt es fast schon lächerlich, wenn jemand völlig ausdruckslos immer im Hintergrund steht.
Gameplay
Die Welt von White Knight Chronicles bereist ihr immer in einer Gruppe von drei Leuten, welche ihr aber nach belieben auch Austauschen könnt. Man selbst steuert jedoch nur einen davon, was wohl die meiste Zeit Leonard sein wird, da er sich im Falle des Falles in den riesigen und mächtigen White Knight verwandeln kann und man darauf nur sehr schwer verzichten kann. Jedenfalls erinnert das Gameplay ein wenig an das von Final Fantasy XII, in welchem ihr ebenfalls nur einen Charakter gesteuert habt. Denn auch in White Knight Chronicles könnt ihr euren Teammitgliedern Rollen zuweisen, weil sie im Kampf ja von der CPU gesteuert werden. Hier hätte ich mir aber ein tiefgreifenderes System gewünscht, denn das aktuelle lässt euch nur die Wahl zwischen fünf Rollen, die aber nicht unbedingt vielsagend sind. Möchte man beispielsweise einen Charakter zum Heiler machen, dann muss man ihm die Rolle „Abwehr & Schutz“ zuweisen, die im ersten Moment gar nicht darauf schließen lässt, dass hier auch in erster Linie geheilt wird. Außerdem kann man in keiner Weise beeinflussen, wann nur ein Mitglied geheilt werden soll und wann das ganze Team und wann welcher Heilzauber genutzt werden soll. So wird hin und wieder das ganze Team geheilt, obwohl dies gar nicht nötig wäre. Da macht das Gambit-System von Final Fantasy XII schon mehr Sinn. Aber auch das Kampfsystem hat nicht zu verkennende Ähnlichkeiten, denn durch die fehlenden Zufallskämpfe und freie Bewegungsmöglichkeiten erweckt es den Eindruck eines Action-RPGs. Dabei geht es eigentlich rundenbasiert zur Sache und ein wenig Taktik ist auch von Nöten. Nähert man sich nämlich einem Gegner und wechselt in den Kampfmodus, so erscheint auf der rechten Seite des Bildschirms ein Kreis und erst wenn dieser aufgefüllt ist, kann man seine Aktion ausführen. Dabei muss man aber aufpassen, dass man genügend Aktionschips hat, denn bis auf wenige Ausnahmen verbrauchen die Attacken diese Aktionschips und manchmal noch Magiepunkte. So kostet ein normaler Hieb beispielweise keine Aktionschips, eine andere Attacke benötigt dafür aber wiederum 3. Besonders viele benötigt aber die Verwandlung in den weißen Ritter, welche man immer dann nutzen sollte, wenn man auf einen riesigen Gegner trifft. Diese kann man zwar auch so besiegen, jedoch geht es mit dem weißen Ritter deutlich schneller und cooler. Dieser verbraucht aber mit jedem seiner Angriffe Magiepunkte und sind diese leer, verwandelt man sich wieder zurück. Hier muss man also durchaus mit Bedacht handeln. Jedoch muss man leider sagen, dass das Spiel zu einfach ausgefallen ist. Normalerweise reicht es völlig aus, den Standard-Angriff zu nutzen, da die anderen Angriffe nicht so viel stärker sind, dass sie die Kosten wert sind. Nichtmal Endgegner verlangen einem etwas taktisches Gefühl ab, denn solange ihr einen Heiler im Team habt, kann euch eigentlich nichts geschehen.
Nach dem Spiel, ist vor dem Spiel
An jedem Speicherpunkt kann man ins sogenannte „Geonet“ wechseln, den Online-Modus des Spiels. Hier übernimmt man dann die Rolle von seinem eigenen Charakter und kann Quests nachgehen und im Gildenrang aufsteigen, um weitere Quests freizuschalten. Das Gameplay ändert sich dabei aber nicht. Einziger Unterschied hierbei ist, dass man mit zwei Mitspielern die Quests bestreiten kann. Dazu trifft man sich in der Geocity, die man zuvor eigens erstellen muss. Hier kann man sich dann sein eigenes Städtchen kreieren und Geschäfte, Gegenstände und andere Sachen hinstellen. Einige Sachen kosten aber Geld. Damit meine ich jedoch nicht, virtuelles Geld sondern echte bare Münze. Zum Glück muss man nichts davon kaufen, denn es reicht theoretisch schon ein Stück Wiese, um sich zu treffen. Daneben gibt es aber noch ein wirklich tolles Feature, was euch ermöglicht eure eigenen Abenteuer-Tagebücher zu schreiben und andere können diese auch lesen. Wer möchte kann da wahre Romane mit seiner Fantasie spicken oder einfach nur anderen Spielern Tipps geben, wie sie an gewisse Sachen herangehen sollen. Der Online-Modus ist also durchaus eine nette Abwechslung zum Singleplayer-Modus und sorgt sicherlich für viele Stunden Spielspaß. Jedoch wäre es noch besser gewesen, wenn man die eigentliche Story Online mit seinen Kollegen hätte durchspielen können.
