Zu erst einmal die gute Nachricht. Das neue Transformers Spiel basiert auf keinem aktuellen Kinofilm. Vielmehr orientiert sich „Kampf um Cybertron“ an den Comics und erzählt von den Anfängen des Krieges zwischen den machthungrigen Decepticons und den friedfertigen Autobots. Zudem spielt erstmals der Mehrspielermodus eine wirklich große Rolle. Was es sonst noch über die mechanischen Verwandlungskünstlern zu berichten gibt, klärt unser aktuelles Review.
Reise ins Ich
Die Hintergrundgeschichte gliedert sich in zwei aufeinander aufbauende Kampagnen. Eine für die Decepticons und eine für die Autobots. Es steht jedem Spieler frei, mit welcher Seite er beginnen möchte, doch es macht sicherlich mehr Sinn mit den bösen Transformers anzufangen. An der Seite von Megatron begibt man sich auf die Suche nach dem dunklen Energon und damit einer Macht, um Cybertron endlich unter seine Kontrolle zu bringen und die Widerstandskämpfer (Autobots) ein für allemal auszulöschen. Die Autobots suchen dagegen nach ihrem Anführer Zeta Prime, der nach einem Angriff der Decepticons vermisst wird. Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten. Die Story ist stark von den Comics inspiriert und sollte definitiv jeden Fan zufrieden stellen (zahlreiche Details wie die universelle Grußformel finden im Spiel sogar Verwendung). Vor allem aber die guten Dialoge und die vielen dramatischen Höhepunkte sind positiv hervorzuheben. Wobei aber ein paar zusätzliche Zwischensequenzen auch nicht schlecht gewesen wären. So gibt es lediglich vor und nach jedem Level eine längere Sequenz zu sehen. Was mir nicht ganz so gefallen hat, war der dunkle Unterton des Spiels, der aber vor allem durch die Grafik erzeugt wird. Alles auf „Erwachsen“ und „Brutal“ zu trimmen, scheint bei amerikanischen Videospielstudios für meinen Geschmack etwas zu sehr in Mode gekommen zu sein. Mehr Farbe und weniger Ernsthaftigkeit wären nicht schlecht gewesen.
Ducken, Decken, Schießen
Vor jeder Mission darf man sich einen von drei vorgegebenen Transformers auswählen. Diese sind wie im Multiplayermodus in verschiedene Klassen unterteilt (dazu später mehr) und verfügen über verschiedene Waffenkonfigurationen. Komplett unterschiedlich spielen sie sich aber nicht, immerhin ist „Transformers: Kampf um Cybertron“ ein Action-Shooter und kein Rollenspiel. Sollte man die Kampagne alleine spielen, dann werden die anderen beiden Transformers vom Computer übernommen. Dieser liefert aber selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad einen lausigen Job ab. Oftmals scheitern die Roboter schon bei der Wegfindung und in den Gefechten werden die Stärken der einzelnen Transformers kaum genutzt. Letztendlich bleibt die meiste Arbeit am Spieler hängen. Immerhin braucht der aber nicht mit der Steuerung kämpfen. Diese stellt sich intuitiv und komfortabel dar. Wem das Transformieren via L3 nicht passt, der kann diese Funktion auch mittels alternativen Layout auf die Dreiecks-Symboltaste legen. Ansonsten passt da alles, selbst die etwas zu langen Animationen für das Nachladen der Waffen gehen noch in Ordnung. Unter schlampiger Programmierarbeit ist derweil das Fadenkreuz zu verbuchen. Ist viel auf dem Bildschirm los, verschwindet es schon mal gerne aus dem Sichtbereich. Ebenfalls nervig ist der Umstand, dass man nur wenig Munition mit sich herumschleppen darf. Besonders ab „Normal“ gerät man immer wieder in Situationen, wo einem der Nachschub ausgeht. Da hilft auch nicht die zweite Waffe (Raketenwerfer, Snipergewehr, Mörser usw.) oder die Spezialfertigkeiten (Barriere erstellen, Rundumschlag). Das Leveldesign präsentiert sich übrigens ziemlich geradlinig. Manchmal ist das von Vorteil (Descepticon Reise in die Tiefen von Cybertron), manchmal aber auch von Nachteil (Highways in der Autobot-Kampagne). Wirklich viel Platz zum Ausleben der Fahrzeugfähigkeiten bleibt nicht. Bis auf ein paar spezielle Fahrabschnitte sind diese nicht mal von Nöten – selbst die Bosskämpfe sind ohne Transformation zu bewältigen. Entscheidet man sich trotzdem für die Fahrzeugoptik, dann müht man sich mit der trägen und ungenauen Steuerung ab. Vor allem wenn man boostet (andernfalls bleibt man im Hover-Modus) werden die Kisten unkontrollierbar. Aber wie gesagt, wirklich von Nöten ist die Transformation nur selten – meistens dann, wenn man auf die Waffen im Fahrzeugmodus zurückgreifen muss. Ansonsten gibt es noch ein paar langwierige Bosskämpfe, sowie ein paar Geschicklichkeitspassagen, die aber auch nicht gerade unter „Spaß“ zu verbuchen sind. Die Weltraumgefechte in der Autobotkampagne sollen das Spielgeschehen etwas auflockern, sind aber dennoch kein Highlight. Überhaupt präsentiert sich das Gameplay ziemlich austauschbar und stellenweise durchwachsen. Der leichte Einstieg kann die durchschnittlichen Ballereien in „Transformers: Kampf um Cybertron“ jedenfalls nicht übertünchen. Zum Schluss aber noch ein nettes Detail am Rande, bei diversen Trophäen wird der Fortschritt im Hintergrund vom Spiel verfolgt und dann und wann live eingeblendet.
