Welcher RPG-Fan erinnert sich nicht gerne an die glorreichen PS1 und PS2 Zeiten, wo man mit hochwertigen Rollenspielen nur so überrollt wurde. Mit Ankunft der Next Gen Konsolen, sowie den gestiegenen Fokus auf Casual und Mainstream Gamer scheint der Markt jedoch inzwischen deutlich geschrumpft zu sein. In Anbetracht von solchen Spielen, wie Star Ocean IV oder Tales of Vesperia wäre es zwar vermessen vom Tod eines Genres zu reden, aber ein stetiger Abschwung lässt sich nicht leugnen. An dieser Stelle richtet sich mein Blick gen Square Enix, die bereits im Jahre 2006 die Entwicklung von Final Fantasy XIII bekannt gaben. Jahre verstrichen; Jahre in dem das Genre nicht nur Klasse, sondern auch Userbase verlor. Genau diesen Markt möchten die Japaner aber nochmal aufmischen. Und in Anbetracht der bisherigen Verkaufszahlen von knapp 5 Millionen Einheiten scheint das Projekt sogar geglückt zu sein. Aber vielleicht profitierte das Spiel auch nur vom großen Namen, der seit 20 Jahren für Rollenspiele der Extraklasse steht. Oder ist das Final Fantasy XIII doch die lang erwartete Revolution im angestaubten J-RPG Genre? Die Antwort findet ihr in den kommenden Zeilen.
L'Cie, Fall-L'Cie, Le Cuck, ach lasst mich doch in Ruhe
Nach der (meiner Meinung nach) eher belanglosen Geschichte von Final Fantasy XII war ich sehr gespannt, was sich die Jungs von Square Enix für ihr neuestes Baby ausdenken würden. Und allen Anschein nach, hat man sich tatsächlich einiges vorgenommen. So gehört der neueste Teil der Serie zur großen „Fabula Nova Cristallis“ Compilation, welche neben FF XIII auch noch die Spiele Final Fantasy Versus XIII und Final Fantasy Agito XIII beinhaltet. Obwohl jeder Titel in einer eigenen Welt spielt, gibt es einzelne Fragmente, die alle gemeinsam haben. Obwohl man von den anderen Titeln bislang noch recht wenig weiß, scheinen aber vor allem Kristalle ein prägendes Objekt in den einzelnen Spielen zu sein. Im Mittelpunkt von Final Fantasy XIII steht jedoch die schöne, aber auch gefährliche Kämpferin Lightning. Diese befindet sich nämlich auf eine Rettungsmission, um ihre Schwester aus den Fängen einer einer vom Staat initiierten Zwangsevakuierung zu retten. Als sie zusammen mit ihrem Anhängsel Sazh den Schauplatz des Geschehens erreicht, erblickt sie jedoch ein Bild des Schreckens. Explosionen, Tote und ein erbitterter Kampf zwischen Regierung und Zivilisten ist im Gange. Ungefähr zur selben Zeit lernt man auch die anderen Hauptcharaktere kennen, die all ihren eigenen Kampf führen. Wie das Schicksal aber nun mal so spielt, dauert es nicht lang, bis die Recken aufeinander treffen. Unglücklicherweise werden sie allesamt vom mysteriösen L'Cie Fluch versehen. Und dieser hat es wirklich in sich: Die Historie besagt nämlich, dass jeder Betroffene eine spezielle Aufgabe erfüllen muss. Gelingt es der Person verwandelt sie sich in einen Kristall. Scheitert man, wird man zu einem willenlosen Zombie. Nicht gerade rosige Aussichten für unsere Helden. Vor allem weil man als Verfluchter auch noch ein offizieller Feind der Regierung ist.... Wie ihr euch denken könnt, handelt es sich dabei nur um die Spitze des Eisberges. Nach und nach erfährt man immer mehr Story-Elemente, die in Form von zahlreichen Rückblenden erzählt werden. Was anfangs noch recht konfus und wirr klingt, wird mit