Früher waren Flug- und Helikopter-Simulationen ein sehr beliebtes Genre, inzwischen muss man dagegen schon froh sein, wenn man in einem Ego-Shooter mal Platz hinter dem Steuerknüppel eines Fluggerätes nehmen darf. Für mich als Fan der Luftmaschinen ist es daher natürlich umso schöner, wenn doch endlich mal noch ein Titel dieser Art erscheint. Und wenn dahinter auch noch so fähige Entwickler wie Gaijin stehe, freut das ums mehr! Doch kann Apache: Air Assault in die Fußstapfen seiner großen Vorbilder treten und die Spieler auf´s neue für Flugsimulationen begeistern? Lasst es uns herausfinden!
Die Luft kennt keine Geschichte
Als kleine Vorwarnung: Wer bei einem Spiel auf eine gute oder zumindest halbwegs vorhandene Story Wert legt, sollte besser gleich die Finger vom Steuerknüppel lassen. Die komplette Kampagne ist nicht mehr als ein Zusammenschnitt verschiedener Missionen in allen Teilen der Erde, die lediglich mit einem kurzen Einleitungstext vor Beginn des Einsatzes erklärt werden. Mehr nicht. Selbst Spiele wie Sport Champions wirken dagegen wie ein tief gehender Roman, um es mal übertrieben auszudrücken. Aber sei´s drum, wir sind ja schließlich nicht hier um Geschichten zu lesen, sondern um bösen Terroristen ordentlich einzuheizen! Denn das ist der Sinn der Spiels, die Achsen des Bösen anzugreifen und zu vernichten. Terroristen, Piraten, Drogendealer und was die Welt eben sonst noch an Verbrechern aufzubieten hat. Leider ist damit auch der Einfallsrahmen der Missionen schon erschöpft, denn im Grunde spielt sich jeder Einsatz ziemlich gleich. Einzig die unterschiedlichen Locations sorgen hier für Abwechslung. Gegen welche Gegner man nun jeweils genau kämpft ist auch ziemlich egal, letztlich sind sie doch nie mehr als kleine rot markierte Ziele, die per Rakete oder Bordgeschütz ausgeschaltet werden. Persönlich finde ich, dass die Entwickler es hier aber wirklich gut rübergebracht haben, wie ein Krieg an Bord eines solchen Kampfhubschraubers stattfindet. Viele kennen ja sicher die Videos aus dem Irak-Krieg, wo es wie in einem Videospiel wirkt, wenn Ziele am Boden aus sicherer Entfernung per Fadenkreuz ausgeschaltet werden. Genauso ist es bei Air Assault auch... nur das es sich hier zum Glück wirklich um ein Videospiel handelt. Die Ansicht wechselt in einen schwarz-weiß-Modus und die Feinde sind lediglich als helle Silhouetten zu erkennen. Irgendwie hat das Kämpfen auf diese Art und Weise einen etwas faden Beigeschmack, denn selten sind sich Videospiel und Realität so nahe. Aber gut, man muss diesen Schützenmodus ja nicht nutzen, sondern kann auch ganz normal direkt aus der Kanzel heraus feuern und seinen Gegner in Farbe die Hölle heiß machen.
Simulation?
Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, inwieweit sich der Apache realistisch steuern lässt. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich noch nie einen Hubschrauber selbst geflogen bin. Anspruchsvoll ist die Steuerung aber allemal und es braucht durchaus etwas Zeit und Übung, bis man seinen Heli zielsicher durch die Lüfte manövriert. Hat man es aber mal drauf, macht es einen Heidenspaß. Für die totale Kontrolle stehen insgesamt vier Ansichten zur Verfügung, einem eine Third-Person-Kamera, dann Cockpit-hinten, Cockpit-Vorne sowie eine Ego-Ansicht. Ich bin mit der Cockpit-hinten Ansicht am besten klar gekommen, sie vermittelt in meinen Augen das beste Gefühl für den Helikopter und auch das Zielen geht damit am leichtesten. Eine Sache ist allerdings mysteriös: Entweder die US-Streitkräfte haben im Apache das beste Schalldämmungsmittel aller Zeiten eingebaut oder den Entwicklern ist hier schlicht ein Fauxpas unterlaufen. Im Inneren hört man die Rotorgeräusche nämlich so gut wie gar nicht mehr und selbst das Rattern der Bordkanonen wirkt wie ein Geräusch aus einem anderen Raum. Das ist letztlich kein Drama, aber anfangs war ich schon etwas irritiert. Dem Anspruch einer Simulation dürfte es aber wohl definitiv nicht entsprechen.
Hard to fly, easy to master?
