Knapp drei Jahre ist es her, als EA den ersten Teil von Grand Slam Tennis exklusiv auf die Wii gebracht hat. Damals noch, diente das Spiel als DAS Vorzeigebeispiel für die neu angekündigte Motion Plus Steuerung, die sich jedoch im Nachhinein als große Enttäuschung entpuppte, da viele andere Entwickler so spät in der Generation nicht mehr auf ein anderes Steuerungsmodell setzen wollten. Einige Jahre später hat man die Wii aber nun verlassen und den Nachfolger lediglich für PS3 und Xbox 360 entwickelt. Ob die Serie aber nach wie vor etwas taugt, erfahrt ihr in unserem neuesten Test.
Spiel des Lebens
Das Herz von Grand Slam Tennis ist ein genretypischer Karrieremodus, wo es zu Beginn erst mal darum geht sich einen eigenen Spieler zu kreieren. Typisch für EA Spiele sind die Optionen selbstverständlich sehr umfangreich ausgefallen, wodurch man absolut jeden Teil eures Körpers modifizieren kann. Mit Hilfe der PlayStation Eye Kamera lässt sich sogar sein eigenes Gesicht in das Spiel implementieren. Abgesehen von äußerlichen Veränderungen, darf man aber auch seinen Spielstil bestimmen. Damit legt ihr unter anderem fest, ob ihr zum Beispiel ein reiner Grundlinien-Spieler sein wollt oder doch lieber den Erfolg am Netz sucht. Anfänger sollten ihr Glück aber am Besten im Allround-Spiel suchen, da man hier ein bisschen von beiden Stärken verinnerlicht bekommt. Hat man seinen Charakter fertiggestellt, geht es endlich in den Karrieremodus, der einem bereits zu Beginn mit einigen merkwürdigen Aufgaben begrüßt. So heißt es beispielsweise in den Karrierezielen, dass man neben Roger Federer auch so alte Recken, wie Boris Becker oder John McEnroe besiegen muss, die im wirklichen Leben bereits seit geraumer Zeit das Tennisspielen an den Nagel gehangen haben. Wer also eine realistische Tour erwartet, wird schnell merken, dass man diese bei Grand Slam Tennis vergeblich sucht. Stattdessen erwischt man sich dabei nach und nach immer wieder die gleichen Turniere ab zu klappern, was auf Dauer ein wenig ermüdend ist. Hinzu kommt ein verhältnismäßig einfacher Schwierigkeitsgrad, wodurch man selbst als Neuling sehr schnell durch die Karriere rast. Ein wenig Abwechslung bringt lediglich das simple Skill-System. Hier könnt ihr die, in den Matches und im Trainingsmodus, gewonnen Erfahrungspunkte auf verschiedene Bereiche verteilen, um euren Recken nach und nach immer stärker zu machen.
Mit dem Move-Controller wirds spannender
Zusammenfassend muss man aber sagen, dass der Karrieremodus nur standardmäßige 08/15 Ware bietet. Insbesondere durch die Tatsache, dass das Herunterspielen der einzelnen Turniere sehr schnell etwas eintönig wird und man jegliche Überraschungsmomente vergeblich sucht. Abgesehen von der Karriere beinhaltet Grand Slam Tennis 2 auch noch einen unterhaltsamen Szenarien-Modus, wo man zahlreiche Klassiker der Grand Slam Geschichte nachspielen kann. Und wer auch diese erfolgreich absolviert hat, kann sich zu guter Letzt über einen soliden Online-Modus freuen, der neben Einzelspielen auch noch über einen Turnieroption verfügt.
