Disney und Final Fantasy Figuren? In einem Spiel? Das kann doch gar nicht gut gehen. Das oder etwas Ähnliches haben sich wohl die meisten gedacht, als damals Kingdom Hearts für die PS2 angekündigt wurde. Heute kann man nur sagen, dass die Serie an Eigenständigkeit dazugewonnen hat und sowohl klein als auch groß zufrieden stellt. Nicht umsonst warten die meisten auf ein Kingdom Hearts 3. Jedoch konzentriert sich Nomura momentan eher auf zahlreiche Spin-Offs und mit Kingdom Hearts: Birth by Sleep ist ein weitere Ableger für die PSP erschienen. Ob er es wert ist den Namen zu tragen oder eher was für Fans ist, erfahrt ihr in unserem neuesten Review!
Bekannt und doch ganz anders
Die Geschichte von Kingdom Hearts: Birth by Sleep ist zeitlich vor dem ersten Kingdom Hearts angesiedelt und handelt von den drei Charakteren Terra, Aqua und Ventus, der überraschenderweise unserem alten Freund Roxas zum Verwechseln ähnlich sieht. Alle drei sind Schlüsselschwertträger und auf Suche für die Ursache nach den „Unversed“, welche mit den Herzlosen vergleichbar sind. Scheinbar sind diese auf der Suche nach Herzen puren Lichts und mit der Zeit lernt man, was ein mysteriöser, vermummter Krieger damit zu tun hat und warum sieben Prinzessinnen auf einmal so begehrt sind. Man kann sich also auf einige Wendungen in der Geschichte gefasst machen, aber Kenner der anderen Spiele erhalten auch Antworten auf so manche noch offen stehende Frage. Erstmals werden aber drei parallele Geschichten erzählt, nämlich die der drei Charaktere. Nach einer kurzen Einführung muss man sich nämlich für einen entscheiden und kann erst eine andere Geschichte spielen, wenn die ausgewählte beendet ist. Dabei ist es den Entwicklern aber auch gelungen für genügend Wiederspielwert zu sorgen. Denn obwohl man die meisten Welten mit allen Charakteren besucht, sind deren Erlebnisse dort doch von Grund auf verschieden. Man fühlt sich also nicht so, als ob man dieselbe Geschichte nur mit einem anderen Charakter spielt. Einzig und allein die Tatsache, dass die einzelnen Nebengeschichten auf den Planeten nicht so ausgeklügelt sind, wie die Hauptquest. Meist wäre da noch deutlich mehr drin gewesen. Fans der Serie wird es übrigens freuen, dass wieder ein paar neue Welten besucht werden können und man auch somit neue Disney Charaktere kennen lernt, aber auch viele alte Bekannte dabei sind und das obwohl die Geschichte eigentlich vor dem ersten Teil spielt. Ansonsten fühlen sich Kenner der Serie sofort wie zu Hause. Denn man kann sich immer noch aussuchen, welchen Planeten man als Nächstes besucht und so schweren Parts zumindest kurzzeitig aus dem Weg gehen.
Ein Action…
Die PS2-Spiele zeichneten sich vor allem durch ihr simples, aber doch forderndes Gameplay aus. Anders als beispielsweise in früheren Final Fantasy Spielen hat man es nämlich nicht mit rundenbasierten Kampfsystem zu tun, sondern hier wird alles in Echtzeit ausgewählt und ausgeführt. Man hat also Tasten zum Angreifen, Blocken und Springen und mehr als genug Möglichkeiten die Gegner zu vermöbeln.
Zudem hat man das Kampfsystem gehörig überarbeitet und so gibt es nun spezielle Aktionen, die per Steuerkreuz ausgewählt und mit der Dreiecks-Taste ausgeführt werden. Darunter verstecken sich dann besondere Angriffe, Items oder aber auch Magieangriffe. Führt man eine dieser Aktionen aus, wird automatisch der nächste ausgewählt und die ausgeführte Aktion kann erst nach etwas Erholungszeit wieder benutzt werden. Ebenso per Steuerkreuz wählt man den sogenannten D-Link aus. Hierbei übernimmt man Angriffe von bestimmten Charakteren, um sich so verschiedenen Situationen besser anpassen zu können. Bei einem D-Link mit Aqua erhält man zum Beispiel Zugriff auf zahlreiche Zauber, die einem das Leben erleichtern können. Eine Schwäche hat aber das Ganze. Weil man sich nämlich mit dem Analogstick fortbewegt, muss man zum Auswählen der Sachen stehen bleiben, was in manchen Kämpfen zu unnötigem Stress führt. Des Weiteren helfen die sogenannten Shotlocks mit mehreren Gegnern fertig zu werden. Man visiert dabei in kurzer Zeit so viele Gegner, wie nur möglich an und lässt dann eine wahre Salve an Angriffen auf die anvisierten Ziele los. Hin und wieder wird man vom Spiel aber auch belohnt, denn wenn man hauptsächlich bestimmte Angriffe bzw. Aktionen ausführt, kann es dazu kommen, dass der Spieler in einen besonderen „Command Style“ versetzt wird. Nutzt man beispielsweise hauptsächlich Blitzmagie, kommt man in den „Thunderbolt“ Modus, in dem die Gegner dann mit Blitzen geröstet werden. Man wird also stärker und führt dem Stil entsprechende coole, neue Angriffe aus. Nach kurzer Zeit ist der Spaß aber vorbei, wenn das Ganze in einem verheerenden Finisher endet. Auf den ersten Blick können die vielen Neuerungen einen auf jeden Fall überfordern, jedoch lernt man trotz kleinerer Schwächen schnell damit umzugehen und dann macht es so viel Spaß, wie eh und je. Vor allem im späteren Spielverlauf wird es auch anspruchsvoller und dann kommt man nicht mehr nur mit stupidem Angreifen weiter. Jedenfalls funktioniert das Kampfsystem absolut flüssig und muss sich vor niemandem verstecken.
