Das ist schon verrückt. Jeder Krieg in der menschlichen Geschichte hat schon mindestens zwei Spiele erhalten, aber Superhelden-Spiele gibt es eher selten. Dabei haben wir uns als kleine Kinder doch alle gewünscht Fliegen zu können oder so stark wie eine Maschine zu sein. Hin und wieder stolpert man aber trotzdem über solch ein Superhelden-Spiel und heute ist Prototype 2 von Activision dran. Ob das Spiel die virtuelle Erfüllung unserer Kindheitswünsche ist oder nicht, erfahrt ihr hier bei uns.

Don‘t fuck with Sergeant Heller

Prototype 2 schließt an das Ende des Vorgängers an, wo die Stadt vom Virus befreit wurde. Doch nach kurzer Zeit gibt es erneut Fälle von infizierten Menschen und es gibt sogar Berichte, dass Alex Mercer (Held aus Teil 1) wieder gesehen wurde. Ihm wird auch der ganze Ausbruch des Virus zugeschrieben, der aus Menschen nahezu willenlose Zombie-ähnliche Kreaturen macht. Um der ganzen Sache Herr zu werden, entsendet die Regierung mehrere Truppen in das Gebiet, um die restlichen Menschen vor den infizierten zu beschützen. Einer davon ist Sergeant Heller, dessen Frau und Kind auch im gefährdeten Gebiet leben. Eines Tages kommt es, wie es kommen muss und die beiden werden von infizierten Menschen getötet. Voller Wut auf Alex Mercer lässt sich Sergeant Heller zu einer Spezialtruppe auslagern, welche ins Zentrum des Virusausbruchs geschickt werden, um Alex Mercer auszulöschen. Dort kommt es recht schnell zu einem Zusammentreffen zwischen Mercer und Heller, aber Mercer ist klar überlegen und ihm nächsten Moment wacht ihr gefangen in einem Raum auf und euch unbekannte Männer schicken infizierte Menschen auf euch los. Das ist der Moment, indem ihr entdeckt, dass das Zusammentreffen mit Mercer euch ebenfalls Superkräfte gegeben hat, die ihr nun nutzen könnt. Dabei merkt ihr recht schnell, dass Mercer gar nicht schuldig ist, wie oft gesagt und andere Männer ihre Fäden im Spiel haben. An sich eine gute Grundlage für eine interessante Geschichte, da man mitten im Geschehen ist und im Laufe des Spiels mit dem ein oder anderen Beteiligten zusammenkommt. Aber letztlich bleibt die Geschichte zu oberflächlich und kann nicht wirkliches Interesse wecken, was auch daran liegt, dass sie total vorhersehbar ist. Man fühlt sich aber auch eher wie eine unwichtige Marionette, was bestimmt nicht hilfreich ist. Der Spieler selbst führt nämlich nur aus und hinterfragt die wenigsten Entscheidungen von sich und anderen und manchmal würde man lieber ihn, als jemand anderes umlegen.

Der neue Prototype: Heller

Vernichte Zielperson X und zerstöre den Spielspaß

Vom Spielprinzip her handelt es sich um ein Open-World Game ala Grand Theft Auto & Co. Anstatt aber mit Autos herumzufahren und regen Gebrauch von Waffen zu machen, nutzt man hier ständig seine Superkräfte, um allerlei Quatsch anzustellen. Dabei erledigt man auch viele Missionen für diverse Auftraggeber, aber alle Missionen leiden unter einem großen Problem. Denn im Grunde macht man ständig das selbe. Irgendjemand schickt euch zu Ort X den ihr a) infiltrieren müsst, um eine Information zu erhalten oder b) komplett zerstören sollt. Im besten Fall muss man eine Mischung aus beidem machen, aber wirklich interessant ist dies nicht. Vor allem Fall a), denn dank einer Fähigkeit, die euch das Wechseln eures Aussehen ermöglicht, bestehen diese Aufträge nur daraus euch das jeweils passende Outfit durch Absorbierung einer Person zu besorgen. Da diese Personen immer an Ort und Stelle sind und euch die richtigen Personen auch noch hervorgehoben auf dem Präsentierteller präsentiert werden, fehlt jegliche Herausforderung. Diese gibt es zwar bei Fall b), aber die kommt entweder durch den Schwierigkeitsgrad oder die Kamera. Denn letztere macht gerne mal genau das, was ihr gerade nicht wollt und markiert völlig nutzlose Ziele. Eine Funktion zum hin- und herschalten zwischen Zielen, fehlt natürlich auch, was wohl aber an fehlenden Tasten liegt. Denn auch schon so ist die Steuerung total überladen, weil die meisten Tasten mit mehreren Funktionen ausgestattet sind. Beispiel gefällig? Ok, man nehme sich da nur mal die X-Taste. Drückt man diese einzeln, springt der Protagonist einfach hoch. Drückt man diese in Kombination mit einer Richtung des linken Analogsticks, weicht man aus und drückt man die X-Taste lange, dann macht man einen hohen Sprung, wo der linke Analogstick wieder völlig egal ist. Im Eifer des Gefechtes, wenn man im Kampf oder gerade auf der Flucht ist, kommt man da schon mal durcheinander und das gilt für einige andere Tasten auch. Hinzu kommt, dass es der Spielwelt an Glaubwürdigkeit fehlt. Beispielsweise kann man schwere, explodierende Fässer oder gar Paletten aufheben und werfen, aber keine vorbeifahrenden Autos. Läuft man aber gegen eines, wird es direkt verschoben. Zudem gibt es bei Prototype 2 auch eine Polizei, wie in GTA, da man hier quasi die meistgesuchte Person der Stadt ist. Etwas verwunderlich ist dabei, dass man problemlos an Wachen und ähnlichem vorbeilaufen kann ohne dass diese einen erkennen können. Wirklich kurios wird dies, wenn keiner auf einen Aufmerksam wird, wenn man gerade von einem Hochhaus gesprungen ist und direkt vor ihnen ohne Verletzung landet.

