Lange, lange ist´s her... da waren Konsolen noch nicht standardmäßig online und Headsets kannte man im Grunde hauptsächlich vom Telefonieren beim Autofahren. Doch all das hat sich in den letzten Jahren gravierend verändert und einen ersten Schritt in die „neue Welt“ machte Sony im Jahre 2002. Für die PlayStation 2 erschien der offizielle Netzwerkadapter und passend dazu lieferte man Socom: U.S. Navy Seals aus. Das Spiel war in vielerlei Hinsicht eine kleine Revolution in der PlayStation-Welt. Nicht nur dass man nun endlich gegen Gegner aus aller Welt antreten konnte, nein, man machte gleich noch einen Schritt weiter und erlaubte den Spielern erstmals per Headset ihre KI-Kameraden zu befehlen. Kein wildes Knöpfe-Drücken mehr, sondern einfache, kurze Sprachkommandos und schon stürmten die KI-Soldaten los. Tjo, das war vor gut 9 Jahren... heute gibt es die PlayStation 3 und online spielen ist zum Alltag geworden. Nichtsdestotrotz schickt Sony seine Socom-Truppe nun ein weiteres Mal los, die Spieler dieser Welt zu vereinen und gegen den Terror kämpfen zu lassen. Und dieses Mal ist auch wieder eine vollwertige Single-Player-Kampagne mit an Bord. Kann Socom immer noch die gleiche Faszination auslösen wie damals? Das klären wir in diesem Test!
Terror as usual
Die Geschichte dreht sich, wer hätte es gedacht, um den Kampf gegen eine Terrororganisation. Ein fiktives Land in Asien wird von einer Revolution heimgesucht und droht damit die Weltwirtschaft empfindlich zu stören. Das muss natürlich verhindert werden und da kommt ihr ins Spiel. Inzwischen steuert ihr übrigens auch keine Navy Seals mehr, sondern Soldaten unter NATO-Befehl. Und auch von der Sprachsteuerung ist nichts mehr übrig geblieben, ein paar simple Kommandos über die Buttons müssen im 21. Jahrhundert (wieder) ausreichen um erfolgreich zu sein. Zugegeben, es stört nicht und klappt auch so prima, ein etwas schaler Nachgeschmack bleibt aber. Die Truppe besteht aus 5 Mann, eurem Charakter sowie noch mal zwei Teams mit je zwei Soldaten. Das eine Team ist eher mit schweren Waffen ausgestattet und das andere auf leise Einsätze spezialisiert. Im Spielverlauf macht das aber nur recht wenig aus, beide Teams lassen sich universell einsetzen. Letztlich läuft es einfach darauf hinaus, seine Leute an guten Stellen zu positionieren oder sie im Gefecht etwas vorauszuschicken. Viel Taktik ist letztlich aber nie nötig, die meisten Kämpfe enden sowieso einfach in einem heißen Feuergefecht. Abgesehen von den normalen Missionen geht es öfters auch in leisen Stealth-Einsätzen zur Sache. Hier spielt ihr nicht im Team, sondern als Einzelperson. Persönlich haben mir diese Missionen allerdings nur bedingt gefallen, zum einen laufen sie immer nach dem gleichen Schema ab und zum anderen wirken sie teilweise einfach aufgesetzt. Auch die KI hat hier so ihre Macken, manchmal kann man einen Gegner direkt neben einem anderen ausschalten ohne dass dieser etwas merkt, ein andermal wird man aus 100m Entfernung in einem Busch entdeckt, obwohl die Sichtbarkeitsanzeige auf null steht.
Generell finde ich, dass man Socom Special Forces von seinen Wurzeln ziemlich entfernt hat. Man fühlt sich beim Spielen gar nicht mehr als Elite-Soldat, sondern eher wie eben ein beliebiger Charakter mit schönen braunen Haaren in einem „normalen“ Third-Person-Action-Spiel. Natürlich darf hier auch die inzwischen obligatorische Deckungs-Funktion nicht fehlen, im Vergleich zu anderen Spielen wirkt sie aber aufgesetzt und funktioniert nicht halb so gut. Auch die Story ist zwar ganz nett, wird aber äußerst unspektakulär erzählt und die Zwischensequenzen sind auch eher zum wegdrücken. Letztlich bleibt zur Kampagne zu sagen, dass sie durchaus Spaß macht, aber zu keinem Zeitpunkt irgendwie hervorsticht oder besonders begeistern kann. Aber der Singleplayer war ja schon immer mehr als Dreingabe zu sehen, denn sein volles Potential entfaltet das Spiel vor allem im Multiplayer!
