In der großen Welt der Videospiele gibt es immer wieder kleine Nischen und Lücken, die es zu füllen gilt. Ein Beispiel für einen solchen Marktlückenfüller hatten wir vor kurzem mit der Umsetzung des Brettspielklassikers „Risiko" (welches wir übrigens auch getestet haben). Ein weiteres Spiel, das die Palette an ungewöhnlichen Umsetzungen erhöht, ist Jalecos „World Championship Pool 2004" (WCP 2004). Währen Pool Games auf der PSOne wenigstens ab und zu mal ihr Stelldichein gaben, bekam man auf der PS2 bisher nur recht wenig von diesem Genre mit. Insofern ist es positiv zu vermerken, dass sich die Entwickler dazu entschlossen haben, mal die typischen Videospiel-Genres zu vernachlässigen, um uns eine Umsetzung dieses Sportes zu präsentieren. Ob es den Machern letzten Endes ähnlich gut gelungen ist, wie Hasbro mit Risiko, erfahrt ihr in unserem neusten Review! Viel Spaß beim Lesen.
Ins Schwarze
Noch bevor man ins Hauptmenü gelangt, wird der Spieler mit einem netten Intro in die Thematik eingeführt. In einem Mix aus Echtzeitgrafik und realen Sequenzen bekommt man einen ersten Eindruck, was einen erwartet. Sobald der Eröffnungsfilm vorbei ist, findet man sich in einem schlicht aussehenden, aber dennoch gut gefüllten Hauptmenü wieder. Insgesamt hat man die Auswahl aus ganzen 6 verschiedenen Modi. Vom Trickstoß bis hin zum Karrieremodus ist alles vorhanden. Doch fangen wir erst einmal mit dem „Freien Tisch" Modus an. Dahinter verbirgt sich der beste Ort um seine Techniken zu trainieren und um allgemein besser zu werden. Im Freien Tisch Auswahlmodus erkennt man dann auch, dass WCP 2004 mehr als nur das normale Pool zu bieten hat. Auch Spielvarianten wie 9-Ball Pool, 8-Ball Pool oder auch Snooker sind im Spiel vertreten. Bereits erfahrene Spieler werden sich ohne größere Probleme sofort mit dem Regelwerk auseinandersetzen können, Neulinge sollten vorher jedoch unbedingt die tolle und vor allem einsteigerfreundliche Bedienungsanleitung durchlesen. WCP 2004 ist zwar Weißgott kein schweres Spiel, doch ohne ein Mindestmaß an Regelwissen wird man es hier schwer haben.
Nachdem man sich schließlich eingespielt hat und sich bereit für höhere Aufgaben fühlt, darf man nun zwischen dem Pool und Snooker Bereich wählen. Da beim Snooker jedoch nur einzelne Matches bestreitet werden und zwangsläufig die Abwechslung darunter leidet, schauen wir uns doch lieber mal im Pool Abschnitt um. Hier erwartet den Spieler neben den obligatorischen Standardspielen und Turnieren, auch noch der höchst interessante Karrieremodus. Statt direkt ins Spiel einzusteigen, muss man sein eigenes Spielerprofil erstellen. Nachdem man dies erledigt hat, steht man auch schon wieder vor zwei neuen Modi. Diesmal wird man gefragt, ob man eine 8 oder eine 9-Ball Saison bestreiten will. Außerdem hat man die Möglichkeit zu entscheiden, ob man sich durch eine eher kurze oder doch lange Spielzeit kämpfen will. Leider gleichen sich die Abläufe der beiden Spielvarianten so stark, dass man abgesehen vom Ziel des Spiels, stets im gleichen Rhythmus vorangeht (Qualifikation, Turnier, Turnier, Qualifikation, Turnier usw.). Wenigstens können bei beiden Modi noch Unmengen an Pokalen und Preisgeldern gewonnen werden, die man später im „Shop" Bereich begutachten bzw. ausgeben kann. Hinzu kommt, dass ihr dank der offiziellen „International Professional Pool Players Association" Lizenz die Möglichkeit habt, gegen über 20 der weltbesten Profis antreten zu können. Neben den aktuellen Spielern, bietet das Spiel auch Originalarenen und Sportstätten an. Für Neulinge ist das natürlich weniger interessant, doch hart gesottene Pool Fans werden sich mit Sicherheit darüber freuen. Wenn ihr genug vom Karrieremodus habt und eine echte bzw. andere Herausforderung sucht, gibt es immer noch die Bonus-Spiele, in denen ihr vorher festgelegte Aufgaben lösen müsst. Wem das noch nicht reicht, kann sich in dem bekannten Trickstoßmodus noch reichlich austoben. Hier geht es darum, aus einer unmöglichen Situation alle Kugeln einzulochen. Solltet ihr dann irgendwann das Spiel gemeistert haben, bietet WCP 2004 immer noch einen Onlinemodus, in dem ihr gegen Spieler aus aller Welt antretet. Hier könnt ihr dann entweder ein neues Spiel starten oder in einem bereits eröffneten Match beitreten. Natürlich gibt es auch einen separaten Offline Multiplayermodus, der sogar nur mit einem Joypad gespielt wird (da die Spieler abwechselnd zum virtuellen Queue greifen). Alles in allem bietet WCP 2004 eine Hülle und Fülle toller Modi an, die für eine klasse Langzeitmotivation sorgen. Und das Beste daran ist, das auch das Gameplay überzeugen kann...