Skill-System
Wie in den meisten Rollenspielen gibt es auch hier ein ausgeklügeltes Skill-System. So erhält man für jeden erledigten Gegner eine gewisse Anzahl an Erfahrungspunkten, wodurch man langsam aber sicher auf höhere Level steigt. Dabei erhalten sogar Charaktere, welche gerade nicht in der Gruppe sind, die Erfahrungspunkte, wodurch das nervige und stupide Farmen nicht mehr nötig ist. Jedenfalls erhält man für jedes Level vier Fertigkeitspunkte, welche auf die verschiedenen Fertigkeiten verteilt werden können. Wer zum Beispiel seinen Charakter am liebsten mit einem Schwert kämpfen lässt, verteilt seine Punkte in diesem Punkt und schaltet damit neue Angriffe und auch verbesserte Stats frei. Eine kleine Besonderheit gibt es auch noch, denn nach dem Durchspielen der Geschichte, kann man sich von Level 50 auf Level 35 zurückstufen lassen. Dafür kann man dann aber all seine Fertigkeitspunkte neu verteilen und erhält sogar eine beachtliche Anzahl an neuen dazu. Nur wer diese Möglichkeit auch nutzt, kann alle Skills freischalten. Alles in allem bietet das System genug Tiefe für Profis, aber auch Anfänger werden sich schnell Zurecht finden.
Technik
Es ist kein Geheimnis, dass das Spiel bereits Ende 2008 in Japan erschien und eine Zeitspanne von gut einem Jahr geht an keinem Spiel so ohne weiteres vorbei. Dementsprechend sieht man dem Spiel also sein Alter an. So ist die ein oder andere Textur etwas matschig und mit leichtem Tearing und Kantenflimmern muss man sich auch abfinden. Sogar einige Slowdowns bleiben nicht aus, doch trotzdem macht White Knight Chronicles einen tollen Eindruck. Das liegt einzig und allein an der Umgebungsgestaltung, welche wie aus einem Guss daherkommt und den Spieler in seinen Bann ziehen kann. Da gibt es schöne Wiesenlandschaften, Berge, Städte, Wüsten und und und. Dabei wirkt aber nichts an diesen Orten deplatziert und jeder Fantasy Fan wird seine helle Freude an den Charakteren und Gegnern haben. Diese sind ziemlich abwechslungsreich gestaltet und passen auch in ihre Umwelt. Hier strotzt White Knight Chronicles vor Ideenreichtum. Da gäbe es riesige Hasen mit Schwabbelbauch und Reißzähnen, Trolle, Golems oder auch andere abgefahrene Kreaturen. Aber auch die Charaktere in den Städten sehen allesamt gut aus, wenn auch nur die Hauptcharaktere einen wirklichen Wiedererkennungswert haben.
Musikalisch kann man mit einem hervorragenden, orchestralen Soundtrack aufwarten, der das Spiel passend unterstützt und dem Spieler die Dramatik, Spannung oder auch Freude einer Szene präsentiert. Hinzu kommt noch die gute englische Synchronisation mit glaubhaft wirkenden Sprechern, welche scheinbar auch Spaß an der Sache hatten. Leider sind die Bewohner der Städte allesamt stumm, sodass man sich dort immer durch viele Texte lesen muss. Dafür sprechen die Charaktere während der Abenteuer miteinander und sagen dabei nicht immer nur das gleiche. Meist werden die aktuellen Geschehnisse in der Geschichte besprochen und hin und wieder erfährt man auch die ein oder andere nützliche Hintergrundinformation. Also immer gut hinhören! Zum Schluss sei noch gesagt, dass das Spiel nur über deutsche Untertitel verfügt und diese auch ausreichend sind. Leider wurde manchmal nicht unbedingt 1:1 übersetzt, aber im großen und Ganzen hat man den Sinn der Gespräche beibehalten.
FAZIT:
White Knight Chronicles ist leider nicht das Spiel geworden, dass ich erwartet habe. Die Geschichte ist mit 20 Stunden zu kurz und dann auch größtenteils zu langweilig präsentiert, das Gameplay zu einfach, der Online-Modus nur für einzelne Quests nutzbar und die Technik mittlerweile veraltet. Ich habe es zwar durchaus mit Freude durchgespielt, doch nachdem die Story beendet ist, ist jegliche Motivation verschwunden und momentan warte ich gespannt auf den Nachfolger, der bereits im Sommer in Japan erscheinen soll. Denn dann nimmt man sich die Kritik hoffentlicht zu Herzen und integriert den eigenen Charakter besser in die Geschichte ein und nimmt sich auch den anderen Problemen an. Denn so ist das Spiel nur Durchschnitt und hebt sich eigentlich nur durch den Online-Modus aus der Masse heraus.
[ Review verfasst von crack-king ]
Pluspunkte:
- Online-Modus
- Keine Zufallskämpfe
- Der weiße Ritter ist extrem cool
Minuspunkte:
- Geschichte kommt zu spät in Fahrt
- Technisch leicht angestaubt
- Schwierigkeitsgrad viel zu einfach