der Zeit immer klarer. Ein großes Lob verdienen an dieser Stelle, die nochmal im Menü hinterlegten Nacherzählungen und Beschreibungen, wo alle Phänomene, Personen und historischen Fakten erklärt werden. Wer also mal nicht mitkommt, kann im Spiel-Internen Wiki alles in Ruhe nachlesen. Schauspieler tragen Filme, Charaktere tragen Videospiele. Und in Hinblick auf die Hauptdarsteller hat Square Enix mal wieder auf eine kunterbunte Truppe gesetzt. Die größte Neuerung bleibt jedoch Lightning, welche die erste Frau seit Terra (Final Fantasy VI) ist, welche mal wieder im Mittelpunkt der Geschichte steht. Da man das männliche Geschlecht aber wohl nicht ganz außen vor lassen wollte, hat man mit dem blonden Snow einen weiteren Charakter entworfen, der ganz klar Richtung Heldenrolle abzielt. Aber auch die anderen Jungs und Mädels wurden mit einem eigenen (und teilweise recht speziellen) Charakter und Geschichte ausgestattet, die ihnen im weiteren Verlauf der Geschichte immer mehr Tiefe geben. Nervig ist nur die Tatsache, dass es leider etwas dauert bis man seine eigenen Gruppe zusammenstellen darf, da man vor allem zu Beginn immer wieder verschiedene Konstellationen vorgesetzt bekommt. Apropos Beginn: Final Fantasy XIII zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass die ersten 10 bis 12 Stunden eine Art Tutorial für Einsteiger sind, wo man nach und nach die einzelnen Techniken und Gameplay-Mechaniken erklärt bekommt. Ich persönlich fand das Ganze jedoch etwas träge und später sogar schon nervig, da das Spielprinzip eigentlich recht einfach ist. Und obwohl man die Hilfestellungen jederzeit überspringen kann, besteht das Problem darin, dass halt auch der Anfang des Spiels dementsprechend unspektakulär wirkt.
LEVEL UP !
Die wahrscheinlich größte Neuerung von Final Fantasy XIII ist das Kampfsystem. Ähnlich, wie im zwölften Teil der Serie, hat man wieder komplett auf Zufallskämpfe verzichtet und die Monster wild in der Umgebung verteilt. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es jedoch die Rückkehr des Kampfbildschirm, welcher innerhalb eines kurzen Augenblicks aufgerufen wird. Sinn macht das Ganze in so fern, da das Leveldesign von Final Fantasy XIII recht konservativ gehalten wurde und meist nur aus linearen Gängen besteht. Wer also auf die weiten Areale des „Zwölfers“ stand, sollte sich auf einen mächtigen Kulturschock einstellen. Im Kampfbildschirm angekommen, erscheint zunächst die neue AP-Leiste, die je nach Erfahrungsstand in verschiedene Bereiche unterteilt ist. Während leichte Attacken beispielsweise nur einen AP Punkt benötigen, brauchen heftigere Attacken zwei bis drei Punkte. Letztere wären dementsprechend meist nur bei einer vollständig aufgeladenen AP Leister anwählbar. Gleichzeitig sollte man stets ein Auge auf die Schock-Leiste werfen, die peau a peau mit gezielten Combos aufgeladen wird. Je nachdem wie viel ein Monster verträgt, sorgt eine aufgeladene Schockleiste für einen massiven Defensivverlust, was das Abringen von gegnerischen Lebenspunkten erheblich einfacher gestaltet. Ebenso neu, wie die AP-Leiste ist der so genannte Paradigmen-Wechsel, mit dem man die Ausrichtung eines jeden Kämpfers im Nu ändern kann. So gibt es insgesamt 8 verschiedene Stilrichtungen, die man im Hauptmenü auf die verschiedenen Charaktere verteilen