Coop, Deathmatch or Uplink?
Neben dem „normalen“ Multiplayer, wo man wie gewohnt in zig verschiedenen Modi mit bis zu 32 Spielern gegen- bzw. miteinander antreten kann, ist mein persönliches Highlight der Coop-Modus. Sechs Missionen laden dazu ein, mit fünf Mann als Team die Welt zu retten. Dank verschiedener Einstellmöglichkeiten, unter anderem die Zahl der Gegner oder deren KI, machen die Missionen auch mehrmals Spaß. Leider ist der Spaß hier dennoch zu schnell vorbei und es bleibt zu hoffen, dass noch mehr Coop-Missionen als DLC nachgereicht werden. Der Multiplayer ansonsten macht Spaß und bietet nette Modi, erfindet das Rad aber natürlich auch nicht mehr neu. Man kann die Matches individuell einstellen und hat umfangreiche Clan-Funktionen zur Verfügung, die so schnell keine Wünsche offen lassen sollten (jedenfalls mir als Otto-Normal-Spieler nicht). Letztlich ist aber auch hier die Faszination längst nicht mehr so groß wie beim „Ur-Socom“, aber im Vergleich zum direkten online-only Vorgänger „Confrontation“ hat sich doch einiges getan. Auch der Netzcode ist wesentlich stabiler und es kommt so gut wie nie zu Lags oder Verbindungsabbrüchen.
Powered by MAG-Engine
Wo bei MAG 256 Spieler auf teilweise riesigen Maps unterwegs waren, hat sich die Spieleranzahl sowie die Umgebungsgröße bei Socom erheblich verringert. Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass die Grafik bei Socom gegenüber MAG einen erheblichen Sprung gemacht hat! Und in der Tat, sowohl im Single- als auch im Multiplayer ist man in durchaus optisch sehr ansprechenden und hübschen Umgebungen unterwegs. Die Einsätze im Dschungel mit ihrer dichten Vegetation hinterlassen sogar ein leichtes Crysis-Feeling. Allerdings bleibt es beim Feeling, denn im Gegensatz zu Crysis ist die Umgebung fast durchgehend statisch und reagiert nicht auf die Aktionen des Spielers. Nicht einmal das Gras bewegt sich wenn man hindurchgeht. Dafür kommt die Framerate ab und zu leicht ins Stocken, was aber auch das einzige spürbare Manko darstellt. Weder mit Tearing noch Aliasing muss man sich herumplagen. Positiv zu erwähnen sind auch die Ladezeiten, diese sind nämlich so gut wie nicht vorhanden!
Wie auch MAG bietet Socom eine Move-Unterstützung, die aber leider nicht so gut funktioniert. Bei Killzone 3 bin ich mit der Move-Steuerung prima zurechtgekommen, aber bei Socom erwies sich der normale Controller als deutlich besser. Was mich außerdem noch ziemlich gestört hat: Ich kann von Move nicht auf den normalen Controller umstellen. Merke ich, dass es mit Move nicht gut geht, muss ich das Spiel beenden (!), die Kamera ausstöpseln und erst dann geht es mit dem Controller. Entweder das ist wirklich so selten dämlich gelöst, oder ich war zu doof die Option zu finden, auf den Controller umzustellen.
FAZIT:
Socom Special Forces ist ein gutes Spiel. Es ist an keiner Stelle wirklich herausragend, macht aber auch nichts grundsätzlich falsch. Der Multiplayer inkl. Coop-Missionen macht eine Menge Spaß und auch der Singleplayer bietet grundsolide Unterhaltung. Insgesamt wirkt das Spiel aber im Singleplayer deutlich an den „Mainstream“ angepasst, was man an den Charakteren, der Story sowie dem Gameplay bemerkt. Dennoch, wer Socom bisher mochte, wird auch mit Special Forces seine Freude haben, alle anderen erwartet einfach ein gutes Third-Person-Action-Spiel.
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