Eingelocht!
Wer eine sauschwere und komplexe Steuerung erwartet, wird spätestens beim ersten Stoss merken, dass er sich geirrt hat. Die „einzigartige Zielhilfe" (wie es auch auf der Verpackung steht) sorgt für eine klasse Spielbarkeit und fordert Einsteiger, wie auch Profis. Ein typischer Stoß im Spiel sieht dann in etwa so aus.
- Zwei Bahnen in Form von hintereinander gereihten Pfeilen stellen die Wege der farbigen, sowie der weißen Kugel dar.
- Mit dem Analogstick verschiebt man die Richtung der Pfeile dann so, dass die bunte Kugel ins Loch rollen muss.
- Mit Hilfe der X-Taste und dem Analogstick reguliert ihr die Stärke des Schlages. Doch Vorsicht: Ein zu harter bzw. zu schwacher Schlag sorgt meistens für einen Fehlversuch.
- Doch wenn alles klappt und ihr keine größeren Fehler gemacht habt, landet die Kugel ohne Probleme im Loch!
Wie ihr seht bietet das Spiel ein fantastisches und einfaches Gameplay. Die Steuerung des Queues wurde perfekt auf den Dual Shock 2 Controller umgesetzt, was mit Sicherheit keine leichte Aufgabe war. Respekt!
Das ist ja wie im Fernsehen
Jaleco schien beim Entwickeln des Spiels vor allem auf eine TV-gerechte Präsentation geachtet zu haben. Neben kleineren Kamerafahrten sorgen vor allem die Stimmen „bekannter" Kommentatoren für eine klasse Stimmung. Dennoch ist bei WCP 2004 nicht alles heiter Sonnenschein. Der größte Kritikpunkt des Spieles ist die Optik. Angefangen bei den Menüs wirkt alles mehr schlecht als recht. Dies ist auch im eigentlichen Spiel nicht anders. Abgesehen von einigen Nahaufnahmen, in denen die Kugeln dank toller Schatteneffekte fast real aussehen, zeigt sich die der Rest eher im ausreichenden bis mangelhaften Bereich. Natürlich sollte man keine großen grafischen Anforderungen an ein Pool Videospiel stellen, doch die pixeligen und schrecklich animierten Spielcharaktere sehen wirklich zum Fürchten aus, ganz geschweige vom groben und hässlichen Publikum. Selbst FIFA 2000 sah damals auf der PSOne besser aus. Schade, dass in diesem Bereich geschlampt wurde, denn mit ein wenig mehr Arbeit hätte man auch diese Fehler ausmerzen und dem Spiel eine solide Optik verschaffen können.
Musik oder Gedudel?
Die musikalische Untermalung des Spiels liegt eher im durchschnittlichen Bereich. Die einzigen akustischen Lichtblicke zeigen sich in Form der Kommentatoren und des Publikums. Doch allein die nervige Hintergrundmelodie, die man im Hauptmenü vorgesetzt bekommt, zieht den musikalischen Gesamteindruck noch einmal kräftig in die Tiefe!
FAZIT:
Natürlich ist WCP 2004 kein Meilenstein in der Videospielgeschichte, doch dank der exzellenten Steuerung und der Originallizenz springt Jalecos Pool Spiel auf Anhieb an die Genrespitze. Ein besseres Spiel werden Freunde der kleinen Bälle nirgendwo auf der PS2 finden. Neulinge wie auch Profis werden gleichermaßen in diesem Spiel gefordert. Deswegen gibt es von mir eine absolute Kaufempfehlung.
[Review verfasst von Dimi]
Pluspunkte:
- Einsteigerfreundliche Steuerung
- Onlinemodus
- Viele Spielmodi
Minuspunkte:
- Schwache Grafik
- Nervige Musik
- Onlinemodus hätte umfangreicher sein können