Call of Transformers: Cybertron Warfare
Schon bei der Überschrift sollte klar sein, an welchem bekannten Spiel sich der Mehrspielermodus orientiert. „Call of Duty: Modern Warfare“ stand in mehr als einer Hinsicht Pate. Da wären zum Beispiel die verschiedenen Transformers Charakterklassen, die sich in Anführer, Wissenschaftler, Soldat und Scout unterteilen. Jede Klasse hat unterschiedliche Stärken und Schwächen. Anführer sind beispielsweise besser gepanzert als Wissenschaftler. Scouts sind dagegen beweglicher als Soldaten. Auf Basis dieser Klassen erstellt man sich dann seinen eigenen Roboter. Mehr als ein paar Farbänderungen an den vorgefertigten Chassis sind aber nicht drin. Nachdem man auch noch Fähigkeiten und Waffen verteilt hat, geht es ab ins Spiel und zum Aufleveln. Mit gewonnenen Erfahrungspunkten schaltet man weitere Waffen usw. frei. Das Ganze funktioniert in gewohnter Art und Weise und macht einen ausbalancierten Eindruck. Allerdings dürfte man die wenigen Mehrspielerkarten schnell satt haben. Ein etwas anderes Spielerlebnis bietet der gesonderte Eskalationsmodus. Hier arbeitet man mit bis zu drei anderen Spielern zusammen, um Wellen von feindlichen Robotern zu überleben. Der Clou dabei ist, dass man sich mit gesammelten Energon neue Waffen bzw. Munition kaufen muss. Gutes Management der Verteidigung und des Teams sind somit das A und O. Mit der ebenfalls kooperativ spielbaren Kampagne stellt dieser Modus definitiv den Höhepunkt dar.
Kein Spielzeug mehr
„Transformers: Kampf um Cybertron“ ist ein Spiel, bei dem man sofort merkt, das es von Epic’s berüchtigtem Grafikmotor, der Unreal Engine 3, angetrieben wird. Die dominanten Farben sind blau, orange und grün – vermischt mit viel Schwarz und metallischen Oberflächen. Dementsprechend trist, düster und ohne optische Höhepunkte präsentiert sich auch der Heimatplanet der Transformers. Doch das ist nicht der einzige Knackpunkt. Die halbwegs passable Framerate wird durch Tearing und manchen Slowdown erkauft. Der Verzicht auf vernünftiges Anti-Aliasing sorgt für weiteren Abzug. Selbst die Spielfiguren verfügen über sichtbare Pixelkanten! Zudem kommt das Spiel hin und wieder nicht mit dem Nachladen hinterher und man wird zu kurzen Zwangspausen verdonnert und das obwohl man anfangs gefühlte 30 Minuten bei der Installation warten darf. Aber zurück zur Grafik. Die Levels sind meistens relativ geschlossen und nur wenige Abschnitte bieten ein paar weitläufigere Gebiete. Mir ist jedoch auch klar warum: Denn durch das unübersichtliche Design fällt die Orientierung schwer. Oben sieht wie unten aus und rechts gleicht links. Mehr Abwechslung und mehr Farben hätten dem Spiel gut getan. Immerhin sind die Transformierungen nett in Szene gesetzt und das Intro wartet mit einem fulminanten Renderfilm auf. Aber das war es auch schon mit den positiven technischen Merkmalen. Beim Sound zeichnet sich ein ähnliches Bild. Stellt man die Systemsprache der PS3 auf Englisch, kommt man in den Genuss guter Sprecher. Andernfalls muss man sich mit der lieblosen deutschen Sprachausgabe arrangieren. Die Musik bleibt meistens blass im Hintergrund und untermalt eher unterschwellig das Geschehen. Etwas mehr Tempo hätte den schweren Klängen nicht geschadet. Ein ganz anderes Feeling versprüht übrigens der Credits Song.
FAZIT:
So richtig konnte mich der Titel nicht packen und das sage ich als alter Transformers Fan. Dafür erinnert mich das Spiel zu sehr an „Unreal Tournament III“ und zwar nicht nur grafisch. Auch das Gameplay kann nicht auf ganzer Linie überzeugen und bietet nur wenig, was es nicht schon in anderen Shootern gegeben hat. Ob ich nun transformierbare Roboter oder Space Marines steuere, macht am Ende keinen großen Unterschied. Die Stärken der Lizenz werden jedenfalls nicht voll ausgeschöpft. Immerhin fällt aber der Multiplayer-Aspekt recht umfangreich aus und die kooperativen Spielmodi sorgen für ein paar Pluspunkte. Schade nur dass man dafür eine Internetverbindung braucht, Offline-Zocker gucken in die Röhre. Unterm Strich ist „Transformers: Kampf um Cybertron“ somit zwar besser als seine PS3 Vorgänger, doch aufgrund der starken Konkurrenz in diesem Genre, braucht es schon ein wenig mehr als Standardkost, um zu überzeugen.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
- Decepticon & Autobot Kampagne
- Basiert nicht auf den Michael Bay Machwerken
- Umfangreicher und durchdachter Mehrspielermodus
Minuspunkte:
- Technik durchwachsen
- Lahme deutsche Sprachausgabe
- Stärken der Lizenz werden nicht genutzt (Stichwort: Transformation)