kann. Beispiel: Während sich Lightning um den Angriff kümmert, sorgen Vanille und Snow für die Heilung eurer Truppe. Hat man den Gegner schließlich in den Schock-Zustand gebracht, kann man mit nur wenigen Klicks die beiden Heiler sofort in Angriffsposition bringen und zuschlagen lassen. Da man nur ein Mitglied eurer Party steuert, laufen die jeweiligen Attacken komplett automatisch ab. Je nach Ausgang eines Duells liegt es dann an euch die einzelnen Kämpfer in ihre verschiedenen Rollen zu bringen. Man spielt also eine Art Trainer, der je nach Situation die richtigen Entscheidungen treffen muss.Ich persönlich hätte mir dennoch ein wenig mehr Einfluss gewünscht, da das Geschehen auf diese Art und Weise etwas passiv erscheint. Ähnlich passiv wirkt aber auch das brandneue Skillsystem, welches auf dem ersten Blick wie eine Kopie des Sphärobrett von Final Fantasy X aussieht. Der große Unterschied zum Original liegt aber darin, dass man so gut wie keinen Kontrolle über den Weg eurer Eigenschaften hat. Während man in Final Fantasy X noch mit Hilfe des Bretts entscheiden konnte, welche Rolle ein Charakter spielen soll, bekommt man jetzt lediglich ein vorgefertigtes Feld vorgesetzt. Um die einzelnen Abilities und und Attacken zu aktivieren, greift man auf die im Kampf gewonnenen Erfahrungspunkte zurück. Nervig ist jedoch die Tatsache, dass man erst nach und nach Zugang zu den weiteren Stufen des Kristariums bekommt; zum Beispiel am Ende eines Kapitels oder nach dem Besiegen eines Bosses. Eine durchaus sinnfreie Idee, da man so unnötig eingeschränkt wird. Alles in allem ist das System eine kleine Enttäuschung da Freiheiten so gut, wie nicht vorhanden sind und man nur damit beschäftigt ist die vorgefertigten Felder nach und nach mit Erfahrungspunkten zu versehren. Etwas flexibler präsentiert sich hingegen das Waffen-Upgrade-Menü, wo man seine Spielzeuge mit Hilfe von Items aufstufen und stärker machen kann. Den Shop für das Aufwerten eurer Waffen findet man übrigens genau so, wie die standardmäßige Potion-Drogerie an den unzähligen Speicherpunkten. Alteingesessene Final Fantasy Fans dürften jedoch festgestellt haben, dass ein Bereich bislang noch unerwähnt blieb. Die Rede ist natürlich von den legendären Espers, die wieder Mal ein beeindruckendes Comeback feiern – und zwar in Form von mächtigen Mitstreitern, die euch im Kampf als zusätzlicher Weggefährte zur Seite stehen. Darüber hinaus verfügen die Beschwörungsmonster über einen Sekundärmodus, wo Besitzer und Esper Hand in Hand gegen die Feinde kämpfen. Beeindruckend ist vor allem die fantastische Inszenierung mit der die Bestien angekündigt werden. Die Jungs von Square Enix haben sich nicht lumpen lassen und nochmal so richtig die Grafik-Muskeln spielen lassen. Und wem es doch mal zu viel ist, kann den Einmarsch der Monster mit nur einem Klick überspringen. Außerdem hätte ich mir gern ein wenig mehr Fein-Tuning in Hinblick auf den Schwierigkeitsgrad gewünscht, der oftmals etwas unbeständig ist. Dies gilt insbesondere für die Boss-Gegner, die euch häufig an den Rand der Verzweiflung bringen können. Immerhin gibt es erstmalig in der Geschichte der Serie eine „Game Continue“ Funktion, mit der ihr einen verlorenen Kampf jederzeit neu starten könnt. Ebenso neu ist die automatische Regeneration eurer Lebenspunkte nach jedem Kampf.