Anfangs stehen zwei verschiedene Schwierigkeitsgrade zur Verfügung, einmal Training (einfach) und Realistisch (schwer). Ein dritter Modus wird nach Abschluss der Kampagne freigeschaltet. Im Trainings-Modus lässt sich der Apache recht einfach in der Luft halten und man hat dazu auch noch unbegrenzte Munitionsvorräte. Zwar kann es beim Nachladen von Raketen durchaus ein paar Minuten gehen bis man wieder feuerbereit ist, aber letztlich kann man Tonnen an Tonnen todbringendes Material dem Feind entgegenwerfen ohne sich Sorgen machen zu müssen. Im realistischen Modus sieht es schon anders aus, nicht nur das der Hubschrauber hier noch mal deutlich anspruchsvoller zu fliegen ist, auch die Munition ist begrenzt und verlangt daher ein sorgfältiges Haushalten. Während die Einsätze im Trainings-Modus in der Regel recht einfach zu meistern sind, steigt der Schwierigkeitsgrad im realistischen Modus teilweise extrem an und hätten mich manchmal fast den Controller an die Wand pfeffern lassen. Gespeichert wird auch immer erst nach Abschluss einer Mission, so etwas die Rücksetzpunkte gibt es nicht. Für jeden Einsatz hat man eine gewisse Anzahl an Versuchen, sind diese aufgebraucht beginnt das Spiel vorn vorne. Immerhin darf man sich nach jeder Missionen noch mal ein Replay anschauen und speichern. Möglichkeiten hier Screenshots zu machen oder irgendwie als Regisseur einzugreifen hat man aber leider keine.
Die Schönheit des Fliegens
Nun, Fliegen ist schön... aber die Grafik in diesem Falle auch! Die Hubschrauber sind sehr detailliert, die Landschaften abwechslungsreich gestaltet, die Wellen eines blauen Meeres locken einen fast zu einer Bauchlandung und die Framerate bleibt immer flüssig. Abgesehen von ein paar Pop-Ups und etwas Nebel in sehr weiter Entfernung gibt es im Grunde nichts, was man an Apache grafisch bemängeln könnte. Kein Tearing, kein übermäßiges Flimmern selbst wenn man über dichte Waldgebiete fliegt und die Effekte können sich ebenfalls sehen lassen. Auch der Sound macht einen prima Eindruck, Explosionen lassen das Wohnzimmer beben und vom Rattern des Rotors kann man wohl durchaus Tinitus-ähnliches Rauschen im Ohr bekommen... jedenfalls wenn man nicht im Cockpit direkt Platz nimmt, denn da herrscht wie schon gesagt himmlische Ruhe.
Vier Hubschrauber sind besser als Einer
Klingt logisch, oder? Stimmt im Grunde auch... viel mehr Spaß machen die Mehrspielereinsätze aber trotzdem nicht. Das liegt vielleicht daran, dass sie nicht sonderlich herausfordernd sind oder man generell kaum gemeinsam Vorgehen braucht... was rot markiert ist, wird abgeschossen und fertig. Interessanter hat sich da der Zwei-Spieler-Coop-Modus angehört... der aber leider ein totaler Reinfall ist. Anstelle an zwei Fernsehern jeweils als Pilot oder Schütze in der Kanzel Platz zu nehmen, muss man sich zu zweit mit einem Fernseher (und einem Bild!) begnügen, dauernd die Ansicht umschalten und kann dabei ungefähr so effektiv vorgehen wie wenn man mit Handschuhen einen Touchscreen bedienen soll. Letztlich ist der Mehrspielermodus als Pflichtausrüstung somit zwar an Bord, aber das war´s dann auch.
FAZIT:
Apache: Air Assault ist ein gutes Spiel geworden, dass mir viel Spaß gemacht hat. Objektiv betrachtet bietet es aber für ein heutiges Spiel nicht wirklich viel, angefangen bei der nicht vorhandenen Story bis hin zum schwachen Multiplayer. Dafür kann es technisch überzeugen und leistet sich auch im eigentlichen Gameplay nicht viele Mängel. Wer gerne Flugsimulationen spielt kann bedenkenlos zugreifen, allen anderen lege ich die Demo ans Herz. In die Wertung habe ich außerdem noch 0.5 Punkte Bonus einfließen lassen, dass es überhaupt ein Helikopter-Spiel auf die PS3 geschafft hat... wem das egal ist, kann sie gedanklich ja wieder abziehen.
[ Review verfasst von Pry ]
Pluspunkte:
- Apache auf der PS3, yeeah!
- Anspruchsvolle, aber gute Steuerung
- Sehr schöne Grafik
Minuspunkte:
- Keine Story
- Schwacher Multiplayer-Modus
- Nur sehr leise Geräusche im Cockpit-Modus