…RPG wie es sein sollte
Nachdem der Action-Part besprochen wurde, widmen wir uns nun dem RPG-Teil. Wie in jedem guten RPG steigt man auch in Kingdom Hearts: Birth by Sleep Level für Level auf, indem man für die vielen Kämpfe Erfahrungspunkte erhält. Dies stärkt zwar einige Attribute, aber wirklich Spiel entscheidend ist, welche Kommandos man mit in den Kampf nimmt. Während des Kämpfens und in Läden erhält man nämlich neue Kommandos, die man dann sorgfältig für seine Kämpfe aussuchen muss. Man kann nämlich nur eine begrenzte Anzahl an Kommandos mitnehmen. Dafür lassen sich auch die Kommandos trainieren, denn während des Kämpfens steigt auch deren Level und so werden die Aktionen mit der Zeit immer mächtiger. Man kann aber auch völlig neue Kommandos erstellen, indem man zwei fusionieren lässt. Hier wird der Experimentiertrieb geweckt, denn die Möglichkeiten sind schier unendlich. Die wahre Kunst besteht aber darin seine Ausrüstung abzustimmen, um perfekt vorbereitet zu sein. Die Wahl
des Schlüsselschwertes ist ja auch nicht ohne. Denn die verschiedenen Schlüsselschwerter, die man im Spielverlauf erhält, haben alle ihre Vor- und Nachteile. Während das eine die Magie stärkt, sorgt das andere für längere Luftcombos. Hier sollte man sich also das richtige Schwert zum eigenen Spielstil suchen. Man merkt also, dass genügend Möglichkeiten zur Personalisierung bestehen.
Monopoly
Ein Aushängeschild der Square Enix Spiele sind die Tätigkeiten, die man Abseits der Hauptquest machen kann. Hier konzentriert sich das ganze vor allem auf zwei Tätigkeiten. So kann man auf einem speziellen Planeten gegen andere Spieler antreten oder mit ihnen zusammen gegen Wellen von Gegnern kämpfen. Das ganze gestaltet sich außerordentlich spaßig und läuft auch meist bis auf ein paar Ausnahmen flüssig. Dazu aber später mehr. Für Einzelspieler gibt es aber auch die Möglichkeit ein Brettspielähnliches Minigame zu spielen. Am besten lässt sich dieses mit Monopoly vergleichen. Man bewegt seine Spielfigur über das Feld und kann Felder kaufen und darauf seine Kommandos setzen. Die Gegner machen dies auch und kommt man auf ein gegnerisches Feld muss man einen bestimmten Betrag zahlen. Diese Felder kann man dann wieder selber kaufen und das Spielchen geht so weiter. Ziel ist es dann eine bestimmte Anzahl an Geld zu haben und mit dem Betrag die Runde zu beenden. Alleine gegen die CPU gestaltet sich das ganze zwar nicht sonderlich spannend, aber mit einem Freund gibt es dem Ganzen den gewissen Reiz und auch Ansporn. Aber auch so lohnt es sich, da die verwendeten Kommandos beim Spielen ebenfalls Erfahrungspunkte sammeln.
PSP = PS2?
Schaut man sich einige Bilder des Spiels an könnte man meinen, man hätte es mit einem PS2-Spiel zu tun. In Sachen Detailqualität muss es sich jedenfalls keinesfalls vor dem großen Bruder verstecken. Aliasing ist quasi nicht vorhanden und es macht alles einen super Eindruck. Leider hat auch das seine Schattenseiten. So ist die Framerate nicht immer stabil. Zwar macht es das Spiel nicht unspielbar, aber sobald mehr Gegner auf dem Bildschirm sind, merkt man, dass die Framerate etwas sinkt. Zudem wirken die verschiedenen Welten einfach leblos. Sie fangen zwar den Charme der Disney-Welten perfekt ein, was aber nichts daran ändert, dass die Städte und Gebäude meist komplett leer stehen. Man könnte meinen, man befinde sich in einer Geisterstadt. Hier gibt es für Nachfolger auf jeden Fall noch Potential.
FAZIT:
Kingdom Hearts: Birth by Sleep kann man ohne Zweifel als vollwertigen Teil der Serie ansehen. Die Geschichte wird um neue Aspekte bereichert und viele alte Fragen werden beantwortet. Gameplaymäßig haben wir es trotz kleiner Schwächen mit dem besten in der Serie bislang zu tun und Freunde von RPGs werden auch auf ihre Kosten kommen. Auf Grund fehlender Konkurrenz auf der PSP kommt man an dem Spiel nicht vorbei und egal ob man die Serie kennt und liebt, sollte man dem Spiel eine Chance geben. Denn mit Kingdom Hearts: Birth by Sleep hat Nomura uns einen wahren Top Titel für die PSP beschert!
[ Review verfasst von crack-king ]
Anmerkung der Redaktion:
Es wurde die US-Version des Spiels getestet, weswegen einige Begriffe in der deutschen Fassung anders bezeichnet sein können. Jedoch ist das Spielerlebnis davon nicht betroffen, da inhaltlich beide Versionen identisch sind.
Pluspunkte:
- Tolles Kampfsystem
- Viele Fragen der Geschichte werden beantwortet
- Nahezu PS2-Grafik…
Minuspunkte:
- Die auf Kosten der Framerate geht
- Leblose Welten
- Kein PSN Realese - PSPgo Besitzer bleiben aussen vor