Eine Schönheit aus Japan
In Sachen Grafik gehört Final Fantasy XIII trotz einiger Schwächen definitiv zu den schönsten Spielen dieser Generation. Angefangen mit den fantastisch modellierten Charakteren bis hin zu den sensationellen Effekten, die ohne jegliche Slowdowns oder Ruckler daher kommen. Aber auch die Umgebungen wirken größtenteils, wie von ein anderen Welt. Ähnliches gilt im Übrigen auch für die unzähligen Monsterarten auf die man im Verlauf des Abenteuers trifft. Außerdem muss man dem Spiel gut heißen, dass es im Gegensatz zu vielen anderen Titeln dieser Generation die ganze Farbpalette ausnutzt und nicht nur braun, rot oder schwarz. Hinzu kommen kurze und knappe Ladezeiten, die das Erlebnis nicht weiter beeinträchtigen. Dennoch gibt es hier und da einige Abstriche: So erinnern beispielsweise die Laufanimationen an dunkle PS2 Zeiten. Genau so, wie die NPCs (die KI Charaktere auf die man trifft), die mit deutlicher weniger Liebe zum Detail programmiert wurden, als zum Beispiel Lightning und Co. Hinzu kommen ein paar schwache Landschaftstexturen, die hier und da das Bild ein wenig trübem. Darüber hinaus fällt auf, dass Final Fantasy XIII im Vergleich zu seinen Vorgängern deutlich weniger Städte besitzt, was laut den Entwicklern daran liegt, dass das Produzieren einer (HD) Stadt viel zu viel Zeit beansprucht. Wären da nicht unzählige andere Spiele dieser Generation, die uns Zockern bereits eines besseren belehrt haben... Über allen Zweifel erhaben sind jedoch wieder mal die bombastischen Zwischensequenzen, die nur auf der PS3 in vollen 1080p präsentiert werden. Die CGI Abteilung hat mal wieder ganze Arbeit geleistet und Stunden von beeindruckenden Videos hergestellt. Man muss Squre Enix einfach eingestehen, dass sie in Sachen Präsentation wirklich zu den Besten der Industrie gehört. So hat mich vor allem das stylische Menü vom Hocker gehauen, welches in Sachen Design und Aussehen seines Gleichen sucht. Auch wenn es sich dabei nur um eine Randnotiz handelt; man merkt einfach, dass die Entwickler das absolute Optimum aus der Präsentation herausholen wollten.
Sound
Der Soundtrack von Final Fantasy XIII ist der erste, der komplett ohne die Hilfe des Kult-Komponisten Nobuo Uematsu hergestellt wurde. Während sich dieser nämlich gerade um die Musik des Nachfolgers kümmert, lag die Verantwortung dieses Mal ganz auf den Schultern von Masashi Hamazu, den manche vielleicht noch von Final Fantasy X kennen. Zusammen mit dem Warschauer Philharmonie Orchester wurden reihenweise Songs aufgenommen, die der Atmosphäre das letzte i-Tüpfelchen verpassen. Einziger Kritikpunkt wäre höchstens das Fehlen von klassischen Ohrwürmern (man denke an „To Zanarkand“ und Konsorten). Darüber hinaus hat man den japanischen Theme-Song von Sayuri Sugawa gegen My Hands von Leona Lewis ausgetauscht. Natürlich ein Unding für alle Japanophilen. Nichtsdestotrotz passt das Lied optimal zum Spiel und braucht sich nicht vor dem Original zu verstecken. Zu guter Letzt gibt es noch ein Lob für die englischen Synchronsprecher, die einen einwandfreien Job abgeliefert haben. Es ist nur schade, dass die Blu Ray Disc nicht auch noch mit der japanischen Tonspur ausgestattet wurde.
FAZIT:
Die Bewertung von Final Fantasy XIII fiel mir weisgott nicht einfach. So waren mir vor allem das lineare Leveldesign, sowie das etwas unbefriedigende Kampfsystem ein kleiner Dorn im Auge. Wenn man sich jedoch damit abfindet, wird man auf Dauer durchaus seinen Spaß haben. Und glücklicherweise gibt es gegen Ende sogar ein paar größere Areale, die die Linearität des Anfangs ein wenig vergessen machen. Ansonsten spricht für das Spiel halt der enorme Umfang (zusätzliche Bonus-Missionen abseits der Story), sowie die einwandfreie Präsentation, die man bis auf kleine Abstriche als audiovisuelles Meisterwerk bezeichnen kann. Final Fantasy XIII zeigt, dass JPRGs mehr als nur bunte Kulleraugen und wilde Weltraumabenteuer zu bieten haben. Final Fantasy XIII ist nicht nur für Japan, sondern für die ganze Welt! Das Einzige, woran Square Enix jetzt noch arbeiten muss, ist das Tempo der Lokalisierung. In Zeiten von globalen Veröffentlichungsterminen ist es nämlich fast schon dreist, wie lang wir auf die PAL-Version warten mussten.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
- Episches Abenteuer mit großem Umfang
- Beeindruckende Präsentation
- Sehr einsteigerfreundlich
Minuspunkte:
- Schwierigkeitsgrad schwankt manchmal
- Nur sporadische Charakterverwaltung verfügbar
- Der Anfang ist doch recht schleppend