Spiel Satz Sieg
Doch was bringen zahlreiche Modi, wenn das Gameplay nur Durchschnitt ist? An dieser Stelle muss man den Entwicklern aber ein großes Lob aussprechen, da Grand Slam Tennis 2 ein durchaus ausgefallenes Gameplay-System besitzt, welches sich auch noch von anderen Genre-Vertretern absetzen kann. Im Mittelpunkt des Ganzen steht nämlich nicht, wie man zunächst denken mag, die Symboltasten der Dual Shock Controllers, sondern hauptsächlich der rechte Analogstick. Während man den Linken einzig und allein für die Bewegung des Akteurs benutzt, werden die einzelnen Schläge mit Hilfe des rechten Sticks aktiviert. Die Grundstruktur sieht dabei wie folgt aus: Ein simples Drücken nach Oben sorgt für einen normal Schlag, einen Topspin aktiviert man mittels Bewegung des Sticks von Unten nach Oben und einen Slice bekommt man durch die Bewegung von Unten in die mittlere Position des Sticks. Lediglich Stopps und Lobs werden mittels der Schultertasten aktiviert. Alles in allem dauert es jedoch nicht lange bis man die einzelnen Bewegungen innehat und erste Erfolge erzielen kann. Das Einzige was man dem Spiel vielleicht ankreiden könnte, ist die Tatsache, dass es ab und zu ein wenig zu einfach ist. So landen selbst zahlreiche Schläge mit verhunztem Timing oftmals noch innerhalb des Spielfeldes, was bei Top Spin oder Virtua Tennis wohl nicht der Fall wäre. Ebenso verwunderlich sind die leicht automatisierten Bewegungen, die die Spieler auf das grüne Parkett legen. Obwohl man die Grundbewegung selbst ausführt, erkennt man beim genauen Hinschauen, dass viele Beinbewegungen automatisch von statten laufen, was dazu führt, dass es sich zu manchen Zeiten so anfühlt, als würde man nicht die komplette Kontrolle über die einzelnen Bewegungsabläufe besitzen. Dennoch sorgt das interessante und fordernde Schlagsystem für jede Menge motivierenden Spielspaß, da es sich nicht nur sehr authentisch ist, sondern auch extrem befriedigend wirkt, wenn man einen optimalen Schlag abgeliefert hat.
Bei den Klassikermatches gibt es auch einen passenden Grafikfilter
Und wie nicht anders zu erwarten war, kann man je nach Belieben auch auf die Move-Steuerung zurückgreifen, die sogar mehr als überzeugend ausgefallen ist. Natürlich ist dies wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass schon die Wii Motion+ Steuerung des ersten Teils zu den besten Exemplaren guter Motion-Steuerung auf der Wii gehörte. Sämtliche Bewegungen werden dementsprechend auch auf der PS3 1:1 von der Hand auf den Bildschirm übertragen, was das System zwar relativ fordernd, aber nie unfair macht. EAs neue Art der Tennissteuerung ist zwar nicht fehlerfrei, aber dennoch eine willkommene Abwechslung im spärlich besetzen Tennis-Genre. Zwar wirken die Laufbewegungen nicht so flüssig und genau, wie zum Beispiel bei Virtua Tennis 4, dafür sorgt das interessante Schlagsystem für eine mehr als befriedigende Spielerfahrung.
Grafik und Sound
Während einem die Wii Version noch mit bunten und unförmigen Cartoon-Charakteren begrüßte (die aber allesamt auf original Spieler basierten), setzt die PS3 Fassung auf eine deutlich realistischere Optik. So überzeugen vor allem die zahlreichen Lizenzspieler, die ihren realen Vorbildern, wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Doch während man bei den Texturen allem Anschein nach keine Kosten und Mühen gescheut hat, zeigen die hölzernen und steifen Animationen, dass nicht alle Bereiche mit der gleichen Sorgfalt bearbeitet wurden. Hinzu kommen zahlreiche pompöse Spielstätten, die dank offizieller Lizenz ebenfalls realen Orten nachempfunden sind. Abgerundet wird das Paket durch den von ESPN gesponserten TV-Übertragungsstil, der die einzelnen Matches so realistisch, wie nur möglich erscheinen lässt. Nicht ganz so überzeugend fand ich hingegen den englischen Kommentar, der zwar anfangs aufgrund der zynischen Worte der Tennis-Legende John McEnroe noch ganz unterhaltsam wirkt, aber im Zuge des Spiels immer mehr repetitiver und flacher ausfällt.
Die Spielermodelle sehen fantastisch aus, sind aber nur mäßig animiert
FAZIT:
Nachdem schon der Erstling auf der Wii für unterhaltsame Tennis-Stunden sorgte, setzt EA mit dem Nachfolger genau da an, wo man vor einigen Jahren aufgehört hat. Dank starker Lizenz und einem interessanten Gameplay, welches sowohl Motion als auch Nicht-Motion Spieler überzeugen sollte, gehört Grand Slam Tennis 2 definitiv zu den nennenswerten Beispielen seines Genres. Auch wenn es dabei einige Abstriche für die überschaubare Anzahl an Spielmodi und die eingegrenzten Bewegungsabläufe gibt.
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