Helis holt man per Hand vom Himmel!

Hab ich wirklich nicht den Schwarz/Weiß Modus angestellt?

Grafisch präsentiert sich das Spiel ziemlich trist, da die komplette Farbgebung ziemlich dunkel ist und man manchmal glauben könnte, dass man hier im Schwarz/Weiß Modus spielt. Selbst Zwischensequenzen in der Story sind in Schwarz/Weiß gehalten. Zudem fehlt es der Welt an Erkennungsmerkmalen. Ohne die Karte weiß man im Grunde gar nicht, wo man gerade ist und nur selten, erkennt man Orte wieder. Dafür muss man dem Spiel aber hoch anrechnen, dass es ziemlich sauber aussieht. Tearing, nerviges Aliasing oder großartige Framerateeinbrüche muss man schon suchen und deshalb kann man an diesem Punkt definitiv nicht meckern. Hinzu kommt, dass die Welt mit vielen Menschen und Autos gefüllt ist, sodass man sich wirklich, wie in einer Stadt fühlt. Soundtechnisch sollte man aber keine Wunder erwarten und erhält hier Standardkost pur. Übrigens gibt es keine deutsche Sprachausgabe, sondern nur Untertitel, aber dafür machen die Sprecher ihren Job ziemlich gut.

Manchmal reist man inkognito bequemer

FAZIT:

Irgendwie hat es Radical Entertainment verpasst dem Spiel eine eigene Seele zu geben. Alles wirkt austauschbar und selbst die Superkräfte scheinen einfach auf möglichst viele Opfer zu setzen. Das man diese auch für das Gute, wie in inFAMOUS einsetzen könnte, wird hier gar nicht bedacht und so verkommt das Spiel, zu einem ziemlich simplen Action-Spiel mit überladener Steuerung, schwächen in der Kamera und einer schwachen Story in einem Gewand, was man trotz New Game+ höchstens für Trophäen nochmal besuchen würde. Wer also Superheld spielen will, schaut lieber bei der Konkurrenz von inFAMOUS und Batman vorbei, als hier.

[ Review verfasst von crack-king ]

Ganz so schlecht, wie Kollege crack-king finde ich das Spiel nun nicht. Teil 2 wurde gegenüber dem Vorgänger vor allem beim Handling deutlich verbessert und die Stadt sieht nun auch viel detaillierter aus. Trotzdem: Bis auf diese behutsamen Weiterentwicklungen hat sich nicht viel getan. Die Story ist absurd (und ohne Kenntnisse des Comics unverständlich), das Missionsdesign ist größtenteils 08/15 Ware und dank der Upgrades wird man schnell unbesiegbar, wodurch kaum Herausforderungen entstehen. Von einem Nachfolger erwarte ich daher schon ein wenig mehr, als das Gebotene. Spaß macht es trotzdem für ein paar Stunden, vorausgesetzt, man schaltet sein Hirn ab und mag chaotische Actionorgien. Die dt. Version ist übrigens geschnitten. Man kann keine Passanten verschlingen bzw. bekommt nicht viel Lebensenergie von denen zurück. Deshalb: Lieber eine EU-Fassung importieren.

[ Kommentar verfasst von .ram ]

Minuspunkte:

• Liebloser Story-Modus
• Überladene Steuerng
• Probleme mit Kamera/Zielerfassung

Pluspunkte:

• Technisch sauber
• New Game+
• Sinnlose Zerstörung macht Spaß